Die Salbung in Betanien

Johannes 12,1-11
Leitverse 12,7.8

„Da sprach Jesus: Lass sie in Frieden! Es soll gelten für den Tag meines Begräbnisses. Denn Arme habt ihr allezeit bei euch; mich aber habt ihr nicht allezeit.”

Wir danken Gott, dass er die Global Leadership Conference mit seinem lebendigen Wort reich gesegnet hat. Wir wurden durch Nehemia ermutigt, der in tiefer Betroffenheit und mit zerbrochenem Hirtenherzen zu Gott betete und Gottes gnädige Hand über ihm erfuhr. So wurde durch Nehemia das ganze Volk mobilisiert, die zerbrochenen Mauern Jerusalems wiederaufzubauen. Gott gebrauche jeden von uns wie Nehemia als Mann bzw. Frau des Gebetes und für die Mobilisierung der jungen Menschen in Deutschland und Europa.

Heute wollen wir das Studium des Johannesevangeliums mit dem 12. Kapitel fortsetzen. Es schildert die letzten Tage vor dem Passafest, an welchem Jesus als das wahre Passalamm durch seinen Kreuzestod für unsere Sünden geopfert wurde. Inmitten dieser dunklen und finsteren Tage bis zu Jesu Kreuzigung war die Begebenheit der Salbung in Betanien durch Maria, wie ein heller Morgenstern in einer dunklen Nacht. Lasst uns tiefer kennenlernen, wer Jesus ist, für den Maria ihr kostbares Nardenöl vergoss und der ihre Hingabe zu einer historischen Begebenheit machte, die bis heute in aller Welt verkündigt wird.

1. Das Haus wurde erfüllt vom Duft des Öls (1-3)

Nachdem Jesus Lazarus von den Toten auferweckt hatte, beschlossen die religiösen Oberen der Juden, Jesus zu töten. Sie gaben den Befehl, dass wenn jemand wisse, wo Jesus ist, dies anzeigen sollte, damit sie ihn ergreifen könnten. Sehen wir uns Vers 1 an: „Sechs Tage vor dem Passafest kam Jesus nach Betanien, wo Lazarus war, den Jesus auferweckt hatte von den Toten.“ Trotz des Befehls der Oberen ging Jesus nach Betanien. Es waren die letzten sechs Tage vor dem Passafest. Jenes historische Passafest, an dem unser Herr Jesus nach dem souveränen Ratschluss Gottes, als das wahre Passalamm, das der Welt Sünde trägt, am Kreuz geopfert werden sollte. Das Passafest war das höchste jüdische Fest. Es erinnerte an den Auszug der Israeliten aus der Sklaverei in Ägypten. So wie einst das Passa die Befreiung der Israeliten aus der Sklaverei Ägyptens einleitete, so würde bei diesem Passafest Jesus, als das wahre Passalamm den Weg zur Rettung der gesamten Menschheit aus der Sklaverei der Sünde bereiten.

Jesus war nach Betanien gekommen. „Betanien“ bedeutet „Haus des Elends“. Vielleicht wohnten dort einst viele schicksalhafte Menschen. Aber der heutige Text berichtet uns von einigen, die durch Jesus aus ihrem Elend herausgekommen waren und nun ein neues und Gott dankendes Leben führten. Die Evangelisten Matthäus und Markus berichten, dass im Hause Simons des Aussätzigen ein Mahl gehalten wurde. Dieser Simon musste auch geheilt worden sein. Auch Lazarus, den Jesus vor wenigen Tagen auferweckt hatte, war dort und saß mit zu Tisch. Marta, Lazarus‘ Schwester, war ebenfalls dort und diente. Sehen wir uns Vers 3 an: „Da nahm Maria ein Pfund Salböl von unverfälschter kostbarer Narde und salbte die Füße Jesu und trocknete mit ihrem Haar seine Füße; das Haus aber wurde erfüllt vom Duft des Öls.“ Maria brachte ein Pfund Salböl von unverfälschter kostbarer Narde und salbte damit Jesu Füße. Narde ist eine kleine Pflanze aus dem Himalayagebiet. Sie wächst dort in Höhen von bis zu 5.600 m. Aus den Wurzeln der Narde wird das kostbare Öl gewonnen. Der Duft des Öls ist herb, bitter, erdig, weich und süß-holzig. Dieses reine Nardenöl hat, auf heutige Verhältnisse umgerechnet, einen Wert von etwa 20.000 €. Wie konnte Maria sich entscheiden, dieses kostbare Öl für Jesus auszugießen?

Erstens: Maria wusste, wer Jesus ist. Maria, Marta und Lazarus waren Geschwister, die zusammen in Betanien wohnten. Die Bibel berichtet, dass Jesus oft und gern im Haus dieser drei Geschwister zu Gast war. Er war mit allen drei befreundet und sie waren ihm in Liebe verbunden. Als wenige Tage zuvor Lazarus gestorben war, war Maria voller Verzweiflung und Traurigkeit gewesen. Durch seinen Tod schien die Welt für Maria unterzugehen. Und als Jesus nicht sofort kam, als Lazarus krank lag, sondern sich erst zwei Tage später auf den Weg machte, wurde Maria von der Todesmacht überwältigt. Als Jesus kam, pflanzte er lebendigen Auferstehungs-glauben in ihre Herzen ein. Jesus bezeugte: „Ich bin die Auferstehung und das Leben.“ Jesus ließ den Stein vom Eingang des Grabes wegheben. Er betete zum Vater. Und dann erscholl der Ruf Jesu: „Lazarus, komm heraus!“ Das waren Worte des allmächtigen Schöpfers, die einst Himmel und Erde ins Dasein riefen. Und Maria erfuhr die Autorität und Macht der Worte Jesu: ihr toter Bruder, der schon im Grab lag und stank, öffnete seine Augen und spazierte, noch in Grabtücher eingewickelt, aus dem Grab heraus. Diese Begebenheit ging an Maria nicht einfach vorüber. Bestimmt träumte sie nachts immer wieder von dieser Begebenheit. Ihr Herz erbebte vor Freude, wenn sie an den Ruf des Messias dachte. Noch überglücklicher wurde sie, wenn sie daran dachte, wer dieser Jesus ist. Maria wusste: Jesus ist der verheißene Messias. Er ist der allmächtige Gott. Er ist der Schöpfer. Und er ist sogar mein und unser Freund! Er hat mich aus der allergrößten Todesnot und Traurigkeit errettet. Maria fragte sich: „wie kann ich Jesus meine tiefe Dankbarkeit und Liebe bezeugen?“ Da dachte Maria an das Fläschchen mit unverfälschter, kostbarer Narde. Dieses Salböl hatte sie Tropfen für Tropfen über viele Jahre angespart. Vielleicht für ihre Hochzeit oder als ihre Altersabsicherung. Auf jeden Fall entschied sich Maria, dieses kostbare Öl gänzlich für Jesus auszugießen, als Zeichen ihrer Wertschätzung, ihrer ungeteilten Liebe und Anbetung für Jesus.

Zweitens: Maria kannte die Gnade Jesu an ihrem Leben. Die Bibel lehrt uns, dass alle Menschen vor Gott Sünder sind. Römer 3,23.24: “Sie sind allesamt Sünder und ermangeln des Ruhmes, den sie bei Gott haben sollten, und werden ohne Verdienst gerecht aus seiner Gnade durch die Erlösung, die durch Christus Jesus geschehen ist.“ Die Gnade der Erlösung durch das vollbrachte Opfer Jesu am Kreuz ist die Basis unseres neuen Lebens. Wer die Gnade der Vergebung empfangen hat, der vermag – wie Maria – aus der Dankbarkeit sein neues Leben für Jesus als ein kostbares Nardenöl auszugießen. Lukas 7,37.38 berichtet von einer Sünderin, die, als Jesus im Haus eines Pharisäers zu Tisch saß, ein Glas mit Salböl brachte. Sie weinte und fing an, Jesu Füße mit ihren Tränen zu benetzen und Jesu Füße mit den Haaren ihres Hauptes zu trocknen. Sie küsste seine Füße und salbte sie mit dem Salböl. All dies tat diese Frau, weil sie erfahren hatte, dass Jesus sie von der grausamen Herrschaft der Sünde und der bösen Geister befreit und ihr das neue Leben geschenkt hatte. Auch Maria wusste, dass sie eine schreckliche Sünderin war, die mit falschem Lebensziel und ohne Beziehung zu Gott gelebt hatte. Aber Jesus war ihr persönlich begegnet und wurde ihr wahrer Bräutigam, ihr König und Heiland. Täglich sprudelte die Dankbarkeit und Freude über die Gnade Jesu in ihrem Herzen. Maria wurde zu einer wahren Anbeterin Jesu Christi verändert.

Die Erinnerung daran, welch schmutzige Sünder wir sind und waren und wie groß die Gnade Jesu ist, dass er sich über uns erbarmt und uns mit dem Opfer seines Leibes am Kreuz, teuer erkauft hat, ist für jeden Gläubigen fundmental wichtig. Dennoch gibt es Christen, die zwar Jesu Sündenvergebungsgnade empfangen haben, aber im Grunde dasselbe Leben führen wie zuvor. Von Maria lernen wir, dass das neue Leben nicht eine Fortsetzung des alten Lebens ist. Wir haben das neue Leben empfangen, um ein aktiv für Gottes Gnade dankendes und unsere Liebe zu Jesus bekennendes Leben zu führen.

Nachdem König David in die Sünde des Ehebruchs gefallen war und der Prophet Nathan ihn ermahnt hatte, Buße zu tun, fühlte David sich so elend und schmutzig wie ein Aussätziger. Davids Größe aber war, dass er zu Gott kam und seine Sünden bekannte. Psalm 51 ist Davids Bußgebet. In den Versen 3 und 4 betet er: „Gott, sei mir gnädig nach deiner Güte und tilge meine Sünden nach deiner großen Barmherzigkeit. Wasche mich rein von meiner Missetat, und reinige mich von meiner Sünde.“ Und in Vers 12: „Schaffe in mir, Gott, ein reines Herz, und gib mir einen neuen, beständigen Geist.“ Seine Beziehung zu Gott und sein ganzes Leben wurde wiederhergestellt, als Gott ihn von dem Gift der Sündenschuld reinigte und ihn von der Qual seines schuldbeladenen Gewissens befreite und ihm den neuen Geist schenkte. Wir denken auch an Apostel Paulus. Vor seiner Bekehrung war er ein grausamer Christenverfolger. Er war geistlich so blind, dass er sogar glaubte, Gott einen Dienst zu erweisen. Aber als er auf dem Weg nach Damaskus war, begegnete ihm der auferstandene Jesus. Saulus erblindete von dem hellen Licht Jesu und sank zu Boden und hörte Jesu Stimme: „Saul, Saul, was verfolgst du mich?“ Jesus vergab ihm alle seine Sünden und berief ihn, sein auserwähltes Werkzeug und ein Licht für die Heiden zu sein. Paulus gab sein neues Leben völlig für die Ausbreitung des Evangeliums hin – bis nach Europa. Er bezeugte, wo er auch war, die unverdiente Gnade Gottes an seinem Leben. In 1.Timotheus 1,15 schrieb er: „Das ist gewisslich wahr und ein Wort, des Glaubens wert, dass Christus Jesus in die Welt gekommen ist, die Sünder selig zu machen, unter denen ich der erste bin.“

Drittens: Maria suchte die Gemeinschaft mit Jesus. Das Lukasevangelium (10,38-42) berichtet uns, dass – als Jesus zu Besuch gekommen war – Maria sich zu Jesu Füßen setzte und seiner Rede lauschte. Marta dagegen arbeitete fleißig und diente Jesus. Marta war innerlich sogar verärgert, dass Maria die ganze Zeit bei Jesus saß, während sie selbst die Arbeit allein erledigen musste. Dann sagte Jesus: „Marta, Marta, du hast viel Sorge und Mühe. Eins aber ist Not. Maria hat das gute Teil erwählt; das soll nicht von ihr genommen werden.“ Dass Marta viel arbeitete war nicht unbedingt schlecht, aber Jesus half Marta zu erkennen, dass die persönliche Gemeinschaft mit Jesus „das gute Teil ist“, das auch wir mehr schätzen dürfen, als dass wir äußerlich unsere „Pflicht und Arbeit“ erfüllen. Maria war eine Frau des Herzens, die im entscheidenden Moment die geistliche Gemeinschaft mit Jesus wichtiger und höher achtete. Auch jetzt, bei der Salbung in Betanien, waren beide Schwestern anwesend. Marta diente; Maria aber nahm das Salböl und salbte Jesu Füße. Dies war eine Tat des Glaubens, die nicht verging, sondern für immer in die Heilsgeschichte Gottes einging. Es ist leicht, wie Marta, unsere Aufgabe äußerlich und pflichtmäßig zu erfüllen. Maria aber lehrt uns, dass ihre Tat des Glaubens nicht verging, sondern bis auf diesen Tag in aller Welt verkündigt wird.

Viertens: Marias Liebe und reine Hingabe. Maria hatte die Liebe und Gnade des Messias persönlich erfahren. Dies wurde die Grundlage ihres neuen Lebens. Sie nahm dies nicht für selbstverständlich, sondern dankte Jesus von ganzem Herzen dafür. Als Ausdruck Ihrer Liebe und Dankbarkeit goss Maria das kostbare Salböl auf Jesu Haupt (Mt 26,6) und salbte Jesu Füße (Joh 12,3). Dann trocknete sie seine Füße mit ihrem Haar. 1.Korinther 11,15 sagt, dass langes Haar die Ehre einer Frau ist und dass das Haar ihr als Schleier gegeben ist. Maria verhüllte mit dem Schleier ihrer Haare ihr Haupt. So bezeugte sie, dass allein Jesus ihr Herr, Heiland, König und Bräutigam, ja der Gegenstand ihrer ganzen Anbetung ist, dem sie mit ihrem ungeteilten Herzen dient.

Wenn wir über Marias reine Liebe zu Jesus und an die Ausgießung ihres Nardenöls nachdenken, erinnern wir uns auch an die reine Liebe und Hingabe vieler Glaubensvorgänger unter uns. Mutter Sarah Barry entschied sich im Alter von 25 Jahren, aus der Liebe und Dankbarkeit für die Gnade Jesu als eine Missionarin in das Nachkriegskorea ausgesandt zu werden. Dafür verzichtete sie auf ihren Heiratstraum und diente den jungen Menschen, die nach dem koreanischen Bruderkrieg so arm waren und ohne Vision und Hoffnung lebten. Mutter Barry entschied sich, diesen jungen Menschen mit dem Bibelstudium zu dienen. Sie wurde eine von ihnen, indem sie ebenfalls auf dem harten Fußboden schlief und Reis mit scharfem Kimchi aß. So goss Mutter Barry ihr ganzes Leben wie ein kostbares Nardenöl für Jesus aus. Gott wirkte durch ihr Glaubensvorbild, sodass zahlreiche junge Studierende inspiriert wurden, ihr Leben aus der Dankbarkeit für die Gnade Jesu für die Weltmission zu geben und als Missionare nach Deutschland, Europa, Amerika, ja in alle Kontinente ausgesandt zu werden.

Vor 40 Jahren begannen Missionar Dr. Peter und Missionarin Sarah Chang dieses Pionierungswerk unter den Bonner Studenten. In diesem Jahr durften wir das 40. Jubiläum der Gemeinde feiern und kennenlernen, wie diese eine Hausgemeinde ihr ganzes Leben bis auf diesen Tag als ein reines kostbares Nardenöl völlig für Jesus ausgießt. Sie dienen deutschen jungen Menschen mit dem Bibelstudium und helfen ihnen Gottes Wort auf ihr eigenes Leben zu beziehen und Gottes Berufung als Hirten und als Bibellehrer anzunehmen. Wegen der Gnade Gottes an ihrem Leben und aus der Liebe zu Jesus geben sie trotz Verleumdungen ihr Leben bis auf diesen Tag entschieden hin, um dem Werk der Jüngererziehung zu dienen.

Wir danken Gott für unsere kostbaren Glaubensmütter. Viele entschieden sich, ihren Heiratstraum völlig für Jesus zu opfern, indem sie mit mangelhaften deutschen Hirten gesegnete Hausgemeinden für die Weltmission gründeten. Am vergangenen Wochenende wurden wir durch einige Mitarbeiterinnen ermutigt, die im Rahmen der Global Leadership Conference ermutigende und erbauliche Vorträge über die westliche Philosophie und Theologie weitergegeben haben. Die Lehren und Denkweisen der verschiedenen Philosophen zu erforschen, sie zu verstehen und zusammenzufassen, war ein harter geistlicher Kampf über viele Wochen hinweg. Durch die Vorbereitung ihrer Vorträge gossen unsere Mitarbeiterinnen ihr kostbares Nardenöl für Jesus aus, als ihr Gebet für die geistliche Wiedererweckung der jungen Menschen. Wir sind auch ermutigt durch die Nächste Generation, die am Frühgebet teilnimmt, in den Schulen Gebetskreise bildet und herzlich für das Werk Gottes (z. B. im Predigerteam, für die Internet- und Businessmission und für das Factual Study des Wortes Gottes) zusammenarbeitet. Ihre Hingabe und Zusammenarbeit ist ein kostbares Nardenöl, dessen Duft unter uns, auch in New Jersey, in Moskau, in Istanbul, und bald in ganz Deutschland, Europa, in der muslimischen Welt und bis an das Ende der Erde ausgebreitet wird.

In diesem Abschnitt haben wir kennengelernt, wer Jesus ist. Er ist der verheißene Messias, der sein Leben bis zum Tod am Kreuz völlig hingegeben hat, um uns schmutzigen und verlorenen Sündern die Gnade der Sündenvergebung und das neue Leben zu schenken. Dafür wurde Jesus Mensch. Dafür hat er sich so sehr erniedrigt und sich – obwohl er ohne Sünde war – um unserer Erlösung willen zur Sünde machen lassen. Die Strafe liegt auf ihm, auf dass wir Frieden hätten und durch seine Wunden sind wir geheilt. Wir sind ewige Schuldner der Gnade Jesu. Als Maria erkannte, dass Jesus auch für sie sein Leben, sogar bis zum Tod am Kreuz geben würde, gab sie aus der reinen Liebe und Hingabe ihr kostbares Nardenöl für Jesus hin.

2. Es soll gelten für den Tag meines Begräbnisses (4-11)

Die herzliche Liebestat Marias gefiel nicht allen. Einer der Jünger Jesu, Judas Iskariot, hatte ein unreines Motiv, mit dem er Jesus folgte. Sein Motiv war: „Mit Jesus immer gut bei Kasse sein“. Er liebte das Geld. Er liebte das Geld sogar mehr als Jesus. Darum konnte der Satan ihn gerade in diesem Punkt angreifen. Judas dachte wahrscheinlich: „So eine Verschwendung. Warum lässt Jesus das überhaupt zu?“ Judas sagte: „Warum ist dieses Öl nicht für dreihundert Silbergroschen verkauft worden und den Armen gegeben?“ Er dachte, dass Jesus Maria tadeln sollte, dass Öl nicht für Jesus auszugießen, sondern das Geld den Armen zu geben. Judas‘ Erwartung an den Messias und sein Motiv der Nachfolge waren nicht in Ordnung. Er wünschte sich, ein gutes Leben in der Welt zu führen. Obwohl Judas scheinbar ein Herz für die Armen hatte, war dem nicht so. Judas war ein Dieb. Und er gab selber gar nichts für die Armen, sondern nahm alles für sich. Darum sagt Vers 6: „Das sagte er aber nicht, weil er nach den Armen fragte, sondern er war ein Dieb, denn er hatte den Geldbeutel und nahm an sich, was gegeben war.“

Für alle Gläubigen ist das Geld oftmals ein Prüfstein des Glaubens. Wer gegenüber dem Materiellen eine falsche Wertanschauung hat, kann leicht vom Satan versucht und auch verführt werden, das Materielle mehr zu lieben als Jesus. Jesus warnt in Matthäus 6,24: „Niemand kann zwei Herren dienen: Entweder er wird den einen hassen und den andern lieben, oder er wird an dem einen hängen und den andern verachten. Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon.“ Dies ist eine ernste Ermahnung Jesu. Prüfen wir, woran unser Herz hängt. Prüfen wir, wem wir die Priorität in unserem Leben geben. Ist Jesus die Nummer 1 in deinem Leben? Liebst du das Wort Gottes und die Mission Gottes mehr als deine weltlichen Aufgaben? Sehnst du dich mehr nach dem Bibelstudium als nach einer leckeren Mahlzeit? Jesus gibt uns in Mt 6,33 eine goldene Verheißung: „Trachtet zuerst nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit, so wird euch das alles zufallen.“

Ich durfte hier über mein geteiltes Herz Buße tun. Ich liebte Jesus plus menschliche Anerkennung; Jesus plus weltliche Sicherheit; Jesus plus Selbstverwirklichung. Von Maria lerne ich, dass ich mein ganzes, ungeteiltes Herz neu für Jesus ausgießen darf. In den sieben Sendeschreiben in Offenbarung 2, 3-5a ermahnt der Engel die Gemeinde in Ephesus und sagt: „… und hast Geduld und hast um meines Namens willen die Last getragen und bist nicht müde geworden. Aber ich habe gegen dich, dass du die erste Liebe verlässt. So denke nun daran, wovon du abgefallen bist, und tue Buße und tue die ersten Werke!“

Sehen wir, wie Jesus auf die Einwände von Judas reagierte. Lesen wir die Verse 7 und 8: „Da sprach Jesus: Lass sie in Frieden! Es soll gelten für den Tag meines Begräbnisses. Denn Arme habt ihr allezeit bei euch, mich aber habt ihr nicht allezeit.“ Jesus sah die herzliche Hingabe, die reine Liebe und Anbetung Marias und bezog die Salbung auf den Tag seines bevorstehenden Begräbnisses. Jesus würde schon in wenigen Tagen, in Erfüllung des Erlösungsplans Gottes, sein Leben am Kreuz aufopfern. Jesus sah schon, dass Judas ihn verraten würde an die Feinde. Jesus wusste, dass die Feinde ihn gefangen nehmen, verhören, verurteilen, verspotten, erniedrigen und schließlich ans Kreuz schlagen würden. Darum bezog Jesus die Salbung durch Maria auf seinen baldigen Kreuzestod. In unserer Zeit denken und reden viele Menschen wie Judas. Sie sagen: „Solch eine Hingabe ist die reine Verschwendung. Du hast ja gar kein Leben mehr.“ Wir dürfen solchen Leuten antworten: „Mein altes Leben ist mit Jesus Christus am Kreuz gestorben und ich bin zu einem neuen Leben mit Christus auferstanden“ (Römer 6,3.4). „Ich lebe, aber nun nicht ich, sondern Christus lebt in mir“ (Galater 2,20).

Jesus betrachtete seine Salbung durch Maria völlig anders als Judas. Er sah in dieser Liebestat ein Werk des Glaubens, das niemals vergessen werden würde. In Matthäus 26,13 sagte Jesus: „Wahrlich, ich sage euch: Wo dies Evangelium gepredigt wird in der ganzen Welt, da wird man auch sagen zu ihrem Gedächtnis, was sie getan hat.“ So hat Jesus die Hingabe Marias zu einer historischen Begebenheit gemacht. Jesus hat die Salbung in Betanien für die Erfüllung seines Erlösungswerkes und in der Geschichte des Heilswerkes Gottes kostbar gebraucht. Bis heute wird dieses Evangelium auf allen Kontinenten und unter allen Nationen verkündigt – sogar bei den Eskimos und bei den Indianern. So wird der Liebestat von Maria bei der Salbung in Betanien in aller Welt gedacht. Glaubst Du, dass Gott auch Deine Hingabe für Jesus als eine historische Begebenheit gebrauchen wird?

Wir leben in einer humanistisch und materialistisch gesinnten Welt. Aus Sicht der Humanisten und Materialisten war Marias Tat unnötig und unvernünftig. Aber Jesus sah das Herz und die reine Liebe von Maria und achtete dies viel höher als den materiellen Wert des Salböls. Jesus sagte in Vers 7: „Lass sie in Frieden! Es soll gelten für den Tag meines Begräbnisses.“ Die Menschen wollten Maria ein schlechtes Gewissen machen. Aber Jesus ermahnte Judas: „Lass sie in Frieden!“ Ein junger Mann entschied sich, aus der Dankbarkeit für die empfangene Vergebungsgnade Jesu, sein Glück nicht durch Karriere oder Familie zu suchen, sondern für die Mobilisierung der Nächsten Generation und für das Werk Gottes zusammenzuarbeiten. Wegen seiner kompromisslosen Hingabe wird er von einigen bedrängt und angegriffen. Sie behaupten, dass seine Hingabe und Zusammenarbeit, ja seine Liebe zu Jesus eine „Verschwendung seines Nardenöls“ sei. Aber Jesus ermahnt solche Leute: „Lasst ihn in Frieden!“ Jesus freut sich sehr über die Hingabe dieses jungen Mannes und wird diese als eine historische Begebenheit für das Wirken Gottes unter der Nächsten Generation kostbar gebrauchen.

Sehen wir uns Vers 8 an: „Denn Arme habt ihr allezeit bei euch; mich aber habt ihr nicht allezeit.“ Dieser Vers sagt uns, dass wir allezeit Arme bei uns haben, denen wir Gutes tun können. Wir können wie Marta allezeit fleißig arbeiten und unseren Nächsten Gutes tun. Jesus hat dies nicht verboten. Aber: Marias Liebe und Hingabe durch die Ausgießung des Salböls war noch segensreicher, weil sie dadurch ihre persönliche Hingabe, reine Liebe und Anbetung für den Messias bezeugte. Dass wir unser Leben ausgießen, um Jesus mit dem Besten zu dienen, indem wir Zweierbibel-studiumteams mit den jungen Menschen bilden, sie zur Lebensgemeinschaft, zum Frühgebet, zur Teilnahme am Weltmissionswerk einladen und dem Werk der Aufstellung von Jüngern und Jüngerinnen Jesu widmen, ist aus Jesu Sicht am segensreichsten. Gott segne Eure reine Liebe zu Jesus, dass dadurch viele junge Menschen Jesus persönlich begegnen und der Duft eures Nardenöls in die ewige Geschichte Gottes eingeht.

Betrachten wir die Verse 9-11: „Da erfuhr eine große Menge der Juden, dass er dort war, und sie kamen nicht allein um Jesu willen, sondern auch um Lazarus zu sehen, den er von den Toten auferweckt hatte. Aber die Hohenpriester beschlossen, auch Lazarus zu töten; denn um seinetwillen gingen viele Juden hin und glaubten an Jesus.“ Nicht nur Jesus, auch Lazarus war den religiösen Oberen ein Dorn im Auge. Sie konnten nicht ertragen, dass wegen Lazarus viele zu Jesus gingen und an ihn glaubten. Deshalb beschlossen sie, auch Lazarus zu töten. Doch trotz der Verdorbenheit dieser jüdischen Leiter gab es einige Übriggebliebene, die erkannten, dass Jesus der Messias ist und die an ihn glaubten. Zu allen Zeiten wird das Werk Gottes durch Anfechtungen und Verfolgungen angegriffen. Aber wie dunkel die Zeit auch war oder ist: es gibt immer auch das Wirken Gottes in und durch seine Übriggebliebenen. Wir sehen in unseren Tagen die Verdorbenheit der Kirche und einiger Leiter. Die Bibel als Gottes Wort wird relativiert und zerrissen. Falsche Lehren werden als Wahrheit deklariert. Gottes Knechte und Gottes Übriggebliebene werden verleumdet und verfolgt. Aber: wir dürfen wie Maria inmitten der geistlichen Finsternis uns an das Wirken Jesu in unserem Leben, an seine bedingungslose Liebe und Gnade der Sündenvergebung erinnern und mit der geistlichen Wertanschauung eine Geschichte des Glaubens durch die Hingabe unseres Lebens schreiben.

Heute haben kennengelernt, wer Jesus ist. Er ist der menschgewordene Gott und Messias, der durch seinen stellvertretenden Kreuzestod Gottes Erlösungswerk für uns verlorene Sünder vollbracht hat. Durch seine Gnade sind wir erlöst und errettet und haben ein neues, sogar das ewige Leben empfangen. Als Maria diese Gnade Gottes erkannte und wer Jesus ist, goss sie als Ausdruck ihrer Liebe, ihrer Dankbarkeit und Hingabe das kostbare Nardenöl völlig für Jesus aus. Lasst uns Jesu Erlösungswerk am Kreuz und die Gnade der Vergebung persönlich tief aufnehmen und wie Maria das Nardenöl unseres neuen Lebens für Jesus ausgießen. Unser Herr Jesus wird solche Hingabe als Ausgangspunkt für die geistliche Wiedererweckung in Deutschland, Europa, in den muslimischen Ländern und bis an das Ende der Erde und als eine historische Begebenheit gebrauchen. Lesen wir die Leitverse 7 und 8: „Da sprach Jesus: Lass sie in Frieden! Es soll gelten für den Tag meines Begräbnisses. Denn Arme habt ihr allezeit bei euch; mich aber habt ihr nicht allezeit.“

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