Kommt, lasst uns die Mauern wieder aufbauen

Nehemia 1,1- 2,20
Leitvers 2,17

„Und ich sprach zu ihnen: Ihr seht das Unglück, in dem wir sind, dass Jerusalem wüst liegt und seine Tore mit Feuer verbrannt sind. Kommt, lasst uns die Mauern Jerusalems wieder aufbauen, damit wir nicht weiter ein Gespött seien!“

In einer Zeit der Hoffnungslosigkeit des Volkes Israel bezeugt das Buch Nehemia die Botschaft der Hoffnung Gottes, dass er seine Verheißung an seinem Volk erfüllt, wenn sie seinem Wort gehorchen. Israel wird ein Königreich von Priestern und eine heilige Nation sein, so wie Gott es Abraham verheißen hat. In dieser Lektion geht es darum, wie Nehemia nach Jerusalem zurückkommt und sich auf den Wiederaufbau der Stadtmauer der heiligen Stadt vorbereitet.

Wir können Nehemias zerbrochenes Herz, sein Gebet und seinen Glauben kennenlernen, der auf Gottes Verheißung beruht. In unserer sündigen Generation sucht Gott geistliche Leiter wie Nehemia, die sich dem Wiederaufbau der geistlichen Mauern und der Wiederherstellung ihres Volkes zu einem Königreich von Priestern und einer heiligen Nation widmen.

1. Nehemia betete vor dem Gott des Himmels (1-11)

Sehen wir uns Kapitel 1, Vers 1 an: „Dies ist die Geschichte Nehemias, des Sohnes Hachaljas. Es geschah im Monat Kislew des zwanzigsten Jahres, als ich in der Festung Susa war.“

Um diesen Anfang in die damalige Situation der Israeliten einordnen zu können, müssen wir ein wenig auf Israels Geschichte zurückblicken. In seiner Barmherzigkeit hatte Gott seine Propheten immer wieder zu seinem auserwählten Volk Israel gesandt, um es zur Buße für seinen Götzendienst aufzurufen. Aber die Israeliten töteten Gottes Knechte und verachteten Gottes Worte mehrfach, bis Gottes Zorn über sie kam. Das nördliche Königreich Israel wurde von den Assyrern zerstört. Das südliche Juda wurde vom babylonischen König Nebukadnezar überfallen. Es war der Beginn der babylonischen Gefangenschaft. Schließlich zerstörte Nebukadnezar 586 v. Chr. Jerusalem vollständig. Er brannte den Tempel ab, riss die Mauer nieder und setzte alle Gebäude in Brand. Er brachte alle Gegenstände des Tempels und die königlichen Schätze zusammen mit den Überresten Israels nach Babylon. Seitdem war das Land 70 Jahre lang verwüstet, wie Gott es durch den Propheten Jeremia prophezeit hatte. (Jeremia 25,8-12) Als die 70 Jahre erfüllt waren, erbarmte Gott sich aber über sein Volk und beendete die babylonische Gefangenschaft, indem die Perser Babylon eroberten. Dann wirkte Gott im Herzen des persischen Königs, so dass dieser es den Israeliten erlaubte, wieder in ihr geliebtes Land zurückzukehren.

Die erste Gruppe der Rückkehrer kehrte 536 v. Chr. unter der Führung von Serubbabel zurück nach Juda. Sie vollendeten den Wiederaufbau des Tempels und weihten ihn mit einer fröhlichen Feier dem Herrn. Unter König Artaxerxes kehrte die zweite Gruppe der Exilanten, unter der Führung von Esra im Jahr 458 v. Chr. nach Jerusalem zurück. Die Situation zu Beginn des Buches Nehemia ist ca. 13 Jahre später.

Sehen wir uns nun die Verse 2-3 an. Lesen wir diese Verse zusammen: „Da kam Hanani, einer meiner Brüder, mit einigen Männern aus Juda. Und ich fragte sie, wie es den Juden ginge, den Entronnenen, die aus der Gefangenschaft zurückgekehrt waren, und wie es Jerusalem ginge. Und sie sprachen zu mir: Die Entronnenen, die zurückgekehrt sind aus der Gefangenschaft, sind dort im Lande in großem Unglück und in Schmach; die Mauern Jerusalems liegen zerbrochen und seine Tore sind mit Feuer verbrannt.“

Obwohl Nehemia in Persien geboren und aufgewachsen ist und er nie im 1000 Kilometer weit entfernten Jerusalem gewesen war, war sein Herz in Jerusalem, der Stadt, nach der er sich immer sehnte, als ob sie sein eigenes Zuhause wäre. Für die Juden war Jerusalem jahrhundertelang der Mittelpunkt ihres Lebens gewesen. Dort war der Tempel, dort sollten die Menschen mindestens dreimal im Jahr vor Gott treten. (Deuteronomium 16,16) Seit Esra 13 Jahre zuvor nach Jerusalem zurückgekehrt war, wollte Nehemia gern wissen, wie es den Menschen in Jerusalem ging. Aber die Nachricht darüber war niederschmetternd. „Die Entronnenen, die zurückgekehrt sind aus der Gefangenschaft, sind dort im Lande in großem Unglück und in Schmach; die Mauern Jerusalems liegen zerbrochen und seine Tore sind mit Feuer verbrannt.“ (3)

Was war Nehemias unmittelbare Reaktion? Sehen wir uns Vers 4 an. „Als ich aber diese Worte hörte, setzte ich mich nieder und weinte und trug Leid tagelang und fastete und betete vor dem Gott des Himmels.“ Er musste sich hinsetzen und weinen, weil er es nicht ertragen konnte. Es war nicht die Nachricht vom Tod seiner Liebsten, sondern von der zerfallenen Mauer Jerusalems, die ihn sehr traurig machte. Nehemia war tief betroffen, sodass er weinte, mehrere Tage trauerte, fastete und zu Gott betete.

Warum war sein Herz so sehr betroffen? Nehemia kannte Gottes Herz, das wegen der zerfallenen Mauer Jerusalems, der Stadt, die Gott als heilige Stadt für sein Volk auserwählt hatte, zutiefst betrübt war. Gottes Herz war auch sehr traurig, weil Gottes Volk nicht gemäß der Gnade und Hoffnung Gottes als Gottes Volk lebte und nicht mehr ihren Dienst als Priester und Mittler zwischen Gott und dem Volk ausübte. Vielmehr lebten sie niedergeschlagen in großem Unglück und in Schmach und führten nur ein kleinbürgerliches Leben ohne Gottes Vision. Die Feinde und Diebe waren frei in Jerusalem ein- und ausgegangen, als wäre es ihr eigenes Zuhause. Einige von ihnen hatten sich unter Gottes Volk gemischt und es zum Götzendienst und zur sexuellen Unmoral verführt. In der Folge hatten die Juden ihre Identität und Mission als Volk Gottes verloren und waren immer gottloser geworden. Sie lebten nicht mehr für die Ehre und Freude Gottes. Auch der Tempel, das heilige Haus Gottes, war schutzlos und gottlos geworden.

Die zerfallenen Mauern der heiligen Stadt Gottes und die Schmach des Volkes Gottes ließ Nehemia nicht kalt und gleichgültig. Obwohl Nehemia kein Priester oder Geistlicher war, konnte er die leidenden Menschen in Jerusalem nicht ignorieren. Die zerbrochene Mauer der heiligen Stadt Gottes und der niedergeschlagene Zustand seines Volkes machte ihn zutiefst traurig. Er musste bzw. wollte praktisch etwas tun. Nehemia weinte vor Angst, trauerte, fastete und betete vor Gott – nicht tagelang, sondern vier Monate lang. In der Zeit der Schmach und des katastrophalen Zustands des Volkes Gottes brauchte Gott einen Hirten wie ihn, der Gottes Herz und Gottes Willen kannte und bereit war, sich für die geistliche Erneuerung seines Volkes hinzugeben. Gott war es, der in Nehemia mächtig wirkte und seine Vision vom Wiederaufbau Jerusalems und von der Erneuerung des Volkes Gottes in sein Herz einpflanzte (2,12).

Die Menschen in Jerusalem befanden sich wegen des Problems der zerbrochenen Mauer in großer Not und Schande. Wenn die geistliche Mauer niedergerissen ist, kommt jede feindliche Lehre wie Humanismus, Relativismus, Materialismus, Individualismus, Genderismus oder andere frei in die Herzen der Menschen und zerstört das Bild Gottes.

Die geistlichen Mauern in unserem Land sind auch zerfallen. Viele Häuser Gottes stehen leer oder werden nicht mehr gemäß ihrem eigentlichen Sinn als Haus des Wortes Gottes und des Gebets gebraucht, sondern oft als Treffpunkt für soziale Zwecke, manche wurden sogar missbraucht als Disko oder in eine Moschee umfunktioniert. Viele Gotteshäuser in Deutschland stehen ganz leer. Die meisten Priester und religiösen Oberen hierzulande agieren mehr wie Sozialarbeiter oder Politiker, statt Gottes Knechte des Wortes und des Gebets für die anvertrauten Seelen zu sein. Sie sind ängstlich und passen sich der jeweiligen Situation an und wollen am liebsten mit allen Menschen friedvoll sein, ohne aber Sünde als Sünde oder Irrlehre als falsche Lehre gemäß der Bibel anzusprechen. Als dies vor kurzem ein Pastor in Norddeutschland getan hat, wurde er von seinem Vorgesetzten vom Dienst entbunden und von offizieller Stelle angeklagt.

Und wie geht es aktuell dem deutschen Volk aus Gottes Sicht? Die geistliche Lage der meisten Deutschen ist katastrophal. Viele Deutsche sind ungläubig und kennen das Wort Gottes aus der Bibel kaum oder gar nicht. Schon in den ersten Jahren der Schule wird den Kindern das Wort Gottes nur am Rand im Religionsunterricht vermischt mit anderen menschlichen Lehren gelehrt. Viele Religionslehrer glauben selbst nicht an die Bibel als das absolute Wort Gottes. Auch die meisten Eltern erziehen ihre Kinder nicht nach dem Wort Gottes, sondern mehr nach ihren menschlichen, humanistischen Vorstellungen, die auch sie von ihren Eltern oder Lehrern oder anderen gelernt haben. Auf diese Weise entwickeln die Kinder sich auch zu ungläubigen, gottlosen Menschen, die nur nach der Verbesserung ihrer Bedingungen und nur nach ihrem sündigen, selbstsüchtigen Gefühl oder ihrem eigenen Willen leben. So werden sie schnell von der Sünde versklavt und von sehr schädlichen, gottlosen Versuchungen gebunden, wie z.B. Alkohol, Drogen, Computerspielen, Pornografie, Geld und anderen materiellen Dingen. In der Tat macht all dies sie nicht glücklich. Und sehr viele junge, wie alte Deutsche sind psychisch krank, leiden unter Angst, Unruhe, Depressionen, Ess- oder Verhaltensstörungen. Die meisten Menschen in Deutschland leben in großem Unglück, orientierungslos und von der Sündenmacht versklavt; die geistlichen Mauern unseres Landes sind zerfallen. Können wir angesichts dieser Lage gleichgültig oder passiv sein? Nein.

Wir können von Nehemia lernen. Sehen wir uns dazu Vers 4 an. Lesen wir diesen Vers zusammen: „Als ich aber diese Worte hörte, setzte ich mich nieder und weinte und trug Leid tagelang und fastete und betete vor dem Gott des Himmels.“

Erstens, Nehemia trauerte tagelang wegen des geistlichen Zustandes seines Volkes.
Er war nicht nur oberflächlich betroffen, sondern er trug tagelang Leid und weinte vor Gott wegen des Unglücks und der Schmach der Israeliten und Jerusalems. Was tat Nehemia?

Zweitens, er fastete.
Nehemia trauerte nicht nur mit seinem Mund oder in seinen Gedanken, sondern er trauerte vor Gott, indem er fastete. Um Gott seine Trauer zu zeigen, fastete er. Und was tat Nehemia noch?

Drittens, er betete vor Gott.
In der Tat ist das Gebet der erste Schritt, um etwas Unmögliches möglich zu machen. In Vers 5 können wir sehen, dass Nehemia in seinem Gebet Gott als den allmächtigen Gott des Himmels anerkannte. Er betete: „Ach, Herr, Gott des Himmels, du großer und furchtbarer Gott, der da hält den Bund und die Treue denen, die ihn lieben und seine Gebote halten!“ Dies zeigt Nehemias Demut und sein völliges Vertrauen auf Gott.

Dann bekannte er in seinem Gebet in den Versen 6 und 7 die Sünden seines Volkes, sowie die Sünden seiner Vorfahren und seine eigenen. „und bekenne die Sünden der Israeliten, die wir an dir getan haben; und ich und meines Vaters Haus haben auch gesündigt. Wir haben übel an dir getan, dass wir nicht gehalten haben die Gebote, Befehle und Rechte, die du geboten hast deinem Knecht Mose.“ Er wusste, dass die Ursache für das zerstörte Jerusalem der Ungehorsam und Götzendienst der Israeliten vor Gott war. Nehemia gab weder anderen Menschen, noch Gott die Schuld für das, was geschehen war. Er bekannte auch die Sünden seines Vaters Hauses und seine eigenen und tat Buße dafür. Er glaubte daran, dass Gott sein Wort an denen, die Buße tun und sich zu ihm bekehren, erfüllt.

Schließlich berief Nehemia sich in seinem Gebet auf Gottes Verheißungen. Sehen wir uns die Verse 8-9 an. Lesen wir diese Verse zusammen: „Gedenke aber doch des Wortes, das du deinem Knecht Mose gebotest und sprachst: Wenn ihr mir die Treue brecht, so will ich euch unter die Völker zerstreuen. Wenn ihr euch aber zu mir bekehrt und meine Gebote haltet und sie tut, so will ich, auch wenn ihr versprengt wäret bis an des Himmels Ende, euch doch von da sammeln und will euch bringen an den Ort, den ich erwählt habe, damit mein Name dort wohne.“

Nehemia erinnerte Gott an sein gnadenvolles Versprechen, das er einst Mose gegeben hatte. Er glaubte daran, dass Gott sein Volk in seine Heimat zurückbringen kann, egal wie weit es zerstreut war, wenn es zu ihm umkehrt und seinem Befehl gehorcht. Er war willig, mit den Israeliten Gottes Geboten zu gehorchen. Nehemias Bitte des Glaubens bewegte Gottes Herz.

Auf der Grundlage dieser Verheißung Gottes entschied Nehemia sich, nach Jerusalem zurückzukehren und zusammen mit den Israeliten die Mauer Jerusalems wieder aufzubauen und sein Volk wieder zum Volk Gottes zu machen, indem es dem Gesetz Gottes wieder gehorcht und als königliche Priester und Gottes heiliges Volk lebt. Nehemia glaubte, dass Gott, der den Bund mit seinem Volk geschlossen hatte und treu war, ihnen dabei helfen würde. Mit diesem Glauben bat er Gott auch schließlich, seine Bitte erfolgreich vor König Artaxerxes zu bringen (11).

2. Lasst uns die Mauern Jerusalems wieder aufbauen (2,1-20)

Nehemia hatte vier Monate lang, seit er die Nachricht über die zerfallene Mauer Jerusalems gehört hatte, in seinem Gebet mit Gott gerungen. In seinem Gebet wartete er auf die Zeit Gottes. Schließlich kam Gottes Zeit für Nehemia, als er den Wein nahm und ihn im Monat Nissan dem König gab. Sehen wir uns Kapitel 2,2 an. „Da sprach der König zu mir: Warum siehst du so traurig drein? Du bist doch nicht krank? Das ist’s nicht, sondern sicher bedrückt dich etwas. Ich aber fürchtete mich sehr.“ Nehemia war sehr ängstlich, denn er hatte gesehen, wie viele Leute hingerichtet worden waren, weil sie vor dem König etwas Falsches gesagt hatten. Obwohl dies ein Moment der Gefahr war, war es auch eine große Gelegenheit, die Gott ihm gegeben hatte.

Lesen wir die Verse 3-4a zusammen (bis „Was begehrst du denn?“) „und sprach zum König: Der König lebe ewig! Sollte ich nicht traurig dreinsehen? Die Stadt, in der meine Väter begraben sind, liegt wüst und ihre Tore sind vom Feuer verzehrt. Da sprach der König zu mir: Was begehrst du denn?“ Nehemia überwand seine Angst und ergriff die Gelegenheit. Er konnte dies tun, weil er für diesen Moment gebetet hatte. Andernfalls würde er wahrscheinlich die Gelegenheit aus Angst oder Zögern verpassen. Als der König fragte: „Was willst du?“, wusste Nehemia, dass es Gott war, der ihm gerade die Tür öffnete. Was tat Nehemia dann? Vers 4b sagt: „Dann betete ich zu dem Gott des Himmels.“ Nehemia war ein Mann des Gebets, der immer wieder die Gelegenheit nutzte, Gott um Hilfe zu bitten. Bestimmt betete er dafür, dass Gott das Herz des Königs öffnet.

Um was bat Nehemia nun den König? Sehen wir uns die Verse 5-8 an. Nach seinem kurzen Gebet bat er direkt um 3 Dinge: Erstens, ihn nach Juda reisen zu lassen, um die Stadt seiner Väter wieder aufzubauen (5). Er nannte dem König auch eine bestimmte Zeit, die er für den Aufbau der Mauern brauchen werde (6). Zweitens, bat er um Briefe an die Statthalter jenseits des Euphrat für sicheres Geleit. Und drittens bat Nehemia den König noch um einen Brief an Asaf, den obersten Aufseher der Wälder, um Holz für die Herstellung von Balken zu bekommen. Wow! Was für eine Bitte! Nehemia war ein Mann des Gebets und ein Mann des Glaubens. Nehemia überwand seine Angst vor dem König und bat ihn mutig durch den Glauben an Gott. Hierbei verließ er sich auf Gottes Allmacht. Der König gewährte ihm alle Dinge, um die er gebeten hatte. Darüber hinaus stellte der König ihm Armeebegleitung nach Jerusalem zur Verfügung. Als Nehemia das Unmögliche durch sein Gebet und seinen Glauben herausforderte, erfuhr er Gottes allmächtigen Arm als Hilfe. Dann bezeugte er die Gnade Gottes in Vers 8: „Und der König gab sie mir, weil die gnädige Hand meines Gottes über mir war.“

Von Nehemia können wir hier lernen, dass wir, wenn Gott die Tür geöffnet hat, wir präzise Forderungen durch den Glauben stellen sollen. Im Glauben zu handeln bedeutet nicht, in Unwissenheit zu handeln. Nehemia wusste genau, wie lange es dauern würde, welche Materialien er brauchte und was er sonst noch brauchte. Seit 4 Monaten hatte Nehemia nun für sein Vorhaben gebetet und geplant. Gebet und Planung gehören zusammen.

Manche Menschen haben großartige Gebetsanliegen. Aber wenn sie gefragt werden: „Was ist dein Plan?“, dann sagen sie: „Ich bete dafür.“, was so viel bedeutet wie „Gott wird das schon machen.“ Das zeigt aber, dass sie weder beten noch planen.

Das Gebet ist gut, aber das Gebet sollte zu einem Plan führen. Sonst könnten wir, wenn der König fragt: „Was willst du?“ keine konkrete Bitte vorbringen. Auf diese Weise verpassen wir die Gelegenheit.

Beten ist keine passive, sondern eine aktive und produktive Zeit der Vorbereitung. Das ist es, was Nehemia getan hatte – beten und vorbereiten, durch das Nachsinnen über das Wort Gottes, über die Verheißung Gottes. Zur Zeit Gottes und auf Gottes Weg werden wir dann bereit sein, uns so zu bewegen, wie Gott uns führt. Sehen wir uns Vers 11 an. Schließlich kam Nehemia nach einer ca. viermonatigen Reise in Jerusalem an. Nehemia kam nicht nur mit einer militärischen Eskorte, sondern auch mit der Autorität des Thrones von Persien, ganz gemäß seiner Bitte des Glaubens an den persischen König.

Was tat Nehemia bei seiner Ankunft in Jerusalem als erstes? In Jerusalem erholte er sich 3 Tage von seiner Reise. Dann stand er in der Nacht auf und zusammen mit nur einigen Männern begann er, das Ausmaß der zerfallenen Stadtmauer Jerusalems genau zu untersuchen. Die Verse 12-16 beschreiben seine gründliche Inspektion während der Nacht. Er sah mit eigenen Augen, was zu tun war. Was tat er, nachdem er die Mauer untersucht hatte? Schauen wir uns die Verse 17-18 an. Lesen wir diese Verse einmal zusammen: „Und ich sprach zu ihnen: Ihr seht das Unglück, in dem wir sind, dass Jerusalem wüst liegt und seine Tore mit Feuer verbrannt sind. Kommt, lasst uns die Mauern Jerusalems wieder aufbauen, damit wir nicht weiter ein Gespött seien! Und ich sagte ihnen, wie gnädig die Hand meines Gottes über mir gewesen war, dazu auch die Worte des Königs, die er mir gesagt hatte. Und sie sprachen: Auf, lasst uns bauen! Und sie nahmen das gute Werk in die Hand.“

Da er mit dem Brief des Königs, mit Soldaten und Geld kam, hätte er den Juden einfach befehlen können, zu arbeiten. Aber das tat er nicht. Er verstand, dass sie lange Jahre in Schande und Verzweiflung gelebt hatten, mit einem Gefühl des Versagens und der Niederlage. Das Schlimmste von allem war, dass sie sich nicht trauten, die Mauer zu bauen. Sie waren 38 Jahre lang untätig, genau wie der gelähmte Mann am Teich Betesda. – Wie hat Nehemia die Israeliten motiviert? Wie hat er sie dazu befähigt, aufzustehen und mit dem Wiederaufbau der Stadtmauer zu beginnen? Nehemia erinnerte sie an ihre Identität als Gottes Volk und pflanzte Gottes Vision und Hoffnung in sie ein. „Ihr seht das Unglück, in dem wir sind, dass Jerusalem wüst liegt und seine Tore mit Feuer verbrannt sind. Kommt, lasst uns die Mauern Jerusalems wieder aufbauen, damit wir nicht weiter ein Gespött seien!“

Zwar war Jerusalem damals nichts als eine zerstörte Stadt. Sie war geistlich gesehen in Schande. Aber das war nicht das, was Jerusalem sein sollte. Das war nicht Gottes Wille für sein Volk. Gottes Wille für uns, wie für Jerusalem damals, ist es, die Ehre Gottes zu offenbaren. Es ist, uns zu einem Königreich von Priestern und einer heiligen Nation zu machen. – Obwohl wir manchmal ängstlich und wirkungslos sind, wie ein Niemand und es so aussieht, als könnten wir nichts gegen die Macht der Sünde in den Menschen tun, ist dies nicht das, wie Gott uns betrachtet. Denkt oder betrachtet euch nicht als einen Niemand oder als könntet ihr nichts für Gott tun.

Wir sind Gottes auserwähltes Volk. Wir sind eine heilige Nation. Gottes Wille steht, weil Gott, der treu ist, seine Verheißung an uns erfüllen will. Wir sind ein Königreich von Priestern und eine heilige Nation. Nicht wegen unserer Taten, sondern weil Gott es versprochen hat. – Lasst uns die geistlichen Mauern von Deutschland und Europa wieder aufbauen! Nehemia appellierte auch an sie mit seinem Zeugnis, dass Gott das Herz des Königs bewegt und ihnen bereits geholfen hatte. Nehemias überzeugender Aufruf inspirierte die Juden, die wie ein 38 Jahre gelähmter Mann gewesen waren. Sie kamen alle zusammen und antworteten: „Auf, lasst uns bauen!“

Sehen wir uns Vers 19 an. Als Gottes Volk mit dem Wiederaufbau begann, verspotteten und verhöhnten die Feinde es und sagten: „Was tut ihr da? Rebelliert ihr gegen den König?“ Wann immer Gottes Werk geschieht, kommt Satans Widerstand. Das ist wahr! Als wir mit dem GLEF begannen, um für die Aufstellung der Nächsten Generation zu geistlichen Leitern zu beten, wurde sofort Widerstand laut, um dieses Werk zu stoppen.

Sehen wir, wie Nehemia mit den Widerständen umging, Vers 20: „Da antwortete ich ihnen: Der Gott des Himmels wird es uns gelingen lassen; denn wir, seine Knechte, haben uns aufgemacht und bauen wieder auf. Für euch gibt es keinen Anteil, kein Anrecht noch Gedenken in Jerusalem.“ Nehemia ließ sich nicht einschüchtern, sondern er sprach klare Worte des Glaubens zu ihnen.

Hier erinnert mich die Leitung von Nehemia an die Leitung von M. Dr. Peter Chang. Gott schenkte ihm sein zerbrochenes Hirtenherz für die jungen Studenten in Bonn, in Deutschland und Europa und das Verantwortungsbewusstsein für die von Gott anvertraute Aufgabe. – Wir feiern heute den 40. Jubiläumsgottesdienst unserer Gemeinde in Bonn. In den vergangenen 40 Jahren segnete Gott das Bemühen von M. Peter vor allem durch die Sonntagsbotschaft, durch das Gruppen- und Zweierbibelstudium, durch das Tägliche Brot und durch das persönliche Stellungnahmeschreiben den Missionaren, den Hirten und den Jugendlichen und Kindern zu helfen, Gottes Wort auf sich zu beziehen, daran zu glauben und danach zu leben.

Dies ist die Arbeit des Wiederaufbaus der geistlichen Mauern von Deutschland und Europa. Dieser geistliche Kampf ist nicht leicht. Er erforderte Selbstverleugnung, Hingabe, Geduld und vor allem Glauben. Die Mitarbeiter frühmorgens, tagsüber, abends oder sogar in der Nacht anrufen, sie motivieren, ermutigen, ermahnen, trösten, einladen, Gottes Wort, Gottes Hoffnung in sie einpflanzen, die Verantwortung für Gottes Mission tragen helfen und vieles andere mehr. Um das Missionsfeld in Deutschland und Europa genau zu inspizieren, unternahm M. Peter viele Missionsreisen. Als UBF-Direktor von Deutschland und Europa leitete er die Gemeinden nicht nur aus der Ferne, sondern er besuchte Mitarbeiter und Hausgemeinden in vielen Ländern, um sie zu ermutigen, mit ihnen zu beten und sie in ihrem Glaubenskampf zu unterstützen. Vor allem pflanzte er Gottes Vision aufgrund des Wortes Gottes in die Herzen der Mitarbeiter ein. Hierfür kämpfte er selbst von ganzem Herzen mit dem Wort Gottes und dem Gebet. Durch seinen Wort- und Gebetskampf und Dank der Zusammenarbeit von M. Sarah und vieler Mitarbeiter gebrauchte Gott unsere Gemeinde als ein geistliches Hauptquartier für den Wiederaufbau der geistlichen Mauern in Deutschland und Europa in den vergangenen Jahren kostbar. Es gab Höhen und Tiefen, Anfechtungen und Verleumdungen. Aber durch alles hindurch hat uns der Herr bis heute treu begleitet und unser gemeinsames Gebet gesegnet, unsere Gemeinde als ein Haus des Wortes Gottes und des Gebets, als ein Hauptquartier für die geistliche Erweckung von Deutschland und Europa und für die Weltmission zu gebrauchen.

Trotz des gnädigen Wirkens in den vergangenen 40 Jahren in und durch unsere Gemeinde sind die geistlichen Mauern von Deutschland und Europa noch vielerorts zerfallen und die meisten Jugendlichen und Studenten leben ohne Gottes Wort orientierungslos und unwissend ein vergnügungs- und selbstsüchtiges Leben nach ihrem Gefühl, ihren Begierden und eigenen Vorstellungen. Aber in seiner wunderbaren Gnade und Hoffnung hat Gott dennoch die Hoffnung, sie zu guten Hirten und königlichen Priestern zu verändern und weitere Gott- und missionszentrierte Hausgemeinden unter ihnen aufzustellen. Er möchte 100.000 entschlossene Bibellehrer und 5.000.000 Gebetsmitarbeiter für den geistlichen Wiederaufbau von Deutschland und Europa und für die Weltmission aufstellen.

Heute hat Gott uns nochmals die geistliche Lage in Deutschland und Europa vor Augen geführt, dass die geistlichen Mauern hierzulande und in den Ländern dieses Kontinents an vielen Orten da niederliegen und Satan mit vielen falschen Lehren die Menschen verführt und versklavt hat. Gott ist darüber sehr traurig. Darum hat er uns heute diese Lektion hören lassen, damit wir darüber nachdenken und wir sein zerbrochenes Herz für die jungen Menschen in Deutschland und Europa kennenlernen und anzuziehen. Lasst uns über unsere Gleichgültigkeit und Passivität bezüglich der geistlichen Lage der Menschen in Deutschland und Europa Buße tun und Nehemias Betroffenheit und sein Gebet lernen und wie er eine Entscheidung des Glaubens aufgrund der Verheißung Gottes treffen, die Gott bestimmt segnen wird.

Aber Gott möchte uns heute an diesem Tag des Jubiläums nicht nur betroffen oder traurig machen, sondern er ermutigt uns durch Nehemias großartiges Vertrauen auf Gottes Verheißung und durch seine Entscheidung, Gottes Geboten zu gehorchen. Gott ruft uns durch Nehemia heute am Tag des 40. Jubiläums unserer Gemeinde auf: „Kommt lasst uns die geistlichen Mauern Deutschlands und Europas wieder aufbauen!“ – Lasst uns dies vor allem durch das Zweierbibelstudium und die Jüngererziehung tun. Lasst uns dafür beten und arbeiten, dass Gott unser Zweierbibelstudium und unsere Jünger-erziehung weiter segnet, die geistlichen Mauern in Deutschland und Europa weiter aufrichtet und wir auch der Moslem- und Weltmission dienen können.

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