Die wahre Größe (Matthäus 18,3.4)

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DIE WAHRE GRÖSSE

Matthäus 18,1 – 14
Leitverse 18,3.4

„und sprach: Wahrlich, ich sage euch: Wenn ihr nicht umkehrt und werdet wie die Kinder, so werdet ihr nicht ins Himmelreich kommen. Wer nun sich selbst erniedrigt und wird wie dies Kind, der ist der Größte im Himmelreich.“

Das Matthäusevangelium enthält fünf größere Reden Jesu. Eine davon finden wir in Kapitel 18. Jesus redet hier vom Leben in der christlichen Gemeinde. Man kann nicht oft genug die Bedeutung der christlichen Gemeinde betonen. Denn ohne sie kann sich das Reich Gottes auf Erden nicht weiter ausbreiten. Im heutigen Abschnitt fragten die Jünger Jesus, wer der Größte im Himmelreich sei. Jesus gab ihnen eine ehrliche und zugleich verblüffende Antwort. Lasst uns heute über die wahre Größe nachdenken.

1. Der Größte im Reich Gottes (1-4)

Sehen wir uns Vers 1 an: „Zu derselben Stunde traten die Jünger zu Jesus und fragten: Wer ist doch der Größte im Himmelreich?“ Als Gott den Menschen schuf, da pflanzte er den Wunsch in sein Herz, groß zu sein. Menschen wollen groß sein. Besonders junge Männer haben den brennenden Herzenswunsch, einmal großartige Menschen zu werden. Später jedoch, wenn sie etwas älter geworden sind, nämlich dann, wenn sie erst einmal die Realität der Welt geschmeckt haben, verlieren sie oft sehr schnell den Wunsch, große Menschen zu werden. In Bezug auf die Jünger Jesu kann man sagen, dass ihre Bedingungen alles andere als vielversprechend waren. Bevor Jesus sie berief, waren sie nur gewöhnliche Menschen gewesen. Ihr Wunsch, es einmal in der Welt zu etwas zu bringen, war nahezu abgestorben. Aber nachdem sie Jesu Berufung angenommen hatten, war dieser Wunsch aufs Neue wiederbelebt worden. Als sie Jesus nachfolgten, fühlten sie sich auf einmal wieder groß und wichtig. Und die Leute folgten ihnen und sahen die großen Wunder, die Jesus vollbrachte. Es sah so aus, als ob die Jünger doch noch als besondere Größen in die Geschichte der Welt eingehen würden. Betrachten wir nochmals Vers 1: „Zu derselben Stunde traten die Jünger zu Jesus und fragten: Wer ist doch der Größte im Himmelreich?“ Nun äußerten die Jünger ganz offen ihren Wunsch, groß sein zu wollen. Ihre Vorstellungen gingen sogar über dieses Leben hinaus und reichten bis ins Himmelreich. Ihr Streben nach Größe wuchs ins Unermessliche.

Wie antwortete Jesus auf ihre Frage? Betrachten wir Vers 2: „Jesus rief ein Kind zu sich und stellte es mitten unter sie.“ An dieser Stelle fragen sich viele: „Was um Himmels willen hat ein kleines Kind mit dem Wunsch, der Größte sein zu wollen, zu tun?“ Niemand denkt an ein kleines Kind, wenn die Frage im Raum steht, wer wohl der Größte von uns ist. Ein kleines Kind hat mit einer solchen Frage wirklich nichts aber auch gar nichts zu tun. Dann sagte Jesus zum Erstaunen der Jünger etwas ganz Radikales. Sehen wir Vers 3: „und sprach: Wahrlich, ich sage euch: Wenn ihr nicht umkehrt und werdet wie die Kinder, so werdet ihr nicht ins Himmelreich kommen.“ Was war das für eine Aussage? Jesus sagte überhaupt nichts darüber, wer der Größte im Himmelreich sein würde. Er sagte vielmehr, dass man gar nicht in das Reich Gottes kommen kann, wenn man nicht umkehrt und wie ein Kind wird. Wie sollen wir hier Jesu Worte verstehen?

Nach der Lehre der Bibel ist kein Mensch dafür qualifiziert, um in das Reich Gottes kommen zu können – obwohl sich das alle wünschen. Es ist für jedermann unmöglich das Reich Gottes zu betreten, weil alle Menschen gesündigt haben und Gott heilig ist. Kein Mensch kann von sich aus den Maßstab Gottes erfüllen bzw. wird ihn einmal erfüllen können. Aber Jesus kam in diese Welt und fing damit an, die Menschen in das Reich Gottes einzuladen, indem er predigte: „Tut Buße, denn das Himmelreich ist nahe herbeigekommen“ (Mt 4,17). Das Himmelreich bzw. das Reich Gottes war Jesu erste und letzte Botschaft, die er auf Erden verkündete. Es war Jesu ernstliche Absicht, die Menschen dieser Welt in das Reich Gottes zu leiten. Wo immer er auch hinging, predigte er die frohe Botschaft vom Reich Gottes (4,23; 11,1). Als er seine Jünger einmal zu einem kurzzeitigen Missionseinsatz aussandte, gab er ihnen den Auftrag, den Menschen folgende Botschaft weiterzugeben: „Das Himmelreich ist nahe herbeigekommen“ (10,7). Das Himmelreich ist die letzte Hoffnung der Menschen. Dies gilt für alle Menschen. Und der Weg, um in dieses Himmelreich zu gelangen, führt nur durch Jesus, indem man über seine Sünden Buße tut und Jesus als seinen Herrn und Erretter persönlich annimmt. Mit einem Flugticket der Lufthansa kann man nicht ins Himmelreich kommen. Aber unser Glaube an Jesus bringt uns dorthin. Es ist also allein die Gnade Jesu, durch die ein Mensch ins Himmelreich eintreten kann. Es geschieht allein durch den Glauben und ist allein durch die Gnade Jesu möglich (Eph 2,8.9). Der Begriff der „menschlichen Größe“, wie ihn hier die Jünger durch ihre Frage ins Gespräch bringen, steht hier überhaupt nicht zur Diskussion. Anders gesagt heißt das, dass im Reich Gottes ein jeder Mensch großartig ist – und zwar allein wegen der Gnade Jesu. Die Gnade Jesu macht jeden Menschen demütig und macht, dass jeglicher Stolz in seinem Herzen erstirbt. Die Frage der Jünger also: „Wer ist der Größte im Himmelreich?“ macht demnach überhaupt keinen Sinn. Die Jünger stellten diese Frage, weil sie eine völlig falsche Vorstellung vom Reich Gottes hatten. Das Reich Gottes ist vielmehr der Ort, wo jedermann voller Dankbarkeit und voller Demut und großer Hochachtung gegenüber jedermann ist. Das Reich Gottes ist der Ort, wo jedermann allein wegen der unverdienten Gnade Jesu wahrhaft groß ist.

Jesus ermahnte seine Jünger in Vers 3b: „Wenn ihr nicht umkehrt und werdet wie die Kinder, so werdet ihr nicht ins Himmelreich kommen.“ Die Jünger dachten fälschlicher Weise, dass sie bereits die Eintrittskarte für das Himmelreich in der Tasche hätten, weil sie äußerlich Jesus nachgefolgt waren. Aber Jesus ermahnte sie ernsthaft. Aus dem Kontext geht hervor, dass Jesus hier ein kleines Kind zu sich gerufen hat. Wer sind kleine Kinder? Kleine Kinder sind kleine Kinder. Sie haben nichts, aber auch gar nichts vorzuweisen, dass sie irgendetwas in der Welt erreicht hätten. Man kann nicht irgendeinen Titel, wie z.B. Dr. oder Prof. oder Dipl.-Ing. vor Ihre Namen setzen. Sie haben auch noch kein eigenes Geld verdient, um damit vielleicht ihre Familien unterstützen zu können oder etwas zu spenden. Kleine Kinder haben scheinbar überhaupt keinen Wert, weder für ihre Familie noch für die Gesellschaft. Vielmehr bedürfen sie der ständigen Fürsorge, sowohl von ihrer Familie als auch von der Gesellschaft. Kleine Kinder sind, kurz gesagt, von anderen völlig abhängig. Aber Tatsache ist, dass sie unter der Obhut ihrer Eltern glücklich und fröhlich sind. Geistlich gesehen sollen wir wie solche kleinen Kinder werden. Jesus sagte nicht, dass wir kindisch im Sinne von „albern“, sondern kindlich wie kleine Kinder werden sollen. Unsere Haltung gegenüber Jesus und dem Reich Gottes sollte wie die von kleinen Kindern gegenüber ihren fürsorglichen Eltern sein.

Stellt euch einmal vor, dass Menschen in das Reich Gottes hineinkommen, die nicht wie die Kinder sind, – also Menschen die miteinander konkurrieren, die sich für etwas Besseres als andere halten, die aufgrund ihres Wissens oder ihrer Leistung stolz und aufgeblasen sind, die andere bewusst oder unbewusst dadurch verletzten und meinen der Größte im Himmelreich zu sein. Dann würde, einfach gesagt, das Reich Gottes nicht mehr das Reich Gottes sein. Das Reich Gottes wäre dann nichts anderes als eine Fortsetzung des Lebens in dieser Welt. Und darum wird jedem, der nicht wie ein kleines Kind wird, der Zugang zum Reich Gottes verwehrt werden. Ein Mensch kann ein ganzes Reich zerstören, so wie die Sünde durch einen Menschen in die Welt gekommen ist und sich die Sünde dann über die ganze Welt ausgebreitet hat (Römer 5,12). In diesem Sinne können wir Jesu Aussage, dass wenn wir nicht umkehren und wie die Kinder werden, wir niemals in das Reich Gottes hineinkommen werden, gut verstehen.

Es stellt sich nun die Frage, wie jemand umkehren und zu einem kleinen Kind werden kann? Die Antwort darauf lautet, dass man beständig von der Gnade Jesu abhängig leben soll. Wir können uns selber nicht aus uns selbst heraus verändern, auch wenn wir noch so guten Willen dafür zeigen sollten. Aber Jesus kann uns verändern. Indem wir von Jesus abhängig leben, sollen wir mit Furcht und Zittern geistlich kämpfen und um unser Seelenheil ringen, bis wir in das Himmelreich eintreten dürfen (Phil 2,12). Wir brauchen die Gnade Jesu von Anfang bis zum Ende. Diesen täglichen, geistlichen Kampf, dass wir unsere Sünden des falschen Lebensziels, des menschlichen Ehrgeizes, der vergleichenden Gedanken, der Niedergeschlagenheit, des Selbstruhmes, der Begierde, des Hochmuts, des Ungehorsams, der Faulheit, Gleichgültigkeit, Lieblosigkeit usw. usf. Gott und den Menschen bekennen und Jesu Gnade in unserem Herzen erneuern, dürfen wir nicht vernachlässigen. Wir müssen darin wachsen, die Gnade Jesu von Tag zu Tag und von Jahr zu Jahr immer mehr zu erkennen. Apostel Paulus war jemand, der diesen geistlichen Kampf kämpfte und sich daher immerzu der unverdienten Gnade Jesu an seinem Leben bewusst war. Er sagte in 1.Kor 15,9-10: „Denn ich bin der geringste unter den Aposteln, der ich nicht wert bin, dass ich ein Apostel heiße, weil ich die Gemeinde Gottes verfolgt habe. Aber durch Gottes Gnade bin ich, was ich bin. Und seine Gnade an mir ist nicht vergeblich gewesen, sondern ich habe viel mehr gearbeitet als sie alle; nicht aber ich, sondern Gottes Gnade, die mit mir ist.“ Später sagte er in Eph 3,7.8: „dessen Diener ich geworden bin durch die Gabe der Gnade Gottes, die mir nach seiner mächtigen Kraft gegeben ist. Mir, dem allergeringsten unter allen Heiligen, ist die Gnade gegeben worden, den Heiden zu verkündigen den unausforschlichen Reichtum Christi.“ Und er sagte in 1.Tim 1,15: „Das ist gewisslich wahr und ein Wort, des Glaubens wert, dass Christus Jesus in die Welt gekommen ist, die Sünder selig zu machen, unter denen ich der erste bin.“ Paulus hatte eine klare geistliche Identität als ein Sünder, dem durch die unverdiente Gnade Jesu vergeben worden ist. Diejenigen, die die Gnade Jesu wirklich von Herzen angenommen haben, sagen von sich selbst: „Ich bin der Geringste; ich bin es nicht wert; ich bin der Allergeringste; ich bin der größte Sünder von allen.“

Der Tempelton-Preis ist einer der höchst dotierten Auszeichnungen – noch um einiges höher als der Nobelpreis. Er ist für Menschen gedacht, die einen außergewöhnlichen Beitrag geleistet haben, der auf die geistliche Dimension ihres Lebens zurückzuführen ist und diese als solche bestätigt. Mutter Teresa bekam diesen Preis 1973 zugesprochen, Billy Graham 1982. 1992 wurde Pastor Han damit ausgezeichnet. Es war für ihn eine große Ehrung. Während der Preisverleihung sagte er jedoch vor der versammelten Menge etwas ganz Überraschendes: „Ich bin ein großer Sünder, der sich einst vor einem japanischen Götzen verbeugt hat.“ Auf diese Weise bezeugte er im entscheidenden Moment indirekt die große Gnade Jesu an seinem Leben. In dieser Zeit sehen wir, wie viele berühmte Personen, die Gnade Jesu oder sogar Jesus selbst leugnen. Sie brüsten sich mit ihrer Leistung, mit ihrem Erfolg, mit ihrem Reichtum und all dem, was sie erreicht haben – so, als ob sie dies alles selbst erlangt hätten. Aber diejenigen, die die Gnade Jesu kennen, können sagen: „Ich bin ein elender Sünder, aber Jesus ist mein Erretter!“

Zur Zeit des Apostel Paulus gab es auch in der Gemeinde viele fleischlich gesinnte Leute. Einige waren darauf stolz, beschnitten worden zu sein. Sie rühmten sich dessen und fühlten sich als etwas Besseres und fingen an, auf ihre Glaubensgeschwister herab zu schauen. Paulus war über solche Leute sehr aufgebracht. Er tadelte sie hart und bezeichnete sie als „Hunde“ und „böswillige Arbeiter“, die die Gemeinde zerschneiden (Phil 3,2). Er ermahnte diejenigen Christen, die reinen Herzens waren, sich vor solchen Leuten in Acht zu nehmen. Diejenigen, die die Gnade Jesu nicht kennen oder sie wegen ihrer Unbußfertigkeit wieder verloren haben, setzen ihr Vertrauen wieder auf ihr Fleisch, auf ihre eigene Leistung und eigenen Werke.

Der Begriff der „Gnade“ wird im Matthäusevangelium besonders hervorgehoben. Der in Kapitel 1 erwähnte Stammbaum Jesu ist in dieser Hinsicht ein Stammbaum der Gnade. Zu jener Zeit wurden Frauen nicht erwähnt und mitgezählt. Aber Matthäus erwähnte in diesem Stammbaum einige Frauen, und zwar nicht besonders orthodoxe, fromme Jüdinnen, sondern unmoralische, heidnische Frauen: Tamar, Rahab, Rut und Urias Frau. Für die Juden jener Zeit musste dieser Stammbaum ein Schock gewesen sein. Matthäus selbst war ein Mensch, der die wunderbare Gnade Jesu selbst erfahren hatte und durch sie so segensreich verändert worden war. Jesus berief ihn, als er sich völlig hilflos unter der Sündenmacht befand. Durch die sorgfältige und geduldige Liebe und Fürsorge Jesu jedoch wurde Matthäus letztendlich von einem entsetzlich selbstzentrierten Menschen in einen hingebungsvollen demütigen Diener Gottes verändert.

Jakob im Alten Testament war ein Mann, der seine weltlichen Ambitionen nicht unter Kontrolle halten konnte. Schon im Mutterleib war er voller Konkurrenzgeist und kämpfte gegen seinen Zwillingsbruder, sodass seine Mutter Rebekka schon vor der Geburt große Bauchschmerzen bekam. Als sie ihre Zwillinge gebar, hielt Jakob mit einer Hand die Ferse Esaus fest. Tatsächlich war Jakobs ganzes Leben von Konkurrenzgeist und vom bitteren Wettstreit gegen andere Menschen bestimmt gewesen. Er erreichte seine gesteckten Ziele, eines nach dem anderen, auch wenn er dabei mit unlauteren Mitteln, mit Betrug und Hinterlist vorging. Esau hasste seinen betrügerischen und selbstsüchtigen Bruder und wollte ihn umbringen. Als nach 20 Jahren für Jakob die Zeit gekommen war, seinen Bruder wiederzutreffen, wurde sein Herz von großer Furcht erfüllt. In jener Nacht stand Jakob ganz allein vor Gott, weit weg von all seiner Habe und seinen geliebten Familienangehörigen. Bis dahin hatte er stets mit Menschen gekämpft, aber nun in dieser Nacht musste er mit Gott kämpfen. Durch diesen geistlichen Kampf wurde er durch Gottes Gnade in eine ganz neue Person, in Israel, verändert. Die Furcht vor seinem Bruder verschwand aus seinem Herzen. Wenig später, als er seinem Bruder begegnete, bezeugte er: „… ich sah dein Angesicht, als sähe ich Gottes Angesicht“ (1.Mose 33,10). Das furchtsame Leben im ständigen Wettstreit mit anderen war nun vorüber und das neue Leben mit Frieden und Liebe kam durch Gottes Gnade zu ihm. Im Bewusstsein der großen Gnade Gottes bezeugte er in den letzten Tagen seines Lebens: „… der Gott, der mein Hirte gewesen ist mein Leben lang bis auf diesen Tag“ (1.Mose 48,15).

Für diejenigen, die die Gnade Jesu kennen, ist die Frage „Wer ist doch der Größte im Himmelreich?“ eine überflüssige Frage. Wenn wir immer noch danach fragen müssen, wer doch der Größte im Himmelreich ist, so kann die Antwort nur lauten: Es ist derjenige, der die Gnade Jesu am besten kennt. Jemandes Demut kann man ins Verhältnis damit setzten, wie jemand die Gnade Jesu persönlich erkannt hat. Folglich sagte Jesus in Vers 4: „ Wer nun sich selbst erniedrigt und wird wie dies Kind, der ist der Größte im Himmelreich.“ Möge Gott einem jeden von uns helfen, in der Erkenntnis der Gnade Jesu immer weiter zu wachsen. Jesus, der sich selbst erniedrigte und alle Herrlichkeit des Himmels aufgab, um ein Mensch zu werden und als der gute Hirte für jeden von uns sein Leben am Kreuz dahin gegeben hat, ist uns das beste Beispiel für Selbsterniedrigung und Demut. Möge die Gnade Jesu uns zu wahrhaft demütigen Kindern Gottes verändern, sodass wir in der entscheidenden Zeit durch unser Bekenntnis vor den Menschen Gott die Ehre geben.

2. Das Leben mit der wahren Größe (5-14)

Diejenigen, die Jesus demütig nachfolgen, mögen vielleicht denken, dass sie bei niemandem so recht willkommen sind, weil sie in weltlicher Hinsicht nichts vorzuweisen haben, wie z.B. eine gehobene gesellschaftliche Position, ein schickes Eigenheim etc. Aber Jesus sagt in Vers 5: „Und wer ein solches Kind aufnimmt in meinem Namen, der nimmt mich auf.“ Jesus kommt zu denen, die andere in seinem Namen aufnehmen. Angenommen, Jesus würde sich ankündigen, um in leiblicher Gestalt an unserem nächsten Gottesdienst teilnehmen zu wollen. Wahrscheinlich wären wir in der kommenden Woche jeden Tag 24 Stunden lang vollbeschäftigt, um die Umgebung dafür vorzubereiten. Aber was sagte Jesus in Vers 5? Wir haben diejenigen bereits in unserer Mitte, die Jesus repräsentieren. Wie nehmen wir die „Kleinen“, die „Schwachen“, die „Hoffnungsträger, die viele Fehler haben“ im Namen Jesu auf? Wir sollen unseren Stolz, unsere Selbstgerechtigkeit, unsere Rechthaberei verleugnen. Indem wir uns auf diese Weise selbst erniedrigen, nehmen wir nicht nur sie auf, sondern wir laden auch Jesus in unsere Mitte ein. Ein wahrhaft großer Mensch vor Gott ist nach der Aussage Jesu also nicht nur einer, der die Gnade Jesu kennt, sondern auch einer, der andere demütig im Namen Jesu aufnimmt und ihnen dient. Den Geringen und den Kleinen, denen niemand irgendeine Bedeutung zumisst, sie im Namen Jesu aufzunehmen und ihnen zu dienen, steht im krassen Gegensatz zu dem Anliegen, etwas Großes in der Welt zu werden. Aber in Jesu Augen ist dies die wahre Größe, weil es einer Einladung Jesu entspricht. Barnabas war ein solch großer Mensch. Nach der Bekehrung des Paulus fürchteten sich die Jünger in Jerusalem, ihn aufzunehmen, aber Barnabas nahm ihn zu sich und diente ihm. Barnabas kümmerte sich auch geduldig um Markus, der am Beginn seines Glaubenslebens noch viele Schwächen hatte. Deswegen wurde Barnabas von Paulus einmal heftig kritisiert. Aber Barnabas diente Markus, bis er zu einem guten Mitarbeiter herangewachsen war.

Betrachten wir Vers 6: „Wer aber einen dieser Kleinen, die an mich glauben, zum Abfall verführt, für den wäre es besser, dass ein Mühlstein an seinen Hals gehängt und er ersäuft würde im Meer, wo es am tiefsten ist.“ Jesus zeigt keine Toleranz, auch nicht gegenüber der kleinsten Sünde. In der Welt gibt es unzählige Verführungen. Junge Menschen wissen nicht, wo sie zuerst hinschauen und hingehen sollen. Heranwachsende sorgen sich nicht um ihren sündigen Einfluss, wenn sie mit allen Mitteln nach Erfolg, Geld und menschlicher Ehre trachten. Die Welt ist voll von Dingen, die junge Leute zum Sündigen verführt. Jesus sagt weiter in Vers 7: „Weh der Welt der Verführungen wegen! Es müssen ja Verführungen kommen; doch weh dem Menschen, der zum Abfall verführt.“ Die Menschen werden sich wegen ihres schlechten Einflusses, den sie auf andere ausüben, nicht herausreden können. Jesus wird einen jeden für seinen Einfluss ganz persönlich zur Rechenschaft ziehen. Welche Haltung sollen wir dann gegenüber der Sünde und den Verführungen einnehmen? Betrachten wir die Verse 8 und 9: „Wenn aber deine Hand oder dein Fuß dich zum Abfall verführt, so hau sie ab und wirf sie von dir. Es ist besser für dich, dass du lahm oder verkrüppelt zum Leben eingehst, als dass du zwei Hände oder zwei Füße hast und wirst in das ewige Feuer geworfen. Und wenn dich dein Auge zum Abfall verführt, reiß es aus und wirf’s von dir. Es ist besser für dich, dass du einäugig zum Leben eingehst, als dass du zwei Augen hast und wirst in das höllische Feuer geworfen.“ Jesus wünscht sich, dass wir bezüglich unseres Einflusses sehr ernsthaft nachdenken sollen, besonders über unseren Einfluss gegenüber Kindern und Heranwachsenden. Aber auch Jugendliche sollten stets darauf Acht haben, welchen Einfluss sie untereinander, also auf ihre eigene Generation, ausüben.

In den folgenden Versen spricht Jesus über die Kostbarkeit eines sogenannten „Kleinen“, also eines Menschen, der im Glauben noch jung ist, eines Hoffnungsträgers, eines Jugendlichen oder einer der Neuen Generation. Sehen wir uns den Vers 10 an: „Seht zu, dass ihr nicht einen von diesen Kleinen verachtet. Denn ich sage euch: Ihre Engel im Himmel sehen allezeit das Angesicht meines Vaters im Himmel.“ Hier sehen wir, was im Himmel geschieht. Die Aufgabe der Engel von diesen Kleinen ist es, allezeit das Angesicht des Vaters im Himmel zu schauen. Es ist keine einfache, aber eine interessante Arbeit. Dies zeigt, wie sehr der Himmel um die „Kleinen“ besorgt ist. Diese sogenannten „Kleinen“ werden uns wegen unserer eigenen Schwachheit oft schnell zur Last, weil ihr Glaube noch unreif ist, weil sie leicht verführt werden, vom rechten Weg abkommen und wiederholt in die Sünde hinein stolpern. Aber wir sollen uns davor hüten, sie deswegen zu verachten, ihnen gegenüber gleichgültig zu werden oder sie ganz und gar aufzugeben. Wir setzen uns gern für die lernwilligen, disziplinierten und gehorsamen Kleinen ein. Aber die schlecht erzogenen, undisziplinierten und rebellischen, die uns viel Mühe kosten, lassen wir gerne links liegen.

In den Verses 12-14 lehrt uns Jesus diesbezüglich das Herz Gottes: „Was meint ihr? Wenn ein Mensch hundert Schafe hätte und eins unter ihnen sich verirrte: lässt er nicht die neunundneunzig auf den Bergen, geht hin und sucht das verirrte? Und wenn es geschieht, dass er’s findet, wahrlich, ich sage euch: Er freut sich darüber mehr als über die neunundneunzig, die sich nicht verirrt haben. So ist’s auch nicht der Wille bei eurem Vater im Himmel, dass auch nur eines von diesen Kleinen verloren werde.“ Worin besteht die Freude unseres Vaters im Himmel? Freut er sich aufgrund eines großen „Festivals für Christus“ in dieser Welt? Nein, er freut sich, wenn jemand, der in die Irre gegangen ist, gefunden worden ist und nicht verlorengeht. In diesem Abschnitt lesen wir von „ein solches Kind“, „eines dieser Kleinen“, „eins von hundert Schafen“ usw. Auf diese Weise betont Jesus die Kostbarkeit einer einzigen Person. Für Jesus ist es am Wichtigsten, dass wir uns immer wieder neu entscheiden als Hirten für eine verirrte, verlorene Seele zu leben. Jesus wünscht sich von uns, für das Heil einer Person zu kämpfen. Für Jesus war eine Person, die samaritische Frau, so wichtig, dass er in der brütenden Mittagshitze den langen Weg bis nach Sychar in Samarien ging, um sie dort am Brunnen Jakobs zu treffen. Als sie Jesus als ihren Christus annahm und durch ihn das neue Leben empfing, empfing auch Jesus große Vision und konnte die Felder sehen, die reif zur Ernte waren. Wenn wir uns im Namen Jesu um eine Person sorgfältig und bis zum Ende kümmern, dann wird Gott durch uns auch das Werk der geistlichen Wiedererweckung in Deutschland und Europa tun und 10.000 Bibellehrer und fünf Millionen Gebetsmitarbeiter aufstellen.

Im heutigen Abschnitt haben wir kennengelernt, wer ein wahrhaft großer Mensch im Reich Gottes ist. Der größte Mensch im Reich Gottes ist derjenige, der die Gnade Jesu am besten kennt und bezeugt, was für ein vergebener Sünder er vor Gott ist. Ein wahrhaft großer Mensch ist derjenige, der das Kleine, das Geringe und das Verlorene nicht verachtet, sondern von Herzen aufnimmt und ihm mit Tränen und Demut bis zum Ende dient. Ein wahrhaft großer Mensch ist derjenige, der auf seinen Einfluss achtet und andere nicht zur Sünde verführt. Gott schenke uns durch seine Gnade ein demütiges Herz, dass wir in diesem Jahr unserem Leitwort Hesekiel 37,10 von ganzem Herzen gehorchen und den Studenten am Campus im Namen Jesu mit dem Gebet und dem Bibelstudium hingebungsvoll dienen.

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