Die Liebe des Vaters (Lukas 15,1-32)

DIE LIEBE DES VATERS

(Das Gleichnis vom verlorenen Sohn)

Lukas 15,1-32

Leitvers 15,20

„Und er machte sich auf und kam zu seinem Vater. Als er aber noch weit entfernt war, sah ihn sein Vater und es jammerte ihn; er lief und fiel ihm um den Hals und küsste ihn.“

Wir danken Gott, dass er an diesem Wochenende die Internationale Purdue SBK reichlich gesegnet und dadurch die bedingungslos vergebende Liebe Gottes klar offenbart hat. Wir danken dem Herrn, dass er unsere Gebete erhört und die europäische Missionsnacht und die Botschaften von M. Vladimir Point und H. Peter Schweitzer sehr kostbar gebraucht hat. Anlässlich der Purdue-Konferenz möchten wir heute eine weitere Sonderlektion aus Lukas 15 studieren. Das Gleichnis vom verlorenen Sohn ist eines der bekanntesten Gleichnisse in der Bibel. Warum mögen viele Menschen dieses Gleichnis? Weil es die Vaterliebe Gottes am besten ausdrückt. Obwohl wir absichtlich gegen Gott rebelliert, ihn verlassen und aus unserem Leben ausgegrenzt haben, ist Gottes Vaterliebe zu uns unveränderlich. Er wartet sehnsüchtig auf unsere Rückkehr und freut sich sehr, wenn wir zu ihm kommen und stellt uns als seine Kinder vollkommen wieder her.

Alle drei Gleichnisse im heutigen Abschnitt behandeln das gleiche Thema, nämlich die große Freude Gottes über die Umkehr eines Menschen. Wir lernen durch sie, wie sehr sich Gott nach seinen verlorenen Kindern sehnt. Wir lernen auch durch den verlorenen Sohn, was die wahre Buße ist. Vor allem möchte Gott, dass wir sein Vaterherz für die verloren gegangenen Sünder verstehen und an seinen Herzensschmerzen für ihre Rettung teilnehmen. Möge Gott unsere Herzen für die Vaterliebe Gottes weit öffnen.


1. Das Gleichnis vom verlorenen Schaf und vom verlorenen Groschen (1-10)

Sehen wir uns Vers 1 an: „Es nahten sich ihm aber allerlei Zöllner und Sünder, um ihn zu hören.“ Als Jesus die frohe Botschaft vom Reich Gottes verkündigte, gab es viele Zöllner und Sünder, die zu ihm kamen, um Gottes Wort zu hören. Sie waren gesellschaftliche Außenseiter. Sie fühlten sich selbst zu schmutzig, um überhaupt zu Gott zu kommen. Aber als sie in Jesus Gottes vergebende und annehmende Liebe erfuhren, kamen viele zu ihm, um das Wort Gottes zu hören. Sie taten über ihre Sünden Buße und begannen ein neues Leben in der Liebe Gottes. Jesus freute sich über die Umkehr dieser Zöllner und Sünder. Die Pharisäer und Schriftgelehrten dagegen freuten sich überhaupt nicht. Sie murrten und und forderten, dass Jesus solche Sünder alle wegschicken sollte. Sie, die sie als Hirten sich um diese verloren gehenden Sünder kümmern und sie zu Gott führen sollten, waren bloß selbstgerecht und voller Vorurteile. Sie schauten nur auf die Vergangenheit dieser Zöllner und Sünder. Jesus erzählte ihnen drei Gleichnisse, damit sie Gottes Vaterherz und Gottes Freude über die Umkehr eines verlorenen Sünders verstehen konnten.

Im ersten Gleichnis erzählte Jesus von einem Hirten, der 100 Schafe hatte. Eines Tages ging eines von seinen Schafen verloren. Vielleicht war es ein eigenwilliges oder rebellisches Schaf gewesen. Aber sagte der Hirte: „Kein Problem, ich habe ja noch 99 andere Schafe.“? Nein! Das Herz des Hirten brannte für sein Schaf und er rannte sofort los, um es überall zu suchen. Er ließ die 99 anderen Schafe in der Wüste zurück, um das eine verloren gegangene Schaf zu suchen. Er lief den ganzen Weg zurück und suchte hier und dort, bis er sein Schaf fand. Was tat er dann? Tadelte er sein Schaf wegen seines Eigenwillens? Nein, er legte es voller Freude auf seine Schultern und trug es nach Hause. Dann rief er alle seine Freunde und Nachbarn und sprach zu ihnen: „Freut euch mit mir, denn ich habe mein Schaf gefunden, das verloren war.“

Ich erinnere mich daran, wie vor einigen Jahren an einem Samstag mein lieber Bruder Abraham Ju und sein Freund Peter Kösters – beide damals ungefähr vier Jahre alt – sich selbständig gemacht haben, indem sie ohne jemandem Bescheid zu sagen von zu Hause raus gegangen sind, dann in einen Bus gestiegen sind und eine Bustour durch Bonn gemacht haben. Wir haben Sie die ganze Zeit gesucht, konnten Sie aber nicht finden. Wie groß war die Freude, als wir sie schließlich gefunden haben! Wir konnten ihnen gegenüber nicht ärgerlich sein, obwohl sie ohne Bescheid zu sagen eigenwillig davongelaufen waren.

Jesus sagt in Vers 7: „So wird auch Freude im Himmel sein über einen Sünder, der Buße tut, mehr als über neunundneunzig Gerechte, die der Buße nicht bedürfen.“ Ich kenne eine gute Hirtin, die einem jungen Mann viele Jahre lang diente. Nach einigen Jahren kehrte sie nach Korea zurück. Als sie aber hörte, dass er in eine geistliche Krise geraten war, gab sie ihn nicht einfach auf, sondern fand einen Weg mehrmals im Jahr aus Korea nach Deutschland zu kommen, ihn zu besuchen und durch das Zweierbibelstudium zu dienen. In ihrer Hingabe und Dienerschaft konnte dieser junge Mann Gottes Liebe für ihn erkennen und einen neuen Anfang in Jesus machen. Für unseren Gott ist jeder einzelne Mensch, egal warum oder wie weit er weggelaufen ist, wichtiger als die ganze Welt und er freut sich riesig, wenn wir zu ihm zurückkehren.

Im Gleichnis vom verlorenen Groschen verliert eine Frau, die zehn Silbergroschen hatte, einen davon. Ein Silbergroschen entspricht ungefähr dem durchschnittlichen Tagesverdienst, sagen wir in Euro umgerechnet etwa 100 €. Vielleicht war die Frau arm und die zehn Silbergroschen waren alles, die sie zum Leben hatte. Was passiert, wenn ein Groschen vom Tisch fällt? Er beginnt sich zu drehen und rollt und rollt, bis er irgendwann wegen der Schwerkraft umfällt. Dann bleibt er so lange an dieser Stelle liegen, bis ihn jemand aufhebt. Der verlorene Groschen repräsentiert einen kraftlosen und gelähmten Sünder. Ein Silbergroschen hat einen großen Wert in sich. Aber wenn er verloren geht und in einer dunklen Ecke liegt, ist er nutzlos. Gott hat in jeden Menschen sein Bild hineingelegt. Aber ein Mensch, der von der Schwerkraft der Sünde überwältigt verloren geht und bewegungslos in einer Ecke liegt, hat seinen Wert vor Gott verloren. Als die Frau den Verlust des Groschens bemerkte, wurde sie sehr aufgeregt. Sie borgte sich einen hellen 500 W-Halogenstrahler; dann kehrte sie das ganze Haus und suchte mit Fleiß, bis sie ihren Groschen schließlich in einer dunklen Ecke fand. Wie groß war ihre Freude! Sofort rief sie alle ihre Nachbarinnen und Freundinnen an, um ihnen die frohe Nachricht mitzuteilen: „Freut euch mit mir; denn ich habe meinen Silbergroschen gefunden, den ich verloren hatte.“ Habt ihr schon einmal etwas verloren? Vielleicht nicht 100 €, aber z.B. euren Schlüsselbund. Man sucht verzweifelt, auch an Orten, wo die verlorene Sache eigentlich nicht sein könnte, und wenn man sie dann gefunden hat, ist das ein großartiges Glücksgefühl und Freude macht sich breit.

Vers 10 sagt: „So, sage ich euch, wird Freude sein vor den Engeln Gottes über einen Sünder, der Buße tut.“ Unser Gott sucht solche verloren gegangene Groschen, um ihren wahren Wert in Gott wiederherzustellen. Ein junger Mann war sehr fähig. Aber weil er die Liebe Gottes nicht kannte, wurde er orientierungslos und konnte schließlich nur noch hilflos auf seinem Bett herumlag. Aber als ein guter Hirte ihn fand, wurde sein wahrer Wert in Gott wiederhergestellt und er wurde zu einem warmherzigen Hirten für die Studenten verändert.


2. Das Gleichnis vom verlorenen Sohn (11-32)

Sehen wir uns Vers 11 an: „Und er sprach: ein Mensch hatte zwei Söhne.“ Jesus erzählte die Geschichte von einem Mann, der zwei Söhne hatte. Wahrscheinlich war er ein wohlhabender Landbesitzer gewesen. Der ältere der beiden Söhne war sehr pflichtbewusst, gehorsam und fleißig. Er lernte gut in der Schule, studierte danach Agrarwissenschaft, promovierte mit „Summa cum laude“ und kehrte schließlich zu seinem Vater auf den elterlichen Hof zurück. Er schien ein idealer und gehorsamer Sohn zu sein. Im Gegensatz dazu war der zweite Sohn sehr individualistisch und eigenwillig. Anstatt in der Schule zu lernen und am Hof seines Vaters zu helfen, ging er lieber zum Fußballspielen und am Abend in die Disko, in der Hoffnung, sich dort eine schöne Freundin zu angeln. Er träumte von der Freiheit und Abenteuern. Sein Vater wollte ihm irgendwie helfen, aber er fühlte sich jedesmal nur eingeengt und rebellierte gegen seinen Vater.

Betrachten wir Vers 12: „Und der jüngere von ihnen sprach zu dem Vater: Gib mir, Vater, das Erbteil, das mir zusteht. Und er teilte Hab und Gut unter sie.“ Eines Tages ging der jüngere Sohn zu seinem Vater und forderte ihn auf: „Gib mir, Vater, das Erbteil, das mir zusteht.“ Warum fragte der Sohn ihn nicht einfach nach etwas Geld um sechs Wochen Urlaub Australien zu machen? Wie konnte er es wagen, seinen Erbteil zu verlangen? Das Herz des Vaters war zerbrochen. Der Sohn zeigte sehr deutlich, dass ihm an seinem Vater nichts mehr lag und für immer von ihm getrennt leben wollte. In dieser Situation hätte der Vater sehr ärgerlich reagieren, seinen Sohn enterben und seinen Sohn wegen seiner Undankbarkeit hart tadeln können. Aber was tat der Vater? Vers 12b sagt: „Und er teilte Hab und Gut unter sie.“ Still und mit schwerem Herzen teilte der Vater sein Vermögen auf und zahlte seinem jüngeren Sohn das Erbteil aus. Er wusste schon, dass sein Sohn ihn verlassen würde. Er wusste auch, dass die Entscheidung des Sohnes eine falsche Entscheidung war, die ihn nicht glücklich machen würde. Aber er wollte irgendwie seine Liebe zu seinem Sohn zeigen. Für den Vater war der Sohn und die Beziehung zu ihm viel wichtiger als alles Geld in der Welt.

Sehen wir uns Vers 13 an: „Und nicht lange danach sammelte der jüngere Sohn alles zusammen und zog in ein fernes Land; und dort brachte er sein Erbteil durch mit Prassen.“ Als er das Erbteil in seinen Händen hielt, dachte der jüngere Sohn sich: „Wow, so viel Geld habe ich noch nicht gehabt! Ich kann damit jetzt alles machen, was ich will! Nicht mehr nur noch 30 € Taschengeld pro Woche. Jetzt ist die Zeit gekommen, meine Freiheit zu genießen.“ Er buchte im Internet unter www.fly.de einen Flug in ein möglichst weit entferntes Land, wie z.B. Australien. Als er im Flugzeug saß, hatte er nur einen Gedanken: „Yeah! Endlich bin ich frei!“ Wahrscheinlich hatte sich der jüngere Sohn viele gute Dinge für sein neues Leben vorgenommen. Er wollte fleißig studieren, viel Geld verdienen und zu einem Millionär werden. Als er in dem fernen Land ankam, schrieb er sich an der Uni für BWL ein, weil er dachte, dass er damit am meisten Geld verdienen könnte. Anfangs schien alles sehr gut zu laufen. Es gab auch soviel neues und aufregendes auszuprobieren. Er fand schnell Freunde und jeden Abend gab es eine andere Party. Viele Mädchen riefen ihn an, um mit ihm auszugehen. Sein Studium lief zwar nicht besonders gut, aber er machte sich darüber keine Sorgen, weil er ja das Geld von seinem Vater hatte. Er konnte sich nicht gut auf sein Studium konzentrieren und fiel bei allen seinen Prüfungen mit Pauken und Trompeten durch. Eines Tages stellte er fest, dass er alles Geld verbraucht hatte. Als seine Freunde erfuhren, dass er pleite war, wollten sie nichts mehr mit ihm zu tun haben und auch seine aktuelle Freundin sagte: „Bye bye!“

Zu allem Überfluss kam auch noch eine ernsthafte Hungersnot in jenes Land, so dass er nirgends einen Job finden konnte. Darum hängte er sich an einen Bürger jenes Landes und bedrängte ihn so lange, bis der ihn auf seinen Acker schickte, um die Säue zu hüten. Weil er sehr hungrig war, wollte er einmal etwas von den Schoten der Säue essen. Aber einer der einheimischen Hirten beschwerte sich über ihn bei seinem Chef, so dass sein mageres Gehalt noch gekürzt wurde. Er fühlte sich so schmutzig und gefangen, dass er selbst die Säue beneideten, die scheinbar unbeschwert fressen und sich keine Sorgen zu machen brauchten. Er war ausgezogen, um seine Freiheit zu finden und sie zu genießen. Aber in der Tat verlor er alles, nicht nur sein Geld, sondern auch seine Freiheit. Zuerst wurde er eine Sklave der Lust und des Vergnügens. Schließlich wurde er ein Sklave der Furcht, der Sinnlosigkeit und des Todes. Er war einsam, müde und hungrig und wünschte sich nur noch möglichst bald zu sterben.

Hier lernen wir, dass die autonome Freiheit, nach der viele Jugendliche und Studenten heutzutage streben, uns nicht die wahre Freiheit geben kann. Die Bibel lehrt uns, dass wir entweder Knechte Jesu Christi oder Knechte der Sünde sind. Die wahre Freiheit finden wir, wenn wir in der rechten Beziehung zu unserem Herrn Jesus unser Leben führen.

Betrachten wir Vers 17: „Da ging er in sich und sprach: Wie viele Tagelöhner hat mein Vater, die Brot die Fülle haben und ich verderbe hier im Hunger.“ Als er am Tiefpunkt seines Lebens angekommen war, war dies gerade der Moment, dass er sich selbst erkannte. Er begann über sich selbst und sein Leben nachzudenken. Dann erinnerte er sich an das Haus seines Vaters. Er dachte, dass es selbst den Knechten seines Vaters sehr gut ging, weil sie immer genug zu essen hatten. Wie liebevoll und gütig war doch sein Vater gewesen, sogar gegenüber den geringsten seiner Tagelöhner. Doch er hatte sein Privileg als Sohn mit Füßen getreten und sich jeden Weg der Rückkehr gründlich verbaut. Er war in einer Sackgasse gelandet, aus der es keinen Ausweg mehr gab. Aber er blieb nicht in seiner Bitterkeit und Verzweiflung sitzen, sondern traf eine Entscheidung, zu seinem Vater zurückzukehren. Betrachten wir die Verse 18.19: „Ich will mich aufmachen und zu meinem Vater gehen und zu ihm sagen: Vater, ich habe gesündigt gegen den Himmel und vor dir. Ich bin hinfort nicht mehr wert, dass ich dein Sohn heiße; mache mich zu einem deiner Tagelöhner!“ Es war der Wendepunkt seines Lebens, als er sich selbst als Sünder erkannte und sich entschied, zu seinem Vater zurückzukehren.

Vielleicht hatte er unterwegs mehrmals seine vorbereitete Rede geübt: „Vater, ich habe gesündigt. Vater, ich habe gesündigt. Vater, ich habe gesündigt gegen den Himmel und vor dir. Ich bin hinfort nicht mehr wert, dass ich dein Sohn heiße; mache mich zu einem deiner Tagelöhner!“ Müde, ausgelaugt, schmutzig und stinkend schleppte er sich die scheinbar endlose Straße entlang. Was tat sein Vater? Lesen wir Vers 20: „Und er machte sich auf und kam zu seinem Vater. Als er aber noch weit entfernt war, sah ihn sein Vater, und es jammerte ihn; er lief und fiel ihm um den Hals und küsste ihn.“ Hier erkennen wir, dass der Vater jeden Tag auf die Rückkehr seines Sohnes gewartet hatte. Vielleicht hatte er von der Hungersnot in dem fernen Land gehört und verfolgte jeden Tag sorgenvoll die Nachrichten. Vielleicht befragte er auch einige Reisende, um Informationen zu bekommen: „Wie steht es in dem Land? Wie schlimm ist die Hungersnot? Haben Sie vielleicht meinen Sohn gesehen?“ Jede Nacht lag der Vater wach in seinem Bett, indem er darüber nachdachte, was mit seinem Sohn passiert war. Eines Tages sah er plötzlich am Horizont eine schwache Erscheinung. Er spähte in die Feme. „Es ist mein Sohn! Es ist mein Sohn!“ schrie er. Seine Knechte winkten ab: „Jetzt mach dich doch nicht lächerlich, da ist niemand!“ Aber der Vater ignorierte seine Knechte und rannte los in die Feme: „Mein Sohn! Mein Sohn!“ Der Vater vergaß seinen Sohn nie, sondern hoffte immer auf seine Rückkehr.

Langsam hinkte der Sohn die schmutzige Straße entlang, indem er sich viele Sorgen machte, wie sein Vater reagieren würde. Dann sah einen Mann, der auf ihn zulief. Voller Freude rannte der Vater seinem Sohn entgegen, fiel ihm um den Hals, so dass er ihn fast umwarf, und küsste ihn. Der Vater bemerkte den Schmutz und den Geruch der Schweine gar nicht. Für ihn war nur wichtig, dass er seinen Sohn wiederhatte. Der Sohn richtete sich auf, hüstelte und begann seine lang vorbereitete Rede: „Vater, ich habe gesündigt gegen den Himmel und vor dir; ich bin hinfort nicht mehr wert, dass ich dein Sohn heiße.“ Aber bevor er überhaupt seine Rede beenden konnte, rief der Vater schon seine Knechte: „Bringt schnell das beste Gewand her und zieht es ihm an und gebt ihm einen Ring an seine Hand und Schuhe an seine Füße und bringt das gemästete Kalb und schlachtet’s; lasst uns essen und fröhlich sein!“ Der Vater war an der Rede seines Sohnes nicht interessiert. Er fegte die Vergangenheit völlig zur Seite und setzte ihn als seinen geliebten Sohn wieder ein. Er behandelte ihn wie einen Prinzen und stellte seine Würde vollkommen wieder her. Dann machte er ein großes Freudenmahl.

In diesem Gleichnis repräsentiert der Vater Gott und wir sind der Sohn. Wir können dadurch vieles über Gottes Vaterliebe und seine Beziehung zu uns kennen lernen.

Erstens, Gott ist überglücklich, uns bei sich aufzunehmen. Gott sehnt sich sehr danach, mit uns zu sein, uns aufzunehmen und uns in seinem Haus glücklich zu machen. Obwohl wir absichtlich gegen Gott rebellierten und seine Liebe verlassen haben, sucht er täglich am Horizont nach uns. Lukas 19,10 sagt, dass Jesus gekommen ist, zu suchen und selig zu machen, was verloren ist. Und wie bei dem Vater im Gleichnis, ist Gottes erste Reaktion, wenn er uns sieht, sein liebendes Herz. Er beschuldigt uns nicht wegen unsere Fehler; er tadelt und kritisiert uns nicht, wenn wir zu ihm umkehren. Statt dessen ist er überglücklich, so dass er uns entgegenläuft und mit weiten Armen empfängt. Egal wie weit wir weggelaufen sind, kann Gott uns niemals vergessen. Jesaja 49,15 sagt: „Kann auch eine Frau ihr Kindlein vergessen, dass sie sich nicht erbarme über den Sohn ihres Leibes? Und ob sie seiner vergäße, so will ich doch deiner nicht vergessen.“

Zweitens, Gottes Vergebung. Gott ist nicht an unseren großartigen Entschuldigungen interessiert. In dem Moment, wenn wir zu Jesus kommen, sind unsere Sünden vergeben und vergessen – selbst wenn wir noch nach unserer Vergangenheit stinken! Wir sind von unseren Sünden getrennt, so weit wie der Morgen vom Abend ist (Ps 103,12) Leider halten wir selbst oft an den Fehlern unserer Vergangenheit fest, verdammen und beschuldigen uns selbst wieder und wieder. Wir müssen uns daran erinnern, dass es keine Verdammnis gibt für die, die in Christus Jesus sind. (Röm 8,1) Jesus ist für unsere Sünden gestorben und hat alles vollbracht. (Joh 19,30)

Drittens, unser Gott setzt uns als seine Kinder wieder ein. Obwohl wir viel Schuld auf uns geladen haben, setzt er uns sofort und bedingungslos wieder als seine Kinder ein. Unser Gott betrachtet uns als seine geliebten Kinder, egal was wir getan oder wie weit wir weggelaufen sind. Diese Beziehung verändert sich niemals. Gott wartete nur darauf, dass wir Buße tun und zu ihm kommen, dann empfängt er uns mit weiten Armen. Wenn wir an Jesus Christus glauben, werden wir sofort als Gottes Kinder wiederhergestellt. (Gal 3,26)

Von dem jüngeren Sohn lernen wir, was die wahre Buße ist. Das einzige, was wirklich zählt, ist die Buße. Obwohl wir Gott verachtet, ausgenutzt und alles Gut unseres Vaters verschwendet haben, obwohl wir niedriger als ein Schwein geworden sind, für Gott zählen nicht unsere Taten, sondern alleine unsere Buße, nämlich unsere Umkehr zu Gott. Buße klingt sehr streng, aber es ist das Geheimnis, wie man die wahre Freude in Gott finden kann. In Vers 20 sehen wir, dass der Sohn sich aufmachte und zu seinem Vater zurückkam. Dies ist eine gute Definition für Buße. Viele Menschen erfahren Schuld, Bedauern und Ausweglosigkeit, aber sie machen sich nicht auf, um zu ihrem Vater zurückzugehen. Buße bedeutet nicht, dass man sich schrecklich fühlt oder sich selbst anklagt. Buße ist eine Handlung, nämlich eine Entscheidung, zu Gott zurückzukehren.

Betrachten wir nun noch die Reaktion des älteren Bruders in den Versen 25 bis 32. Der ältere Bruder kam von der Arbeit auf dem Feld zurück und hörte Singen und Tanzen. Er fragte einen der Knechte: „Was ist denn da los?“ Als er hörte, dass es ein Fest für seinen Bruder war, wurde er zornig und wollte nicht hineingehen. Er war verbittert, eifersüchtig und ärgerlich. Er kannte das Herz seines Vaters gar nicht. Er behauptete nur seine eigene Selbstgerechtigkeit. Kurz gesagt, hatte er nur ein Angestellten-Verhältnis zu seinem Vater. Der ältere Sohn repräsentiert die Pharisäer, die Gottes Herz für die Rettung der Sünder nicht verstehen konnten. Wir nennen ihn darum den „verlorenen Sohn zu Hause“. Aber sehen wir uns die Liebe des Vaters an. Genauso wie der Vater zu dem jüngeren Sohn hinausrannte, ging er auch zu dem älteren und bat ihn. (28b) Sehen wir uns die Verse 31.32 an: „Er aber sprach zu ihm: Mein Sohn, du bist allezeit bei mir und alles, was mein ist, das ist dein. Du solltest aber fröhlich und guten Mutes sein; denn dieser dein Bruder war tot und ist wieder lebendig geworden, er war verloren und ist wieder gefunden.“ Der Vater liebte den älteren Sohn nicht weniger, weil er seinen anderen Sohn wieder hatte. Er wollte aber, dass er sein Herz und seine Freude verstehen und ein wahrer Sohn werden würde.

Im heutigen Abschnitt haben wir Gottes Vaterherz für alle Arten von Sündern kennen gelernt. Gott sehnt sich sehr nach uns und es ist seine größte Freude, wenn wir zu umkehren. Wenn wir Buße tun und zu Gott umkehren, sind unsere Sünden vergeben und er stellt uns als seine Kinder vollkommen wieder her. Möge Gott uns helfen, seine Liebe anzunehmen und mit seiner Vaterliebe die verloren gegangenen jungen Menschen zu lieben.

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