Die Salbung in Betanien (Matthäus 26,10)

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DIE SALBUNG IN BETANIEN

Matthäus 26,1 – 16
Leitvers 26,10

„Als Jesus das merkte, sprach er zu ihnen: Was betrübt ihr die Frau? Sie hat ein gutes Werk an mir getan.”

In der letzten Sonntagsbotschaft hatte Jesus in Kapitel 25 seine endzeitlichen Reden vollendet. Jesus hat uns durch sein Gleichnis von den Schafen und Böcken offenbart, dass er bei seiner Wiederkunft eine Scheidung vornehmen wird zwischen Gerechten und Ungerechten. Die einen werden hingehen zum ewigen Leben, und die anderen zur ewigen Strafe. Möge der Herr uns ernstlich ermahnt sein lassen, auf dass wir gute Schafe sind, die Jesus im Glauben als den Hirten des Lebens aufnehmen, die auf seine Stimme hören und ihm an seinen geringsten Brüdern dienen, unter ihnen besonders die jungen Menschen am Campus, damit sie von Böcken zu Schafen mit ewigem Leben verändert werden dürfen.

Unser heutiger Text handelt von der Salbung Jesu Christi durch eine Frau in Betanien, die einen Tag vor dem finalen Einzug Jesu in Jerusalem geschah. Durch diese Salbung lernen wir das Herz dieser Frau kennen, das mit reiner Liebe zu Jesus erfüllt war, wodurch die Herzen der humanistischen Materialisten um sie herum offenbar wurden, in denen es nur Berechnung und Geld gab. Jesus aber war durch die hingebungsvolle Liebe dieser Frau sehr berührt und wertete sie als gutes Werk. Er erkannte ihre Liebestat als Salbung für das Begräbnis des verheißenen Messias durch ihren Glauben an. Dieses Ereignis zeigt uns, woran wir uns immer wieder erinnern müssen, um Jesus zu lieben und in seinem Heilswerk gebraucht werden zu können.

1. Die Frau mit dem kostbaren Salböl (1-13)

Jesus war sechs Tage vor dem Passafest in Betanien angekommen (Joh 12,1). Von Galiläa aus war er über Jericho nach Jerusalem eingezogen. Nachdem er dort den Tempel gereinigt hatte, kam er nach Betanien, um dort über Nacht zu bleiben. Am nächsten Tag hatte er seine mahnenden Tempelreden gegen die religiösen Leiter gehalten, auf die diese jedoch nicht mit Buße, sondern mit Zorn reagiert hatten. Schließlich hatte Jesus auf dem Ölberg, an dem die Orte Betfage und Betanien lagen, mit seinen Jüngern über die Endzeit der jetzigen Epoche von Gottes Geschichte mit der Welt geredet. Darüber war nun der zweite Tag vor dem Passafest herangekommen.

Lesen wir die Verse 1 und 2: „Und es begab sich, als Jesus alle diese Reden vollendet hatte, dass er zu seinen Jüngern sprach: Ihr wisst, dass in zwei Tagen Passa ist; und der Menschensohn wird überantwortet werden, dass er gekreuzigt werde.” In zwei Tagen war das Passafest, wie Jesus betonte. Die Stunde näherte sich in schnellen Schritten, in der Jesus nach dem Willen Gottes am Kreuz sterben und die Welt verlassen würde. Durch seine Ankündigung machte Jesus deutlich, dass es zwischen dem Passafest und seinem Kreuzestod einen bedeutsamen Zusammenhang gab. Das Passafest war das wichtigste Fest der Juden, weil sie sich dabei an die Gnade Gottes erinnerten, in der er sie aus der Sklaverei Ägyptens befreit hatte. Dazu musste Gott sein tödliches Gericht über Ägypten verhängen, dem die Israeliten entgingen, indem sie durch den Glauben an Gottes Weisung ein einjähriges, fehlerloses und männliches Passalamm schlachteten und dessen Blut an die Rahmen ihrer Türen strichen. Dieses unschuldige männliche Lamm war das Sühneopfer und Passa des Herrn für die Israeliten, weswegen das Gericht des Herrn über Ägypten an ihnen vorüberging und er sie aus der Sklaverei Ägyptens herausführte. Das Passafest war seither das Symbol einer vorläufigen Sühnung und zugleich der Vorbereitung auf die endgültige Sühnung der Sünden durch ein vollkommenes Passalamm von Gott. An diesem Passafest würde Jesus, der sündlose vollkommene Sohn Gottes, dieses Passalamm Gottes sein. Jesus opferte sich selbst als ein vollkommenes Passalamm für eine vollkommene Vergebung der Sünden aller Menschen, die an ihn glauben, um sie vor der ewigen Verlorenheit zu retten und ihnen das ewige Leben zu geben.

Was taten in dieser Zeit die religiösen Leiter? Sehen wir uns die Verse 3 bis 5 an: „Da versammelten sich die Hohenpriester und die Ältesten des Volkes im Palast des Hohenpriesters, der hieß Kaiphas, und hielten Rat, wie sie Jesus mit List ergreifen und töten könnten. Sie sprachen aber: Ja nicht bei dem Fest, damit es nicht einen Aufruhr gebe im Volk.” Die Aufgabe der Hohenpriester und Volksältesten sollte es in jenen Tagen eigentlich sein, sich an die Gnade Gottes zu erinnern und mit Dankbarkeit und Freude das Passafest für die Gläubigen und Gäste aus aller Welt, die nach Jerusalem strömen würden, vorzubereiten. Vor allem aber hätten sie als Israels religiöse Führer die ersten sein sollen, die Jesus als den verheißenen Messias erkannten und auf den Thron setzten. Statt dessen aber hielten sie darüber Rat, wie sie Jesus ergreifen und ermorden könnten! Dass sie sich selbst in der Passarüstzeit mit Mordplänen beschäftigten, zeigt, wie finster und gottlos ihre Herzen waren. Obwohl Jesus ihnen ihre Sünden klar gemacht hatte, wollten sie bis zum Ende nicht auf Jesus hören und keine Buße tun. Weil sie nicht rechtschaffen vor Gott lebten, wollten sie aus Furcht vor Gewalttaten des Volkes, das Jesus als ihren Messias begrüßt hatte, ihn heimlich verschwinden lassen. Sie sprachen: „Ja nicht bei dem Fest, damit es nicht einen Aufruhr gebe im Volk.” Sie schmiedeten ihre eigenen finsteren Pläne. Aber Gott stand mit seinem Plan darüber: Jesus sollte gerade an diesem Passafest als Passalamm sterben und Gott würde sogarihre schändliche Sünde dafür gebrauchen. Gott vollzog seinen Willen unabhängig von Plänen der Menschen und offenbarte dadurch, dass er der souveräne Gott und wahrer Führer aller Geschicke ist. Möge Gott uns die Glaubenszuversicht schenken, dass sein Plan auch unter den negativen Umständen immer souverän ist und zum Besten in seiner Heilsgeschichte führt.

Sehen wir uns den Vers 6 an: „Als nun Jesus in Betanien war im Hause Simons des Aussätzigen …” Jesus war wieder zurück in Betanien und war zu Gast im Hause Simons des Aussätzigen. Simon nannte sich stets gern „Simon der Aussätzige”, weil er dankbar war für die Gnade und das Erbarmen Jesu, der ihn von seiner unheilbaren Krankheit geheilt hatte. Aus der Dankbarkeit hatte er nun Jesus mit seinen Jüngern und vielen Freunden aus Betanien zum Freudenmahl geladen. Dort geschah etwas Unerwartetes. Lesen wir den Vers 7: „trat zu ihm eine Frau, die hatte ein Glas mit kostbarem Salböl und goss es auf sein Haupt, als er zu Tisch saß.” Als Jesus zu Tisch saß, unterbrach eine Frau ihr Essen, trat zu Jesus und salbte ihn mit einem kostbaren Öl.

Wer war diese Frau? Und was mochte sie zu ihrer außergewöhnlichen und großartigen Tat bewegt haben? Wenn wir die vier Evangelien studieren, finden wir im Markusevangelium Kapitel 14 das gleiche Ereignis und noch ein bisschen mehr darüber. Aber auch dort begegnen wir nur derselben geheimnisvollen Frau wie hier. Vergleichen wir die Parallelstelle in Lukas 22, so stellen wir fest, dass Lukas in Kapitel 7 eine andere Salbung bezeugt als hier. Wenn wir aber Johannes Kapitel 12 lesen, dann erkennen wir, dass es Maria von Betanien war.

Maria lebte mit ihrer Schwester Marta und ihrem Bruder Lazarus zusammen, die ihr Trost und Stütze waren, weil ihr Herz von allen wohl am meisten darüber bekümmert war, dass sie keine Eltern mehr hatten. Sie führte ein ziemlich normales Familienleben und ihre Gedanken kreisten um ihre vielen kleinen Wünsche. Ihr größter Traum war ihre Hochzeit und eine glückliche Familie, für die sie das kostbare Salböl sammelte. Es handelte sich dabei um Narde (Markus 14,3; Johannes 12,3), ein teures hochgeschätztes Öl aus Indien. Tropfen für Tropfen sammelte sie es, und ihr Herz schlug jedes Mal höher, wenn sie den edlen Glasflakon mit dem schimmernden Öl darin sah. Es war ganz rein, unverfälscht. Es wurde ihr größter Schatz, ihr Bestes, ihr Kostbarstes. Ihr Glaube an Gott war für sie eine selbstverständliche Nebensache und ihr Synagogengang gehörte zur gewohnten Tradition. Klar war sie als gottesfürchtige Jüdin schon auf die Welt gekommen. Doch eines Tages war Jesus in ihr Dorf gekommen, von dem sie schon viel Aufsehenerregendes gehört hatte, und ihre Schwester hatte ihn aufgenommen, um ihm mit der Speise tatkräftig zu dienen. Maria hörte Jesus zu, was er über das Reich Gottes zu sagen hatte. Jesus war ganz anders als andere Menschen und sie spürte seine Demut und Liebe. Jesus kam immer wieder und wurde ihr Freund, der die ganze Familie liebte und segnete. Durch seine Rede und die Gespräche mit ihm erkannte sie, dass sie eine ungerechte, verlorene Sünderin war. Sie erkannte in Jesus den Sohn Gottes, der für ihre Sünden wie für alle Sünden am Kreuz sterben würde. Sie erkannte in Jesus den verheißenen Christus, der sie in sein Reich führte. Durch Jesus empfing sie schließlich die große Gnade der Vergebung Gottes. Dann aber wurde ihr Bruder Lazarus todkrank. Als Jesus kam, lag Lazarus schon vier Tage im Grab. Maria aber kam nicht zu Jesus. Sie war mit Lazarus gestorben. Doch Jesus ließ das Grab öffnen und rief Lazarus heraus. Lazarus lebte wieder, und mit seiner Auferweckung erfuhr auch Maria ein völlig neues Leben, sie war ganz verändert. Durch dieses Ereignis wurde Jesus für Maria kostbarer als ihr Salböl. Jesus wurde die Person ihrer wahren Anbetung, denn Jesus war alles für sie, weil sie alles in ihm gefunden hatte. In Jesus fand sie die Liebe, den Frieden, die Freude, die Kraft und wahre, kostbare Orientierung zum Leben. In Jesus gab es das ewige Leben mit der Hoffnung auf das Himmelreich, die alle ihre bisherigen Hoffnungen verblassen ließ. Jesus war der Anker ihrer Seele in den Wechsellagen ihres Lebens geworden. So wurde Jesus ihr kostbarerer Schatz und seine Liebe zog in ihr Herz ein. Diese Liebe in ihr musste sich an Jesus einfach verschenken, sich über ihn ergießen, ihr alles, das ganze Leben, ja sich selbst zu Jesus geben. Ihr Schatz des Salböls sollte ihr Opfergeschenk für ihren höheren, wahren Schatz werden – jetzt.

Sie stand auf. Die Situation war nicht passend. Sie wusste auch, dass auf Festen das Haupt von hohen Gästen mit nur ein Tropfen Öl gesalbt wurde. Doch sie bedachte sich nicht. Sie zerbrach das Glas über Jesu Haupt, das ganze kostbare, duftende Salböl floss heraus, und ergoss sich über Jesus bis zu seinen Füßen. Maria bedachte sich nicht, sie nahm ihr langes Haar und trocknete damit Jesu Füße. Der Wohlgeruch des Öls erfüllte das ganze Haus. Matthäus gibt nur wieder, wie Maria das Haupt Jesu salbte wie Samuel das Haupt Davids gesalbt hatte (1.Samuel 16,13). Maria salbte damit den Messias, den König Gottes. Johannes beschreibt nur ihre Salbung der Füße Jesu. Dies war die einzige einem Menschen zustehende Annäherung an den Sohn Gottes, den Johannes verkündigte.

Wie reagierten die Jünger auf diese Salbung Jesu? Sehen wir uns die Verse 8 und 9 an: „Als das die Jünger sahen, wurden sie unwillig und sprachen: Wozu diese Vergeudung? Es hätte teuer verkauft und das Geld den Armen gegeben werden können.” Die Jünger missachteten die Herzenstat der Frau als reine und nutzlose Materialvergeudung. Gemäß Markus 14,5 berechneten sie sofort den Wert des Salböls: mehr als dreihundert Silbergroschen, was dem Jahreslohn eines Tagelöhners oder umgerechnet mehr als 30.000 Euro entsprach. Einmal wollten die Jünger für zweihundert Silbergroschen Brot für mehr als 5.000 Menschen kaufen (Markus 6,37). So hätten sie hier das Öl für das viele Geld verkauft und den Armen gegeben. Schließlich fuhren sie die arme Frau an (Markus 14,5). Die Jünger waren pragmatisch und materialistisch gesinnt. Sie waren harte Männer wie ein Sonnenbrand am Mittag. In ihren Herzen gab es nur Geld und eine ach so vernünftige aber kalte Berechnung. Darum konnten sie die reine Liebe und Anbetung dieser hingebungsvollen Frau nicht verstehen. Wie waren sie so geworden? Es lag an dem falschen Ziel, mit dem sie Jesus nachfolgten. Sie wollten mit Jesus etwas werden: Minister in seinem Reich, die als Wohltäter vor dem Volk glänzen. Jesus war ihnen nützlich dafür. Darum kannten sie weder Jesu Herz noch liebten sie ihn von Herzen wie diese Frau. Sie mussten wirklich erkennen, wer Jesus für sie ist, der der Hingabe und Anbetung aller Menschen würdig ist.

Wie bewertete Jesus die Tat dieser Frau? Lesen wir den Leitvers, Vers 10: „Als Jesus das merkte, sprach er zu ihnen: Was betrübt ihr die Frau? Sie hat ein gutes Werk an mir getan.” Jesus sah ihr Herz, wie die harte Kritik seiner Jünger sie verletzte. Dann nahm er ihre Tat als ein gutes Werk an, indem er sie vor seinen Jüngern verteidigte und lobte: „Sie hat ein gutes Werk an mir getan.” In welcher Hinsicht war ihre Tat ein gutes Werk? Einmal, weil es das gute Werk der Dankbarkeit und der Liebe war. Die Dankbarkeit ist die größte Kraft des Lebens (Hermann Bezzel). Liebe zu haben bedeutet, wahres Leben zu haben. Ohne Liebe aber ist uns nichts nütze, weil wir dann verlorene Götzendiener und Nichtse wären, wie Paulus als hingebungsvoller Knecht Gottes in 1.Korinther 13,1-3 veranschaulicht. Die Liebe ist das Einzige, was nicht weniger wird, wenn wir es verschwenden (Ricarda Huch). Vor allem aber war es ein gutes Werk, weil ihre Liebe und Dankbarkeit Jesus galt. Die Jünger wollten Gutes tun. Aber sie wussten nicht, dass es das Beste ist, Jesus zu lieben. Die Frau liebte Jesus als ihren Herzenskönig, indem sie ihm ihr Bestes, ja alles gab, um ihn zu erfreuen. Mit dem Ausgießen des Salböls über Jesus weihte sie Jesus aus der Dankbarkeit für seine Liebe und in seiner Liebe ihr Leben. Darum war das gute Werk der Liebe dieser Frau für Jesus weder Übertreibung noch Verschwendung, sondern die beste Verwendung.

Hier lernen wir, was für Jesus ein gutes Werk ist. Alles, was wir aus der Dankbarkeit und Liebe für Jesus tun, um ihn zu erfreuen, ist ein gutes Werk. Unsere Gesänge, Gebete, Bibelstudien wie alles, was wir von ganzem Herzen und mit ganzer Kraft zum Besten für Jesus tun, ist ein gutes Werk. Aber alle Werke, bei denen nicht Jesus sondern der Mensch oder irgendetwas anderes das Ziel ist oder die mit halber Kraft und geteilten Herzen getan werden, können Jesus nicht gefallen. Wie können wir solch ein gutes Werk der Liebe und Dankbarkeit tun, wie es die Frau getan hatte? Wir müssen von Jesu Liebe und Gnade erfüllt sein. Es war kein gesetzlicher Zwang, keine Aufbietung eigener Kraft, was das gute Werk der Frau auslöste, sondern es war Jesus selber mit seiner Liebe, die das gute Werk in und durch sie tat. Wie können wir mit seiner Liebe erfüllt werden? Da genügt kein kurzer Blick auf Jesus, sondern ein intensives Gedenken der Gnade und des Wortes Jesu ist dazu nötig. Jesus sagt in Lukas 7,47: „Ihre vielen Sünden sind vergeben, denn sie hat viel Liebe gezeigt; wem aber wenig vergeben wird, der liebt wenig.” Des weiteren müssen wir auch geöffnet werden, um die Liebe Jesu aufzunehmen. Die Frau öffnete das Glas, indem sie es zerbrach. Paradoxerweise muss auch unser Glas zerbrochen werden, damit das Salböl hineinkommen kann, das wir vergießen möchten. Dies bedeutet: Wir müssen zerbrechen, unser Herz muss zerbrechen. Dafür müssen wir unsere Verlorenheit in der Sünde und die völlige Aussichtslosigkeit unserer berechnungsvollen Bemühungen anerkennen und uns völlig dem Herrn übergeben, bis wir offen für Jesu vergebende und erbarmende Liebe werden. So kann Jesus das gute Werk in uns tun, das wir dann an ihm tun werden. Möge Gott uns so helfen, das Salböl unseres Herzens über Jesus auszugießen und aus der Dankbarkeit für seine Liebe unser Leben an ihn zu verschenken.

In Vers 11 geht Jesus dennoch noch einmal auf die Armen ein, von denen die Jünger sprachen: „Denn Arme habt ihr allezeit bei euch, mich aber habt ihr nicht allezeit.” Als Jesus das sagte, mussten die Jünger verwirrt gewesen sein. Würden sie Jesus nicht dienen, wenn sie den notleidenden hilfsbedürftigen Armen dienten? Hatte Jesus ihnen nicht beim letzten Mal gesagt: „Was ihr getan habt einem von diesen meinen geringsten Brüdern, das habt ihr mir getan” und „Was ihr nicht getan habt einem von diesen Geringsten, das habt ihr mir auch nicht getan”? Jesus schien damit ultimativ von ihnen gefordert zu haben, ihm stets an den Armen zu dienen. Doch hier machte Jesus einen Unterschied, dies sogar mit verschiedener Priorität: Den Armen konnten die Jünger allezeit helfen, weil sie allezeit da sind. Jesus aber hatten sie nicht allezeit. Allein diese Frau schien das zur rechten Zeit begriffen zu haben. Jesus offenbarte dies in Vers 12: „Dass sie das Öl auf meinen Leib gegossen hat, das hat sie für mein Begräbnis getan.” Nur zu einer Zeit konnte der Messias für sein Begräbnis gesalbt werden. Diese Frau glaubte den Voraussagen Jesu über seinen Tod und sie hatte erkannt, dass sie ihre Salbung jetzt oder nie tun konnte. Jesus bestätigte ihre Glaubenstat. Als ihn die anderen Jüngerinnen salben wollten, war er schon auferstanden. Was bedeutet das für uns? Wir können und sollen Jesus allezeit an den Studenten dienen. Jesus selbst aber haben wir nicht allezeit. Wenn es die Zeit ist, dass wir Jesus in seinem Wort, im Gedenken, im Gebet oder im Lobpreis begegnen, dann sollen wir nicht an ihm vorbeigehen, sondern unser Salböl über ihn ausgießen. Sonst bleibt nur ein Geschäft übrig. Unser Herr Jesus hat immer die höchste Priorität.

Sehen wir uns den Vers 13 an: „Wahrlich, ich sage euch: Wo dies Evangelium gepredigt wird in der ganzen Welt, da wird man auch sagen zu ihrem Gedächtnis, was sie getan hat.” Jesus gab hier ihrer guten Glaubens- und Liebestat eine hohe Bedeutung in seiner Heilsgeschichte. Seine noch humanistischen Jünger würden die reine und hingebungsvolle Liebe dieser Frau annehmen, sodass diese nunmehr schon seit 2.000 Jahren in allen Evangelien davon sprechen. Wo immer auch seitdem in aller Welt das Evangelium gepredigt wird, da wird auch ihre beispielhafte Herzenshingabe verkündigt. Ihr gutes Werk des Glaubens und der Liebe bewegte unzählige Menschen und wirkte in ihnen mächtig, sodass sie über ihre materialistische und pragmatische Gesinnung Buße taten, sich entschieden, Jesus zu lieben, koste es, was es wolle, und Jesus für die Evangeliumsarbeit ihr Leben gaben. Unter uns sind einige Missionarinnen seit Jahrzehnten lebende Beispiele dafür. Um dem Evangeliumswerk in Deutschland zu dienen, verließen sie ihre vertraute und sichere Heimat in Korea und zogen in ein für sie fremdes Land, um eine fremde Sprache und fremde Kultur zu bemeistern. Obwohl sie nichts hatten, gaben sie sich hin, um den hiesigen Studenten das Evangelium von der Liebe Jesu zu verkündigen. Aus der Dankbarkeit für die Gnade und Liebe Jesu gaben sie ihr Leben für Jesus und gossen so ihr Salböl über ihn aus. Beim 35. Jubiläumsgottesdienst am 20. September werden wir ihre Zeugnisse hören. Sie sind uns eine Ermutigung, uns an Gottes Wirken in unserem Leben zu erinnern und wie sie Jesus aus der Dankbarkeit für seine Liebe unser Leben zu weihen. Denn heute leben in Europa und in Deutschland so viele junge Menschen materialistisch und sinnentleert, weil sie nur falsche Ziele und Anbetungsgegenstände der Welt kennen. Einzig die Verkündigung des Evangeliums von Jesus kann sie mit seliger Herzens- und Lebenshingabe für Jesus, dem wahren Herz-König, erfüllen. Wenn wir das Salböl unseres Herzens und unseres Lebens über Jesus ausgießen, wird er dies ebenso als gutes Werk annehmen, unsere Hingabe sehr kostbar und fruchtvoll in seinem Heilswerk gebrauchen. Lasst uns Jesus ohne Berechnung hingebungsvoll lieben, der unser aller Hingabe und Anbetung würdig ist.

2. Judas und die dreißig Silberlinge (14-16)

Sehen wir uns die Verse 14 bis 16 an: „Da ging einer von den Zwölfen, mit Namen Judas Iskariot, hin zu den Hohenpriestern und sprach: Was wollt ihr mir geben? Ich will ihn euch verraten. Und sie boten ihm dreißig Silberlinge. Und von da an suchte er eine Gelegenheit, dass er ihn verriete.” Judas Iskariot gehörte zu den zwölf Jüngern, die Jesus auserwählt hatte. Er war einer von den Gesegneten, die mit dem Messias und dem Sohn Gottes gelebt hatten, seine mächtigen Wunder gesehen hatten, seine unvergleichlichen Worte gehört hatten und das Wunder seiner erbarmungsvollen sich selbst hingebenden Liebe erfahren hatten, einer, den Jesus „mein Freund, dem ich vertraute, der mein Brot aß…” (Psalm 41,10) nennen konnte. Dieser ging hin, um ihn mit Füßen zu treten. Wie konnte diese furchtbare Tat geschehen?

Judas war Jesus nachgefolgt, aber er hörte ihm nie richtig zu und nahm seine Liebe zu ihm nicht auf, sondern hielt unbeirrt an seinem falschen Ziel fest. Als er mit den anderen Jüngern meinte, das Salböl hätte teuer verkauft werden können, ging es ihm nicht um die Armen. Es ging ihm um Geld – und zwar für ihn selbst. Denn er war geldgierig und stahl von den Gaben für die gemeinsame Reisekasse, die Jesus ihm anvertraut hatte (Johannes 12,6). Er war ein Dieb und ein Heuchler. Er folgte Jesus nach, solange er sich noch einen Gewinn durch Jesus versprach. Als Jesus aber die Hingabe der Frau lobte und gegen seine materialistischen Jünger verteidigte, sah er, dass er sein selbstsüchtiges Ziel mit Jesus nicht erreichen würde. Weil er keine Buße tat, fuhr der Teufel in ihn hinein, und er ging zu den Feinden Jesu, die ihm nach dem Leben trachteten. Er entschied sich bewusst, Jesus zu verraten und zu verlassen. Doch dies bedeutete, Jesus ans Kreuz zu liefern. Er wusste nicht, was er tat. Er ging zu den Hohenpriestern, um ein schreckliches Geschäft mit ihnen zu machen. Er verkaufte Jesus für 30 Silberlinge – ca. 13 Euro. Es war der lächerliche Kaufpreis für einen Sklaven oder das Monatsgehalt eines Tagelöhners (Sacharja 11,12.13; 2.Mose 21,32). Wie erbärmlich wenig war Jesus ihm doch wert! Und was für ein Gegensatz zu der einen Frau, der Jesus alles wert war! Würdet ihr Jesus wie Judas wegen schändlichen Gewinns verkaufen?

Heute haben wir von Jesus das gute Werk der reinen hingebungsvollen Liebe einer namenlosen aber bedeutungsvollen, historischen Frau kennengelernt. Weil sie von Jesu Liebe erfüllt war, liebte sie Jesus über alles und goss ihr kostbares Salböl über ihn aus und salbte ihn zum König ihres Herzens und ihres Lebens. Lasst uns über alle materialistische, pragmatische Gesinnung und über alle kalte Berechnung Buße tun. Lasst uns auf Jesus schauen und uns von seiner Liebe erfüllen, auf dass wir damit das Salböl unseres Herzens und unseres Lebens über Jesus ausgießen. Möge der Sohn Gottes, unser Herr Jesus, unsere Hingabe als gutes Werk annehmen und durch unsere Evangeliumsverkündigung ein großes Heer Gottes für die Campusmission und die geistliche Wiedererweckung Europas fest aufstellen!

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