Jesus, das Lamm Gottes (Joh 1,29)

JESUS, DAS LAMM GOTTES

Johannes 1, 19 – 51
Leitvers 1, 29

„Am nächsten Tag sieht Johannes, dass Jesus zu ihm kommt, und spricht: Siehe, das ist Gottes Lamm, das der Welt Sünde trägt.“

Dank sei Gott, dass er unsere Frühlings-Workshopkonferenz reichlich gesegnet hat. Wir danken Gott, dass wir Gottes Wort tiefgehend studieren und Jesu Siegesruf am Kreuz hören durften: „Es ist vollbracht.“ Jesus hat das Erlösungswerk am Kreuz vollbracht und die Strafe für unsere Sünde vollkommen bezahlt. Nun dürfen wir auf das vollbrachte Erlösungswerk vertrauen und den jungen Studenten mit der Hoffnung Gottes und der Siegeszuversicht dienen, dass Europa geistlich wiedererweckt und als Königreich von Priestern für die Weltmission gebraucht wird.

Im Prolog des Johannesevangeliums hat Johannes uns Jesus als den ewigen Schöpfergott und das Licht der Menschen vorgestellt. Im heutigen Abschnitt möchten wir noch tiefer darüber nachdenken, wer Jesus ist. Zunächst möchten wir das Zeugnis von Johannes dem Täufer studieren, der bezeugte, dass Jesus das Lamm Gottes ist. Wir möchten auch das Zeugnis der Jünger kennenlernen, die Jesus persönlich begegnet und ihm nachgefolgt sind. Möge Gott uns helfen, durch das Johannesbibelstudium Jesus persönlich zu begegnen und eine persönliche Überzeugung zu haben, wer Jesus für mich ist. Möge Gott jeden von euch segnen, Jesus als das Lamm Gottes persönlich anzunehmen.

I. Jesus, das Lamm Gottes (19-34)

Sehen wir uns Vers 19 an: „Und dies ist das Zeugnis des Johannes, als die Juden zu ihm sandten Priester und Leviten von Jerusalem, dass sie ihn fragten: Wer bis du?“ Johannes der Täufer war ein einflussreicher geistlicher Leiter in seiner Zeit. Er predigte in der Wüste die Taufe der Buße, indem er die Menschen im Jordan untertauchte. Sein reines Leben und seine klare Botschaft waren so vollmächtig, dass das ganze jüdische Land zu ihm kam. Die Menschen kamen, bekannten ihre Sünden und ließen sich zum Zeichen der Buße im Jordan taufen. Aber den Priestern in Jerusalem war der Täufer ein Dorn im Auge und so sandten sie eine Untersuchungskommission zu ihm, um ihn über seine Identität und sein Werk zu befragen. Ihre Absicht war es nicht, seine Botschaft zu hören, sondern sein Werk zu kritisieren. Als sie ihn fragten: „Wer bist du?“ hätte er sich leicht selbst darstellen oder seine Persönlichkeit herausstellen können. Aber stattdessen sagte er: „Ich bin nicht der Christus.“ Johannes der Täufer war so populär, dass einige dachten, er könnte der verheißene Messias sein. Johannes hätte dies ganz einfach für sich selbst ausnutzen können, aber stattdessen bekannte er klar, dass er nicht der Christus ist. Vielleicht Elia? „Ich bin’s nicht!“ Oder der Prophet? „Nein!“ Johannes lehnte jeden Titel ab, der ihm doch menschliche Autorität verleihen könnte. Er war so demütig und machte sich selbst ganz klein, damit er Jesus verherrlichen und die ihm anvertraute Botschaft mit Klarheit weitergeben könnte.

Sehen wir uns Vers 23 an: „Er sprach: »Ich bin die Stimme eines Predigers in der Wüste: Ebnet den Weg des Herrn!« wie der Prophet Jesaja gesagt hat.“ Johannes wollte nicht mehr sein als eine Stimme, die laut erschallt aber auch sogleich wieder verschwindet. Nicht seine Person, alleine die Botschaft war wichtig und der, von dem er zu predigen hatte: Der Herr, der kommende Messias, der Christus, der, dem nicht einmal er es wert war, die Schuhriemen zu lösen. Auf ihn wollte er die Menschen vorbereiten und hinweisen, und nicht eigene Ehre oder Anerkennung gewinnen. Nur eine Stimme in einer wüsten Gegend, nur ein Wegweiser zu Jesus hin wollte er sein. Johannes wollte die Menschen nicht zu sich, sondern zum wahren Messias, Jesus Christus führen.

In der Geschichte gab es viele geistliche Leiter, die gut angefangen haben, aber nachdem sie etwas Erfolg hatten, hochmütig wurden, so dass sie dachten, dass sie selbst etwas wären. Apostel Paulus hatte stets eine klare Identität, dass er nur ein Knecht, nur ein Werkzeug Gottes für die Heidenmission war. Deshalb konnte er immer demütig die Gnade Gottes anerkennen und bezeugen, dass er gar nichts getan hatte: „Nicht ich, sondern Gottes Gnade, die mit mir ist.“ Gott wiedersteht den Hochmütigen, aber den Demütigen gibt er Gnade. Johannes behielt immer seine Demut und bekannte, dass er nichts, aber Jesus alles ist. Er fand seine Aufgabe und Mission durch das Wort Gottes Jesaja 40,3. An dieser Berufung hielt er unter allen Umständen fest, egal ob er gerade sehr populär war oder ins Gefängnis geworfen wurde.

Es ist für uns sehr wichtig, dass wir eine klare geistliche Identität haben und diese bei jeder Gelegenheit bezeugen können. In unserer Zeit sehen wir viele junge Menschen, die keine klare Orientierung des Lebens finden und keine klare Mission für ihr Leben haben. Weil sie sich selbst nicht in Gott gefunden haben, scheint ihnen alles sinnlos zu sein. Einige versuchen durch Erfolg und Anerkennung in der Welt, durch ein vergnügungssüchtiges Leben oder einfach durch eine verrückte Aktion ihrem Leben Bedeutung zu geben. Auch viele junge Christen wissen nicht genau, wer sie sind oder wofür sie sich hingeben sollten. Johannes fand seine Mission und Orientierung des Lebens, indem er ein Wort Gottes persönlich annahm. Er nahm die Mission an, ein Wegbereiter für das Kommen des Messias, Jesus Christus, zu sein und er lebte mit dieser Berufung konsequent. Möge Gott unsere jungen Hirten und der neuen Generation helfen, eine klare Identität in Jesus zu haben und gemäß der Berufung Gottes als ein Königreich von Priestern zu leben, durch das Gottes Wohltaten zunächst in Bonn, dann an 1.700 Hochschulen in Europa und in der ganzen Welt verkündigt werden.

In den Versen 24 bis 27 fragten die Pharisäer Johannes nach seiner Legitimation, die Menschen zu taufen. Aber Johannes ging nicht auf ihre Frage ein, sondern bezeugte ihnen Jesus, der viel größer war, so dass er nicht einmal wert war, seine Schuhriemen zu lösen. Johannes Größe bestand darin, dass er sich selbst in den Hintergrund stellte, um alleine Jesus groß zu machen.

Sehen wir uns Vers 29 an: „Am nächsten Tag sieht Johannes, dass Jesus zu ihm kommt, und spricht: Siehe, das ist Gottes Lamm, das der Welt Sünde trägt!“ Johannes hatte Jesus niemals zuvor gesehen. Aber als er ihn kommen sah, wusste er sofort, wer Jesus ist. Darum legte er ein klares Zeugnis ab, dass Jesus das Lamm Gottes ist, das der Welt Sünde trägt. Hier bedeutet das Lamm Gottes das von Gott auserwählte Opferlamm, welches für die Sünden der Welt geschlachtet werden sollte.

Um die Israeliten aus Ägypten zu befreien, befahl Gott ihnen an einem Tag, ein Lamm zu schlachten und die Türpfosten ihrer Häuser mit dem Blut des Lammes zu bestreichen. Das Blut des Lammes war das Zeichen, welches sie von der Plage des Todes, nämlich von dem Tod aller Erstgeborenen errettete. In gleicher Weise ist Jesus das stellvertretende Opferlamm Gottes geworden, das die Strafe für unsere Sünde getragen hat. Wenn wir sein Opfer am Kreuz durch den Glauben annehmen, sind wir von der Strafe Gottes und den Konsequenzen der Sünde befreit und haben das ewige Leben.

Die Sünde der Menschen ist vor Gott so ernsthaft, dass sie nur durch das Blutvergießen vergeben werden kann (Hebr 9,22). Darum mussten die Israeliten immer wieder neu Opfertiere für ihre Sünde bringen. Selbst der Hohepriester durfte das Allerheiligste im Tempel nur betreten, wenn er vorher Opfer dargebracht hatte. Aber diese Opferlämmer konnten in der Tat das Sündenproblem der Menschen gar nicht lösen. Darum hat Gott schon im Alten Testament den Messias als das wahre Opferlamm verheißen. Durch sein Opfer sollte die Sühnung der Sünden ein für allemal vollbracht werden (Hebr 9,12). Darauf bezog sich Johannes, als er sagte: „Siehe, das ist Gottes Lamm, das der Welt Sünde trägt.“

Jesus ist das von Gott selbst zur Verfügung gestellte Opferlamm. D. h. dass Gott selbst den Preis für die Sühnung der Sünden bezahlte. Der Prophet Jesaja sagte über den kommenden Messias: „Als er gemartert ward, litt er doch willig und tat seinen Mund nicht auf wie ein Lamm, das zur Schlachtbank geführt wird; und wie ein Schaf, das verstummt vor seinem Scherer, tat er seinen Mund nicht auf.“ (Jesaja 53,7) Wir haben viel zu sagen, wenn wir einmal ungerecht behandelt werden. Aber Jesus tat seinen Mund nicht auf, obwohl er wie ein Schlachtschaf behandelt wurde. Jesus war so geduldig und sanftmütig.

Warum tat Jesus dies? Jesaja 53,4.5 sagen: „Fürwahr, er trug unsre Krankheit und lud auf sich unsre Schmerzen. Wir aber hielten ihn für den, der geplagt und von Gott geschlagen und gemartert wäre. Aber er ist um unsrer Missetat willen verwundet und um unsrer Sünde willen zerschlagen. Die Strafe liegt auf ihm, auf dass wir Frieden hätten, und durch seine Wunden sind wir geheilt.“ Jesus, Gottes Sohn, trug die Strafe, die wir wegen unserer Sünde verdient hatten. Er trug sie willig und vergoss zur Sühnung der Sünden der Menschen sein Blut am Kreuz. Er trug unseren Ungehorsam, unsere Rebellion und unsere Übertretung. In ihm haben wir vollkommene Vergebung und das ewige Leben. Preiset Jesus!

Manchmal denken wir, dass wir zu sündig wären, als dass Jesus uns annehmen könnte. Manchmal fühlen wir uns, dass wir verdammt werden, sobald unsere Sünde offenbart wird. Aber zu Jesus darf jeder kommen, wie er ist und die Reinigung von allen seinen Sünden empfangen. Wer das Lamm Gottes, Jesus, aufnimmt und mit seinen Sünden zu Jesus kommt, wird die absolute Liebe und Vergebungsgnade Gottes in seinem Herzen erfahren. Wer das Lamm Gottes, Jesus, aufnimmt, kann die Sündenmacht überwinden und ein siegreiches Leben führen. Der kann Gott loben und singen:
Es ist Kraft, Kraft, wunderbare Kraft
indem Blut, in dem Blut.
Es ist Kraft, Kraft, Überwinderkraft
in dem Blut des Heilands allein.
Der Verfasser des Hebräerbriefes schreibt dazu in Hebr 9,14: „….um wie viel mehr wird dann das Blut Christi, der sich selbst als Opfer ohne Fehl durch den ewigen Geist Gott dargebracht hat, unser Gewissen reinigen von den toten Werken, zu dienen dem lebendigen Gott.“

II. Wir haben den Messias gefunden (35-51)

In den Versen 35 bis 51 erfahren wir, wie die ersten Jünger Jesus begegneten und wie sie ihr Leben in der Nachfolge Jesu begonnen haben. Einer lud den anderen ein, indem sie ein klares Zeugnis über ihre Begegnung mit Jesus ablegten. Gottes Werk wächst durch die Mund-zu-Mund-Propaganda derjenigen, die Jesus persönlich begegnet sind.

Andreas und ein weiterer Jünger, bei dem es sich wahrscheinlich um den Verfasser Johannes handelt, waren zuvor Jünger von Johannes dem Täufer gewesen. Aber als Johannes der Täufer wiederholt zu ihnen sagte: „Siehe, das ist Gottes Lamm!“, wollten sie Jesus kennenlernen. Jesus fragte sie: „Was sucht ihr?“ Dies scheint eine einfache Frage zu sein. Aber es war eine Frage nach ihrem Herzensmotiv. Wollten sie durch Jesus weltlichen Erfolg erlangen, wollten sie menschliche Anerkennung bekommen oder wollten sie einen Lebenspartner finden? Die Menschen folgen Jesus mit den verschiedensten Motiven nach. Die Antwort der Jünger: „Meister, wo ist deine Herberge?“ zeigt, dass sie Jesus kennenlernen wollten. Sie wollten seine Herberge sehen, d.h. sie wollten sein ganzes Leben sehen und mit ihm zusammensein. Jesus lud sie ein „Kommt und seht!“ „Kommt und seht!“ ist die wunderbare Einladung Jesu, ihn kennenzulernen. Jesus nachzufolgen ist keine intellektuelle Frage, sondern eine Frage, dass wir ihn kennenlernen. Er möchte eine persönliche Beziehung mit jedem von uns anknüpfen.

Wir wissen nicht genau, was die Jünger an diesem Tag bei Jesus gesehen haben. Aber diese kurze Begegnung mit Jesus veränderte ihr ganzes Leben. Kurz darauf sehen wir, dass Andreas schon zu einem Missionar geworden war. Er findet als erstes seinen älteren Bruder Simon und bezeugt ihm: „Wir haben den Messias gefunden.“ Und dann führte er seinen Bruder zu Jesus. Simon war wirklich ein sturer und schwer zu bewegender Mensch. Niemals war er mit seinem Bruder zu Johannes dem Täufer gegangen. Selbst als Jesus in der Nähe predigte, blieb er lieber bei seinen Netzen. Aber das Zeugnis von Andreas und seine Überzeugung von Jesus machten ihn neugierig. Schließlich kam er zu Jesus. Was sagte Jesus zu ihm? Sehen wir uns Vers 42 an: „Und er führte ihn zu Jesus. Als Jesus ihn sah, sprach er: Du bis Simon, der Sohn des Johannes; du sollst Kephas heißen, das heißt übersetzt Fels.“ Jesus sah ihn mit der Hoffnung Gottes an und gab ihm eine große Verheißung, dass er ein Fels des Glaubens sein würde. Bis dahin war Petrus ein gewöhnlicher Fischer gewesen. Aber Jesus setzte eine große Hoffnung auf ihn, weil er die Vision hatte, das Petrus ein Fels des Glaubens für seine Gemeinde sein würde. Jesus sieht uns nicht so, wie wir sind, sonder er sieht uns mit der Hoffnung Gottes, für welches herrliche Ziel Gott uns geschaffen hat.

Am nächsten Tag traf Jesus Philippus und lud ihn ein: „Folge mir nach!“ Philippus war ein berechnender und kluger Mann. Aber als er Jesu Berufung hörte, berechnete er nicht, sondern folgte ihm nach. Sicher war er auch durch Petrus und Andreas ermutigt, die aus der selben Stadt stammten wie er und Jesus bereits folgten. Philippus fing sogleich an, andere einzuladen. Der erste, den er fand, war Nathanael. Aber es war nicht leicht diesen einzuladen, weil er zahlreiche Vorurteile besaß. Jesus aber half Nathanael ganz individuell und persönlich. Zunächst ermutigte Jesus, ihn, dass er ein rechter Israelit war. Dann sagte er ihm, dass er ihn schon unter dem Feigenbaum gesehen hatte. Wahrscheinlich wusste niemand von der Begebenheit unter dem Feigenbaum, sondern es war ein Geheimnis zwischen Nathanael und Gott. Nathanael war überwältig und bekannte, dass Jesus der Sohn Gottes sein musste. Jesus ermutigte ihn, dass dies nicht alles war, sondern dass er noch Größeres sehen werde, wie Jakob, der die Himmelsleiter gesehen hatte.

Jesus kümmerte sich um jeden einzelnen seiner Jünger ganz persönlich und individuell und half ihnen, dass sie ihn kennenzulernen konnte. Danach konnten sie ein klares Bekenntnis ablegen: „Wir haben den Messias gefunden.“ (41) „Wir haben den gefunden, von dem Mose im Gesetz und die Propheten geschrieben haben.“ (45) „Rabbi, du bist Gottes Sohn, du bist der König von Israel.“ (49) Jesus möchte auch jedem von uns persönlich begegnen. Er lädt uns ein, ihn durch sein Wort kennenzulernen, bis jeder von uns ein klares Bekenntnis ablegen kann, wer Jesus für mich ist.

Gottes Werk geschieht dort, wo ein Mensch Jesus begegnet und diese frohe Botschaft mit klarer Überzeugung weitersagt. Ich kenne eine Frau, die stets mit Überzeugung die frohe Botschaft des Evangeliums weitergibt, indem sie nicht aufhört, bis die Herzen der Hoffnungsträger bewegt werden und diese mit großer Freude das Bibelstudium beginnen. Es kommt nicht auf eine gute oder ausgefeilte Botschaft oder auf unsere Sprachkenntnisse oder unser Alter an, sondern allein auf unsere Liebe zu Jesus und unsere Überzeugung, dass Jesus das Lamm Gottes und unser Erlöser ist.

In der heutigen Lektion haben wir das klare Zeugnis von Johannes dem Täufer kennengelernt: „Siehe, das ist Gottes Lamm, das der Welt Sünde trägt.“ Wir haben auch die Zeugnisse der ersten Jünger gehört, die durch die persönliche Begegnung mit Jesus ein klares Bekenntnis ablegen konnten, wer Jesus ist. Möge Gott jedem von uns helfen, Jesus durch das tiefgehende Bibelstudium persönlich zu begegnen und ein klares Bekenntnis des Glaubens ablegen. Möge Gott uns wie Johannes den Täufer und die ersten Jünger als lebendige Zeugen Jesu für die Studenten in Bonn, in Europa und der ganzen Welt gebrauchen.

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