Damit ich Christus gewinne

DAMIT ICH CHRISTUS GEWINNE

Philipper 3,1 – 21
Leitvers 3,8

„Ja, ich erachte es noch alles für Schaden gegenüber der überschwänglichen Erkenntnis Christi Jesu, meines Herrn. Um seinetwillen ist mir das alles ein Schaden geworden, und ich erachte es für Dreck, damit ich Christus gewinne.“

Am vergangenen Ostersonntag lernten wir die Lebensphilosophie von Apostel Paulus kennen. Er sagte: „Denn Christus ist mein Leben und Sterben ist mein Gewinn.“ Obwohl sich Paulus in römischer Gefangenschaft befand, machte er sich bezüglich seiner Zukunft keine Sorgen. Er lebte durch den Auferstehungsglauben und wollte Christus verherrlichen, es sei in Gefangenschaft oder in Freiheit, es sei durch Leben oder Tod. Durch sein Bekenntnis wurden wir in unserem Glauben an die Auferstehung bestärkt und ermutigt, die geistliche Erneuerung in Europa weiter herauszufordern. Heute erfahren wir das Geheimnis von Paulus‘ siegreichem Glaubensleben. Lasst uns in dieser Stunde die grundlegende Haltung und das wahre Ziel der Christen kennenlernen. Gott schenke uns eine neue Herzensentscheidung, Christus zu gewinnen.

1. Damit ich Christus gewinne (1-11)

Sehen wir uns Vers 1 an: „Weiter, liebe Brüder: Freut euch in dem Herrn! Dass ich euch immer dasselbe schreibe, verdrießt mich nicht und macht euch umso gewisser.“ Paulus befand sich in Rom in der Gefangenschaft und war mit Ketten gebunden. Es war jederzeit möglich, dass man ihn zur Hinrichtung abführte. Trotzdem ermutigte er selbst in dieser Lage die Christen in Philippi und sprach: „… so freue ich mich und freue mich mit euch allen. Darüber sollt ihr euch auch freuen und sollt euch mit mir freuen“ (Philipper 2,17.18). Paulus hatte Freude, sogar in den allerwidrigsten Bedingungen. Und auch die Philipper sollten sich im Herrn freuen, statt von ihrer Situation abhängig zu sein. Freude und Danksagung sind der beste Schutzschild für unseren Glauben. Ein hadernder und mürrischer Geist dagegen ist eine offene Tür für den Teufel. Wir Christen können uns im Herrn immerzu freuen und unter allen Umständen dankbar sein.

Woher kommt dann diese Freude? Gemäß Vers 1 kommt sie aus der Verbundenheit mit dem Herrn. Die Freude im Herrn ist eine andere als die Freude der Welt. Wenn man bei einem Computerspiel die höchste Punktzahl erreicht und als Champion geehrt wird, bekommt man für eine kurze Zeit ein Hochgefühl. Aber schon wenig später verfliegt dieses Gefühl und man macht sich auf die Suche nach einer neuen Herausforderung. So verhält es sich mit allen Freuden der Welt. Sie sind kurzlebig und vergänglich. Die Freude im Herrn aber ist bleibend und schenkt uns wahre Zufriedenheit. Sie kommt daher, dass Jesus unsere Sünden vergeben und unsere Beziehung zu Gott wieder hergestellt hat. Die Freude im Herrn ist die Freude darüber, dass wir von Sünde und Tod errettet sind und Gott uns als seine geliebten Kinder angenommen hat. Unsere Beziehung zu Christus macht uns reich und mächtig und weise. Vor allem gibt sie uns etwas viel wertvolleres als alles, was uns die Welt zu bieten hat, nämlich das ewige Leben. Darum können wir uns allein und allezeit in dem Herrn freuen.

Sehen wir uns Vers 2 an: „Nehmt euch in Acht vor den Hunden, nehmt euch in Acht vor den böswilligen Arbeitern, nehmt euch in Acht vor der Zerschneidung!“ Wen meinte Paulus damit? Lesen wir den Vers 3: „Denn wir sind die Beschneidung, die wir im Geist Gottes dienen und uns Christi Jesu rühmen und uns nicht verlassen auf Fleisch.“ Durch diesen Vers erkennen wir, dass Paulus diejenigen meinte, die sich auf Fleisch verlassen. Die Ausdrücke „sich auf Fleisch verlassen“ und „sich des Fleisches rühmen“ beziehen sich auf jene, die zwar in der Gemeinde äußerlich ein Glaubensleben führten, aber ihre Gerechtigkeit nicht allein in Jesus, sondern in ihrer menschlichen Treue und eigenen Werken suchten. Zu allen Zeiten gibt es Menschen, die etwas zum Evangelium hinzufügen. Sie sagen: „Jesus plus Alpha.“ „Du brauchst Jesus, aber du musst auch diese menschliche Moral oder jene Zeremonie oder dieses Gesetz halten. Solche Leute rühmen sich des Fleisches. Sie verlassen sich mehr auf ihre eigene Gerechtigkeit und Werke statt auf Jesus. Paulus benutzt sehr harte Worte und bezeichnet sie als Hunde und böswillige Arbeiter, weil sie nicht geistlich, sondern fleischlich gesinnt waren. Ihre Motive, warum sie auch durch Werke gerecht werden wollen, sind unrein. Vor allem sind es Stolz und Minderwertigkeitsgefühle, aber auch Neid und das Streben nach eigener Ehre. Wer sich als Christ seiner eigenen Werke rühmt und meint, dadurch vor Gott besser oder gerechter zu sein als andere, ist fleischlich gesinnt. Er ist wie ein Hund, der andere beißt und zu Fall bringt. Das ist die Zerschneidung. Die wahre Beschneidung aber erfolgt im Geist in unseren Herzen. Gemäß Römer 2,29 geschieht sie dadurch, dass man über seine Sünde Buße tut und Jesus als seinen Retter im Glauben annimmt. Ein wahrhaft Beschnittener verlässt sich allein auf die Gnade Jesu.

In Vers 4 sagt Paulus, dass er sich des Fleisches viel mehr rühmen könnte, als die anderen. Das ist wahr. Sehen wir uns die Vers 5 und 6 an: „der ich am achten Tage beschnitten bin, aus dem Volk Israel, vom Stamm Benjamin, ein Hebräer von Hebräern nach dem Gesetz ein Pharisäer, nach dem Eifer ein Verfolger der Gemeinde, nach der Gerechtigkeit, die das Gesetz fordert, untadelig gewesen.“ Paulus war einer der gesetzestreuesten Menschen. Die Gesetze des Alten Testaments zu erfüllen war sein Lebensziel und -inhalt gewesen. Paulus wuchs in einem wohlhabenden Elternhaus in einer streng jüdisch-gläubigen Umgebung auf. Später ging er nach Jerusalem, um dort als ein Pharisäer ausgebildet zu werden. Als junger Student kam er zu der Überzeugung, dass die Christen eine gefährliche Sekte seien. Also entschied er sich, die noch junge Christengemeinde mit allen Mitteln zu zerstören. Als der unschuldige Stephanus gesteinigt werden sollte, gab Paulus seine Zustimmung und hatte sogar Gefallen an seinem Tode. Er drang in die Häuser der Gläubigen ein, verhaftete sie und ließ sie ins Gefängnis werfen. Sein Eifer machte ihn berühmt-berüchtigt. Er war jung und ehrgeizig und unter den Gelehrten als ein Leiter anerkannt. Er hätte ohne weiteres seinen Doktor machen zu einer gehobenen, gesellschaftlichen Position aufsteigen und Macht, Ehre und Anerkennung bis ans Ende seines Lebens genießen können. Aber dann kam alles ganz anders. Eines Tages, als er auf dem Weg nach Damaskus war, um die dort lebenden Christen aufzuspüren, erschien ihm ein großes Licht vom Himmel. Es war der auferstandene Jesus, der diesen Christenverfolger und Feind Gottes mit seiner vollkommenen Liebe umarmte. Da wurden Paulus‘ geistliche Augen geöffnet. Er erkannte nicht nur, wer Jesus wirklich war, sondern auch, wer er selbst war. Paulus nahm Jesu bedingungslose Liebe und Gnade der Vergebung seiner Sünden an (Apostelgeschichte 9,1-6). Sein Herz wurde beschnitten und sein Leben erhielt eine Kehrtwende um 180 Grad. Die wunderbare Gnade Gottes veränderte ihn von einem stolzen, selbstgerechten und zornigen Christenverfolger zu einem Apostel der Liebe Gottes. Paulus nahm auch die Berufung Gottes an, ein Missionar für die Heiden zu sein, gleichwohl dies für ihn bedeutete, dass er mit vielen jüdischen Gesetzen, die er früher als hochheilig angesehen hatte, brechen musste. Durch die Gnade bekam Paulus eine neue Wertanschauung.

Paulus hatte nach innerem Frieden und nach der Gerechtigkeit vor Gott gesucht. Er dachte, Gott zu dienen, aber er kämpfte auf seine eigene Weise, die Gott nicht anerkannte. Mühlselig bemühte er sich, alle Gesetze einzuhalten und sich selbst zu disziplinieren. Doch in seinem Inneren wusste er, dass sein Herz voller Stolz, Eifer, Hass und Begierde war. Den Frieden, den er sich wünschte, erlangte er nicht. Stattdessen schrie er: „Ich elender Mensch! Wer wird mich erlösen von diesem todverfallenen Leibe?“ (Römer 7,24). Nachdem er aber Jesus begegnet war, konnte er antworten: „Dank sei Gott durch Jesus Christus, unsern Herrn!“ (Römer 7,25a). Jesus errettete ihn von seinem todverfallenen Leibe. Später schrieb er: „Da wir nun gerecht geworden sind durch den Glauben, haben wir Frieden mit Gott durch unsern Herrn Jesus Christus“ (Römer 5,1).

Sehen wir uns Vers 7 an: „Aber was mir Gewinn war, das habe ich um Christi willen für Schaden erachtet.“ Paulus bedauerte nichts. Er verlor alles und er gewann alles. Lesen wir die Verse 8 und 9: „Ja, ich erachte es noch alles für Schaden gegenüber der überschwänglichen Erkenntnis Christi Jesu, meines Herrn. Um seinetwillen ist mir das alles ein Schaden geworden, und ich erachte es für Dreck, damit ich Christus gewinne und in ihm gefunden werde, dass ich nicht habe meine Gerechtigkeit, die aus dem Gesetz kommt, sondern die durch den Glauben an Christus kommt, nämlich die Gerechtigkeit, die von Gott dem Glauben zugerechnet wird.“

Nachdem Paulus allein durch den Glauben an Jesus Gottes Gerechtigkeit erlangt hatte, traf er eine radikale Entscheidung. Alles, was er einst mit seiner Selbstdisziplin und eigenen Kraft erreicht hatte, warf er weg. Ihm war bewusst, dass wenn er auch nur an einem dieser Dinge festhalten würde, dies sowohl für ihn als auch für andere eine große Versuchung sein könnte. Die Dinge, die er erreicht hatte, erachtete er um Christi willen für Schaden und Dreck. Seine Entscheidung erinnert uns an Moses Entscheidung. Als Prinz von Ägypten hätte er der mächtigste Mann der Welt werden können. Doch Mose wollte viel lieber mit dem Volk Gottes zusammen misshandelt werden, statt eine Zeitlang den Genuss der Sünde haben und erachtete die Schmach Christi für größeren Reichtum als die Schätze Ägyptens (Hebräer 11,24-26). Mutter Sarah Barry war eine wohlhabende Farmertochter aus den Südstaaten. Nachdem sie Gottes Gnade erfahren hatte, traf auch sie eine klare Entscheidung. Sie verzichtete auf allen Wohlstand und Luxus und ging nach der Führung Gottes in das völlig zerstörte Nachkriegskorea. Dort lebte sie mit den Studenten in materieller Bescheidenheit und diente ihnen mit dem Gebet und Wort Gottes. Viele koreanische Studenten wurden durch ihre Glaubensentscheidung ermutigt, ihrem Beispiel zu folgen und gingen als Missionare nach Deutschland, Europa und in die ganze Welt. Sie hätten in Korea einen gutbezahlten Job bekommen und gut leben können. Aber um Jesus zu gewinnen und in ihm gefunden zu werden, gingen sie mit der Gnade Gottes in das Land, wohin Gott sie sandte, um mit den dortigen Studenten Gottes Gnade zu teilen. In Matthäus 13 erzählt Jesus das Gleichnis von einem Kaufmann. Dieser Kaufmann suchte eine gute Perle. Und als er eine kostbare Perle gefunden hatte, ging er hin und verkaufte alles, was er hatte, um sie zu kaufen. Was hindert uns daran, eine solch klare Entscheidung wie Paulus, Mose oder Sarah Barry zu treffen? Wollen wir Jesus gewinnen und gleichzeitig die Welt? Wollen wir Jesus gar nur ausnutzen, um etwas in der Welt zu gewinnen? Was wollen wir? Was ist unser Herzenswunsch? Selbstbestätigung durch unsere eigenen Werke und Leistung? Ehre bei den Menschen durch unser Wissen und Können? Wollen wir Jesus gewinnen oder Sicherheit in der Welt? Vielleicht etwas mehr Wohlstand? Bequemlichkeit und/oder Vergnügen?

Paulus wusste nicht, was ihn am nächsten Tag erwartete. Äußerlich erschien sein Leben sehr unsicher. Aber er kämpfte nicht dafür, dieser Situation zu entkommen oder seine Bedingungen etwas zu verbessern. In seinem Herzen hatte er Gottes Frieden und Freude. Und sein größter Wunsch war es, Christus zu gewinnen, Christus noch mehr zu erkennen und in ihm gefunden zu werden. Lesen wir die Verse 10 und 11: „Ihn möchte ich erkennen und die Kraft seiner Auferstehung und die Gemeinschaft seiner Leiden und so seinem Tode gleich gestaltet werden, damit ich gelange zur Auferstehung von den Toten.“ Christ zu sein heißt, dass man eine enge, persönliche Beziehung mit Jesus hat. Paulus wollte mit Jesus in seinem Tode und seiner Auferstehung eng verbunden sein. Denn aus dieser Verbundenheit fließt das wahre Leben, die Liebe und die verändernde Macht Gottes zu uns. Durch die Verbundenheit mit Christus bekommen wir einen neuen göttlichen Charakter und wir werden zu einer neuen Kreatur. Paulus wusste, dass Jesus ihn absolut liebte, auch wenn er einst als ein Feind Gottes gelebt hatte (Römer 5,8). Nun war er ein Mensch in Christus, der bereit und willig war, Jesu Liebe zu erwidern und sie an andere Menschen weiterzugeben. Aber Paulus wollte Christus immer weiter kennenlernen und in der Erkenntnis und Liebe Christi weiter wachsen. Dies wollte er dadurch erreichen, dass er an der Gemeinschaft der Leiden Jesu teilhaben und seinem Tode gleichgestaltet werden wollte.

In unserer Zeit gehen viele junge Leute den bequemen Weg. Wenn sie sich voneinander verabschieden, sagen sie: „Viel Spaß!“ oder „Lass es dir gut gehen!“ oder „Genieße dein Wochenende!“ Das Wort „Leiden“ ist für sie ein Fremdwort. Aber wir müssen wissen, dass gerade solche Menschen leiden, – und zwar wegen ihrer Sünden und wegen der Leere und Bedeutungslosigkeit ihres Lebens. Wieviel besser ist es da, dass man nicht wegen der eigenen Sünden, sondern um Jesu willen und um anderer willen leidet?

Wie aber können wir an Jesu Leiden teilhaben und ihn besser kennenlernen? Zuerst dadurch, dass wir für unsere Sünden Buße tun. Jesus litt und starb am Kreuz für die Sünden der Welt. Wir können an Jesu Leiden am Kreuz teilnehmen, wenn wir mit unseren sündigen Leidenschaften und unserer Verdorbenheit zu Jesus kommen und sie ans Kreuz nageln. Wenn wir Buße tun, Jesu Liebe und seinen Tod für unsere Sünden annehmen, empfangen wir Vergebung und nehmen so an seinen Leiden teil. Zweitens nehmen wir an Jesu Leiden teil, wenn wir uns für die Mission Gottes entscheiden.

Jesus sagte in Johannes 21: „Weide meine Schafe!“, in Johannes 13: „Liebt einander!“ und in Markus 16: „Predigt das Evangelium aller Kreatur!“ Einst weinte Jesus über Jerusalem, weil die Israeliten immer wieder gegen Gott rebelliert hatten. Statt ein Licht für die Heiden zu sein, lehnten sie Gottes Mission ab und töteten sogar die Propheten. Wenn wir für andere beten und ihnen das Evangelium bringen, fangen wir an, die Leiden Jesu zu verstehen. Wer Ablehnung, Missverständnisse oder Verfolgungen erfährt, nimmt an Jesu Leiden teil. Aber Paulus suchte nicht das Leiden nur um zu leiden. Durch die Teilnahme am Leiden Jesu in seinem Leben und Wirken wollte er die Kraft der Auferstehung erfahren und, wenn sein Werk in der Welt beendet sein würde, zur Auferstehung der Toten gelangen. Paulus lebte mit der herrlichen Hoffnung auf das Reich Gottes. Die Auferstehung Jesu, die wir auf Ostern feiern, ist der Sieg über Sünde und Tod. Jeder, der an Jesu Leiden teilnimmt und danach trachtet, Jesus im Tod gleichgestaltet zu werden, wird die Kraft der Auferstehung erfahren und schließlich vom Tode auferstehen. Die Auferstehung von den Toten durch die Macht Gottes ist die Quelle der Hoffnung für alle Gläubigen.

In diesem Abschnitt wurden wir ermahnt, nicht Hunde und böswillige Arbeiter zu sein. Lasst uns alles Vertrauen auf das Fleisch, unsere Werk- und Selbstgerechtigkeit, sowie alles fleischliche Rühmen, unseren grundlosen Stolz, in Buße zu Jesus bringen, auf dass wir allein auf die Gnade Gottes angewiesen leben und dadurch die geistliche Einheit in der Gemeinde bilden und bewahren. Gott schenke uns auf der Grundlage der unverdienten Gnade Gottes eine Herzensentscheidung, Christus zu gewinnen, indem wir an seinen Leiden teilnehmen und die Kraft der Auferstehung erfahren.

2. Ich jage ihm aber nach (12-16)

Lesen wir die Vers 12-14: „Nicht, dass ich’s schon ergriffen habe oder schon vollkommen sei; ich jage ihm aber nach, ob ich’s wohl ergreifen könnte, weil ich von Christus Jesus ergriffen bin. Meine Brüder, ich schätze mich selbst noch nicht so ein, dass ich’s ergriffen habe. Eins aber sage ich: Ich vergesse, was dahinten ist, und strecke mich aus nach dem, was da vorne ist, und jage nach dem vorgesteckten Ziel, dem Siegespreis der himmlischen Berufung Gottes in Christus Jesus.“ Für Paulus war das Leben der Christen wie ein Marathonlauf. Dieser Lauf endet erst mit dem Ende unseres Lebens. Kurz vor seinem Tode schrieb Paulus an Timotheus: „Ich habe den guten Kampf gekämpft, ich habe den Lauf vollendet, ich habe Glauben gehalten; hinfort liegt für mich bereit die Krone der Gerechtigkeit, die mir der Herr, der gerechte Richter, an jenem Tag geben wird, nicht aber mir allein, sondern auch allen, die seine Erscheinung lieb haben“ (2.Timotheus 4,7.8) Von Paulus lernen wir, wie wir diesen Marathonlauf laufen und gewinnen können.

Erstens brauchen wir die rechte Haltung (13.14). Paulus sagt: „Ich vergesse, was dahinten ist, und strecke mich aus nach dem, was da vorne ist …“ Wer beim Laufen ständig nach hinten schaut, wird nicht gut laufen können. Wir sollen nach vorne schauen und, was da hinten ist, vergessen. Wer in der Vergangenheit gesündigt und vor Gott aufrichtig Buße getan hat, dem sind die Sünden vergeben. Er braucht sich wegen dieser Sünden nicht mehr zu quälen oder sich damit in Gedanken zu beschäftigen. Vergangene Niederlagen, Ablehnungen und Verletzungen sollen wir vergessen. Das ist sicherlich nicht immer einfach, aber wir sollen unseren Schmerz zu Jesus bringen, bei ihm ablegen und dann vergessen. Doch nicht nur unsere Fehler, Sünden und Niederlagen, sondern auch unsere guten Werke, sogar die Erfolge sollen wir vergessen. Ansonsten sind wir versucht, uns auf diesen Lorbeeren auszuruhen. Nicht vergessene Erfolge verführen uns dazu, uns mit anderen zu vergleichen und stolz und selbstgerecht zu werden.

Zweitens brauchen wir ein klares Ziel. Vers 14 sagt: „…und jage nach dem vorgesteckten Ziel, dem Siegespreis der himmlischen Berufung Gottes in Christus Jesus.“ Einige Leute denken, dass Christen nicht zu kämpfen bräuchten. Aber für Paulus war der Kampf des Lebens das Zeichen, dass er lebendig und am Wachsen war. Er war kein toter Fisch, der sich einfach mit dem Strom der Welt treiben ließ. Unser Ziel ist der Siegespreis, den Jesus für uns im Himmel bereithält. Wir müssen unsere Augen auf Jesus fixieren und diesem Siegespreis nicht gemütlich entgegenlaufen, sondern ihm nachjagen. Doch viele Dinge lenken uns ab schnell verlieren wir das Ziel aus den Augen. Das Schielen nach materiellem Wohlstand macht viele träge. Die berufliche Karriere lässt einige sogar in einen Dämmerschlaf fallen. Als Paulus auf seiner dritten Missionsreisen von Cäsarea nach Jerusalem gehen wollte, rieten ihm viele ab, weil dort nur Fesseln und Gefängnis auf ihn warten würden. Aber Paulus tadelte sie und sprach: „Was macht ihr, dass ihr weint und brecht mir mein Herz?“ Es war nicht sein Ziel, körperlich unversehrt zu bleiben. Paulus Ziel war es, das Werk Jesu voranzutreiben. Dafür war er auch bereit, sich binden zu lassen und zu sterben (Apostelgeschichte 21,13). Der Zeitgeist flüstert uns zu, dass wir zuerst an uns selbst denken sollen, dass wir uns zuerst um unsere Gesundheit, Sicherheit, Heirat usw. kümmern sollten. Aber wenn wir auf die Stimme des Zeitgeistes hören, verlieren wir das wahre Ziel aus den Augen und fangen an zu straucheln. Paulus war schon ein alter Mann geworden, aber er schaltete deswegen nicht einen Gang zurück, sondern gab Vollgas. Lasst uns dem vorgesteckten Ziel, dem Siegespreis der himmlischen Berufung in Christus Jesus nicht halbherzig, sondern von ganzem Herzen nachjagen.

Lesen wir die Verse 15 und 16: „Wie viele nun von uns vollkommen sind, die lasst uns so gesinnt sein. Und solltet ihr in einem Stück anders denken, so wird euch Gott auch das offenbaren. Nur, was wir schon erreicht haben, darin lasst uns auch leben.“ Ein reifer Christ ist nicht derjenige, der nachdem er ein gewisses geistliches Niveau erreicht hat, sich zur Ruhe setzt. Ein reifer Christ ist derjenige, der weiß, dass er weiterlaufen und stets wachsen muss. Wer nicht vorwärts geht, geht rückwärts. Wer nicht wächst, schrumpft. Das, was wir erreicht haben, sollen wir festhalten und leben. Lesen wir Vers 17: „Folgt mir, liebe Brüder, und seht auf die, die so leben, wie ihr uns zum Vorbild habt.“ Paulus ist ein Beispiel dafür, wie man als ein Christ leben sollte. Christen sollen wie Paulus das Kreuz Jesu lieben. Wenn wir Vorbilder für unser Land, für die Hoffnungsträger und nächste Generation sein wollen, sollen wir das Kreuz Jesu lieben. Die Feinde des Kreuzes sind diejenigen, die den einfachen und bequemen Weg gehen. Der Grund warum ein Christ zu einem Humanist wird ist der, dass er das Kreuz Jesu nicht lieb hat. Paulus sagte: „Denn viele leben so, dass ich euch oft von ihnen gesagt habe, nun aber sage ich’s auch unter Tränen: Sie sind die Feinde des Kreuzes Christi. Ihr Ende ist die Verdammnis, ihr Gott ist der Bauch und ihre Ehre ist in ihrer Schande; sie sind irdisch gesinnt.“ Paulus ließ hier keinen Spielraum für einen möglichen Mittelweg. Entweder wir lieben das Kreuz oder wir hassen es. Unser Bürgerrecht ist entweder im Himmel oder in der Hölle. In der Ewigkeit gibt es keine doppelte Staatsbürgerschaft. Diejenigen, deren Heimat im Himmel ist, erwarten sehnsüchtig von dort ihren Heiland und Retter, Jesus. Er wird unseren nichtigen Leib verwandeln, dass er gleich werde seinem verherrlichten Leibe nach der Kraft, mit der er sich alle Dinge untertan machen kann (21). Daher sollen wir fest und unerschütterlich im Herrn stehen.

Durch den heutigen Text sind wir herausgefordert worden, unseren Herzenswunsch zu überprüfen. Wollen wir Christus gewinnen und in ihm gefunden werden? Wollen wir Christus in seinem Leiden und in der Kraft der Auferstehung erkennen? Gott schenke uns eine neue Entscheidung, das Kreuz Jesu von Herzen zu lieben und für die Erschließung von 1700 Campus in Europa und die Aufstellung von 10.000 Bibellehrern und fünf Millionen Gebetsmitarbeitern entschlossen zu kämpfen. Lasst uns unsere Augen fest auf Jesus richten und mit dem Auferstehungsglauben dem Siegespreis der himmlischen Berufung Gottes in Christus Jesus nachjagen.

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