Er muss wachsen, ich aber muss abnehmen (Joh 3,30)

ER MUSS WACHSEN, ICH ABER MUSS ABNEHMEN

Johannes 3, 22 – 36
Leitvers 3, 30

„Er muss wachsen, ich aber muss abnehmen.“

Im ersten Teil von Johannes Kapitel 3 haben wir gelernt, dass wir von neuem geboren werden müssen. Ohne geistliche Wiedergeburt kann niemand das Reich Gottes sehen, geschweige denn in das Reich Gottes hineinkommen. Wir danken Gott für seine absolute Liebe, in der er seinen eingeborenen Sohn hingegeben hat, damit alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben. Durch diese Liebe Gottes durften wir zu einem neuen Leben mit einer lebendigen Hoffnung auf das Reich Gottes wiedergeboren werden.

In der heutigen Lektion geht es um das letzte Zeugnis von Johannes dem Täufer über Jesus. Johannes der Täufer erfüllte seine Mission als der Vorläufer des Messias, indem er die Menschen die Taufe der Buße lehrte und ihnen half an Jesus, den Sohn Gottes, zu glauben, der sein Leben als Lamm Gottes gegeben hat. Er war nicht traurig, als sein eigenes Werk kleiner wurde, sondern war glücklich die Menschen zu ihrem wahren Bräutigam, Jesus Christus, zu führen. Er bezeugte klar, dass Jesus der Herr über alles ist. Möge Gott uns heute helfen, das Zeugnis von Johannes dem Täufer zu hören und anzunehmen und unser Leben unter die Herrschaft Jesu unterzuordnen.

I. Er muss wachsen, ich aber muss abnehmen (22-30)

Wer war Johannes der Täufer? Er war der Sohn eines alten frommen Priesterehepaares, Zacharias und Elisabeth. Er wurde gemäß der Verheißung des Engels 6 Monate vor Jesus geboren, um dem Messias voranzugehen und seinen Weg vorzubereiten. Johannes nahm diese Berufung Gottes an. Er lebte in der Wüste, wo er ein asketisches Leben führte und sich nur von Heuschrecken und wildem Honig ernährte. Als er ein geheiligtes Leben vor Gott führte und die Taufe der Buße predigte, kam das ganze jüdische Land zu ihm heraus in die Wüste. Sie hörten seine Botschaft, taten Buße über ihre Sünden und ließen sich von ihm im Jordan taufen. Er war weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt, so dass, sogar 30 Jahre nach seinem Tod, Paulus in Ephesus Jünger fand, die nur die Taufe des Johannes kannten. Die Predigt von Johannes dem Täufer war so einflussreich, dass viele Menschen dachten, dass er vielleicht der verheißene Messias sein könnte.

Nachdem Johannes seine Mission erfüllt und Jesus als das Lamm Gottes klar offenbart hatte, war nun die Zeit gekommen, dass das Werk Gottes von Johannes auf Jesus überging. Die Verse 22 bis 24 berichten von dieser Übergangsphase, in der Jesus mit seinem Jüngern eine Zeitlang in Judäa blieb und taufte, während Johannes der Täufer noch in Änon taufte. Immer mehr Menschen kamen zu Jesus. Kurze Zeit später würde Johannes der Täufer wegen seiner klaren Bußpredigt von Herodes ins Gefängnis geworfen werden. Schließlich würde man ihn wegen dem Neid und der Intrige von Herodia im Gefängnis enthaupten lassen. Er wurde ein Märtyrer, weil er bis zum Ende klar auf der Seite der Wahrheit Gottes stand.

Sehen wir uns Vers 25 an. Es gab einen Streit zwischen den Jüngern des Johannes und einem Juden über die Reinigung. Wir wissen nicht genau, warum und worüber sie so sehr gestritten haben. Auf jeden Fall stritten sie über die Reinigung. Sie versuchten ihre eigene Meinung irgendwie zu rechtfertigen und zu behaupten. Nach diesem erschöpfenden Streit, bei dem niemand gewinnen konnten, kamen die Jünger von Johannes entmutigt und niedergeschlagen zu ihrem Meister, um ihm eine Frage zu stellen. Sehen wir uns Vers 26 an: „Und sie kamen zu Johannes und sprachen zu ihm: Meister, der bei dir war jenseits des Jordans, von dem du Zeugnis gegeben hast, siehe, der tauft, und jedermann kommt zu ihm.“ Hier können wir das geistliche Problem der Jünger von Johannes erkennen. Sie wussten, dass Johannes der Täufer ein klares Zeugnis von Jesus abgelegt hatte, dass Jesus das Lamm Gottes ist. Trotzdem waren sie – anders als die zwei Jünger in Johannes 1,37 – weiter Johannes dem Täufer nachgefolgt. Als sie nun sahen, dass das Werk Jesu immer weiter wuchs und mehr Menschen zu Jesus kamen, als zu Johannes, da wurden sie von Eifersucht erfüllt. Sie fragten sich, warum die Jünger Jesu immer fröhlich und siegreich waren, während sie oft in der Niederlage lebten. Sie fragten sich, warum sie nicht mehr so viel Aufmerksamkeit bekommen konnten und die Menschen nicht zu ihnen kamen. Hier sehen wir, dass diejenigen, die viele Misserfolge erfahren, sehr leicht verletzlich sind und oft vom Geist des Neides und der Eifersucht getrieben werden, weil sie gerne selber im Rampenlicht stehen wollen.

Sehen wir uns an, wie Johannes der Täufer dies betrachtete. Lesen wir den Vers 27 gemeinsam: „Johannes antwortete und sprach: Ein Mensch kann nicht nehmen, wenn es ihm nicht vom Himmel gegeben ist.“ Hier lehrte Johannes sie, dass niemand sich selbst überheben darf, sondern in der Position bleiben muss, die ihm vom Himmel gegeben worden ist. Gemäß diesem Prinzip blieb Johannes trotz seiner Popularität der Vorläufer des Messias, der Wegbereiter und die Stimme in der Wüste, indem er wiederholt betonte, dass er nicht der Christus ist. Andererseits ist Jesus der geliebte Sohn Gottes, der verheißene Christus Gottes, der mit dem Heiligen Geist getauft ist. Gott hatte Johannes erlaubt, ein großes Werk Gottes in seiner Lebzeit zu tun. Aber er beneidete Jesus nicht, sondern freute sich vielmehr, dass nun die Verheißung durch Jesus erfüllt wurde.

Wie betrachtete Johannes seine eigene Position? Sehen wir uns Vers 29 an: „Wer die Braut hat, der ist der Bräutigam; der Freud des Bräutigams aber, der dabeisteht und ihm zuhört, freut sich sehr über die Stimme des Bräutigams. Diese meine Freude ist nun erfüllt.“ Hier bezeichnete Johannes Jesus als den Bräutigam und sich selbst als den Freund des Bräutigams. Jesus ist der himmlische Bräutigam und die Gemeinde ist seine Braut. Darum wird das Himmelreich in der Bibel oft mit einem herrlichen Hochzeitsfest verglichen, wo wir ewig glücklich und mit unserem Herrn Jesus zusammensein werden. Der Freund des Bräutigams ist derjenige, der die schöne Hochzeitsfeier vorbereitet, die Gäste einlädt und dafür sorgt, dass die Braut am schönsten geschmückt ist. Aber wenn der Bräutigam kommt, dann tritt er selbst in den Hintergrund und seine ganze Freude ist es, das Glück von Braut und Bräutigam zu sehen. In gleicher Weise bereitete Johannes den Weg für den Messias Jesus Christus vor. Als Jesus dann kam, trat er in den Hintergrund, damit alle Menschen zu Jesus kommen, ihm nachfolgen und durch den Glauben an ihn das ewige Leben haben sollten. Ist es auch eure wahre Freude zu sehen, dass ein Mensch zu Jesus kommt, in ihm neu geboren wird und das ewige Leben ergreifen kann? Johannes suchte nicht seine eigene Ehre oder sein eigenes Werk. Er wusste, dass er selber immer weiter abnehmen musste, damit Jesus wachsen könnte. Vers 30 sagt: „Er muss wachsen, ich aber muss abnehmen.“

Johannes war ein Mann Gottes voller Demut, der nicht seinem eigenen Werk diente, sondern alleine Jesus groß machen wollte. Wenn wir unserem eigenen Werk dienen und eigene Ehre suchen, dann werden wir immer wieder von Eifersucht und Neid regiert werden. Aber wenn wir die Ehre Gottes suchen, dann können wir demütig mit anderen zusammenarbeiten und uns daran freuen, wenn Gottes Werk vorangeht, auch wenn wir selber nicht unbedingt im Mittelpunkt stehen würden. Wir können uns über das mächtige Wirken Gottes in Portugal, Rumänien und Tschechien freuen. Wir können uns auch über das Wirken Gottes durch andere Gemeinden freuen, weil wir wissen, dass dadurch Gottes Reich vorangetrieben wird. Wenn Gott durch einen anderen Mitarbeiter mehr wirkt oder durch ihn oder sie mehr Hoffnungsträger zum Wort Gottes führt, wenn Gott andere segnet und gebraucht, dann dürfen wir uns mit ihnen freuen. Es geht nicht darum, unseren Erfolg oder unsere Leistung zu zeigen, sondern es geht darum, Menschen für Jesus und für das Reich Gottes zu gewinnen.

Gott möchte, dass wir unsere eigene Position und Aufgabe in der Geschichte Gottes erkennen und an der uns zugewiesenen Position wirken. Wenn wir die Geschichte von UBF in Deutschland und Europa betrachten, dann finden wir, dass Gott in den 60er und 70er Jahren Krankenschwestermissionarinnen nach Deutschland aussandte, die durch ihr hingebungsvolles Missionsleben die Grundlage für das Werk Gottes in Europa gelegt haben. Danach sandte Gott studentische Missionare, die der Campusmission und dem Jüngererziehungswerk dienten. Gott stellte durch seine Gnade einige entschlossene Männer und Frauen des Glaubens auf, die als Glaubensväter und Glaubensmütter dem Werk Gottes treu dienen und den Hintergrund für das Wirken Gottes bilden. Gott hat uns auch durch viele Täler der Schmerzen hindurchgeführt, um uns zu reinigen und vorzubereiten, als ein geistliches Hauptquartier der Europa- und Weltmission zu dienen. Nun hat er eine neue Generation von Studenten und Kindern der Missionare und Hirten aufgestellt, die dieses Werk Gottes und das Glaubenserbe ihrer Eltern und Bibellehrer übernehmen werden. Bis jetzt haben wir 40 Jahre lang fleißig gesät. Wir glauben, dass die neue Generation in den kommenden 40 Jahren die Früchte dieser Arbeit ernten wird und Europa geistlich erneuert und als Hirtennation für die Weltmission gebraucht. Möge Gott uns helfen, unsere eigene Position in dem Werk Gottes und der Geschichte Gottes zu finden und demgemäss zu leben. Möge Gott unsere Neue-Generations-Missionare als wertvolle Hauptpersonen in seiner ewigen Heilsgeschichte verwenden.

Ein gutes Beispiel für solche demütige Unterordnung unter Gottes Führung ist Jonathan. Eigentlich sollte er als Königssohn selber einmal König werden. Aber wegen Sauls Sünde salbte Samuel den Hirtenjungen David zum nächsten König von Israel. Saul war so neidisch und eifersüchtig, dass er mehrmals versuchte David umzubringen. Aber Jonathan war gar nicht eifersüchtig. Im Gegenteil verband sich sein Herz mit David. Er liebte und schützte David vollkommen, indem er sein Leben rettete, obwohl er wusste, dass er wegen David selber niemals König sein würde. Er liebte nicht sich selbst und seine Position. Er liebte Gott und Gottes Volk und ordnete sich demütig der besten Führung Gottes unter.

Wie großartig ist es, dass sich unsere Seniormissionare selber demütigen und unterordnen, um einheimische Hirten als Leiter für das Werk Gottes aufzustellen. Obwohl sie hervorragende und erfahrene Missionare sind, treten sie demütig in den Hintergrund und unterstützen die einheimischen Hirten darin, dem Werk Gottes zu dienen und Verantwortung zu übernehmen. Sie wollen nicht sich selber groß machen, sondern sind glücklich, alleine Jesus groß zu machen. Möge Gott uns helfen, unsere eigene Position in der Geschichte Gottes zu finden. Lasst uns unser Ego verleugnen und Jesus verherrlichen, dass wir die jungen Menschen zu ihrem wahren Bräutigam Jesus und zum ewigen Leben führen können.

II. Der Vater hat ihm alles in seine Hand gegeben (31-36)

In den Versen 31 bis 36 erklärt Johannes, wer Jesus ist. Zunächst ist Jesus vom Himmel gekommen. Wir, die Menschen sind aus Erde geschaffen, darum ist unser ganzes Wesen von der Erde und wir reden von der Erde. Aber Jesus ist vom Himmel, so dass alles an ihm und von ihm von oben her kommt. Er ist göttlicher Natur. Sein Wort ist das Wort Gottes. Trotzdem nehmen die Menschen sein Zeugnis nicht an.

Vers 34 sagt: „Denn der, den Gott gesandt hat, redet Gottes Worte; denn Gott gibt den Geist ohne Maß.“ In unserer Zeit relativieren viele Menschen das Wort Gottes als ein von Menschen gegebenes Wort. Aber Johannes bezeugte klar, dass Jesus Gottes Worte redet. Darum müssen wir Jesu Worte als Gottes Worte annehmen, dann wirkt der heilige Geist in unserem Herzen. Wenn der Heilige Geist in unserem Herzen wirkt, können wir wahre Freude, Frieden und Liebe erfahren. Wir können selbst im Schmerz auf unseren liebenden und fürsorglichen Hirten vertrauen. Wir können wahrhaft glücklich sein, weil Gott seinen Geist ohne Maß gibt.

Vers 35 sagt: „Der Vater hat den Sohn lieb und hat ihm alles in seine Hand gegeben.“ Gott hat Jesus alle Gewalt im Himmel und auf Erden gegeben. Er hat Vollmacht, Sünden zu vergeben. Er hat Vollmacht, das Gericht zu halten. Er hat Vollmacht, das ewige Leben zu geben. Wenn wir Jesus aufnehmen, dann haben wir das ewige Leben. Viele Menschen denken, dass 10 Euro in der Tasche wichtiger wären, als das ewige Leben. Aber das ewige Leben ist das Kostbarste, weil niemand sein eigenes Leben erhalten oder verlängern kann. Denn was hilft es, die ganz Welt zu gewinnen, wenn man an seiner Seele Schaden nimmt? (Mk 8,36) Lesen wir Vers 36: „Wer an den Sohn glaubt, der hat das ewige Leben. Wer aber dem Sohn nicht gehorsam ist, der wird das Leben nicht sehen, sondern der Zorn Gottes bleibt über ihm.“ Jesus gibt den Menschen das ewige Leben. Hier wird Glaube an Jesus und Gehorsam gegenüber Jesus gleichgesetzt. Wer gegen Jesus rebelliert und in seiner Sünde bleibt, der wird nur Gottes Zorn erfahren. Aber wer sich im Glauben Jesus unterordnet, der empfängt das ewige Leben und das Reich Gottes in seiner Seele.

So wie Johannes der Täufer sich Jesus völlig unterordnete, sollen wir auch Jesu Herrschaft über unser Leben aufnehmen. Früher wollte ich meinen eigenen Namen groß machen und mein eigener Herr sein, indem ich irgend etwas in der Welt zu erreichen versuchte, ein berühmter Professor werden und von allen anerkannt werden wollte. Die Folge war nur, dass ich zu einem kaltherzigen und verletzenden Egoisten wurde. Aber Jesus vergab meine Sünde und half mir, mein Leben Jesus unterzuordnen und seine Berufung anzunehmen. Da hat Jesus mich über meine Vorstellung hinaus gesegnet und als einen verantwortlichen Vollzeithirten für die Weltcampusmission berufen. Darum brauche ich nicht mehr meine eigene Ehre zu suchen, sondern darf mich aus der Dankbarkeit für die Gnade Gottes völlig für das Werk Gottes und die Schafherde Gottes hingeben, indem ich nicht mich selber, sondern alleine Jesus groß mache. Möge Gott unsere Europäische Sommerbibelkonferenz gebrauchen, dass alleine der Name Jesu dadurch verherrlicht werde und Europa geistlich erweckt und als Hirtennation für die Weltmission gebraucht werden kann. Möge Gott den jungen Menschen helfen, Jesu Herrschaft anzunehmen und das ewige Leben in Jesus Christus zu ergreifen.

In der heutigen Lektion haben wir das klare Zeugnis von Johannes dem Täufer kennengelernt, dass Jesus der Sohn Gottes ist, der über allen ist und der allein den Menschen das ewige Leben gibt. Wir haben auch Johannes demütige Haltung kennengelernt, in der er sich Jesus völlig unterordnete, selber abnehmen wollte, um alleine Jesus groß zu machen. Lasst uns Jesu Herrschaft über unser Leben persönlich annehmen, dass wir alleine seine Ehre suchen, ihn verherrliche, so dass durch uns viele junge Menschen Jesus kennenlernen und das ewige Leben ergreifen können.

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