Lasst uns aufsehen zu Jesus

Hebräer 12,1 – 13,25
Leitvers 12,2

„…und aufsehen zu Jesus, dem Anfänger und Vollender des Glaubens, der, obwohl er hätte Freude haben können, das Kreuz erduldete und die Schande gering achtete und sich gesetzt hat zur Rechten des Thrones Gottes.“

Der Hebräerbrief wurde zwischen 60 und 70 n.Chr. für Judenchristen geschrieben, die nicht nur durch die Römer, sondern auch durch ihr eigenes Volk stark verfolgt wurden. Sie trugen um des Namens Jesu willen viele Leiden und Bedrängnisse. Deshalb wurden einige verzagt und angefochten, Gottes Gnade zu verleugnen und vom Glauben abzufallen. Sie ließen sich von manchen fremden Lehren irritieren und verführen, die anders als die Lehre Jesu ein Leben ohne Bedrängnisse versprachen. Der Verfasser aber ermutigte sie aus dem zerbrochenen Hirtenherzen, nicht zurückzuweichen, sondern ihren Glauben an Jesus geduldig festzuhalten, indem er von Kapitel 1 bis Kapitel 10 Vers 18 das Wesen und das Werk Jesu bezeugte.

In den Kapiteln 12 und 13 ermahnt er sie, in der Leidenszeit durch die Bedrängnisse nicht wie Esau Gottes Erlösungsgnade und seinen großartigen Segen zu versäumen und zu ihrem alten Leben zurückzuweichen, sondern vielmehr Gottes Züchtigung durch die Verfolgungen und Leiden als seine erziehende Liebe anzunehmen und aktiv die Schmach Christi zu tragen. Auch in unserer Zeit werden viele junge Christen durch den Zeitgeist und dessen irrführende Lehren wie Hedonismus, Postmodernismus, Egoismus und vermeintliche Freiheit verführt, dass sie die Wahrheit des ewigen Lebens verwerfen und schließlich im Glauben zurückweichen. Lasst uns darum heute die ernsthaften Ermahnungen und Ermutigungen des Verfassers persönlich hören und annehmen, zu Jesus aufzusehen. Allein durch Jesus dürfen wir in der Zeit des Leidens im Kampf des Glaubens mit Geduld weiterlaufen und das Verheißene und Gottes Zeugnis empfangen.

I. Lasst uns laufen mit Geduld (12,1-29)

Im vorherigen Kapitel 11 stellte der Verfasser eine Reihe zahlreicher Männer und Frauen des Glaubens vor, um die Judenchristen zu ermutigen, dass sie inmitten aller Verfolgungen und Verführungen der Welt ebenfalls mit Geduld im Kampf des Glaubens laufen und die Siegeskrone des Lebens im ewigen Reich Gottes empfangen können. Sie standen auf Schultern von Riesen, die alle durch den Glauben Gottes Zeugnis empfingen. (11,39)

Sehen wir uns 12,1 an: „Darum auch wir: Weil wir eine solche Wolke von Zeugen um uns haben, lasst uns ablegen alles, was uns beschwert, und die Sünde, die uns ständig umstrickt, und lasst uns laufen mit Geduld in dem Kampf, der uns bestimmt ist.“ Die Judenchristen hatten schon eine großartige Glaubensentscheidung getroffen, Jesus unter allen Umständen nachzufolgen. (10,32) Aus Liebe zu Gott bildeten sie eine kräftige und liebevolle Gemeinschaft des Wortes Gottes. (6,10; 13,7.17) Als sie Jesus anbeteten und sich aus reiner Liebe zu ihm für ihn hingaben, empfingen sie wahren Frieden und überschwängliche Freude in ihrem neuen Leben, aber gleichzeitig erfuhren sie um ihres Glaubens an Jesus willen viel Schmähung und Verfolgung. Diese Bedrängnisse hörten anscheinend nicht auf, sondern wurden zum Bestandteil ihres Glaubenslebens. Da wurden einige wankend und mutlos, an ihrem Glauben an Jesus festzuhalten. Der Verfasser aber ermutigte sie, die Sünde, die sie ständig umstrickt, und alles, was sie in ihrem Glaubenslauf beschwert, abzulegen, und mit Geduld im Kampf, der ihnen bestimmt war, weiterzulaufen. Manche denken, dass es unmöglich wäre, sich von einigen Sünden zu trennen. Einige denken auch, dass manche Leiden und Bedrängnisse zu hart wären, sodass sie furchtsam und verzagt werden. Wie können wir dann alles ablegen, was uns in unserem Glaubenslauf beschwert, und diesen geduldig weiterlaufen, sogar bis zum Ziel unseres Laufes?

Lesen wir 12,2: „Und aufsehen zu Jesus, dem Anfänger und Vollender des Glaubens, der, obwohl er hätte Freude haben können, das Kreuz erduldete und die Schande gering achtete und sich gesetzt hat zur Rechten des Thrones Gottes.“ Der Verfasser ermutigte die Judenchristen, in dieser turbulenten Zeit der Leiden nicht auf sich selbst, auf die Verfolger oder auf die Umstände, sondern allein auf Jesus zu schauen. Die englische Übersetzung sagt: „Fix your eyes on Jesus.“ Zu Jesus aufzusehen bedeutet daher, konzentriert auf Jesus zu blicken. Warum sollen wir unseren Blick allein auf Jesus fixieren? Vers 2 sagt, dass Jesus der Anfänger und Vollender des Glaubens ist. Jesus ist der Anfänger des Glaubens, weil er, indem er sich selbst endlos erniedrigte, in allem uns gleich wurde und wegen unserer Sünde versucht werden und mit uns leiden musste, obwohl er Gott selbst war. (2,17) Um uns zu helfen und uns das neue ewige Leben zu geben, verzichtete er auf all seine himmlische Herrlichkeit und kam er in die Welt in Menschengestalt so demütig durch den Gehorsam des Glaubens, um in allem uns gleich zu sein. So erfüllte er Gottes Ratschluss. Nicht wir selbst sind zum Glauben gekommen, sondern Jesus kam in unser Herz und schenkte uns den Glauben an unser Heil.

Jesus ist der Vollender des Glaubens, weil er Gottes Erlösungswerk durch sein einmaliges Opfer am Kreuz ein für alle Mal vollendet hat. Um uns vollkommene Reinigung unseres Gewissens, vollkommene Vergebung und Heiligung zu geben, erduldete er alle Widersprüche gegen sich und achtete er die unerträglichen Schmerzen und Schande gering. Durch diesen stellvertretenden Tod Jesu am Kreuz durften wir vollkommene Erlösung empfangen und ewige Liebesbeziehung zu Gott anknüpfen. Durch die Macht des Blutes Jesu durften wir ein für alle Mal Gottes Erben und Miterben Christi sein und in Heiligkeit und Gerechtigkeit unser Leben lang ohne Furcht Gott dienen. Ohne diesen Jesus treiben wir am Ziel vorbei. Darum ist es absolut notwendig, konzentriert unseren Blick auf Jesus zu fixieren und in dem Kampf, der uns bestimmt ist, geduldig bis zum Ziel unseres Laufes zu laufen, damit wir das Verheißene empfangen, ja in das herrliche Reich Gottes eingehen dürfen.

Sehen wir uns nochmal Vers 2b und auch Vers 3 an: „…der, obwohl er hätte Freude haben können, das Kreuz erduldete und die Schande gering achtete und sich gesetzt hat zur Rechten des Thrones Gottes. Gedenkt an den, der so viel Widerspruch gegen sich von den Sündern erduldet hat, damit ihr nicht matt werdet und den Mut nicht sinken lasst.“ Zu Jesus aufzusehen bedeutet, darauf zu schauen, wie sehr Jesus für unser Heil gelitten und wie geduldig er sogar bis zum Tod am Kreuz für unser Heil gekämpft hat. Jesus erniedrigte sich selbst, indem er vom Himmel herabkam, all seine Herrlichkeit aufgab und sein Leben mit den schmutzigen Sündern teilte. Er heilte die sündenkranken Menschen und trieb die bösen Geister aus. Er nahm zwölf hoffnungslose Männer auf und machte sie zu Leitern für Gottes Weltheilswerk. Obwohl er sich mit dem jammernden Hirtenherzen und mit der Vision Gottes für zahlreiche hilflose Menschen hingab, verfolgten ihn die religiösen Leiter und trachteten ihm nach dem Leben. Die Juden, die ihm bei seinem Einzug in Jerusalem noch mit „Hosianna!“ zujubelten, schrien nun: „Kreuzige ihn! Kreuzige ihn!“ Sie schlugen ihn ins Gesicht. Sie geißelten und kreuzigten ihn zwischen zwei Räubern. Sie versuchten ihn, vom Kreuz herabzusteigen. Doch Jesus erduldete das Kreuz. Er achtete die Schande gering. Durch alle Leiden hindurch vollendete Jesus unser Heil. Preiset Jesus, der seinen Glaubenslauf von Anfang bis zum Ende gelaufen ist und sich zur Rechten des Thrones Gottes gesetzt hat. Dort wartet er nun auf alle, die an ihn glauben und den Glaubenslauf geduldig bis zum letzten Ziel laufen, um ihnen die herrliche Krone der Gerechtigkeit zu übergeben.

Die Leidenszeit ist immer eine kostbare Gelegenheit, dass wir zu Jesus aufsehen, der das Kreuz erduldete, um uns von unserer Sünde zu befreien und uns ewiges Heil zu schenken. Wir dürfen zu Jesus aufsehen, indem wir ihm in seinem geduldigen Kampf des Glaubens nachfolgen und dabei allen Widerspruch und alle Schande geduldig tragen. Wir dürfen zu Jesus aufsehen, indem wir im Kampf des Glaubens mit Geduld weiterlaufen, im Werk des Herrn immer zuzunehmen. Dann können auch wir wie Apostel Paulus bezeugen: „Ich habe den guten Kampf gekämpft, ich habe den Lauf vollendet, ich habe Glauben gehalten; hinfort liegt für mich bereit die Krone der Gerechtigkeit…“ (2. Timotheus 4,7.8a) Es gibt viele Beispiele von Männern und Frauen des Glaubens, die inmitten des unerträglichen Leidens zu Jesus aufsahen und so ihren Glaubenslauf siegreich vollendeten. Polykarp war einer der Kirchenväter im zweiten Jahrhundert in Kleinasien. Viele Christen waren damals wegen gnostischer Irrlehren verführt worden und vom Glauben abgefallen. Er kämpfte inmitten der Verfolgung, die Christen zum rechten Glauben zurückzuführen. Er ermutigte die Gemeinde, den Glauben zu bewahren, an der Wahrheit des Evangeliums Jesu festzuhalten, koste es, was es wolle. Diesen Preis musste er selbst zahlen, als er im Alter von 86 Jahren verhaftet wurde. Sogar auf dem Weg zum Scheiterhaufen blickte er auf Jesus und bezeugte: „86 Jahre habe ich Jesus gedient, und er hat mir nie ein Leid getan. Wie könnte ich meinen Herrn und Erlöser lästern!“ Es gibt eine weitere Geschichte von Perpetua und Felicitas. Sie waren Katechumenen, d.h. sie bereiteten sich auf ihre Taufe vor. Im Alter von 20 Jahren starben sie als Märtyrerinnen in Karthago im zweiten Jahrhundert. Nach ihrer Bekehrung und während ihrer Vorbereitung auf die Taufe wurden sie angeklagt und mit der Todesstrafe bedroht. Perpetuas Vater besuchte sie wiederholt, um sie von ihrem Glauben abzubringen und sie so aus dem Gefängnis zu befreien. Doch sie kämpften um die Krone des ewigen Lebens geduldig bis zum Märtyrertod, bis sie in der Arena durch das Schwert starben. Sie empfingen Offenbarung 2,10 als das Verheißene: „Sei getreu bis an den Tod, so will ich dir die Krone des Lebens geben.“

Dank sei dem Herrn, der uns inmitten der Anfechtungen und Bedrängnisse half, mit 1. Petrus 4,13 zu Jesus aufzusehen und uns zu freuen, dass wir mit ihm leiden durften. Gott half uns, nicht verzagt zu sein, sondern uns in dieser Zeit durch Leadership-Seminare frühmorgens geistlich zuzurüsten. Es war für uns eine reichliche Stärkung, dass wir morgens nach der Frühgebetsgemeinschaft, durch Leadership-Seminare weitere erbauliche Gemeinschaft haben und die geistlichen Leiter aufstellen durften. Unser Herr Jesus schenkte uns Siegeszuversicht, uns für das Jüngererziehungswerk und die Bildung der geistlichen Leiterschaft unter den Hoffnungsträgern und nächsten Generationen immer zunehmender einzusetzen. Unser Gott ermutigt uns immer wieder durch sein Wort aus dem Hebräerbrief und der Genesis, inmitten aller Ungerechtigkeiten wie unser Herr Jesus im Kampf des Glaubens für die Mobilisierung der Nächsten Generation und Hoffnungsträger und für die geistliche Wiedererweckung in Deutschland und Europa geduldig weiterzulaufen und Gottes Verheißung aus Hesekiel 37,10 erfüllt zu bekommen.

2018 durfte ich eine gesegnete Glaubensehe schließen. Ich gründete diese Familie mit dem Versprechen vor Gott, mit Matthäus 6,33 unsere Hausgemeinde für die Weltcampusmission und für die Mission der nächsten Generation zur Verfügung zu stellen. Ein Jahr nach der Heirat erfuhr ich die listige Attacke des Satans, dass meine Frau von mir verlangte, die Mission der nächsten Generation, die Gott uns gegeben hatte, sofort zu verlassen. Dies verursachte die schmerzhafte Trennung und Scheidung. Aber ich durfte mich an Jesus erinnern, der so viel Widerspruch gegen sich von den Sündern erduldete und die Schande gering achtete, um seine Mission bis zum Ende zu erfüllen, sein Leben für die Sünder zu geben. Gott gab mir seine Gnade, dass ich mein Leben inmitten all der Anfechtungen und Versuchungen des Satans viel lieber für die Mobilisierung der nächsten Generation und für das Jüngererziehungswerk unter den jungen Studenten einsetzen durfte, als unter dem Deckmantel der Glaubensehe einen Kompromiss zu schließen. Mein Herr stand in diesem Lebenssturm auf meiner Seite, erhörte alle meine Bitten und half mir, auf ihn zu schauen und seinen Sieg gegen die Macht der Sünde und des Todes zu erfahren. Preiset den Herrn, der mit mir war und mir half, den Betrug der Sünde zu überwinden. Er war und ist allezeit gut. Er gebrauchte die Anfechtung, um mich als einen Mann des Glaubens zu erziehen und mir seine absolute Liebe zu zeigen. Jesus, der das Kreuz und allen Widerspruch erduldete, schenkte mir neuen Mut und Entschlossenheit, mit 5. Mose 6,5 den Glaubenslauf für die himmlische Berufung weiter zusammenzulaufen. Es ist Gottes Ratschluss, dass ich Gottes noch mächtigeres Wirken unter der nächsten Generation erfahre und die Krone der Gerechtigkeit empfange.

Lesen wir nochmal 12,2: „Und aufsehen zu Jesus, dem Anfänger und Vollender des Glaubens, der, obwohl er hätte Freude haben können, das Kreuz erduldete und die Schande gering achtete und sich gesetzt hat zur Rechten des Thrones Gottes.“ Gott erwies uns seine wunderbare Gnade, dass er uns in den vergangenen 42 Jahren als Kämpfer des Glaubens für das Heil der Studenten in diesem Kontinent gebrauchte. Lasst uns auch in den nächsten 40 Jahren zu Jesus aufsehen und mit Geduld im Kampf des Glaubens weiterlaufen, dass wir, trotz der Lügen des gottlosen Zeitgeistes, trotz des Betrugs der Sünde, durch Jüngererziehung und die Bildung von 10.000 Zweierbibelstudium-Teams die Weltcampusmission, angefangen von den 1700 Hochschulen Europas, erfüllt bekommen dürfen.

In 12,4-11 ermutigt der Verfasser sie weiter zum geduldigen Glaubenslauf, indem er über das Ziel der Leiden spricht. Die Zeit des Leidens war eine sehr gute und wichtige Zeit für sie. Warum? Lesen wir 12,6.7: „Denn wen der Herr lieb hat, den züchtigt er, und er schlägt jeden Sohn, den er annimmt.« Es dient zu eurer Erziehung, wenn ihr dulden müsst. Wie mit seinen Kindern geht Gott mit euch um; denn wo ist ein Sohn, den der Vater nicht züchtigt?“ Sie konnten sich sicher sein, dass ihre Leiden der beste Beweis dafür waren, dass Gott sie liebt. Gott gebrauchte ihre Leiden, um sie als seine geliebten Kinder zu erziehen. Es gibt eine herzbewegende Geschichte von Josef. Er hatte nichts Schlimmeres gegen seine Brüder getan, aber diese beneideten und hassten ihn, dass sie ihn nach Ägypten verkauften. Doch inmitten der Ungerechtigkeit und Schmerzen vertraute er darauf, dass Gott ihn absolut liebt, sein Leben führt, und ihn zu einem der Glaubenspatriarchen erzieht. Er erfuhr im Laufe seines Lebens Gottes Führung, wie Gott ihn zu einem Hirten und zu einer großen Errettung für seine Brüder, Familie und ein großes Volk aufgestellt hat. William Carey, der auch der Vater der modernen Mission genannt wird, ging als Missionar nach Indien mit dem Gebet, dieses Land voll von Götzendienst und Aberglauben zu Gott zu bekehren. Dabei stellte er viele weitere Missionare auf und predigte unerschrocken das Evangelium. Da erfuhr er Widerstand durch die gesamte indische Regierung. Hinzu kamen verschiedene Krankheiten und der Tod seines Sohnes. Seine Frau bedrohte ihn mit dem Messer, nach England zurückzukehren. In dieser Zeit des Leidens aber vertraute er auf Gottes Liebe und seinen Ratschluss für sein Leben, sodass er bezeugte: „Das ist für mich das dunkle Tal des Todes. Trotzdem freue ich mich, dass ich hier sein darf. Denn Gott ist hier.“ Sein Glaube an Gottes Liebe und Führung inmitten der Leiden half ihm, nicht nur die Anfechtung und Schmerzen zu erdulden, sondern auch große Werke Gottes zu tun wie die Übersetzung der Bibel in die Sprachen Indiens. Gott ermutige uns, durch Leiden Gottes erziehende Liebe und Führung tief aufzunehmen. Unser Gott wird jeden von uns wie Jesus als Kämpfer des Glaubens für sein ewiges Heilswerk aufstellen und in diesem Sommersemester wunderbare Glaubensgeschichten durch uns schreiben.

In 12,12-17 warnt der Verfasser davor, diese Züchtigung und erziehende Liebe Gottes inmitten der Leiden für leichtsinnig zu halten. Dafür führt er Esaus Beispiel auf, der die Züchtigung und schmerztragende Liebe für leichtfertig hielt. Esau wurde ein Abtrünniger. In anderen Bibelübersetzungen heißt er Hurer. Er verwarf den Erstgeburtssegen, indem er, als er müde wurde, Gottes Gnade gegen seine Gier zum kurzfristigen Genuss tauschte. (1. Mose 25,29-34) Er dachte, dass das Leben ohne Gottes Züchtigung viel schöner wäre. Aber als er Gottes Gnade und seine schmerztragende Liebe versäumte, wurde er verworfen. Wie Esau waren auch einige Judenchristen kurz davor, Gottes Gnade zu verraten. Sie hatten die Wahrheit der vollkommenen Errettung durch Jesus kennengelernt und Christus als ihren Herrn angenommen. (10,32) Aber als sie wie Esau müde wurden, wegen der Konfrontation mit Bedrängnissen, war die Verlockung groß, wieder zu ihrem alten Leben ohne Jesus zurückzukehren und Gottes Segen gegen ihre sündigen Begierden zu tauschen. Dadurch würde eine bittere Wurzel aufwachsen und die ganze Gemeinde unrein. Darum warnte der Verfasser sie, in der Anfechtung nicht wie Esau all die Gnade und züchtigende Liebe, die sie bisher erfahren hatten, zu versäumen und ein Abtrünniger zu sein, sondern weiter eine einflussreiche heilige Gemeinschaft zu bilden.

In der Anfechtungszeit dürfen wir darauf achten, dass keiner wie Esau Gottes Gnade und seine Liebe versäumt. Lesen wir Vers 14: „Jagt dem Frieden nach mit jedermann und der Heiligung, ohne die niemand den Herrn sehen wird.“ Dem Frieden mit jedermann nachzujagen, bedeutet nicht, alles zu tolerieren, was der andere tut, oder auf dem Weg der Kompromisse zu gehen. Es heißt, sich gegenseitig zu ermutigen und zu ermahnen und die Gemeinschaft der Liebe aufgrund der Wahrheit zu bilden. Es heißt, nicht wie Esau Gottes Gnade zu verwerfen, sondern inmitten des Leidens Gottes Erziehung als seine Liebe anzunehmen und geheiligte Gemeinschaft der Liebe aufgrund der Gnade Gottes aufzubauen. Dann können wir sogar während der Bedrängnisse eine gesunde und erbauliche Lebensgemeinschaft in Gottes Frieden und Gerechtigkeit aufbauen. So erfuhren die ersten Christen inmitten des mächtigen Wirkens Gottes trotz harter Verfolgung Gottes Frieden. Sie konnten, statt zu ihrem alten Leben zurückzuweichen, ihre Hände durch liebevolle und hingebungsvolle Lebensgemeinschaft stärken und als Apostel des Friedens gebraucht werden. Es war die wahre Stärke und der Einfluss der ersten Christen. Gott wirkte durch ihr herzliches Gebetsgefäß und durch ihre liebevolle Gemeinschaft mächtig, sodass das Wort Gottes immer weiter freimütig verkündigt und Jesu Name sogar bis ans Ende der Erde bezeugt werden konnte.

In 12,18-24 erinnert der Verfasser die Judenchristen nochmal daran, welch große Gnade sie von Gott empfangen haben. Durch den Vergleich der zwei Berge stellt er das Gesetz unter dem alten Bund der Gnade unter dem neuen Bund gegenüber. Das Gesetz machte offenbar, dass niemand wegen der Sünde in der Lage ist, mit eigener Kraft und eigenem Verdienst sich selbst zu retten. Auch wenn ein Tier den Berg Gottes anrührte, sollte es gesteinigt werden. Darum fürchteten sich die Israeliten am Berg Sinai sehr, sich Gott zu nähern. Aber die Judenchristen durften durch die einseitige Gnade Gottes durch Jesu stellvertretenden Tod am Kreuz zu dem Berg Zion und zu der Stadt des lebendigen Gottes, dem himmlischen Jerusalem, kommen. Sehen wir uns Vers 24 an: „…und zu dem Mittler des neuen Bundes, Jesus, und zu dem Blut der Besprengung, das besser redet als Abels Blut.“ Es war allein Jesus, durch den die Judenchristen in den neuen Bund eintreten und Gottes wunderbare Vergebungsgnade empfangen durften. Durch das Blut der Besprengung empfingen sie völlige Reinigung von ihren Sünden. Das war nicht alles. Sehen wir uns 12,25-29 an. Auf sie wartete ein unerschütterliches Reich. Lesen wir 12,28: „Darum, weil wir ein unerschütterliches Reich empfangen, lasst uns dankbar sein und so Gott dienen mit Scheu und Furcht, wie es ihm gefällt.“ Wegen der Erlösungsgnade und des Segens des unerschütterlichen Reiches Gottes durften sie inmitten der Bedrängnisse dankbar sein und Gott mit Scheu und Furcht dienen.

Dank sei dem Herrn, dass wir in Kapitel 12 ermutigt und ermahnt werden durften, in unserem Kampf des Glaubens immer zu Jesus aufzusehen, indem wir alle Bedrängnisse und alle Widersprüche als seine züchtigende Liebe annehmen und mit Geduld den Glaubenslauf für die geistliche Wiedererweckung in Europa siegreich weiterlaufen. Lasst uns in der Zeit des Leidens Gottes Liebe und Führung dankbar annehmen und unsere Hände für einflussreiche Lebensgemeinschaft und Jüngererziehung stärken, damit unser Gott Deutschland als Hirtennation und Europa als Königreich von Priestern gebraucht.

II. Lasst uns die Schmach Christi tragen (13,1-25)

In 13,1-18 gibt der Verfasser letzte Ermahnungen für ihr praktisches Glaubensleben, dass sie alle Bedrängnisse und Anfechtungen überwinden und einflussreiche geheiligte Gemeinschaft der Liebe bilden durften. Es geht um unsere Beziehung untereinander. Er ermahnt und ermutigt uns eindringlich und wiederholt, in der Bruderliebe festzubleiben, gastfrei zu sein, an die Gefangenen zu denken, die Ehe in Ehren zu halten und uns vor Geldgier zu hüten. (1-6) Es geht auch um unsere Haltung gegenüber unseren Lehrern, dass wir ihrem Glauben an Jesus und ihrem Glaubensbeispiel nachfolgen und ihnen gehorchen, weil sie über unsere Seelen sorgfältig wachen. (7.17)

Vor allem geht es um unsere Haltung gegenüber Jesu Leiden und insbesondere seiner Schmach. Der Verfasser ermahnt und ermutigt uns nochmal, Jesu Schmach zu lieben und ihm in seinem Leiden nachzufolgen. Lesen wir 13,13: „So lasst uns nun zu ihm hinausgehen aus dem Lager und seine Schmach tragen.“ Die Leiber der Tiere, deren Blut durch den Hohenpriester als Opfer für die Sünde in das Heiligtum hineingetragen wurde, wurden außerhalb des Lagers verbrannt. Genauso wurde Jesus außerhalb der heiligen Stadt Jerusalem in Golgatha gekreuzigt. So wurde er von der heiligen Gemeinschaft schmählich ausgeschlossen. Das Ziel für Jesu Leiden draußen vor dem Tor finden wir in Vers 12: „…damit er das Volk heilige durch sein Blut.“ Weil Jesus die Schmach getragen hat, durften wir von allen Übertretungen und Sünden ein für alle Mal reingewaschen werden. Weil Jesus die Schande getragen hat, durften wir Gottes vollkommene Heiligung und Erlösung empfangen. Wegen der Schmach Christi will Gott nicht mehr unserer Sünde und Ungerechtigkeit gedenken. Wegen dieses Beispiels Jesu lieben auch zahlreiche Männer und Frauen des Glaubens die Schmach Jesu und dienen Gottes himmlischer Berufung unerschütterlich, indem sie den Hass der Welt geduldig tragen.

Als Beispiel für das Hinausgehen aus dem Lager können wir den Blindgeborenen in Johannes Kapitel 9 betrachten. Er erfuhr die große Gnade Gottes, dass Jesus ihn sehend machte. Kurz nach diesem mächtigen Heilswerk Gottes erfuhr er die listige Anfechtung durch die Nachbarn und Pharisäer. Auch von seinen Eltern bekam er keine Unterstützung. Trotzdem bezeugte der Geheilte Jesu Heilswerk ohne Furcht, indem er alle persönlichen Nachteile in Kauf nahm. Je mehr er Jesus bezeugte, desto härter wurde die Verfolgung, dass er schließlich aus der Synagoge ausgestoßen wurde. Aber Jesus, der auch von seinem eigenen Volk verstoßen war, fand den Geheilten und machte ihn selig. Zu Jesus hinauszugehen und seine Schmach zu tragen, macht unser Leben wahrhaft selig und gesegnet.

Watchman Nee, der ein chinesischer Prediger im 20. Jahrhundert war und die letzten 20 Jahre seines Lebens im Gefängnis bleiben musste, erlebte die harte Verfolgung der chinesischen Regierung gegen die christliche Kirche in China. Wer sich der kommunistischen Partei nicht unterordnete, galt als „Feind des Volkes“. Watchman Nee entschied sich, zu diesen „Feinden des Volkes“ zu gehören. So lernte er, zu Jesus hinauszugehen aus dem Lager und seine Schmach zu tragen. Er widmete sich mit all seiner Kraft dem Bibelstudium und gründete viele einflussreiche Gemeinden. Trotz der Drohungen durch die Kommunisten gab er seine Arbeit und seinen geistlichen Kampf des Glaubens als Prediger und Evangelist nicht auf. Aufgrund von vielen falschen Anschuldigungen wurde er verurteilt und musste 20 Jahre im Gefängnis bleiben. War seine 20-jährige Haft eine verlorene Zeit? War es vergeblich, dass er die Schmach Christi trug? Nein, sein geduldiges Leiden in der Liebe zur Schmach Christi Jesu wurde in alle Welt verbreitet, dass zahlreiche Christen überall auf der Welt ermutigt wurden, nicht mit dem Strom des Zeitgeistes zu schwimmen, sondern die Schmach Jesu zu tragen. Lasst uns auch entschlossen am Campus als Bibellehrer die Schmach Jesu tragen, dass das Erweckungswerk in Europa vorbereitet wird. Lasst uns ohne Furcht und, koste es, was es wolle, dem Jüngererziehungswerk fruchtvoll und einflussreich dienen. Wie Jesus außerhalb des Lagers schändlich hingerichtet wurde, lasst uns auch viel lieber alle Schmach Jesu tragen und in seinen Fußstapfen des Glaubens treu und geduldig gehen und die Krone der Gerechtigkeit empfangen.

Weiter ermahnt uns der Verfasser in den Versen 15 und 16: „So lasst uns nun durch ihn Gott allezeit das Lobopfer darbringen, das ist die Frucht der Lippen, die seinen Namen bekennen. Gutes zu tun und mit andern zu teilen vergesst nicht; denn solche Opfer gefallen Gott.“ Wir durften durch den Hebräerbrief insgesamt kennenlernen, dass Jesus als unser einzig wahrer und ewiger Hoherpriester in das Heiligtum eingegangen ist, um eine ewige Erlösung für uns zu erwerben. (9,12) Nun schlussfolgert der Verfasser, dass wir aufgrund der Gnade Gottes durch das einmalige Opfer Jesu für unsere Erlösung Gott allezeit das Lobopfer darbringen dürfen. Das sind keine blutigen Tieropfer wie die unter dem alten Bund, sondern Dankloblieder gemäß dem neuen Bund, die aus unserem Herzen und unserer Dankbarkeit für Gottes wunderbare Gnade kommen. Der Verfasser ermutigt uns durch die Kapitel 12 und 13, mit Freude und großer Dankbarkeit am Leiden und an der Schmach Jesu teilzunehmen. Lasst uns immer wieder Gottes wunderbare Gnade erneuern und allezeit Gott aus unserer großen Dankbarkeit lobpreisen, denn wir haben Grund, Gott zu lobpreisen: Solche Opfer gefallen Gott. „Lob und Dank, Lob und Dank, Lob und Dank! Gottes Kinder sagen immer Lob und Dank! Jedes Weh wurde gut, durch des Heilandes Blut. Lob und Dank, Lob und Dank, Lob und Dank! Gottes Kinder sagen immer Lob und Dank!“

Heute haben wir Jesus als den Anfänger und Vollender des Glaubens kennengelernt. Er erduldete das Kreuz und kämpfte gegen die Sünde bis aufs Blut. In unserem Kampf des Glaubens dürfen wir allezeit auf diesen Jesus schauen und ihm nachfolgen, indem wir gemäß seinem Vorbild die Schmach Christi und das Kreuz der Mission Gottes für die Weltcampusmission geduldig tragen. Gott führe jeden von Euch, wie unser Herr Jesus, in der Zeit der Bedrängnisse und des Leidens, wunderbare Glaubensgeschichten zu schreiben und allezeit ihn und seine Gnade zu lobpreisen. Gott wird sicher Europa geistlich wiedererwecken und jeden von Euch mit der Siegeskrone aus der Hand unseres Herrn Jesus segnen.

Lesen wir 12,2: „…und aufsehen zu Jesus, dem Anfänger und Vollender des Glaubens, der, obwohl er hätte Freude haben können, das Kreuz erduldete und die Schande gering achtete und sich gesetzt hat zur Rechten des Thrones Gottes.“

Share