Das höchste Gebot (Matthäus 22,37)

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DAS HÖCHSTE GEBOT

Matthäus 22,34 – 46
Leitvers 22,37

„Jesus aber antwortete ihm: »Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele und von ganzem Gemüt«“.

Wir danken Gott, dass er nicht ein Gott der Toten, sondern der Lebenden ist. Wir waren geistlich tot in unseren Sünden, doch durch Jesu Kreuzestod und seine Auferstehung hat er uns lebendig gemacht und ein ganz neues Leben geschenkt. Lasst uns in diesem Sommersemester einem Wort Gottes, besonders Hesekiel 37,10 und Esra 7,10 gehorchen und den Gott der Lebenden erfahren, der durch sein Wort 10.000 Bibellehrer und fünf Millionen Gebetsmitarbeiter aufstellt und dadurch Deutschland und Europa geistlich wiedererweckt.

Heute lernen wir das höchste Gebot kennen: „Du sollst den Herrn, deinen Gott lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele und von ganzem Gemüt.“ Gott segne uns, diesem höchsten Gebot – unabhängig von unserer jeweiligen Lage – mit einer persönlichen Entscheidung von ganzem Herzen zu gehorchen und unseren Nächsten zu lieben wie uns selbst. Dann werden wir das Geheimnis eines glückseligen Lebens in der rechten Beziehung zu Gott und zu unserem Nächsten erfahren.

1. Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben (34-40)

Erstens: Die Liebe zu Gott

In dem vorhergehenden Abschnitt hatten die Pharisäer Jesus versucht und ihm eine Fangfrage gestellt: “Ist’s recht, dass man dem Kaiser Steuern zahlt, oder nicht?“ Jesus – in seiner göttlichen Einsicht und Weisheit – durchschaute ihre Bosheit und gebot ihnen, dem Kaiser zu geben, was des Kaisers ist und Gott, was Gottes ist (22,21). Noch am selbigen Tag kamen Sadduzäer zu Jesus und versuchten, die Auferstehung der Toten, welche die Sadduzäer ohnehin als unmöglich ablehnten, mit einer abstrusen erfundenen Geschichte lächerlich zu machen. Jesus gab auch ihnen eine klare Botschaft: „Gott ist nicht ein Gott der Toten, sondern der Lebenden.“ Statt Jesu Botschaft zu Herzen zu nehmen, stritten die Pharisäer weiter mit Jesus. Sehen wir uns die Verse 34-36 an: „Als aber die Pharisäer hörten, dass er den Sadduzäern das Maul gestopft hatte, versammelten sie sich. Und einer von ihnen, ein Schriftgelehrter, versuchte ihn und fragte: Meister, welches ist das höchste Gebot im Gesetz?“ Diese Frage eines Schriftgelehrten offenbart uns etwas über den geistlichen Zustand dieser religiösen Obrigkeit: sie hatten die Zehn Gebote, die Gott den Israeliten gegeben hatte, vergessen. Denn das erste Gebot sagt klar: „Ich bin der Herr, dein Gott, der ich dich aus Ägyptenland, aus der Knechtschaft, geführt habe. Du sollst keine anderen Götter haben neben mir“ (2.Mose 20,2). Doch die Pharisäer und Schriftgelehrten waren vom höchsten Gebot so weit abgekommen, dass sie nun darüber eine Diskussion führten, welches wohl das höchste Gebot sei. Einige hielten das Opfer, andere das Geben von Almosen, andere das Fasten und wieder andere das Einhalten der Kleidungsvorschriften für das höchste Gebot. Da, wo die Menschen von den Geboten Gottes und von seinem Wort abgefallen sind, haben sie sich verschiedene Ersatzgötter und Ersatzreligionen aufgeladen: z. B. den gottlosen Humanismus, der lehrt, dass der Mensch gut sei; oder der Ernährungsgott, der den Menschen bestimmte Ernährungsvorschriften auferlegt; oder der Sport- und Fußballgott, der die Menschen den Sportverein und ihre Stars mehr verehren und lieben lässt als den lebendigen Schöpfergott, der Himmel und Erde und auch unser Leben erschaffen hat.

In 2.Timotheus 3,2-5 spricht Paulus von den letzten Tagen vor Jesu Wiederkunft, dass die Menschen viel von sich halten werden, geldgierig sein werden, prahlerisch, hochmütig Lästerer und den Eltern ungehorsam. … Sie lieben die Wollust mehr als Gott, sie haben den Schein der Frömmigkeit, aber deren Kraft verleugnen sie.“ Gott hat die Zehn Gebote gegeben, damit die Menschen in der rechten Beziehung zu Gott und auch zueinander leben sollten. Doch in unserer Gesellschaft sehen wir zunehmend, dass die guten Gebote Gottes relativiert und sogar abgeschafft werden und Gott schließlich als ein Lügner dargestellt wird. Die Welt liegt im Argen, aber der gottlose Mensch sagt: „Was ist das für ein Gott, der Kriege zulässt, und der sogar in seinem Namen Menschen ermorden lässt!“ Der Mensch in seinem geistlichen Hochmut hat sich selber an die Stelle Gottes gesetzt und verkündet den gottlosen Humanismus als die wahre Lehre, dass nämlich der Mensch kein Sünder wäre und doch immer besser würde. Es wird ganz frech behauptet, dass es der ganzen Menschheit besser ginge, hätte man Gott doch endlich „abgeschafft“. Einige dieser Gottlosen sagen, dass das Problem der Menschheit durch gute Bildung gelöst werden könnte. Denn wenn die Menschen erst recht gebildet seien, würden sie doch erkennen, dass es keinen Gott gäbe. Mit anderen Worten: die Christen werden für den Abschaum der Welt gehalten, die an Kriegen, Nöten und Missständen dieser Welt die Schuld tragen.

Welche Antwort gab Jesus diesem Schriftgelehrten, der ihn nach dem höchsten Gebot fragte? Sehen wir uns Vers 37 an: „Jesus aber antwortete ihm: »Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele und von ganzem Gemüt«“. Jesus zitierte hier ein Wort aus 5.Mose 6,5. In diesem Kapitel forderte Gott das Volk Israel auf, ihn über alles zu lieben. Lesen wir einmal 5.Mose 6,1-5: „Dies sind die Gesetze und Gebote und Rechte, die der Herr, euer Gott, geboten hat, dass ihr sie lernen und tun sollt in dem Lande, in das ihr zieht, es einzunehmen, damit du dein Leben lang den Herrn, deinen Gott, fürchtest und alle seine Rechte und Gebote hältst, die ich dir gebiete, du und deine Kinder und deine Kindeskinder, auf dass du lange lebest. Israel, du sollst es hören und festhalten, dass du es tust, auf dass dir’s wohlgehe und du groß an Zahl werdest, wie der Herr, der Gott deiner Väter, dir zugesagt hat, in dem Lande, darin Milch und Honig fließt. Höre, Israel, der Herr ist unser Gott, der Herr allein. Und du sollst den Herrn, deinen Gott, lieb haben von ganzem Herzen, von ganzer Seele und mit all deiner Kraft.“

Welch eine großartige Verheißung liegt darauf, wenn das Volk Gottes den Herrn, seinen Gott von ganzem Herzen, von ganzer Seele und mit all seiner Kraft liebt! Doch die Geschichte des Volkes Israel zeigt, dass sie im Lande Kanaan ihre Herzen von Gott abwendeten und die Götzen der Heiden anbeteten. In Hesekiel 20 sagt Gott darum über sein Volk: „Und als ich sie aus Ägyptenland geführt und in die Wüste gebracht hatte, gab ich ihnen meine Gebote und lehrte sie meine Gesetze, durch die der Mensch lebt, der sie hält. Ich gab ihnen auch meine Sabbate zum Zeichen zwischen mir und ihnen, damit sie erkannten, dass ich der Herr bin, der sie heiligt. Aber das Haus Israel war mir ungehorsam auch in der Wüste, und sie lebten nicht nach meinen Geboten und verachteten meine Gesetze, durch die der Mensch lebt, der sie hält, und sie entheiligten meine Sabbate sehr“ (10-13a). Nachdem auch die folgenden Generationen der Israeliten von Gott immer wieder abfielen und die Gebote Gottes mit Füßen traten, sprach Gott schließlich: „Darum gab auch ich ihnen Gebote, die nicht gut waren, und Gesetze, durch die sie kein Leben haben konnten, und ließ sie unrein werden durch ihre Opfer, als sie alle Erstgeburt durchs Feuer gehen ließen, damit ich Entsetzen über sie brachte und sie so erkennen mussten, dass ich der Herr bin.“ Gott selbst gab ihnen nun Gebote die nicht gut waren und Gesetze, durch die sie kein Leben haben konnten, damit sie so erkennen mussten, dass Gott der Herr ist!

Wie sehr brennt das Herz Gottes für sein geliebtes Volk! Er möchte sie so gerne segnen. Er wünscht sich so sehr ihr Gott zu sein. Und der Schlüssel dazu liegt genau in diesem höchsten Gebot, das Jesus in Vers 37 zitiert: „Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele und von ganzem Gemüt.“ Was bedeutet es, den Herrn zu lieben? Mit „lieben“ ist hier nicht eine instinktive Liebe gemeint, so wie einige eine besondere Speise oder einen bestimmten Duft lieben. Hier ist vielmehr die bewusste Liebe „diligere“ gemeint. Diese Liebe bedeutet, Gott als Gott zu schätzen, ihn hochzuachten, ihn zu ehren. Es bedeutet Schmerzen zu haben, wenn der Name Gottes in der Welt gelästert wird. Gott zu lieben ist keine Liebe aus dem Bauchgefühl, sondern hat mit einer Entscheidung zu tun, Gott und Gottes Wort zu gehorchen. Vielleicht ist jemand unter uns unsicher und fragt sich, ob er Gott wirklich lieben kann. Dann dürfen wir auf Jesus schauen, der selbst Gehorsam gelernt hat, indem er sich entschied, den Willen Gottes bis zum Ende zu erfüllen und der sein Leben bis zum Tod am Kreuz völlig für uns hingegeben hat. Wer die Liebe und die Gnade Gottes selber erfahren und angenommen hat, der kann Gott wirklich lieben. Wer erfahren und erkannt hat, welch einen hohen Preis Gott bezahlt hat, um die gefallene und versündigte Menschheit mit sich zu versöhnen, ja der persönlich das vollbrachte Erlösungswerk Gottes durch Jesu stellvertretenden Kreuzestod und seine Auferstehung von den Toten angenommen hat, der hat in seinem Herzen diesen einen Wunsch: Gott mit seinem neuen Leben zu lieben, ihn zu ehren, ihn zu schätzen und hochzuachten. Diese Liebe hat ihre Grundlage in der Gnade Gottes und basiert auf der persönlichen Lebensentscheidung: „Herr, du hast mich zuerst geliebt, als ich ein hoffnungsloser und verlorener Sünder war. Ich nehme deine Liebe an. Ich bin ein Schuldner deiner Liebe. Nun möchte ich dich lieben, indem ich dir und deinem Wort gehorsam bin.“

Petrus, der Jünger Jesu, liebte Jesus sehr. Doch lange Zeit basierte seine Liebe zu Jesus auf seiner menschlichen Treue. Als dann Jesus von den Widersachern ergriffen und verhört wurde, verleugnete Petrus seinen geliebten Herrn dreimal. Als er sein Versagen erkannte, weinte Petrus bitterlich und erkannte, dass er auf der ganzen Linie versagt hatte. Aber nach Jesu Auferstehung besuchte der Herr Jesus Petrus ganz persönlich am See Genezareth, diente ihm mit leckeren Fischen und Brot. Dann fragte Jesus Petrus: „Simon, Sohn des Johannes, hast du mich lieber als mich diese haben? Und noch ein zweites und drittes mal: „Hast du mich lieb?“ Petrus wusste, wie schrecklich er versagt und seine Liebe zu Jesus dreimal verraten hatte. Aber nun, als Jesus ihn dreimal fragte und seine unveränderliche Liebe zu Petrus bezeugte, antwortete Petrus schließlich – sogar unter Tränen: „Herr, du weißt alle Dinge, du weißt, dass ich dich lieb habe.“ Petrus gründete seine Liebesbeziehung zu Jesus nicht länger auf menschliche Treue, sondern auf die absolute, vergebende und bedingungslose Liebe Jesu. Jesus setzte Petrus wieder als Hirten für die Herde Gottes ein und befahl ihm: „Weide meine Lämmer! … Weide meine Schafe!“ Auch wir können unsere Liebe zu Jesus gerade dadurch bezeugen, dass wir Jesu Befehl und seinem Auftrag mit Freude und mit Dankbarkeit gehorchen: „Weide meine Lämmer!“ (Johannes 21,15b); „Gebt ihr ihnen zu essen!“ (Markus 6,37a); „Darum gehet hin und machtet zu Jüngern alle Völker“ (Matthäus 28,19a). Indem wir hingehen, als Bibellehrer und Jüngererzieher leben und Jesu Jünger an 1700 Universitäten in Europa und unter allen Völkern aufstellen, dürfen wir unsere Liebe zu Gott bekennen. Indem wir einem jungen Menschen mit Gebet und Bibelstudium bis zum Ende treu dienen, bekennen wir unsere Liebe zu Gott.

Sehen wir uns Vers 37 nochmals an: „Jesus aber antwortete ihm: »Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele und von ganzem Gemüt«“. In der lateinischen Übersetzung werden hier die Begriffe „toto corde“ – das ganze physikalische Herz, „tota anima“ – mein ganzes Leben, mein Geist und mein Mut, und „tota mente“ – der ganze Geist und Intellekt, verwendet. „Von ganzem Herzen“ meint die reine Liebe ohne Hintergedanken und Liebe mit ungeteiltem Herzen. „Von ganzer Seele“ meint, mit ganzem Willen und ganzer Hingabe den Willen Gottes zu tun. „Von ganzem Gemüt“ meint, dass wir mit ganzem Verstand und allem Denken bei Gott sind. Hier müssen wir unser Herz prüfen, ob es ganz bei Jesus ist und ob wir Gott von ganzem Herzen, von ganzer Seele und von ganzem Gemüt lieben. Viele Christen lieben Gott plus etwas anderes. Solche Liebe ist aber nicht die Liebe, die Gott sich von uns wünscht. Wenn wir Gott mit dem geteilten Herzen lieben, wird unsere Liebesbeziehung zu Gott im Laufe der Zeit immer kälter, oberflächlicher, unpersönlicher, schließlich wird sie zu einer Formalie verkommen. Schließlich lieben wir auch die Mitarbeiter und die Gemeinde nicht mehr und hängen unser Glaubensleben an den Nagel. Wir kritisieren sogar die anderen, dass diese daran Schuld seien, dass unsere Liebe erkaltet ist. Gott lädt uns aber heute ganz neu ein, zu ihm zu kommen, wie wir sind und unser Leben neu auf seine bedingungslose Liebe aufzubauen und einen neuen Anfang in der vergebenden und unveränderlichen Liebe Gottes zu machen. Gott hat uns zuerst geliebt. Er hat seinen einzigen Sohn Jesus für uns Sünder am Kreuz verbluten und sterben lassen, auf dass wir Frieden hätten und durch seine Wunden sind wir heil geworden. Wir brauchen nicht länger in unserer „geknickten“ Beziehung zu Gott zu verharren, sondern dürfen wie wir sind zu ihm kommen und einen Neuanfang machen. Weil Gott uns zuerst geliebt und alles für unsere Erlösung getan hat, dürfen wir auf dieser Basis ein neues Leben führen. Ja, wir dürfen Gottes Liebe erwidern, indem wir uns entscheiden, Gott und seinem Wort zu gehorchen.

Zweitens: Die Liebe zum Nächsten

Sehen wir uns die Verse 38.39 an: „Dies ist das höchste und größte Gebot. Das andere aber ist dem gleich: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.“ Einige sagen „ich liebe Gott“, aber sie kritisieren oder hassen ihren Bruder. Doch Liebe zu Gott ohne Nächstenliebe ist wie eine tönende Schelle. Andere sagen „ich liebe meinen Nächsten“, aber sie lieben und gehorchen Gott nicht. Solche Liebe ohne Liebe zu Gott ist heuchlerisch. Die Pharisäer hatten genau diese Anliegen: ihre Lieblosigkeit zu Gott und ihre Lieblosigkeit zum Nächsten.

Das Gebot „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst“ drückt aus, dass wer den Nächsten wie sich selbst liebt, auch Gott lieben wird. Ja, unsere Liebe zum Nächsten wird zu einem Gottesdienst, so als ob wir das, was wir unserem Nächsten tun, Gott getan hätten. Unser Herr Jesus sagt in Matthäus 25,40b: „Was ihr getan habt einem von diesen meinen geringsten Brüdern, das habt ihr mir getan.“ Hier versündigen sich viele Christen. Sie lassen ihren Nächsten links liegen und kümmern sich nicht um seine Anliegen. Zu ihnen wird Jesus einmal sagen: „Geht weg von mir, ihr Verfluchten, in das ewige Feuer, das bereitet ist dem Teufel und seinen Engeln! Denn ich bin hungrig gewesen und ihr habt mir nicht zu essen gegeben. Ich bin durstig gewesen und ihr habt mir nicht zu trinken gegeben. Ich bin ein Fremdling gewesen und ihr habt mich nicht aufgenommen. Ich bin nackt gewesen und ihr habt mich nicht gekleidet. Ich bin krank und im Gefängnis gewesen und ihr habt mich nicht besucht“ (Matthäus 25,42.43). Gott sieht es und segnet es, wenn wir einem unseren geringsten Brüdern etwas Gutes tun, und sei es nur, dass wir ihm mit einem Glas Wasser gedient, ihm einen Mantel gegeben oder ein freundliches Wort zu ihm gesprochen haben. Wir dürfen sogar durch solch kleine Dinge die empfangene Liebe Gottes weitertragen – so als ob wir Gott dienen würden.

Einmal wurde ein Arzt am späten Abend zu einem medizinischen Notfall gerufen. Als er seinen Einsatz gerade beendet hatte, kam ein Bediensteter zu ihm und sagte: „Herr Doktor, ihr Haus brennt!“ Er rannte hinaus in die Dunkelheit. Schon von ferne sah er die Flammen aus dem Dachstuhl des Hauses schlagen. Seine Gedanken waren ganz bei seiner Frau, die damals sehr krank war und allein im Hause war. Als der Arzt dem Haus näher kam sah er, dass es nicht sein Haus, sondern das des Nachbarn war. „Gott sei Dank!“ rief der Arzt und war erleichtert. Durch diese Begebenheit erkannte er, dass er nicht in den Himmel kommen konnte, indem er versuchte, seinen Nächsten wie sich selbst zu lieben. Vielmehr erkannte er, dass er sich in der Hölle wiederfinden würde, wenn er länger mit seinen eigenen Werken versuchen würde, sich den Himmel zu verdienen. Er nahm später das vollbrachte Erlösungswerk Jesu als den einzigen Grund und als seine einzige Gerechtigkeit an. Dieses Beispiel zeigt, dass wir mit eigener Kraft weder unseren Nächsten wirklich lieben, noch eigene Gerechtigkeit erlangen können.

Jeder Mensch liebt sich selbst am meisten und sucht meist seinen eigenen Vorteil. Aber unser Herr Jesus hat an sich selbst den wahren Maßstab für die Liebe zum Nächsten offenbart. In Markus 10,45 lehrte er seinen Jüngern: „Denn auch der Menschensohn ist nicht gekommen, dass er sich dienen lasse, sondern dass er diene und sein Leben gebe als Lösegeld für viele.“ Wir erkennen, dass unsere gewöhnliche, humanistische Liebe nicht ausreicht unseren Nächsten wirklich zu lieben. Was bedeutet es überhaupt, unseren Nächsten zu lieben, wie uns selbst? Einige verstehen dieses Wort falsch, indem sie sagen, dass sie, um den Nächsten lieben zu können, sich erst einmal selbst lieben müssten. Aber dieses Wort Jesu ist keine Ermutigung zur Selbstliebe, also zu einem egoistischen Verhalten. In Lukas Kapitel 10 erzählt Jesus das Gleichnis vom barmherzigen Samariter. Ein Mann fiel unter die Räuber und lag ausgeraubt und halbtot am Wegesrand. Dann kam ein Priester, danach ein Levit des Weges. Diese beiden frommen Männer sahen den halbtoten Mann und ließen ihn einfach liegen. Schließlich kam ein Samariter vorbei. Samariter waren verachtete und verhasste Menschen, denen jeder aus dem Wege ging. Aber dieser Samariter liebte seinen Nächsten wie sich selbst. Unter Einsatz seiner persönlichen Mittel leistete er Erste Hilfe, lud ihn auf sein Tier, brachte ihn zur Herberge, bezahlte im Voraus die Pflegepauschale und übernahm eine Verpflichtungserklärung, auch weitere anfallende Kosten alle zu übernehmen. Durch dieses Gleichnis Jesu können wir lernen, dass die Frage „Wer ist mein Nächster?“ eigentlich lauten muss: „Wem mache ich mich zum Nächsten?“ Gott will, dass wir uns in die Lage des anderen versetzen, sodass nicht dieser mein Nächster, sondern vielmehr ich sein Nächster werde!

Der koreanische Pastor Son, dessen beide Söhne während des koreanischen Bruderkriegs von einem Kommunisten getötet wurden, konnte dem Mörder seiner Söhne vergeben, als er an die grenzenlose Liebe Christi dachte, die auch ihn angenommen und errettet hatte. Er konnte sich dem Mörder seiner Söhne zum Nächsten machen und ihn als seinen eigenen Sohn adoptieren. Mutter Sarah Barry entschied sich im jungen Alter, ihr gesichertes Leben in Amerika aufzugeben und als eine Missionarin nach Korea zu gehen. Anfang der 60er Jahre war Korea das zweitärmste Land der Erde. Aber von der Liebe Gottes ergriffen entschied sie sich, die koreanischen jungen Menschen als ihre Nächsten zu lieben und durch das Bibelstudium die Liebe Christi und Hoffnung Gottes in ihre Herzen zu pflanzen. Sie verzichtete aus der Liebe zu ihren Nächsten auf eine gute Wohnung und diente den koreanischen Studenten durch die Lebensgemeinschaft, indem sie sogar auf dem harten Boden schlief und scharfes Kimchi aß.

Lasst uns die Liebe Gottes, welche wir persönlich erfahren durften, und die uns so angenommen hat, wie wir sind, aktiv praktizieren, indem wir unseren Familienangehörigen, unseren Hoffnungsträgern, Mitarbeitern, Nachbarn und den jungen Menschen am Campus „Nächste“ werden. Gott segne uns, das höchste Gebot von Herzen anzunehmen und es zu erfüllen, indem wir Gott von ganzem Herzen, von ganzer Seele und von ganzem Gemüt lieben und unseren Nächsten wie uns selbst.

II. Der Christus ist der Herr Davids (41-46)

Sehen wir uns die Verse 41-46 an. In diesen Versen lehrt Jesus seine Gottheit. Jesus ist Schöpfergott. Jesus forderte die Pharisäer, die Jesu Gottheit ablehnten, mit seiner Frage heraus: „Was denkt ihr von dem Christus? Wessen Sohn ist er?“ Die Pharisäer suchten ihre „Rettung“ bei Mose, d. h. in den Gesetzen, in ihrer Frömmigkeit, in ihren Werken. Gleichzeitig achteten sie Jesus nicht als den Christus, sondern hielten ihn allenfalls für einen Propheten. Mit seiner Frage wollte Jesus die Juden (und uns alle) aufwecken, wer Jesus ist: er ist der Schöpfergott. Er ist der Erlöser und Retter, der allein unser Sünden- und Todesproblem gelöst und uns das neue und ewige Leben geschenkt hat. Sicherlich, Jesus war ein Nachkomme Davids. Aber er war und ist auch der Herr Davids, da Jesus zur Rechten Gottes sitzt und hat alle seine Feinde, nämlich die Sünde, den Tod und die Hölle als Schemel zu seinen Füßen.

Von diesem Christus konnten die Apostel einst bezeugen (Apostelgeschichte 4,12): „In keinem andern ist das Heil, auch ist kein andrer Name unter dem Himmel den Menschen gegeben, durch den wir sollen selig werden.“ Nun ist es Gottes Herzenswunsch, dass auch wir hinausgehen und den jungen Menschen am Campus diese Frage stellen: „Was denkt ihr von dem Christus? Wessen Sohn ist er?“ Jesus ist der Christus, der Schöpfergott und Erlöser, der unser Leben neu machen, unsere Schuld vergeben, vom Zorngericht Gottes erretten und uns zu fröhlichen Zeugen Christi verändern will. Nur wer Jesu Herrschaft annimmt, der ist frei, mit seinem neuen Leben Gott zu dienen – von ganzem Herzen, von ganzer Seele und mit all seiner Kraft.

Heute haben wir gelernt, dass Liebe nicht ein Gefühl, sondern eine klare Entscheidung ist, Gott zu gehorchen. Lasst uns in diesem Sommer aus der Liebe zu Gott, Jesus als den Christus verkündigen und den jungen Menschen am Campus als unseren Nächsten mit dem Wort Gottes helfen, Jesus durchs Bibelstudium kennenzulernen. Lasst uns erfahren, wie Gottes Wort und Gottes Geist mächtig wirkt und 10.000 Bibellehrer aufstellt und Europa geistlich erneuert und wiedererweckt.

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