Folgt Gottes Beispiel

Epheser 5,1-33
Leitvers 5,1

„So folgt nun Gottes Beispiel als die geliebten Kinder.“

Im vorigen Abschnitt wurden wir aufgefordert, ein Leben zu führen, das der Berufung würdig ist, die wir empfangen haben (4,1). Wir könnten uns fragen: Wie können wir nach so einem hohen Standard leben? In diesem Abschnitt lernen wir den Schlüssel und das Geheimnis. Es ist in Vers 1 lapidar zusammengefasst: „So folgt nun Gottes Beispiel als die geliebten Kinder“. Diese Botschaft hat 4 Hauptpunkte:
1) Folgt Gottes Beispiel als die geliebten Kinder (1-7)
2) Lebt als Kinder des Lichts (8-18)
3) Sagt allezeit Dank (19-20)
4) Frauen ordnet euch euren Männern unter; ihr Männer, liebt eure Frauen (21-33)

1. Folgt Gottes Beispiel als die geliebten Kinder (1-7)

Der Leitvers dieses Textes ist Vers 1. Lasst ihn uns zusammen lesen: „Folgt Gottes Beispiel als die geliebten Kinder.“ Im vorigen Abschnitt haben wir gelernt, dass wir durch Gottes Gnade einen neuen Menschen erhalten haben, der geschaffen wurde, um so zu sein wie er. (4:22-24) Aber wir müssen daran auch mitwirken, dieses neue Selbst anzuziehen, nämlich durch Imitation. Wir müssen bewusst nachahmen.

Was ist Imitation? Imitation bedeutet, jemanden genau zu beobachten und zu kopieren. Manchmal sind Imitationen sehr lustig. Aber es gibt auch die Imitation, die sich nicht über eine andere Person lustig macht, sondern sie aus Bewunderung nachahmt. Dies ist eine hartnäckige und disziplinierte Nachahmung, die lernen will, in der Hoffnung, wie die Nachahmung zu werden. Während Komiker, de imitieren, populär sind, ist die Imitation, um zu lernen, nicht populär. Die Menschen wollen Original sein und nicht imitieren. So ist „Nachahmung“ heute gleichbedeutend mit „unecht“. Was die Menschen jedoch nicht wissen, ist, dass wir von Natur aus Nachahmer sind. Sogar originelle Menschen folgen dem Beispiel von jemanden oder etwas, das sie gesehen haben. Wir folgen, auch unterbewusst, dem Beispiel derjenigen, die wir bewundern und denen wir gleichen wollen. Wichtig ist also, wessen Beispiel wir folgen.

Paulus sagt: „Folgt Gottes Beispiel.“ Genesis 1 sagt uns, dass Gott den Menschen nach seinem Ebenbild geschaffen hat. (1. Mose 1:26,27) In der Sünde folgten wir aber eher dem Beispiel der erschaffenen Dinge als dem des Schöpfers. Es ist Gottes Gnade, dass wir jetzt dem Beispiel Gottes folgen können. Aber wie können wir Gottes Beispiel folgen, den wir nicht sehen können?

Vers 2 fährt fort: „Und lebt in der Liebe.“ Das Leben Gottes ist ein Leben in der Liebe. (1.Joh 4,16) Was ist Liebe? Heutzutage ist die weit verbreitete Vorstellung von Liebe die eines romantischen Gefühls von Leidenschaft. Das ist nicht Gottes Liebe. Gottes Liebe kann in einer einzigen Tat zusammengefasst werden: „Wie auch Christus uns geliebt hat und hat sich selbst für uns gegeben als Gabe und Opfer, Gott zu einem lieblichen Geruch.“ Wir können sofort sehen, wie sich die Liebe Gottes in Jesus von der unseren unterscheidet: Während unsere Vorstellung von Liebe darauf beruht, wie mich eine andere Person fühlen lässt (ich kann eine Person lieben, für die ich dieses leidenschaftliche Gefühl empfinde), besteht die Liebe Christi darin, dass er sich für uns gegeben hat. Das ganze Leben Christi kann als ein Leben der Liebe bezeichnet werden. Er kam in diese Welt in Liebe, er speiste die Hungrigen, heilte die Kranken und lehrte alle Menschen. Er teilte besonders sein Leben mit seinen Jüngern. In jeder Hinsicht gab er sich für andere hin. Das ultimative Bild der Liebe Gottes in Jesus Christus ist seine Selbsthingabe als Gabe und Opfer, Gott zu einem lieblichen Geruch. Dies bezieht sich auf seine tatsächliche Hingabe seines Lebens am Kreuz.

Was hat Christus dazu gebracht, so zu lieben, dass er sich selbst aufgibt? Kurz gesagt, weil Christus an der Liebe Gottes teilnahm und diese vollendete. Wir waren einst tot in unseren Sünden und Übertretungen und kannten und folgten nur dem Verlangen unserer sündigen Natur (Eph. 2,1-3; 4,17-19). Wir waren einst von Christus getrennt und vom Volk Gottes ausgeschlossen, „ohne Hoffnung und ohne Gott in der Welt“. (Eph 2,12). Aber in Christus konnten wir lebendig gemacht werden (Eph 2,4), zu Gott kommen (2,13, 3,12) und als Kinder Gottes angenommen werden (Eph 1,5). Durch das Lebensopfer Christi konnte die große Liebe Gottes zu uns kommen.

„Wie groß ist die Liebe, die uns der Vater geschenkt hat, dass wir Kinder Gottes genannt werden!“ (1.Joh 3,1) Wir sollen dem Beispiel Gottes folgen und ein Leben der Liebe führen, nicht als Zuschauer, die das Beispiel Gottes im Fernsehen oder in einer Kunstgalerie betrachten. Wir sollen dem Beispiel Gottes als seine geliebten Kinder folgen. Wir sind diejenigen, die seine Liebe durch das kostbare Opfer Jesu Christi empfangen haben. Wegen seiner Liebe, die uns zu seinem Eigentum gemacht hat, stehen wir jetzt in seiner Liebe als seine Kinder unter seiner reichen Gnade (Eph 2,1-10).

In der Tat kann jeder von Gottes Beispiel nur soweit folgen, wie er/sie Gottes Herz lernt und weiß: Um mich zu seinem geliebten Kind zu machen, ist Christus Jesus für mich gestorben ist. Das bedeutet zu wissen, dass meine Sünden mich tot und zum Gegenstand des Zornes Gottes gemacht haben. Denkt einmal an die nervigste Person, die Ihr kennt, und die der Gegenstand Eures Zorns ist. Wir können jemanden verachten, der uns als unreif, egoistisch, trügerisch oder faul erscheint. Aber diejenigen, die Christus tief kennen, wissen: „Ich in meiner sündigen Natur bin schlimmer als diese Person.“ In Römer 5:8 heißt es: „Aber Gott erweist seine Liebe zu uns darin, dass Christus für uns gestorben ist, als wir noch Sünder waren.“ Und Epheser 2:4: „Aber Gott, der reich ist an Barmherzigkeit, hat in seiner großen Liebe, mit der er uns geliebt hat…“

Das Leben des Christen kann als eine Münze mit zwei Seiten beschrieben werden: die Liebe Gottes praktizieren, die Liebe Gottes zu mir kennen. Wir brauchen beides. Dann können wir auch Gottes Liebe zu anderen kennen und praktizieren. Viele Menschen sind von der Liebe Gottes inspiriert, geben aber entweder schnell auf oder werden mit der Zeit selbstgerecht. Das ist nahezu unvermeidlich, denn die Menschen, die wir lieben sollen, sind nicht vollkommen, sondern sündhaft. Es ist nicht leicht, diejenigen zu lieben, deren Fehler und Lieblosigkeit uns offensichtlich sind. Je näher wir den Menschen kommen, desto unansehnlicher werden sie. So ist es schwer, in der Liebe treu und voller Vergebung zu sein. Das ist die Grenze der menschlichen Liebe. Aber diejenigen, die die Liebe Gottes in ihren Herzen lebendig halten, können dem Beispiel der Liebe Gottes folgen. 1 Korinther 13 sagt: „Die Liebe ist langmütig und freundlich, die Liebe eifert nicht, die Liebe treibt nicht Mutwillen, sie bläht sich nicht auf, sie verhält sich nicht ungehörig, sie sucht nicht das Ihre, sie lässt sich nicht erbittern, sie rechnet das Böse nicht zu, sie freut sich nicht über die Ungerechtigkeit, sie freut sich aber an der Wahrheit; sie erträgt alles, sie glaubt alles, sie hofft alles, sie duldet alles.“ (1.Kor 13,4-7) Dies klingt so schön. Und es klingt unmöglich.
Ich glaube, dies ist nicht nur ein abstraktes Ideal, sondern eine Beschreibung der Liebe Gottes zu uns, seinen geliebten Kindern. Es ist die Liebe Gottes, dessen Beispiel wir folgen sollen.

Wir denken oft, wir wüssten schon genug über Gottes Liebe. Wir könnten sogar denken, dass das Wissen um Gottes Liebe nur der erste Schritt des christlichen Glaubens ist und wir von dort aus selbst weitergehen. Nein, die Liebe Gottes in Jesus Christus ist ewig, und sie zu erkennen ist das gesegnete ewige Leben, zu dem Gott uns berufen hat. Paulus betete für die Epheser: „Dass Christus durch den Glauben in euren Herzen wohne und ihr in der Liebe eingewurzelt und gegründet seid. So könnt ihr mit allen Heiligen begreifen, welches die Breite und die Länge und die Höhe und die Tiefe ist, auch die Liebe Christi erkennen, die alle Erkenntnis übertrifft, damit ihr erfüllt werdet mit der ganzen Gottesfülle.“ Je mehr diese Liebe Gottes unser Herz erfüllt und unsere Lebensquelle ist, desto motivierter sind wir, seinem Beispiel zu folgen. Wir können beginnen, andere nicht mehr nur als Körper, Lebenslauf, Bankkonto, Talent oder Persönlichkeit zu betrachten. Auch sehen wir sie dann nicht mehr nur als das, was sie in der Gegenwart sind. Wir beginnen, Gottes hoffnungsvolles Bild von ihnen zu sehen, der will, dass sie seine Kinder mit dem ewigen Leben sind. Wenn wir ein Leben der Liebe führen, wachsen wir in der Tat weiter und werden von der Liebe Gottes erfüllt. (1.Joh 4,16)

Hierdurch empfinde ich große Scham und tue Buße für meinen Mangel an Liebe. Anstatt Menschen als ewig wertvoll und mit ewigem Potential, mit Gottes Herz und Hoffnung zu betrachten, betrachtete ich andere als meine persönlichen Unterhalter oder als die, die mein Ego bestärken. Ich ging zu ihnen und suchte meine eigene Freude, Anerkennung, Ehre und Selbstgerechtigkeit. Ich folgte Gottes Beispiel nicht und habe seine Liebe zu mir nicht gesehen. So war mein Herz kalt, berechnend, fordernd und untreu.

Aber ich danke Gott, dass er Menschen in mein Leben gebracht hat, die seinem Beispiel der Liebe in Christus folgen. Durch das Studium dieses Textes konnte ich insbesondere die Tiefe der Liebe meiner Eltern zu mir erkennen. Ich hatte mich sehr darüber beschwert, wie sie mich erzogen haben. Ich fragte mich, warum sie mir nicht alles gaben, was ich wollte, und warum sie mich dazu zwangen, Dinge zu tun, die ich nicht tun wollte. Ich rebellierte gegen ihre Führung kritisierte sie als manipulativ und erstickend. Wegen mir haben meine Eltern viele Tränen vergossen, viele Pfunde verloren und viele Falten und graue Haare bekommen. Aber jetzt bin ich so dankbar, dass sie treu für mich gebetet, mich getragen, mir Gottes Wort gegeben und mir sogar das gesagt haben, was ich nicht hören wollte. Sie taten es, weil sie wollten, dass ich das ewige Leben hätte, das von Christus kommt, der in meinem Herzen wohnt. Möge ich ihrem Beispiel folgen, wie sie Gottes Beispiel folgen. (1.Kor 11,1)

Während der Schwerpunkt der Verse 1-2 das Leben Gottes, das Leben in der Liebe ist, sehen wir in den Versen 3-7 eine ganz andere Lebensweise. Das ist die Lebensweise, die für Gottes heiliges Volk unangemessen und unpassend ist. Lasst uns die Verse 3-5 lesen: „Von Unzucht aber und jeder Art Unreinheit oder Habsucht soll bei euch nicht einmal die Rede sein, wie es sich für die Heiligen gehört. Auch schandbare und närrische oder lose Reden stehen euch nicht an, sondern vielmehr Danksagung. Denn das sollt ihr wissen, dass kein Unzüchtiger oder Unreiner oder Habsüchtiger – das sind Götzendiener – ein Erbteil hat im Reich Christi und Gottes.“ Wegen dieser Verse könnten wir uns unbehaglich und unangenehm fühlen. Das mag daran liegen, dass es sich um sehr spezifische und praktische Fragen handelt. Sexuelle Unmoral, Gier und dummes und loses Gerede sind die Praktiken des Körpers, der Augen, des Mundes, des Magens, des Geldes und der materiellen Dinge. Das sind Dinge, an die wir jeden Tag denken und die wir tun. Es gibt kein „Privatleben“, das vom „kirchlichen Leben“ getrennt werden kann.

Ein weiterer Grund, warum wir uns unwohl fühlen könnten, ist, dass sie unsere Alltagswelt beschreiben. Sexuelle Unmoral, Unreinheit, Gier und obszönes und törichtes Gerede sind charakteristisch für die weltliche Gemeinschaft. Heute macht die #MeToo-Bewegung auf das Problem der sexuellen Gewalt aufmerksam. Pornographie ist leicht zugänglich. Die sexuelle Freiheit wird verteidigt. Während Kritiker des Kapitalismus auf das Problem der Gier aufmerksam machen, hängt die Werbewirtschaft davon ab und füttert sie. Instagram und Online-Shopping-Sites und Lifestyle-Blogs setzen uns ständig dem aus, was wir nicht haben, aber haben sollten. Es gibt sogar „Food-Pornografie“. Beim Zusammenkommen wird typischerweise über Unterhaltung, Essen, Autos, Kleidung und Finanzen gesprochen, und es werden grobe sexuelle Witze gemacht, auch wenn wir uns alle danach sehnen, von tiefergehenden Dingen zu sprechen.

Warum ist die Welt auf diesem Weg? Gemäß der Bibel liegt es daran, dass die Menschen in der Welt nicht lieben, sondern gierig sind. Dies wird in 4:19 beschrieben: „Sie sind abgestumpft und haben sich der Ausschweifung ergeben, um allerlei unreine Dinge zu treiben in Habgier.“ (auch 1.Joh 3,15-17). Gier ist Verlangen. Gierige Menschen sind hungrige Menschen. Hungrige Menschen können andere nicht lieben. Hungrige Menschen denken und handeln nur, um ihr eigenes Verlangen zu stillen. Sexuelle Unmoral bedeutet, meinen Körper und den anderer zu benutzen, um mich selbst zu befriedigen. Gier kommt von dem Versuch, materielle Dinge zu bekommen, zu essen und Geld zu sammeln, um mich zu befriedigen. Dummes Gerede und grobe Scherze können von dem Versuch kommen, Anerkennung, Zustimmung und Akzeptanz zu erhalten, um mich zu befriedigen. Das tragische daran ist, dass das Verlangen nicht befriedigt werden kann. Deshalb gibt es grobe Scherze, Obszönitäten und dummes Gerede, aber keine Danksagung. Solche Menschen fühlen sich immer ungeliebt, obwohl sie sexuelle Freiheit praktizieren; sie fühlen sich immer hungrig, auch wenn sie gegessen haben; immer arm, auch wenn sie Geld und viele Sachen haben; und immer allein, auch wenn sie von Menschen umgeben sind.

Am 23. April mietete ein 25-jähriger Mann aus Toronto einen Van und fuhr ihn absichtlich in die Fußgängerzone. Er tötete 10 Menschen und verletzte 16 weitere, einige schwer. Es war der tödlichste Anschlag mit einem Fahrzeug in der kanadischen Geschichte. Später wurde bekannt, dass sich der Angreifer als „incel“, als „unfreiwillig Alleinlebender“ bezeichnete. Mit anderen Worten war er wütend, dass er keinen Sex haben konnte. Er fühlte sich ungeliebt.

Das ist ein extremer Fall. Aber allen Fällen gemeinsam ist, dass die Menschen sich ungeliebt fühlen, obwohl sie von Menschen umgeben sind, die sie lieben. Kürzlich verbrachte ich einen Monat als Vollzeit-Babysitterin. Ich bemerkte, dass Babys diejenigen mögen, die ihnen geben, was sie wollen, und diejenigen hassen, die ihnen nicht geben, was sie wollen. Eigentlich sind viele Erwachsene gleich. Wir neigen dazu, uns nur geliebt zu fühlen, wenn andere uns geben, was wir wollen, aber ungeliebt, wenn sie unsere Forderungen ablehnen. Wir hassen diejenigen, die uns daran hindern, das zu bekommen, was wir wollen. Das ist unsere sündige Natur. Wegen der Sünde können wir die Liebe Gottes nicht erkennen. Denn Gott gibt uns nicht immer das, was wir wollen, aber in seiner vollkommenen Güte und Erkenntnis gibt er uns das, was wir brauchen.

Auch wir alle haben „einst unser Leben geführt in den Begierden unsres Fleisches und taten den Willen des Fleisches und der Sinne“ (Eph 2,3). Aber Gott sei Dank, dass er in seiner großen Liebe, mit der er uns geliebt hat, auch uns, die wir tot waren in den Sünden, mit Christus lebendig gemacht hat (Eph 2,4-5). Durch Gottes Gnade könnten wir in Gottes Liebe lebendig werden. Wenn wir als seine geliebten Kinder die Liebe Gottes verlieren können wir nicht anders, als wie andere zu leben. Wiederum werden wir an Vers 1 erinnert: „So folgt nun Gottes Beispiel als die geliebten Kinder.“ Wer Gottes Liebe kennt, fühlt sich nicht arm oder hungrig. Sie haben immer etwas zu geben und sehen die Möglichkeiten dazu. Durch Gottes Gnade sind wir dazu berufen, eine Gemeinschaft der Liebe zu sein und nicht eine Gemeinschaft der Selbstsucht und Selbstbefriedigung.

2. Lebt als Kinder des Lichts (8-18)

Lesen wir Vers 8: „Denn ihr wart früher Finsternis; nun aber seid ihr Licht in dem Herrn. Lebt als Kinder des Lichts.“ Im ersten Teil haben wir über Gottes Liebe nachgedacht. Gott ist Liebe und Gott ist Licht. Welche Bedeutung hat das? Heutzutage denken die Menschen, dass Liebe die bedingungslose Annahme einer Person ist. Also liebt dich jemand nur, wenn er dich so akzeptiert, wie du bist, ohne zu versuchen, dich zu ändern. Manche Leute denken sogar, dass Gottes Liebe so ist. Aber wenn wir Gott und seine Liebe genau beobachten, können wir sehen, dass dies nicht wahr ist. 1.Joh 1,5-7 sagen: „Und das ist die Botschaft, die wir von ihm gehört haben und euch verkündigen: Gott ist Licht, und in ihm ist keine Finsternis. Wenn wir sagen, dass wir Gemeinschaft mit ihm haben, und wandeln in der Finsternis, so lügen wir und tun nicht die Wahrheit. Wenn wir aber im Licht wandeln, wie er im Licht ist, so haben wir Gemeinschaft untereinander, und das Blut Jesu, seines Sohnes, macht uns rein von aller Sünde.“ Gott will uns definitiv verändern: Er versucht, uns aus der Finsternis zum Licht zu verändern.

Die Sünde macht uns zur Finsternis und hält uns in der Finsternis. Weil Gott Licht ist, geht Gottes Liebe mit der Aufdeckung unserer Sünden einher. (11-14) Das bedeutet, dass, obwohl die Liebe Gottes allen gegeben ist, nur diejenigen, die Buße tun und glauben, tatsächlich seine Liebe empfangen und kennen. Wahrscheinlich haben wir alle Johannes 3:16 gehört, wo es heißt: „Denn also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben“. Aber hast du jemals darüber nachgedacht, warum das ewige Leben das Opfer seines Sohnes notwendig macht? Es ist so, damit unsere Sünden aufgedeckt, bekannt und gereinigt werden können. (Joh 3,16-21; 1.Joh 4,7). Nur dann können wir das ewige Leben Gottes haben, denn das ewige Leben ist die Gemeinschaft mit ihm.

Römer 12:9 sagt: „Die Liebe muss aufrichtig sein. Hasst das Böse, hängt dem Aufrichtigen an.“ Gottes Liebe schließt Hass ein! In diesem Abschnitt spricht Vers 6 sogar von Gottes Zorn gegenüber sexueller Unmoral, Unreinheit und Gier. Gott hasst alles, was uns von ihm trennt. Also ist unsere Vorstellung von Sünde und von Finsternis nicht dieselbe wie die der Welt. Sünde ist nicht einfach nur ein Verstoß, Unmoral oder das, was andere für falsch halten. Die Sünde ist das, was Gott missfällt. (vgl. 10) Schließlich trägt die Sünde keine Frucht, sondern führt zum Tod (11). Wir sollen mit der Sünde nichts mehr zu tun haben. Wir werden noch einmal an Vers 3 erinnert: „Von Unzucht aber und jeder Art Unreinheit oder Habsucht soll bei euch nicht einmal die Rede sein, wie es sich für die Heiligen gehört.“

Beachten wir, dass Vers 8 sagt: „Denn ihr wart früher Finsternis; nun aber seid ihr Licht in dem Herrn.“ Durch Gottes Gnade werden wir, die wir einst Finsternis waren, zum Licht gemacht. Jesus gab sein Lebensblut, damit wir im Herrn Licht sein können. Gott will, dass wir nicht die Sünder bleiben, die wir waren, sondern dass wir Kinder des Lichts sind, seine geliebten Kinder. Das hat er bereits getan, wir müssen es nur annehmen und glauben. Gottes Liebe gibt uns das Vertrauen, unsere Sünde zu bekennen und sie zu hassen. Denn Gott deckt sie nicht auf, um uns zu verurteilen, sondern um uns wahrhaftig anzunehmen und uns Leben zu geben. Joh 1,4 sagt: „In ihm war das Leben, und dieses Leben war das Licht der Menschen.“ Andererseits können wir, ohne unsere Sünden zu bekennen, das Leben Gottes nicht haben.

Eine traurige Realität in den Kirchen ist, dass sie voll von Menschen ist, die weiterhin in der Finsternis leben und nicht als Kinder des Lichts. Diejenigen, die in der Kirche aufgewachsen sind, sind besonders daran gewöhnt, ein Doppelleben zu führen. Es ist tragisch, denn obwohl sie sich selbst Kinder des Lichts nennen könnten, haben sie nicht das Licht Gottes in sich. Ich kann mir vorstellen, dass viele so sind, weil sie sich ihrer Sünde schämen und kein Vertrauen in die Liebe Gottes haben. Einige mögen Zweifel haben, ob Gott ihre Sünde vergeben und sie heilen kann. Ich war so ein Kind. Aber Vers 8 sagt, wir sind nicht mehr Finsternis sind, wir sind jetzt Licht! Das ist Gottes Geschenk. Ich bete, dass der Heilige Geist das Licht Gottes in jedes Herz bringt und uns der Sünde überführt, dass wir Buße tun, damit wir die Finsternis loswerden und als Kinder des Lichts leben, die das Licht Gottes haben.

Gottes Beispiel zu folgen ist also nicht nur eine äußere Angelegenheit. Was zählt, sind wir selbst, ob unser Herz Finsternis ist oder Licht. Dann sind unsere Taten entweder fruchtlos oder fruchtbar. (vgl. Mt 7,17) Während die Dunkelheit keine Früchte trägt, ist die Frucht des Lichts lauter Güte und Gerechtigkeit und Wahrheit. (10) Kinder des Lichts schwimmen nicht einfach mit dem Strom, sondern sind vorsichtige, weise Menschen, die nach Gottes Willen Chancen ergreifen. (15-17) Kinder des Lichts tun keine dummen Dinge und verschwenden nicht ihr Leben (17-18a), sondern sind vielmehr vom Geist erfüllt (18b) und tragen so Früchte des Geistes (Gal 5,22-23). Dann können wir wirklich den Beispiel Gottes folgen.

3. Sagt allezeit Dank (19-20)

In Kanada feiern wir einmal im Jahr, Anfang Oktober, Thanksgiving. Die Ironie ist, dass der Tag nach Thanksgiving ein Tag der Sonderangebote und des verrückten Einkaufens ist. Es ist, als ob die Menschen nicht mehr dankbar wären. Vielleicht ist das die Realität, dass sie wegen ihrer Unzufriedenheit nicht wirklich dankbar waren. Die meisten Menschen freuen sich auch am Thanksgiving-Tag mehr auf die Sonderangebote. Im Gegensatz dazu zeichnen sich Gottes geliebte Kinder durch Dank aus. Die Verse 19-20 sagen: „Ermuntert einander mit Psalmen und Lobgesängen und geistlichen Liedern, singt und spielt dem Herrn in eurem Herzen und sagt Dank Gott, dem Vater, allezeit für alles, im Namen unseres Herrn Jesus Christus.“ Ich denke, diese Verse ist sowohl ein Befehl als auch eine Beschreibung, wie wir uns ausdrücken. Denn sollten Menschen, die Gottes Liebe und Gottes Licht empfangen haben, nicht so voller echter Dankbarkeit sein, dass sie singen?

Wir denken vielleicht, das klingt zu freudvoll, um wahr zu sein. Aber ich denke, das ist wirklich eine Beschreibung unserer alltäglichen Realität. Wenn das so ist, ist es eine gute Prüfung für uns selbst, ob wir dankbar sind oder nicht. Wenn wir uns bitter fühlen, dann deshalb, weil es in unseren Herzen keine Liebe zu Gott gibt und weil wir kein Licht Gottes in unseren Herzen haben, weil wir in unserer Dunkelheit bleiben wollen (Joh 3,20). Denn wir sind undankbar, wenn wir das Gefühl haben, nicht zu bekommen, was wir verdienen. Aber wenn wir Gott kennen, der uns seine reiche Gnade gibt, obwohl sie unverdient ist, können wir dankbar sein. Kinder Gottes haben so viel Grund zu danken, dass wir, auch wenn wir uns nicht zufrieden fühlen, wir trotzdem danken. Eine zufriedene Person kann danken, und eine Person, die das Danken übt, kann auch zufrieden werden.

4. Frauen, ordnet euch euren Männern unter; ihr Männer, liebt eure Frauen (21-33)

In diesem letzten Abschnitt wendet Paulus die Lehre vom Folgen des Beispiels Gottes auf bestimmte menschliche Beziehungen an: Hier Ehefrauen und Ehemänner, im nächsten Abschnitt Kinder und Eltern, Sklaven und Meister. Während das allgemeine Prinzip darin besteht, Gottes Beispiel als seine geliebten Kinder zu folgen, sollen wir nicht alle auf die gleiche Weise lieben: unsere Beziehungen zu anderen sollen spezifisch und geordnet sein.

Betrachten wir also die erste Beziehung: Ehefrauen und Ehemänner. Auffallend ist, dass Ehefrauen und Ehemänner bei den Beziehungen am Anfang stehen. Wir könnten denken, dass die erste Beziehung in einer Gemeinde Pastor und Gemeinde oder Hirte und Schaf wäre. Aber dass die Ehebeziehung die erste ist, zeigt, dass die Ehebeziehung der Kern der Kirche ist. (30-32) Deshalb nennen wir in UBF eine Ehe „Hausgemeinde“. Eine göttliche Ehe kann eine Gemeinde sein. Aber eine Gemeinde ohne göttliche Ehen zerfällt. Das Leben der Liebe nach dem Beispiel Gottes zu praktizieren, ist von größter Wichtigkeit in den Ehen.

So wie jeder Teil einer Gemeinde seine Aufgabe hat (4:16), haben Frau und Mann ihre eigene Rolle. Paulus sagt zuerst zu den Frauen: „Ihr Frauen, ordnet euch euren Männern unter wie dem Herrn.“ (22) Am Ende des Textes sagt er auch: Die Frau ehre den Mann. Dies gehört zusammen. Ich denke, wir alle können anerkennen, dass Männer im Allgemeinen langsamer reifen als Frauen. Ich kenne viele Schwestern, die ihre Brüder nicht ehren, viele Freundinnen, die ihre Freunde nicht ehren, und viele Frauen, die ihre Männer nicht ehren. Es scheint zu unmöglich für die Ehefrauen, sich den Ehemännern unterzuordnen, denn sie scheinen oft nicht ehrbar zu sein. Es ist es wert, die Frage zu stellen: Wie können wir uns denen unterordnen und diejenigen ehren, die es nicht wert zu sein scheinen? Denn hier sind die Ehefrauen dazu aufgerufen, sich ihren Männern wie dem Herrn, wie die Kirche gegenüber Christus sich in allem unterzuordnen. Eine Frau könnte protestieren: „Aber mein Mann ist nicht wie Christus!“ Aber das ist nur die halbe Miete. Wir ordnen uns Christus unter, weil er vollkommen ist, aber auch weil wir Sünder sind. Also ordnen wir uns ihm als unserem Erlöser und Herrn unter.

Nach meiner Beobachtung (ich bin unverheiratet) gibt es vor allem drei Situationen, in denen sich die Ehefrauen den Ehemännern nicht unterordnen können:
1) wenn Frauen denken, sie wüssten es besser
2) wenn die Mängel und Schwächen der Ehemänner offensichtlich sind
3) wenn die Frauen sich von ihren Ehemännern ungeliebt fühlen.
Ich denke, in vielen Fällen ist die Frau gerechtfertigt. Sollten Ehefrauen sich auch in solchen Fällen ihren Ehemännern unterordnen? Und wie? Frauen, die von der Liebe Gottes in Christus erfüllt sind, können sich ihren Männern mit der Hoffnung Gottes unterordnen. Eine Frau, die weiß: „Ich bin eine Sünderin, ein geliebtes Kind in Christus“, kann sich unterordnen. Sie können auch erkennen, dass Ehemänner, die wie unreife Kinder wirken, tatsächlich Gottes geliebte Kinder sind. So können auch sie nach dem Bild Gottes wachsen. Wenn eine Frau ihren Mann als Familienoberhaupt behandelt, kann er tatsächlich zum Familienoberhaupt werden. Im Gegensatz dazu ist und bleibt eine Familie mit einer eigenwilligen Frau, die sich nicht unterordnet, kopflos. Durch dieses Studium konnte ich das Geheimnis erkennen, wie mein Vater zu dem wurde, was er heute ist. Als er heiratete, wog er weniger als meine Mutter. Aber jetzt ist er jemand, den unsere ganze Familie respektiert, er ist das Haupt. Es ist so, weil meine Mutter, obwohl sie höher gebildet und in vielerlei Hinsicht begabter war, sich untergeordnet hat. Sie ist ein gutes Beispiel für mich. Ich sehe auch, dass eine Kirche mit Frauen, die sich ihren Männern unterordnen, gesund ist und stark wächst.

Zu den Ehemännern sagt Paulus: „Liebt eure Frauen, so wie Christus die Kirche geliebt hat und sich für sie hingegeben hat, um sie zu heiligen.“ (25) Es kann für Ehemänner schwer sein, ihre Frauen die ganze Zeit zu lieben. Das kann daran liegen, dass die Liebe eines Mannes zu einer Frau oft erotisch, d.h. körperlich und egozentrisch ist. Auch Frauen können ermüdend und nörgelnd sein. Im Englischen nennen wir einige arme Ehemänner „hen-pecked“ (vom Huhn gepickt). Es gibt so viele schöne Frauen, warum sollte ein Mann sich auf eine festlegen und nur eine lieben, treu und von ganzem Herzen? Besonders, wenn sie nervig ist und alt wird. Meine Vorgesetzte sagte mir, dass es in der Wissenschaft üblich sei, dass ein Professor mittleren Alters seine Frau für eine Doktorandin oder eine jüngere Professorin verlässt. Denn Professoren stehen häufig in Kontakt mit jungen und attraktiven Frauen, die sie ehren, während ihre eigene Frau altert und sie verurteilt. Ich kenne mehrere Professorinnen, deren Ehemänner sie so verlassen haben. Sie sind verbittert und boshaft, und einige wenden sich stattdessen Beziehungen zu Frauen zu. Ein liebloser oder untreuer Ehemann ist ein Ehemann, dem es darum geht, sich selbst zu befriedigen. Im Gegensatz dazu kann ein Mann, der weiß, wie Gott ihn liebt, seine Frau lieben. Viele Leute denken: „Du bist am schönsten an deinem Hochzeitstag, danach geht es bergab.“ Was sich hier jedoch zeigt, ist, dass die Frau, wenn der Ehemann sie liebt, mit der Zeit sogar noch schöner werden kann. So kenne ich viele Frauen, die jetzt schöner sind als an ihrem Hochzeitstag (wie meine Mutter). Das liegt daran, dass sie Ehemänner wie meinen Vater haben, die sie mit der Liebe Christi lieben.

Schließlich wird hier ein Geheimnis offenbart: dass ein Mann und eine Frau nicht zwei Individuen sind, sondern eins, mit dem Mann als Haupt und der Frau als Leib, so wie Christus das Haupt und die Kirche sein Leib ist. Das bedeutet, dass Frauen, die sich ihren Ehemännern unterordnen und ihre Ehefrauen lieben, in der Einheit wachsen können. Die meisten Menschen denken über Beziehungen nach im Sinne von „was ich daraus machen kann“. Aber wie wir gesehen haben, denkt Gottes Liebe in Christus so: Was kann ich geben, um den anderen heilig zu machen. Christus ist derjenige, der uns geliebt und sich für uns hingegeben hat. Also ist der Schlüssel wieder dieser: „Folgt dem Beispiel Gottes als die geliebten Kinder“ (5,1).

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