Das Leben geben zur Erlösung für viele (Matthäus 20,28)

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DAS LEBEN GEBEN ZUR ERLÖSUNG FÜR VIELE

Matthäus 20,17 – 34
Leitvers 20,28

„so wie der Menschensohn nicht gekommen ist, dass er sich dienen lasse, sondern dass er diene und gebe sein Leben zu einer Erlösung für viele.“

In der letzten Lektion lernten wir Gottes große Güte und Souveränität kennen. Allein durch Gottes Güte sind wir von unserem müßigen Leben errettet und als Arbeiter in seinem Weinberg eingestellt worden. Durch diese Arbeit dürfen wir viele Früchte des Lebens ernten und am Ende als Lohn das ewige Leben empfangen. Im heutigen Abschnitt gibt Jesus seinen Jüngern eine wichtige Lektion. Erneut kündigt er ihnen sein bevorstehendes Leid, seinen Tod und seine Auferstehung an. Jesus lehrt uns durch seine Worte und anhand seines eigenen Beispiels, wie wir als Jünger Jesu wahrhaft groß vor Gott sein können.

1. Die dritte Ankündigung von Jesu Leiden (17-19)

Laut Vers 17 zog Jesus mit seinen Jüngern hinauf nach Jerusalem. Zuletzt waren sie östlich des Jordans im Gebiet von Peräa gewesen. Dort heilte Jesus die Kranken und lehrte seinen Jüngern viele Dinge. Es war für sie die „Ruhe vor dem Sturm“ gewesen. Nun aber war die Stunde gekommen, dass Jesus nach Jerusalem gehen und dort sein Leben für die Rettung der Menschen geben wollte. Als sie auf dem Weg waren, nahm er die Zwölf beiseite und sprach zu ihnen: „Siehe, wir ziehen hinauf nach Jerusalem, und der Menschensohn wird den Hohenpriestern und Schriftgelehrten überantwortet werden; und sie werden ihn zum Tode verurteilen und werden ihn den Heiden überantworten, damit sie ihn verspotten und geißeln und kreuzigen; und am dritten Tage wird er auferstehen.“ Jesus verkündete seinen Jüngern das, was man den Kern des Evangeliums nennt: Jesu Leiden, sein Tod am Kreuz und seine Auferstehung von den Toten. Seitdem Petrus bezeugt hatte, dass Jesus der Christus ist, hatte Jesus damit angefangen, ihnen diese Botschaft weiterzugeben. Es war Jesu Herzensanliegen, dass seine Jünger dieses Evangelium verstehen, annehmen und sich allezeit daran erinnern sollten.

In Vers 18 bezeichnete sich Jesus selbst als der Menschensohn. Diese Bezeichnung findet man im Buch Daniel wieder (Daniel 7,13.14). Dort erscheint der Menschensohn am Ende aller Tage vor Gott, dem Vater, der ihm Macht, Ehre und Herrlichkeit verleiht, damit er über alle Völker in seinem Reich in Ewigkeit regiere. Dies bedeutet nichts anderes, als dass Jesus Gott selbst ist, der König aller Könige und der Herr aller Herren. Wie aber gelangte Jesus, der als ein Mensch auf diese Welt kam, in diese hohe Position? Jesus kam nicht zu uns, um sein Reich mit politischer oder militärischer Macht aufzurichten, sondern er nutzte seine Macht, um Gottes Willen zu gehorchen und Leiden, Ungerechtigkeit, Schmach und Tod zu erdulden. Doch danach sollte er am dritten Tage auferstehen und der Erstling von allen sein. Zuvor jedoch würde er von den Hohenpriestern und Schriftgelehrten zum Tode verurteilt werden. Obwohl er ohne Sünde und Schuld war, ließ Jesus großes Unrecht über sich ergehen, um letzten Endes dadurch das Recht zu erwerben, Sünder gerecht sprechen zu können. Jesus würde verspottet und gegeißelt und schließlich grausam gekreuzigt werden. Der Prophet Jesaja schrieb: „Aber er ist um unsrer Missetat willen verwundet und um unsrer Sünde willen zerschlagen. Die Strafe liegt auf ihm, auf das wir Frieden hätten, und durch seine Wunden sind wir geheilt.“ (Jesaja 53,5). Eigentlich hätten wir wegen unserer Sünden und Übertretungen leiden und grausam gekreuzigt werden sollen. Aber Jesus nahm unsere Strafe auf sich. Darum hat er nun die Macht, uns die Sünden zu vergeben und uns von aller Schuld freizusprechen. Jesus hat die Macht, uns vor Gott gerecht und zu Gottes Kindern zu machen. Nun haben wir die Erlösung und ewiges Leben in Jesus. Dies ist die große Liebe Gottes für die gefallenen Menschen. Es ist die Schlüsselbotschaft für die Errettung eines jeden Menschen. Jesus wünschte sich, dass seine Jüngern daran glaubten und sie diese Botschaft anderen predigten.

Aber es war für die Jünger nicht so einfach, daran zu glauben. Als Jesus ihnen das erste Mal diese Botschaft weitergab, lehnten sie diese heftig ab. Nach seiner Verklärung wies sie Jesus nochmals indirekt darauf hin. Später als sie in Galiläa waren, sagte er ihnen nochmals in aller Deutlichkeit das voraus, was in Kürze geschehen würde. Damals waren die Jünger traurig, weil sie ahnten, dass es wirklich so geschehen würde. Jesus lehrte sie wieder und wieder das Evangelium, bis sie es endlich akzeptieren konnten. Die Botschaft vom Kreuz ist wie eine Münze mit zwei Seiten. Auf der einen Seite steht, dass alle Menschen gesündigt haben. Und auf der anderen steht, dass sie durch die Gnade des Kreuzes Jesu unverdient gerecht werden. Für stolze Menschen, die selbstsicher mit ihrer eigenen Gerechtigkeit leben, ist diese Botschaft ein Stein des Anstoßes. Aber für diejenigen, die wegen ihrer Sündenlast zerbrochenen Herzens sind, ist es die Botschaft der Erlösung. Auch wir müssen die Botschaft des Evangeliums wieder und wieder predigen, bis dass ein Mensch daran glaubt und errettet wird. Gott helfe uns in dieser Passionszeit an das Kreuz Jesu zu denken, welches uns errettet und neues und ewiges Leben gegeben hat, und es bei jeder Gelegenheit, unseren Mitschülern, Kommilitonen und Arbeitskollegen zu bezeugen.

2. Jesu Leben der Dienerschaft (20-28)

In diesen Versen wird nichts über die unmittelbare Reaktion der Jünger auf die Botschaft des Kreuzes berichtet. Aber durch die nachfolgende Begebenheit wird klar, dass sie Jesu Worte auch diesmal nicht akzeptiert hatten. Betrachten wir die Verse 21 und 22. Die Mutter der beiden Söhne des Zebedäus, Jakobus und Johannes, kam zu Jesus. Sie fiel vor Jesus auf die Knie und bat ihn um Erlaubnis, etwas sagen zu dürfen. „Was willst du?“ fragte Jesus sie. Und sie antwortete: „Lass diese meine beiden Söhne sitzen in deinem Reich, einen zu deiner Rechten und den andern zu deiner Linken.“ Wenn jemand zur Rechten oder Linken Jesu sitzen soll, dann sollte ihm auch die entsprechende Macht und Position im Reich Jesu gewährt werden. Diese Frau drängte darauf, dass ihre Söhne in sehr hohe Positionen versetzt werden sollten. Als eine Mutter kann man diese Frau gut verstehen. Normalerweise betrachten Mütter ihre eigenen Söhne nicht besonders objektiv, sondern sie wollen, dass ihren Söhnen stets das Beste zuteil wird und sie die meisten Privilegien erhalten, auch wenn dies auf Kosten anderer gehen sollte. Diese Mutter fragte nicht danach, welcher von ihren beiden Söhnen auf der rechten und welcher auf der linken Seite sitzen sollte. Sie vermied es, einen von beiden zu begünstigen, um nicht den anderen benachteiligen zu müssen. Indem sie erwartete, dass ihre beiden Söhne die allergrößte Ehre bekommen sollten, war sie jedoch sehr weit von Gott entfernt, der seinen Sohn in die Welt gesandt hatte, damit er leiden und sterben sollte.

Jesu Antwort richtete sich nicht nur an die Mutter. Es wird offenbar, dass auch Jakobus und Johannes den gleichen Herzenswunsch hatten. Tatsächlich hatten diese beiden Jünger schon eine gewisse Sonderstellung bei Jesus eingenommen. Zusammen mit Petrus waren sie die drei Spitzenjünger Jesu. So hatten sie z.B. das Privileg erhalten, bei der Auferweckung der verstorbenen Tochter des Jairus mit dabei sein zu dürfen. Jesus nahm sie auch mit auf den Berg, wo er vor ihren Augen verklärt wurde. Aber das alles schien für sie nicht genug zu sein. Sie waren mit ihrer bisherigen Position, nämlich nur die Nummer 2 und 3 zu sein, überhaupt nicht zufrieden gewesen. Nein, sie wollten die Positionen 1 und 2 erklimmen und Petrus mindestens auf Platz 3 verweisen. Abgesehen davon, dass sich ihre Vorstellungen vermutlich auf ein irdisches messianisches Reich bezogen hatten, offenbarten ihre konkurrierenden Gedanken, dass sie im Grunde ihres Herzens sehr selbstsüchtig waren. Dieses Problem hatten aber nicht nur die Jünger Jesu, sondern haben alle gefallenen Menschen. Die Versuchung, durch die Erlangung von Macht, in der Welt Sicherheit, Freiheit und bessere Bedingungen gegenüber anderen zu erlangen und dadurch etwas glücklicher werden zu wollen, ist sehr verlockend. Oft ist es nur ein Posten oder ein Amt, um das ein Mensch kämpft, damit er sich gegenüber anderen wichtiger machen und in gewisser Weise über sie herrschen kann. Aber dies ist eine große Illusion, weil all diese irdischen Dinge wie Macht, eigene Ehre, Anerkennung der Menschen oder persönliche Vorteile niemals jemanden wahrhaft zufrieden stellen können.

Wie ging Jesus mit diesem Problem der Jünger um? Jesus tadelte sie nicht. Vielmehr akzeptierte er ihren Wunsch nach „Größe“. Doch er half ihnen, geistliche Einsicht zu bekommen. Betrachten wir Vers 22: „Aber Jesus antwortete und sprach: Ihr wisst nicht, was ihr bittet. Könnt ihr den Kelch trinken, den ich trinken werde? Sie antworteten ihm: Ja, das können wir.“ Jesu Kelch bestand darin, dass er für die Sünden der Welt viel leiden und schließlich qualvoll am Kreuz sterben sollte. Jesus machte hier deutlich, dass man eine hohe Position nicht dadurch erlangt, dass man wie die Mutter von Jakobus und Johannes eine demütige Anfrage an Jesus richtet, sondern dadurch, dass man den Kelch des Leidens trinkt. Der Wunsch nach Größe und Herrlichkeit ist nicht unbedingt schlecht, doch sollte man wissen, dass es ohne Kreuz keine Krone und ohne Leiden keine Herrlichkeit gibt. Jesus forderte Jakobus und Johannes heraus, aus dem Kelch des Leidens zu trinken. Wie antworteten sie? Sie sagten einstimmig: „Ja, das können wir.“ Ihre Antwort offenbart, dass sie scheinbar zu allem bereit waren, wenn sie nur Herrlichkeit bei Jesus haben könnten. Ihre Bereitschaft musste Jesus groß ermutigt haben. Und tatsächlich sagte Jesus ihnen voraus, dass sie später einmal an seinem Leiden teilnehmen würden. So wurde Jakobus später der erste Märtyrer der Apostel (Apostelgeschichte 12). Und Johannes leitete über Jahrzehnte hinweg die Gemeinde, die unter starken Verfolgungen litt, bis er selbst wegen seines Glaubens an Jesus auf eine einsame Insel verbannt wurde (Offenbarung 1). Es gibt Leute, die die Position eines Leiters anstreben. Das ist gut so und dafür soll man Gott danken. Aber wir müssen uns daran erinnern, dass solch eine Position immer mit Leiden, Ablehnung und Verfolgung verbunden ist. Vor kurzem ermittelte die Staatsanwaltschaft in Bremen gegen einen Pfarrer wegen Volksverhetzung. Dabei hatte der Pfarrer nur gepredigt, dass es allein in Jesus das Heil gibt, und dass sich die Gemeinde von der Vermischung von Religionen distanzieren sollte. Gott helfe uns, wie dieser Pfarrer, klar auf der Seite Jesu zu stehen, den Kelch des Leidens zu trinken und dadurch Gottes Anerkennung zu bekommen.

Betrachten wir Vers 23: „Er sprach zu ihnen: Meinen Kelch werdet ihr zwar trinken, aber das Sitzen zu meiner Rechten und Linken zu geben steht mir nicht zu. Das wird denen zuteil, für die es bestimmt ist von meinem Vater.“ Jesus lehrte Jakobus und Johannes, dass sie bezüglich der Plätze im Reich Gottes die souveräne Entscheidung Gottes respektieren sollten. In dieser Hinsicht hatten sie sich wie ungezogene Rüpel bei einem Festbankett benommen. Sie hatten die Ordnung des Gastgebers ignoriert, der für jeden seiner Gäste einen bestimmten Platz zugedacht hatte. Wir müssen uns daran erinnern, dass wir allein durch Gottes Gnade eingeladen sind, ins Reich Gottes zu kommen. Jesus lehrt uns, die rechte Haltung gegenüber Gott einzunehmen. Wir sollen Gott nicht für unsere selbstsüchtigen Ambitionen missbrauchen. Vielmehr sind wir dazu bestimmt, Gottes Willen zu erfüllen, auch wenn dies mit viel Leiden verbunden ist. Nun aber hatten Jakobus und Johannes durch ihre Frage viel Unruhe angerichtet. Sehen wir Vers 24: „Als das die Zehn hörten, wurden sie unwillig über die zwei Brüder.“ Jeder witterte auf einmal seine Chance, die Nummer 1 werden zu können. Sie fühlten sich durch Jakobus und Johannes betrogen, die ihre Mutter für ihr selbstsüchtiges Ziel eingespannt hatten. Sie wollten, dass diese Angelegenheit nunmehr auf der Grundlage der persönlichen Leistung eines einzelnen geregelt werden sollte. Durch das politische Manöver der Mutter geriet das Blut der anderen zehn Jünger in Wallung, was offenbart, dass sie genauso irdisch gesinnt waren wie Jakobus und Johannes. Die Situation war sehr angespannt und es schien so, als ob jeden Moment eine Schlägerei unter den Jüngern losgehen würde. Wie half Jesus seinen Jüngern in dieser Krisenzeit? Er rief sie zusammen und lehrte sie.

Erstens sollten sie nicht wie weltliche Herrscher sein. Jesus sagte: „Ihr wisst, dass die Herrscher ihre Völker niederhalten und die Mächtigen ihnen Gewalt antun. So soll es nicht sein unter euch.“ Die Jünger wussten nur allzugut, wie gnadenlos die Römer mit politischer und militärischer Macht über ihr Volk herrschten. Der Kaiser in Rom hatte solch große Macht, dass er mit seinem rechten Daumen über Leben und Tod eines Menschen entscheiden konnte. Heutzutage haben viele Angst vor ihrem Vorgesetzten, so als ob ihr Leben von ihrer monatlichen Gehaltszahlung abhängig wäre. Um ihren Job zu behalten, tun sie daher alles, um irgendwie ihren Chef zufriedenzustellen. In der Welt ist es ganz normal, dass man Macht über andere ausübt. Dabei kann man von verschiedenen Mächten Gebrauch machen, z. B. von der Macht des Geldes, der Macht der Intelligenz, der Macht physischer Gewalt, der Macht sich zu beschweren oder zu boykottieren, von der Macht der Männer über Frauen oder der Macht von Frauen über Männer. Jesus ermahnte seine Jünger: „So soll es nicht sein unter euch.“ Als Jünger Jesu sollen wir nicht nach dem Muster der Welt die uns anvertraute Macht missbrauchen. Zweifelsohne waren die Jünger noch sehr weltlich gesinnt und mussten verändert werden. Bevor ihnen Jesus seine göttliche Autorität verlieh, erzog er sie deshalb dahingehend, dass sie seine Macht nicht wie weltliche Herrscher missbrauchen würden. Wiederholt lehrte er ihnen daher sein Leiden und seinen Tod, damit sie dadurch die große Liebe Gottes erkennen und ergreifen sollten und dadurch ihr wahres Lebensziel und ihre Lebensorientierung finden konnten.

Zweitens sollten die Jünger Jesu Dienerschaft und Hingabe lernen. In den Versen 26 und 27 lehrte Jesus seine Jünger, dass derjenige groß ist, der anderen dient und dass derjenige der Erste ist, der sich zum Knecht aller anderen macht. Dies bedeutet nicht, dass jemand, der in dieser Welt auf der Stufe eines Dieners steht, im Reich Gottes automatisch ein Herrscher sein wird. Vielmehr lehrte Jesus seinen Jüngern hier das Geheimnis, wie sie von Gott großartig in dieser Welt gebraucht werden könnten, nämlich dadurch, dass sie eine dienende Gesinnung und einen gebenden Geist anziehen. Das ist genau das Gegenteil einer selbstsüchtigen Gesinnung. Zu jener Zeit bildeten die Knechte und Sklaven die niedrigste Stufe der Gesellschaft. Sklaven wurden gedemütigt und die Arbeit als ein Knecht war verpönt. Jeder, der sich in solch einer Position befand, bemühte sich darum, ihr schnellstens zu entkommen und auf der Leiter des Erfolgs etwas höher zu klettern. Dies war die soziale Norm. Aber Jesu Lehre stellte diese auf den Kopf. Sein Konzept von wahrer Größe veränderte schließlich den Lauf der gesamten Geschichte, und zwar durch diejenigen, die seine Lehre annahmen und praktizierten. Weil wir in einer Zeit leben, in der es an Leitern mangelt, wird wieder viel über wahre Leiterschaft diskutiert. Leiter sollten viele Qualitäten haben. Aber die Dienerschaft ist für einen Leiter absolut notwendig. Es ist gut, Dienerschaft schon von Jugend an zu lernen, beginnend mit Aufräumen und Putzen. Jemand der in jungen Jahren nicht gelernt hat, wie man putzt und aufräumt, wird auch später kein großer Leiter werden können. Ein junger Medizinstudent kam durch das Bibelstudium zum Glauben an Jesus. Wegen der unverdienten Gnade Gottes, entschied er sich, Jesus nachzufolgen und geistliche Erziehung zu bekommen. Zu seiner Verwunderung bestand seine Aufgabe aber lange Zeit nur darin, die Teilnehmer, die zum Sonntagsgottesdienst kamen zu begrüßen und ihre Schuhe vor dem Gottesdienstraum ordentlich hinzustellen. Weil er diese Dienerschaft jedoch mit Freude treu über viele Jahre ausübte, berief Gott ihn später zum Direktor von Korea und schließlich zum Generaldirektor unserer Gemeinde. Gottes Hoffnung für unsere Kinder und Jugendlichen ist, dass sie später einmal als großartige geistliche Leiter von Gott gebraucht werden können. Statt wie die Welt nur nach dem persönlichen Vorteil und nach eigener Herrlichkeit zu trachten, lernen sie, sich selbst zu verleugnen, anderen und Gott zu dienen und für das Werk Gottes zusammenzuarbeiten. Gott möge in dieser Hinsicht auch die Young Leaders Conference (YLC) segnen, dass durch diese Gelegenheit alle Teilnehmer als einflussreiche Bibellehrer und Diener des Wortes Gottes heranwachsen.

Jesus lehrte seine Jünger aber nicht nur allein theoretisch durch Worte. Er war ihnen auch durch sein eigenes Leben ein Beispiel und Vorbild. Lesen wir den Vers 28: „So wie der Menschensohn nicht gekommen ist, dass er sich dienen lasse, sondern dass er diene und gebe sein Leben zu einer Erlösung für viele.“ Jesus ist der Messias und er ist es wert, dass ihm alle Ehre, Anbetung und Herrlichkeit gebührt. Es wäre nur recht gewesen, wenn die ganze Menschheit ihm schon zu seinen Lebzeiten auf der Erde gedient hätte. Aber Jesus wusste, dass die Menschen noch nicht in der Lage waren, ihm zu dienen, weil sie wegen der Sünde hilflos und gelähmt waren. Daher entschied sich Jesus, zuerst den Menschen zu dienen. Er ergriff die Initiative und kam in diese Welt, um die Kranken zu heilen, die bösen Geister auszutreiben und das Wort Gottes in ihre Herzen zu pflanzen. Jesus heilte z. B. die verdorrte Hand eines Mannes. Er wusste, dass ihn die religiösen Leiter deswegen verfolgen würden, weil er es am Sabbat tat. Aber Jesus tat es dennoch. Nachdem der Mann auf Jesu Befehl hin seine Hand ausgestreckt hatte, wurde diese völlig wiederhergestellt. Die Pharisäer aber gingen hinaus und hielten darüber Rat, wie man Jesus umbringen könnte. Jesus riskierte sein Leben, um diesen Mann zu heilen. Dieser Geist des Dienens und der Lebenshingabe für eine einzige Person war das Kennzeichen von Jesu Leben und Wirken. Schließlich ging Jesus ans Kreuz, wo er sein Leben als ein Lösegeld für uns alle dahingab, damit wir ein neues Leben für Gott in Heiligkeit und Gerechtigkeit führen können.

Jesus wünschte sich von seinen Jüngern, dass sie mit solch einer Haltung einander dienten und denen, die sich in geistlicher Not befanden, helfen sollten. In Philipper 2,6-8 beschreibt Paulus Jesu Gesinnung: „Er, der in göttlicher Gestalt war, hielt es nicht für einen Raub, Gott gleich zu sein, sondern entäußerte sich selbst und nahm Knechtsgestalt an, ward den Menschen gleich und der Erscheinung nach als Mensch erkannt. Er erniedrigte sich selbst und ward gehorsam bis zum Tode, ja zum Tode am Kreuz.“ Auch wir sollen Jesu Gesinnung anziehen und sein dienendes und hingebendes Leben nachahmen. Aber wie ist das möglich? Paulus war einst ein Mann, der sehr selbstsüchtig lebte. Er war sehr strebsam und musste sich in vielerlei Hinsicht selbst verleugnen, um ein Pharisäer zu werden. Aber er war geistlich blind. In seinem blinden Eifer verfolgte er die ersten Christen und dachte, Gott damit einen Dienst zu erweisen. Dann aber besuchte ihn der auferstandene Jesus. Gott ließ ihn erkennen, dass Jesus Gott und er ein elender Sünder ist. Paulus tat aufrichtig Buße und nahm Jesu vergebende Liebe im Glauben an. Im Galater 2,20 sagte er später: „Ich lebe, doch nun nicht ich, sondern Christus lebt in mir. Denn was ich jetzt lebe im Fleisch, das lebe ich im Glauben an den Sohn Gottes, der mich geliebt hat und sich selbst für mich dahingegeben.“ Jesu Dienerschaft hat ein klares Ziel. Er gab sein Leben zu einer Erlösung für viele. Sein Ziel ist, dass viele errettet werden und das neue und ewige Leben erhalten. Jesus diente einer Person dadurch, dass sie zunächst die Liebe Gottes selbst erkennt und annimmt und sich dann entscheidet, Gott dadurch zu dienen, indem sie Jesu Beispiel folgt und auch ihr Leben für die Rettung anderer hingibt. Möge Gott uns durch die Buße von aller weltlichen Gesinnung und selbstsüchtigen Ambitionen reinigen und uns helfen zu lernen, anderen mit dem Wort des Lebens zu dienen und für ihre Rettung unser Leben hinzugeben. Möge Gott sich über unser Bibelstudium und Gebet für Deutschland und Europa weiter erbarmen und 10.000 Bibellehrer und 5 Millionen Gebetsmitarbeiter aufstellen.

3. Es jammerte Jesus (29-34)

Als Jesus und seine Jünger Jericho verließen, folgte ihnen eine große Menge. Da saßen zwei blinde Männer am Straßenrand. Sie sahen hilflos und bemitleidenswert aus und schienen inmitten des Geschehens keine Bedeutung zu haben. Aber als diese beiden hörten, dass Jesus vorüberging, schrien sie: „Ach Herr, du Sohn Davids, erbarme dich unser!“ Dass sie Jesus mit „Herr“ und mit dem Titel „Sohn Davids“ anriefen, zeigt, dass sie daran glaubten, dass Jesus der verheißene Messias war und er sie heilen konnte. Aber das Volk, das dabeistand war über ihr Schreien gar nicht glücklich. Sie forderten die beiden blinden Männer auf zu schweigen. Die beiden Blinden ließen sich jedoch nicht einschüchtern. Es gab viele Hindernisse. Doch durch den Glauben überwanden sie ihre Abhängigkeit von den Menschen, ihre bisherige Bettlermentalität und auch alle ihre inneren Zweifel. Durch den Glauben schrien sie noch viel lauter als zuvor, dass Jesus sich über sie erbarmen sollte. Was können wir von diesen Blinden lernen? Sie hatten Jesus nichts zu geben. Aber sie glaubten von Herzen, dass Jesus ihren Schrei hören und sich über sie erbarmen würde. Und tatsächlich blieb Jesus stehen und sprach sie an und fragte: „Was wollt ihr, das ich für euch tun soll?“ Und sie antworteten ihm: „Herr, dass unsere Augen aufgetan werden.“ (33). Ihr Verlangen nach Heilung kam nicht aus Habgier, Neid oder Egoismus, sondern aus ihrer inneren Not heraus. Aus seinem jammernden Herzen heraus berührte Jesus schließlich ihre Augen, und sogleich wurden sie wieder sehend und folgten ihm nach. Jeder von uns braucht solchen Glauben, der zu Jesus schreit. Wir brauchen selbst Jesu Erbarmen, damit wir von unseren selbstsüchtigen Ambitionen geheilt und als dienende und hingebungsvolle Hirten von Gott gebraucht werden können. Wir brauchen solchen Glauben, um unser Abitur zu bestehen. Wir brauchen solchen Glauben, um einen Hoffnungsträger als Bibellehrer aufzustellen. Wir brauchen solchen Glauben, um einen Stützpunkt für die Europa- und Moslemmission zu bauen.

Heute haben wir gelernt, dass eine dienende Gesinnung und ein gebender Geist uns wahrhaft groß machen. Gott helfe uns, uns stets an das Evangelium zu erinnern und Jesus entschlossen nachzufolgen, indem wir gemäß Esra 7,10 als Bibellehrer leben und den Kelch des Leidens trinken. Möge Gott uns mit dem zu Jesus schreienden Glauben segnen und durch uns ein großes Heer von Nachfolgern Jesu in Deutschland und Europa aufstellen.

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