Bonn UBF – Das Wort ward Fleisch (Joh 1,14) – Sonderlektion

Das Wort ward Fleisch (PDF-Datei)

DAS WORT WARD FLEISCH

Johannes 1,14

„Und das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns, und wir sahen seine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit als des eingeborenen Sohnes vom Vater, voller Gnade und Wahrheit.“

Heute möchte ich Johannes 1,14, das mir der Heilige Geist als das Leitwort für dieses Jahr gegeben hat, mit euch teilen. „Und das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns, und wir sahen seine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit als des eingeborenen Sohnes vom Vater, voller Gnade und Wahrheit.“

Dieser Vers ist das persönliche Zeugnis von Apostel Johannes, einem der Spitzenjünger Jesu, über Jesus, dem er persönlich begegnet war und den er tief erfahren hatte. Er bekannte, dass Jesus das fleischgewordene Wort ist, das unter uns wohnte. In diesem Text meint „das Wort“ den heiligen Gott , nicht wahr? Dieser Gott ist der allmächtige Schöpfergott, der in Ewigkeit selbst existiert. Er ist der Herrscher der Welt und der Lenker der Geschichte. Er ist der Eigentümer des gesamten Universums und aller Kreatur. Dieser allmächtige Schöpfergott wurde jedoch Mensch und lebte mit den sündigen Menschen zusammen. Stellt euch einmal vor, dass ein Mensch sich selbst zu einem Regenwurm machen und in die Erde kriechen würde, um mit den anderen Regenwürmern zusammenzusein. Das ist unvorstellbar, oder? Dass aber der allmächtige Schöpfergott Mensch wurde und unter den Sündern wohnte, ist noch unvorstellbarer, als wenn ein Mensch zu einem Regenwurm werden und unter der Erde mit den anderen Regenwürmern leben würde. Dies ist das Wunder aller Wunder, das über unsere Vorstellungskraft und Vernunft weit hinausgeht. Wenn wir diese Wahrheit jeden Moment nicht als Theorie, sondern als Tatsache annehmen, können wir nicht anders, als ein Leben voller Begeisterung und Kraft zu führen.

Warum wurde der heilige Gott selbst zu einem Menschen? Weil er uns, die Menschen, so sehr geliebt hat. Der heilige Gott schuf den Menschen zu seinem Bilde und machte ihn zum Gegenstand der Liebe. Zudem bereitete Gott eine sowohl in geistlicher, geistiger als auch physischer Hinsicht perfekte Umgebung vor, in der die Menschen Gott anbeten und glücklich leben konnten. Doch die Menschen wurden Gott ungehorsam und verrieten ihn. Immer wieder sandte Gott seine Knechte und rief mit dem zerbrochenen Herzen: „Kommt zurück! Kommt zurück!“ Aber die Menschen bekehrten sich dennoch nicht. Nun hätte Gott sein Zorngericht über die Menschen schicken müssen. Doch weil Gott die Menschen so sehr liebte, gab er seinen Himmelsthron auf, wurde ein Mensch und kam auf die Erde herab, anstatt sein Zorngericht herabzuschicken und die Menschen in die ewige Höllenqual zu werfen. Er lebte mit den Sündern. Er wurde ein Knecht der Sünder. Schließlich gab er sein Leben am Kreuz als Lösegeld hin, um uns, die Menschen, zu erretten, weil es außer diesem Weg keinen anderen Rettungsweg gab. Das ist die heilige Liebe Gottes, nämlich Agape.

Wir lernen, dass Agape nicht in Worten, sondern in Taten besteht. Wir lernen, dass sie Entäußerung, Entleerung, Erniedrigung und Hingabe bedeutet. Daraus lernen wir, dass die Verkündigung des Evangeliums nicht in Worten, sondern aus dem Leben heraus geschieht. Wir lernen, dass die Mission nicht darin besteht, den Heiden Bibelkenntnisse zu lehren, sondern durch das Leben das Wort Gottes zu offenbaren.
Bevor Franz von Assisi Jesus persönlich begegnete, genoss er ein vergnügungssüchtiges Leben als Sohn eines reichen Tuchhändlers. Als er sich jedoch im Alter von 25 Jahren zu Gott bekehrte und Jesus als seinen Herrn annahm, wurde er durch die Inkarnationsgnade Gottes tief bewegt, nämlich dass das Wort Fleisch wurde. Als er über Jesus nachdachte, dem die Kleider vom Leib gerissen und der ans Kreuz genagelt wurde, zog er auch seine Kleider aus und lief auf den Straßen von Assisi umher, indem er mit Tränen ausrief: „Oh Herr, oh Herr!“ Die Leute dachten, dass er verrückt sei, und lachten ihn aus. Aber durch Leprakranke, die Armut und Schmerzen erleiden mussten, konnte er Jesus tiefgehender kennenlernen, der in seinem Leben auch Armut und Schmerzen erlitt. Nachdem er das aufgenommen hatte, betrachtete er die Armut als größte Tugend. Deswegen besuchte er oft das Dorf der Leprakranken und kümmerte sich um sie und hatte gerne Gemeinschaft mit ihnen. Vor allem stellte er Jünger auf, die den Lehren Jesu durch ihr praktisches Leben gehorchten und Jesus in vielen Nationen bezeugten.

Vor 48 Jahren, als ich ein Studienanfänger war, sah ich an der Uni ein Poster an einer Pinnwand, welches sagte: “Bibelstudium auf Englisch! Konversation auf Englisch! Dozent: amerikanische Missionarin Sarah Barry“. Zu der Zeit war es nicht einfach, einen Amerikaner persönlich zu treffen. Es kamen etwa 20 Menschen zusammen. Sie mietete einen Raum in der Innenstadt und dort studierten wir die Bibel und Konversation auf Englisch, ungefähr drei bis vier Stunden pro Tag, von Montag bis Freitag. Nach anderthalb Monaten, nach der letzten Lektion, waren nur noch sieben oder acht Studenten übrig. Missionarin Sarah Barry lud uns zum Anlass des Studiums dieser letzten Lektion zu einer Hausparty ein. Zu dieser Zeit lebten die amerikanischen Missionare gewöhnlich in Vororten der Stadt in Villen westlichen Stiles. Aber sie lebte in einer kleinen koreanischen Ein-Zimmer-Wohnung. Ich wusste nicht, wer Jesus war, aber die Neugier über diesem Jesus wurde in mir geweckt. „Wer ist dieser Jesus, an den sie glaubt und dem sie dient?“ So zeigte Gott mir durch sie Jesus zum ersten Mal in meinem Leben.

Letzten August, im Alter von 68 Jahren, nach meiner 40-jährigen Zeit als Leiter, von denen ich die letzten sechs Jahre als der Generaldirektor von UBF Korea gedient hatte, bereitete ich mich mit meiner Frau M. Anna vor, als Missionare nach Zimbabwe ausgesandt zu werden. Mein 4 Jahre alter Enkel Daniel fragte mich mit besorgten Augen: „Opa, Opa, du gehst doch wohl nicht nach Afrika?“ Aber als wir nach Zimbabwe gingen, indem wir über die Inkarnationsgnade Jesu nachdachten, dass das Wort Fleisch wurde, und uns von allen Bindungen in der Welt freimachten, erfüllte Gott durch seinen Heiligen Geist unsere Herzen mit Frieden und Freude. Obwohl wir überhaupt keine Zukunftssicherheit in diesem uns unbekannten Land hatten, konnten wir jeden Tag fröhlich sein und das Werk des Heiligen Geistes erfahren, indem wir alles Gott anvertrauten und allein durch den Glauben lebten. Wir waren so dankbar, dass aus unserem Mund in jeder Situation automatisch „Dank sei Gott“ herauskam. Gott half uns, jeden Abend für das Evangeliumswerk in Korea und der ganzen Welt zusammen zu beten. Durch die Zusammenarbeit mit den Missionaren, Zweierbibelstudium mit den Hoffnungsträgern, das Lehren von Koreanisch an der Zimbabwe National University, bin ich in den letzten vier Monaten sehr beschäftigt gewesen, indem ich den Heiligen Geist als Vorbild nahm, der sehr hart arbeitet. Jedoch konnte ich von dem ersten Tag unserer Ankunft an das Frühstück selber vorbereiten und spülen; auf diese Weise konnte ich M. Anna mit noch größerer Liebe dienen. Vom ersten Tag nach meiner Ankunft wachte ich täglich um 5.30 Uhr auf. Nachdem ich leise in das Wohnzimmer gegangen war, das Tägliche Brot betrachtet, gebetet, Sport getrieben und das Frühstück vorbereitet hatte, war es ca. 8 Uhr. Ich konnte zu M. Anna zwar nicht sagen: „Prinzessin, das Frühstück ist vorbereitet. Komm bitte.“ Ich sagte: „Frühstück ist fertig.“ Dann kam M. Anna, die bis dahin im Schlafzimmer das Tägliche Brot betrachtet und die Zeit im persönlichen Gebet verbracht hatte, in das Wohnzimmer. Aber nach vier Monaten in Zimbabwe fing ich an, mich unwohl zu fühlen. Ich hatte große Schwierigkeiten, weil es nach Sonnenuntergang eine Ausgangssperre gab, weil täglich der Strom mehrere Stunden ausfiel und weil die einheimischen Studenten, mit denen ich die Bibel studierte, einen strengen Geruch hatten. Gegenüber den schwachen Studenten, die keine Hoffnung, keine Träume und keine Vision hatten, die ihre Versprechen nicht halten und die nur Hilfe bekommen wollten, spürte ich keine Zuneigung, sondern Ärger. Die schwarzen Studenten waren liebenswert, aber auf einmal geriet ich an meine Grenze. Ich geriet an meine Grenze der Sprache, Nationalität und Kultur.

Als ich mit dem Gebet meine Neujahrsstellungnahme schrieb, gab Gott mir Johannes 1,14 und ermahnte mich: „Und das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns, und wir sahen seine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit als des eingeborenen Sohnes vom Vater, voller Gnade und Wahrheit.“ Ich dachte, dass ich mich völlig erniedrigt hätte und an einen niedrigen und schwierigen Ort gekommen wäre, um die verlorenen Schafe Gottes zu finden. Aber die Erniedrigung, die Jesus uns vorgelebt hatte, war um Dimensionen größer. Um die selbstsüchtigen, an Gier und Begierde erkrankten Sünder, die den Tod, das Gericht und die ewige Verdammnis verdient hatten, wurde der heilige Schöpfergott Mensch. Für meine Sünde und meine Übertretung gab er sein Leben am Kreuz als Lösegeld hin. Aber ich beklagte mich schon wegen der etwas schwierigen Lage in Afrika. Als ich an Gottes große und wunderbare Liebe dachte, in der er zum Menschen wurde, vergoss ich Tränen der Buße, und ich durfte sehen, wie meine Sünde weggewaschen wurde. Mit dem zerbrochenen Hirtenherzen konnte ich für die Lage der Studenten, die keine Träume und keine Vision haben, beten, dass Gott ihnen Träume und Visionen schenkt. Seit vergangenem Monat bleibt das Wort „Und das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns“ in meinem Herzen. Ich glaube, dass ich mich jetzt auf die Ebene der Studenten erniedrigen kann. Ich entscheide mich, die Schwachheit der Studenten, dass sie ihre Versprechen nicht halten können und nur Hilfe erwarten, zu lieben, und mit ihnen zu sein. Ich möchte ihren strengen Geruch lieben und als Duft wahrnehmen. In 2012 möchte ich mit der großen Liebe Jesu, des Fleisch gewordenen Wortes, erfüllt werden und mit den Studenten in Zimbabwe sein und Christi Liebesbrief für sie werden. Bitte betet dafür.Ihr Lieben! Durch die große Liebe des heiligen Gottes, der vom Wort zum Fleisch geworden ist, sind wir alle gerettet und führen ein neues Leben. Auch jetzt noch empfangen wir diese Liebe Gottes. Dort, wo Menschen die große, weite, tiefe und hohe Liebe des heiligen Gottes kennen und zu kleinen Jesussen werden, geschieht ein Rettungswerk, und die Herzen derjenigen, die an allen Arten von Sünden und Lebensproblemen leiden, werden erweicht und verändert. Unsere Zeit hat verschiedene Probleme, aber das ist nicht das wahre Problem. Die Frage ist, ob die Liebe Christi, der Mensch geworden ist, in mir wohnt oder nicht.

In diesem Jahr möchten wir innerlich reifer werden. Wir möchten auch den absoluten Evangeliumsglauben der Pionierzeit wiederherstellen und eine neue Geschichte schreiben. Was ist der Inhalt der Reife und des absoluten Evangeliumsglaubens der Christen? Man kann viele verschiedene Dinge nennen. Das Hauptziel ist jedoch, die Liebe Gottes tief zu verstehen und von dieser Liebe getrieben zu werden. Wofür kämpfst du, seit das neue Jahr begonnen hat? Wir müssen dafür kämpfen, die Liebe Gottes zu lernen. Wir müssen dafür kämpfen, Gott und unsere Nächsten zu lieben. Wir müssen dafür kämpfen, unseren nahestehendsten Mitarbeiter und ein Schaf, das auf seinem eigenen Weg in die Irre geht, zu lieben. Gott lässt seine geliebten Knechte unbeschreibliche Schmerzen erfahren, um sie seine Liebe zu lehren. Das Hirtenleben ist darum nicht der Kampf gegen Menschen, sondern ein Lernprozess durch die erziehende Liebe Gottes, seine Liebe immer tiefer zu erkennen. Dann können wir unter allen Umständen ein Leben in der Liebe und Dienerschaft für die Schafe führen. Jesus hat solch ein Leben geführt.

Es herrscht der allgemeine Irrtum, dass die Liebe schwach ist. Pioniergeist, Vision und Herausforderung werden als stark angesehen. Ich habe die Botschaft bezüglich dieses Themas stets voller Leidenschaft gepredigt. Ist die Liebe wirklich schwach? Zurzeit denke ich aber, dass die Liebe, die Agape ist, das Mächtigste in der Welt ist. Aus der Liebe kommt die Leidenschaft. Aus der Liebe kommt die Vision, welche die ganze Welt mit einschließt. Aus der Liebe kommt der Mut, der die Furcht überwindet. Es gibt einen Unterschied zwischen dem, was Apostel Johannes in seinen jungen Jahren gesagt, und dem, was er in seinem Alter geäußert hat. Als er 90 Jahre alt war und kurz vor seinem Tod stand, fragten ihn seine Jünger: „Lehrer, gib uns ein Wort.“ Er antwortete: „Gott ist die Liebe.“ Und die Jünger fragten ihn abermals: „Gib uns ein weiteres Wort.“ Er antwortete erneut: „Gott ist die Liebe.“ Aber diese Liebe ist nicht in uns. Um diese Liebe zu erkennen, brauchen wir die Hilfe des Heiligen Geistes. Der Heilige Geist hilft uns, diese Liebe zu erkennen. Der Heilige Geist hilft uns, von der Liebe getrieben zu werden, so dass wir diese Liebe in uns haben. Lasst uns beten, dass der Heilige Geist uns hilft, diese große Liebe zu lernen, welche sich in dem fleischgewordenen Wort offenbart, so dass wir von dieser Liebe getrieben leben.

Schlussfolgernd sah Apostel Johannes in Jesus die Herrlichkeit des eingeborenen Sohnes Gottes. Und er sah seine überfließende Gnade und Wahrheit in ihm. All diejenigen, die diese Gnade und Wahrheit empfangen haben, wurden lebendig und haben ein neues Leben begonnen. Gottes Herrlichkeit wird in der Familie, Kirche und der Gesellschaft offenbart, wo es echte Jünger gibt, die Jesus nachfolgen, der das fleischgewordene Wort ist. Und sie werden voller Gnade und Wahrheit sein. Die verlorenen Schafe können durch diese Gnade und Wahrheit wiederhergestellt werden. Für 2012 bete ich, dass jeder von uns die große Liebe Gottes, das fleischgewordene Wort, kennenlernt, und getrieben von dieser Liebe als ein kleiner Jesus lebt, wo immer wir auch sind. Lasst uns dafür beten, dass Gott jeden einzelnen, jede Hausgemeinde, jede Gemeinde und jeden Ort, wo ich bin, zum Reich Gottes und zum Werkzeug der Herrlichkeit Gottes und auch zu einem Kanal der überfließenden Gnade und Wahrheit Gottes für die ganze Welt machen möge. „Und das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns, und wir sahen seine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit als des eingeborenen Sohnes vom Vater, voller Gnade und Wahrheit.“ Halleluja! Amen.

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