Ihn möchte ich erkennen
Philipperbrief 3,1-21
Leitvers 3,10
„Ihn möchte ich erkennen und die Kraft seiner Auferstehung und die Gemeinschaft seiner Leiden und so seinem Tode gleich gestaltet werden,…“
In der letzten Lektion behandelte Paulus das Anliegen der Gemeinde in Philippi, dass sie die Gesinnung Christi Jesu kennenlernen und eines Sinnes sein und eine einträchtige, liebevolle Gemeinde als den Leib Christi Jesu bilden durfte. Er ermahnte und ermutigte die Gläubigen in Philippi, dass sie Jesu Vorbild folgen und zu einer einheitlichen und einflussreichen Gemeinde Gottes und zu einer geistlichen Missionseinheit heranwachsen durften, die Christus bezeugt.
In Kapitel 3 des Philipperbriefes warnt Paulus die Gemeinde eindringlich vor denen, die das Evangelium verfälschen, sei es durch das Hinzufügen gesetzlicher Forderungen oder durch ein irdisch gesinntes Leben. Beide Wege führen die Gemeinschaft der Gläubigen weg von der Wahrheit des Evangeliums und dem eigentlichen Ziel der lebendigen geistlichen Gemeinschaft mit Christus. Lasst uns heute auf Paulus‘ Zeugnis hören: „Ihn möchte ich erkennen“ und am wahren geistlichen Ziel des neuen Lebens in Christus festhalten und nach dem vorgesteckten Ziel, dem Siegespreis der himmlischen Berufung in Christus Jesus, jagen. Gott schenke jedem von Euch ein klares Lebensziel wie das von Apostel Paulus, und gebrauche Euch als einflussreiche Zeugen Christi Jesu. Lasst uns in diesem Sommersemester durch das Zweierbibelstudium an der Kraft der Auferstehung Jesu und an der Gemeinschaft seiner Leiden teilhaben, um ein siegreiches und Geschichte schreibendes Hirten- und Missionsleben zu führen.
I. Damit ich Christus gewinne (1-11)
Sehen wir uns Vers 1 an: „Weiter, liebe Brüder: Freut euch in dem Herrn! Dass ich euch immer dasselbe schreibe, verdrießt mich nicht und macht euch umso gewisser.“ Obwohl der Philipperbrief von Paulus während seiner Gefangenschaft verfasst wurde, ist er dennoch als Brief der Freude bekannt. Die Begriffe „Freude“ und „sich freuen“ kommen in diesem Brief häufig vor (1,4.18.25; 2,2.17.18; 3,1; 4,1.4.10). Für Paulus war es keineswegs lästig, die Heiligen in Philippi immer wieder zur Freude in dem Herrn zu ermahnen. Im Gegenteil, er wusste, dass die Freude in dem Herrn den Heiligen in Philippi Gewissheit und Standhaftigkeit im Glauben schenken würde. Denn zum einen ertrugen sie Verfolgungen durch die Heiden, zum anderen innere Anfechtung durch judaisierende Lehrer, die versuchten, sie zur Befolgung der mosaischen Gesetze zu drängen. Inmitten dieser Bedrängnisse sollte die Freude in dem Herrn, eine Freude, die nicht an äußere Umstände gebunden ist, ihren Glauben schützen und stärken.
Betrachten wir Vers 2: „Nehmt euch in Acht vor den Hunden, nehmt euch in Acht vor den böswilligen Arbeitern, nehmt euch in Acht vor der Zerschneidung!“ Paulus sagte sogar dreimal, dass sich die Heiligen in Philippi in Acht nehmen sollten. Vor wem? Es waren die judaisierenden Lehrer, die behaupteten, dass der Glaube an Jesus nicht genug sei. Man müsse zusätzlich beschnitten werden, um ein Christ zu sein. Mit Beschneidung war damals mehr als nur der chirurgische Eingriff gemeint. Es bedeutete, dass man das gesamte jüdische Gesetz als verbindlich und notwendig für die Errettung einhalten sollte. Paulus nannte diese Verführer Hunde, weil sie wie die Hunde fleischlich gesinnt waren. Lesen wir Vers 3: „Denn wir sind die Beschneidung, die wir im Geist Gottes dienen und uns Christi Jesu rühmen und uns nicht verlassen auf Fleisch,…“ Paulus, die gläubig gewordenen Heiden und alle, die bezüglich ihrer Errettung allein auf Jesus vertrauten, wurden durch den Heiligen Geist wahrhaft beschnitten, weil sie über ihre Sünden Buße vor Gott taten und Jesus als ihren Retter aufnahmen (Römer 2,29).
Sollten die Beschneidung und das Einhalten der Gesetze des Mose absolut notwendig für die Seligkeit sein? Paulus selbst fehlte es nicht an solchen Qualifikationen. Sehen wir uns die Verse 4-6 an: „…obwohl ich mich auch des Fleisches rühmen könnte. Wenn ein anderer meint, er könne sich auf Fleisch verlassen, so könnte ich es viel mehr, der ich am achten Tag beschnitten bin, aus dem Volk Israel, vom Stamm Benjamin, ein Hebräer von Hebräern, nach dem Gesetz ein Pharisäer, nach dem Eifer ein Verfolger der Gemeinde, nach der Gerechtigkeit, die das Gesetz fordert, untadelig gewesen.“ Paulus hatte alle Traditionen und Regeln des Judaismus streng eingehalten. Er war so voller Eifer für Gott, dass er die Christen verfolgte, weil er glaubte, sie seien eine gefährliche Sekte. Er nahm sogar an der Steinigung des Stephanus teil, dem ersten Märtyrer. Eines Tages reiste er nach Damaskus in Syrien, um auch dort die Christen gefangen zu nehmen. Aber auf dem Weg dorthin begegnete er dem auferstandenen Jesus, der ihn mit seiner vergebenden Liebe umarmte und ihn zum Werkzeug für die Weltmission auserwählte. Paulus erkannte, dass sein gesetzliches Leben nutzlos war. Er kam zu Jesus, wie er war, und nahm Jesu Gnade an. Paulus‘ Leben wurde um 180 Grad verändert. Früher hatte er alles erreicht, was er haben wollte. Jetzt aber verlor er alles, um Christus zu gewinnen.
Lesen wir Vers 7: „Aber was mir Gewinn war, das habe ich um Christi willen für Schaden erachtet.“ Paulus verlor die Ehre und Anerkennung als Pharisäer. Aber er bedauerte nichts. Lesen wir Vers 8: „Ja, ich erachte es noch alles für Schaden gegenüber der überschwänglichen Erkenntnis Christi Jesu, meines Herrn. Um seinetwillen ist mir das alles ein Schaden geworden, und ich erachte es für Dreck, damit ich Christus gewinne…“ Die Dinge, mit denen Paulus einst geprahlt hatte, wurden für ihn wertloser Müll. Er hatte nun etwas unvergleichlich Wertvolleres: Er hatte Christus gewonnen.
Paulus‘ Glaubensentscheidung erinnert uns an die von Mose. Als Prinz von Ägypten hätte er einer der mächtigsten Männer der Welt werden können. Doch er wollte viel lieber mit dem Volk Gottes zusammen misshandelt werden als eine Zeitlang den Genuss der Sünde haben. Er erachtete die Schmach Christi für größeren Reichtum als die Schätze Ägyptens (Hebräer 11,24-26).
In diesem Monat jährte sich zum 80. Mal der Todestag des evangelischen Theologen und Widerstandskämpfers Dietrich Bonhoeffer. Er reiste nach Amerika und hätte sich dort in Sicherheit vor dem aufkommenden Krieg und der nationalsozialistischen Diktatur bringen können. Doch er kehrte bald wieder nach Deutschland zurück, obwohl er wusste, dass ihn Verfolgung und sogar der Märtyrertod erwarteten. Denn er wollte nicht den bequemen Weg wählen, sondern dem leidenden Christus und seiner verfolgten Gemeinde treu bleiben. Er erachtete die Sicherheiten und den persönlichen Schutz als Verlust gegenüber der Nachfolge Christi. Er wurde er hingerichtet. Er verlor irdische Sicherheiten, ja sein eigenes Leben, doch er gewann Christus und das ewige Leben, wie er sagte: „Das ist das Ende – für mich der Beginn des Lebens!“
Charles Studd war ein hervorragender englischer Cricketspieler und kam aus einer wohlhabenden Familie. Auf dem Höhepunkt seines sportlichen Ruhms gab er seine Karriere auf, nachdem er dem auferstandenen Christus begegnet war. Er verkaufte sein großes Erbe und ging als Missionar nach China, später auch nach Indien und in den Kongo. Studd schrieb: „Wenn Jesus Christus Gott ist und für mich starb, kann mir kein Opfer zu groß sein, um es ihm darzubringen.“ Für ihn war die Erkenntnis Jesu Christi weit mehr wert als alle Ehren, Reichtümer und Sicherheiten dieser Welt.
Lesen wir Vers 9: „…und in ihm gefunden werde, dass ich nicht habe meine Gerechtigkeit, die aus dem Gesetz kommt, sondern die durch den Glauben an Christus kommt, nämlich die Gerechtigkeit, die von Gott dem Glauben zugerechnet wird.“ Früher war Paulus überzeugt, durch das Halten des Gesetzes gerecht vor Gott zu sein. Doch durch die Begegnung mit Jesus erkannte er, dass er ein Sünder war, der keine Gerechtigkeit besaß. Alles, worauf er früher stolz gewesen war, zählte für ihn nicht mehr. Stattdessen empfing er die Gerechtigkeit, die allein aus dem Glauben an Christus kommt, nämlich die Gerechtigkeit, die Gott schenkt. Er bezeugte: „Das ist gewisslich wahr und ein Wort, des Glaubens wert, dass Christus Jesus in die Welt gekommen ist, die Sünder selig zu machen, unter denen ich der erste bin.“ (1.Timotheus 1,15) Paulus begann, Christus zu erkennen, als er seine Gnade annahm. Nicht durch religiösen Eifer oder menschliche Anstrengung, sondern allein durch Gottes Gnade wurde er gerecht. Wir können Jesus erkennen, indem wir nicht mit unserer eigenen Gerechtigkeit oder Leistung, sondern als Sünder zu ihm kommen.
Aber für Paulus war dies nur der Anfang. Lesen wir Vers 10: „Ihn möchte ich erkennen und die Kraft seiner Auferstehung und die Gemeinschaft seiner Leiden und so seinem Tode gleich gestaltet werden,…“ Paulus sprach hier nicht mehr nur von seiner Rechtfertigung durch den Glauben, sondern von seinem tiefen Verlangen, Jesus zu erkennen. Das bedeutet weit mehr, als nur etwas über ihn zu wissen. Es bedeutet, Jesu Lebensbeispiel zu folgen, seine Kraft zu erfahren, an seinem Leiden teilzuhaben und in seinem Tod und seiner Auferstehung gleichgestaltet zu werden. Auch die ersten Jünger Jesu machten diese Erfahrung. Als Johannes der Täufer Jesus bezeugte, „Siehe, das ist Gottes Lamm, das der Welt Sünde trägt.“ (Johannes 1,29), folgten sie ihm nach, weil sie ihn selbst kennenlernen wollten. Jesus lud sie ein: „Kommt und seht!“ (Johannes 1,39) Er lud sie ein, Zeit mit ihm zu verbringen und eine persönliche Beziehung zu ihm anzuknüpfen. Aus dieser Begegnung heraus konnten sie bekennen: „Wir haben den Messias gefunden.“ (Johannes 1,41) So wollte auch Paulus Christus nicht nur theoretisch kennenlernen, sondern ihn im Gebet, im Hören auf sein Wort und im gemeinsamen Leiden erkennen. Er wollte seine Gesinnung kennenlernen und sein Herz jeden Tag tiefer verstehen. Wie können auch wir, wie Paulus und die Gläubigen in Philippi, Christus erkennen?
1. Durch die Kraft der Auferstehung Jesu
Diese Kraft war für ihn nicht nur etwas Zukünftiges, sondern eine gegenwärtige Realität, die ihn auch in den Leiden stärkte. Die Kraft der Auferstehung ist die Kraft Gottes, die selig macht alle, die daran glauben (Römer 1,16). Sie erneuert unser Leben (Römer 6,4), gibt Sieg über unsere Sünde (Römer 8,11) und schenkt uns eine lebendige Hoffnung (1.Petrus 1,3). Paulus selbst erfuhr die Kraft der Auferstehung, als ihm der auferstandene Jesus auf dem Weg nach Damaskus begegnete und sein Leben völlig veränderte. Diese Kraft der Auferstehung hatte ihn nicht nur selig gemacht, sondern ihn auch inmitten vieler Leiden begleitet, sodass er immer wieder aufstand. Als Paulus in Antiochia das Evangelium predigte und von den Juden aus ihrem Gebiet vertrieben wurde, gab er nicht auf, sondern durch die Kraft der Auferstehung gestärkt, machte er einen neuen Anfang in Ikonion. Dort geschahen Wunder und Zeichen. Doch auch in Ikonion waren die Juden grausam und bösartig. In Lystra wurde Paulus sogar gesteinigt. Aber durch die Kraft der Auferstehung floh er weiter nach Derbe und predigte dort das Evangelium. Immer wieder wurde Paulus misshandelt, ins Gefängnis geworfen und angeklagt. Aber jedes Mal stand Paulus durch die Kraft der Auferstehung wieder auf und ging als lebendiger, mutiger Auferstehungszeuge Jesu weiter. Durch die Kraft der Auferstehung konnte Paulus nicht nur standhaft bleiben, sondern wurde Jesus immer mehr gleichgestaltet, und erkannte ihn dadurch immer tiefer.
2. Durch die Gemeinschaft der Leiden Jesu
Als Paulus um Christi willen litt, erkannte er, wie Jesus selbst inmitten von Schmerz und Ablehnung gehorsam blieb, bis zum Tod am Kreuz. Darum blieb auch Paulus dem Ratschluss Gottes treu, selbst in Ketten. Im Gefängnis in Rom verkündigte er weiter mutig das Evangelium, bis in Prätorium hinein, und betete unaufhörlich für die Heiligen in Philippi. Durch sein Leiden erkannte er, was es bedeutet, an den Leiden Christi teilzunehmen.
Durch Leiden lernen wir, um jeden Preis mit Christus verbunden zu sein. Doch was meint Paulus mit der Gemeinschaft der Leiden Jesu? Jesaja schrieb über Jesus: „Er war der Allerverachtetste und Unwerteste, voller Schmerzen und Krankheit… Fürwahr, er trug unsre Krankheit und lud auf sich unsre Schmerzen… Er ist um unsrer Missetat willen verwundet.“ (Jesaja 53,3-6) Jesus litt nicht wegen eigener Schuld, sondern aus Liebe für uns. Durch seine Wunden sind wir geheilt. Weil er unsere Sünden trug, brauchen wir nicht wegen unserer Sünden zu leiden. Durch Jesu Leiden sind wir frei von der Schuld und der Macht der Sünde. Aber damit wir ihn tiefer erkennen, ruft er uns dazu auf, an seinen Leiden teilzunehmen. Darum schrieb auch Paulus den Gläubigen in Philippi: „Denn euch ist es gegeben um Christi willen, nicht allein an ihn zu glauben, sondern auch um seinetwillen zu leiden.“ (1,29) Jesus sagte seinen Jüngern: „Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch.“ (Johannes 20,21) Dem Ruf Jesu zu folgen bedeutet, sein Kreuz auf sich zu nehmen. Auf diesem Weg des Leidens erkennen wir Jesus. Und je tiefer wir ihn im Leiden erkennen, desto mehr erfahren wir auch die Kraft seiner Auferstehung, selbst in der widrigen und schmerzhaften Lage.
Betrachten wir die Verse 10b-11: „…und so seinem Tode gleich gestaltet werden, damit ich gelange zur Auferstehung von den Toten.“ Jeder Mensch muss sich früher oder später dem Tod stellen. Doch Paulus lebte aus der Gewissheit, dass Jesus den Tod besiegt hat und der Tod verschlungen ist vom Sieg. Sein tiefes Verlangen war es, Christus nicht nur im Leben, sondern auch im Sterben gleichgestaltet zu werden. Diese Haltung kam aus seiner lebendigen Hoffnung auf die Auferstehung. In der Gemeinschaft mit dem auferstandenen Herrn fand Paulus die Zuversicht, dem Tod ohne Furcht zu begegnen.
Paulus suchte nicht das Leiden um des Leidens willen. Vielmehr sehnte er sich danach, durch die Teilnahme an den Leiden Jesu auch die Kraft seiner Auferstehung zu erfahren. Paulus lebte mit der Siegeszuversicht, wenn sein Werk in dieser Welt vollendet würde, zur Auferstehung von den Toten zu gelangen. Die Auferstehung Jesu, die wir an Ostern feiern, ist der endgültige Sieg über Sünde und Tod. Jeder, der an den Leiden Jesu teilnimmt und danach trachtet, seinem Tod gleichgestaltet zu werden, wird die Kraft seiner Auferstehung erfahren und vom Tode auferstehen. So ist die Auferstehung von den Toten die lebendige Hoffnung für alle Gläubigen.
Polykarp war im 2. Jahrhundert Bischof von Smyrna in Kleinasien. Als ein Schüler des Apostels Johannes und geistlicher Leiter der Gemeinde führte er schon ein gottesfürchtiges Leben in der Nachfolge Jesu. Aber er hatte weiterhin tiefes Verlangen danach, Christus zu erkennen. Als in Smyrna eine Welle von Hass gegen Christen losbrach, hätte Polykarp sich verstecken oder seinen Glauben verleugnen können. Stattdessen nahm er die Verfolgung als Gemeinschaft der Leiden Christi an. Vor dem römischen Prokonsul bekannte er: „86 Jahre habe ich meinem Herrn gedient, und er hat mir nichts Böses getan; wie könnte ich meinen König und Heiland lästern?“ Er wählte den Weg des Kreuzes, aus Liebe zu Christus, den er durch die Gemeinschaft seiner Leiden erkennen wollte. Er wurde auf den Scheiterhaufen gestellt und mit dem Schwert getötet. Aber er lebte aus der Kraft der Auferstehung, indem er wie Paulus die Hoffnung hatte, zur Auferstehung von den Toten zu gelangen. Wie Polykarp und wie Paulus dürfen wir Christus erkennen, indem wir an der Gemeinschaft seiner Leiden teilhaben.
Früher lebte ich in Glücksspielsucht und Begierde nach sündigen Beziehungen zu Frauen. Ich verschwendete meine Zeit, mein Geld und mein Herz für Dinge, die nur Dreck und Schaden waren. Obwohl ich äußerlich in der Gemeinde aktiv war, kannte ich Jesus nicht. Durch Gottes Wort aus 5.Mose 6,5 erkannte ich, dass Jesus meine schwere Sündenlast bis ans Kreuz getragen hat, um mich zu retten. Als ich meine Glücksspielsucht und meine Jugendbegierden ablegte und auf Jesus sah, durfte ich seine große Gnade erfahren. Ich erkannte, welch ein hochmütiger Sünder ich bin und wie groß seine Liebe zu mir ist. Um Christi willen durfte ich mein altes Leben als Dreck erachten, um ihn zu gewinnen. Nach der Scheidung erfuhr ich viele Missverständnisse. Doch Gottes Liebe und Gnade der Berufung können ihn nicht gereuen. Ich durfte erfahren, dass Christus in mir wohnt, mir seinen Frieden schenkt und mir die Kraft, Liebe und Besonnenheit gibt, dass ich ihm auch inmitten von Leiden treu nachfolgen durfte. Durch diese schmerzhaften Bedrängnisse durfte ich Christus erkennen. Ich durfte besser verstehen, wie Jesus selbst Missverständnisse, Ablehnung und sogar das Kreuz getragen hat, aus Liebe zu mir und zu allen Menschen.
John Wyclif war ein englischer Theologe und Kirchenreformer im 14. Jahrhundert. Zu seiner Zeit war die römische Kirche sehr korrupt, aber Wyclif setzte sich dafür ein, dass nur die Bibel die höchste Autorität sein sollte. Er predigte die Errettung durch den Glauben und nicht durch kirchliche Werke. Wegen seiner Predigten und Schriften wurde er sowohl von der Kirche als auch von weltlichen Herrschern gehasst und verfolgt. Sogar 40 Jahre nach seinem Tod ließ die Kirche seinen Leichnam ausgraben und seine Gebeine verbrennen, um seine Lehren zu verurteilen. Doch durch die Gemeinschaft der Leiden Christi hatte auch Wyclif ein klares Glaubenszeugnis: „Ihn möchte ich erkennen.“ Wahre Nachfolge Jesu bedeutet, wie Wyclif an der Gemeinschaft der Leiden Jesu täglich treu teilzuhaben und durch die Kraft seiner Auferstehung seinem Tode gleichgestaltet zu werden.
Dank und Preis sei dem Herrn, der uns durch das Glaubenszeugnis des Paulus ermutigt hat, unser altes Leben in Selbstgerechtigkeit und Stolz als Schaden und Dreck zu erachten, um Christus zu gewinnen. Dank und Preis sei dem Herrn, dass wir durch seine wunderbare Gnade und die Kraft seiner Auferstehung in den vergangenen 45 Jahren mit Freude an den Leiden Jesu teilnehmen durften. Lasst uns, wie Paulus, aus Dankbarkeit für die Gnade Jesu an jedem Campus 10.000 Zweierbibelstudium-Teams bilden und die Kraft seiner Auferstehung erfahren. Gott helfe jedem von uns in diesem Sommersemester, inmitten aller Bedrängnisse Christus zu erkennen und mit der Gnade seiner Berufung eine einflussreiche Lebensgemeinschaft und Gemeinde wie die in Philippi zu bilden.
II. Ich jage dem vorgesteckten Ziel nach (12-21)
In den Versen 12 bis 14 vergleicht Paulus das Leben als Christ mit einem Marathonlauf. Obwohl er schon viele Erfahrungen des Glaubens gemacht und einflussreich dem Werk Gottes gedient hatte, ruhte er sich nicht darauf aus. Er sagte: „Nicht, dass ich’s schon ergriffen habe oder schon vollkommen sei; ich jage ihm aber nach, ob ich’s wohl ergreifen könnte, weil ich von Christus Jesus ergriffen bin.“ (12) Paulus lebte nicht in Selbstzufriedenheit. Er vergaß, was dahinten war, und streckte sich mit aller Kraft nach dem aus, was da vorne war. Lesen wir dazu die Verse 13 und 14: „Meine Brüder, ich schätze mich selbst noch nicht so ein, dass ich’s ergriffen habe. Eins aber sage ich: Ich vergesse, was dahinten ist, und strecke mich aus nach dem, was da vorne ist, und jage nach dem vorgesteckten Ziel, dem Siegespreis der himmlischen Berufung Gottes in Christus Jesus.“ Paulus hatte ein klares Lebensziel. Sein Ziel war nicht irdische Anerkennung, sondern der Siegespreis im Himmel.
In den Versen 15 bis 17 ermahnt Paulus die Heiligen in Philippi, dieselbe Haltung zu haben: „Wie viele nun von uns vollkommen sind, die lasst uns so gesinnt sein. Und solltet ihr in einem Stück anders denken, so wird euch Gott auch das offenbaren. Nur, was wir schon erreicht haben, darin lasst uns auch leben. Folgt mir, liebe Brüder, und seht auf die, die so leben, wie ihr uns zum Vorbild habt.“ Auch wenn die Gläubigen in Philippi im Glauben weit waren, sollten sie nicht stehen bleiben. Sie durften dem Vorbild des Paulus und seiner Mitarbeiter folgen und beständig nach dem vorgesteckten Ziel jagen. Paulus ermahnt auch uns, unser Glaubensleben nicht nach unserer eigenen Vorstellung zu führen, sondern seinem Glaubensbeispiel und dem unserer Glaubensvorgänger zu folgen, d.h. bis zu unserem Lebensende unsere Mission als Hirten und Bibellehrer zu erfüllen.
Lesen wir die Verse 18 und 19: „Denn viele leben so, dass ich euch oft von ihnen gesagt habe, nun aber sage ich’s auch unter Tränen: Sie sind die Feinde des Kreuzes Christi. Ihr Ende ist die Verdammnis, ihr Gott ist der Bauch und ihre Ehre ist in ihrer Schande; sie sind irdisch gesinnt.“ Zur Zeit des Paulus gab es solche, die sich Christen nannten. Sie waren beschnitten und hielten sich für sehr gerecht, aber in ihrem alltäglichen Leben sehnten sie sich nach irdischen Dingen wie Geld, Ansehen usw. Außerdem verfolgten sie die Christen, die wie Paulus gemäß dem Vorbild Jesu lebten. Insofern stand die Gemeinde in Philippi in großer Gefahr und Versuchung, das Kreuz der Mission beiseitezulegen und irdisch gesinnt zu sein, als Feinde des Kreuzes Christi.
Zu welcher Hoffnung ermutigte Paulus die Gläubigen in Philippi? Lesen wir die Verse 20 und 21: „Unser Bürgerrecht aber ist im Himmel; woher wir auch erwarten den Heiland, den Herrn Jesus Christus, der unsern nichtigen Leib verwandeln wird, dass er gleich werde seinem verherrlichten Leibe nach der Kraft, mit der er sich alle Dinge untertan machen kann.“ Als Bürger des Reiches Gottes dürfen wir das Kreuz Christi lieben, fleißig dem Siegespreis nachjagen, im absoluten Vertrauen, dass Jesus durch die Kraft seiner Auferstehung in uns wirkt und unseren nichtigen Leib in einen herrlichen Auferstehungsleib verwandeln wird.
Charles Spurgeon war ein leidenschaftlicher Prediger in London, der bereits mit 16 Jahren seine erste Botschaft über das Evangelium weitergab. Er leitete eine große Gemeinde und verbreitete das Evangelium weltweit durch seine Schriften. Trotz all dieser Glaubenswerke wurde er nicht hochmütig und ruhte sich nicht darauf aus. Er vergaß, was dahinten war, und streckte sich nach dem Siegespreis der himmlischen Berufung in Christus aus. Obwohl er unter starken körperlichen Schmerzen litt, vergaß er durch die Gnade und Kraft Christi alle Anfechtungen und jagte treu bis zum Ende dem Ziel nach, Christus zu erkennen und seine Mission zu erfüllen. Er predigte nicht nur bis in hohe Alter, sondern diente treu bis an sein Lebensende der Jüngererziehung in den von ihm gegründeten Waisenhäusern und im Pastor’s College.
Ein Knecht Gottes diente in den letzten 45 Jahren sehr einflussreich und fruchtbringend unserem Missionswerk. Er stellte junge deutsche Studenten als Campushirten und Bibellehrer auf und half ihnen, gott- und missionszentrierte Hausgemeinden für die Weltmission zu gründen. Inmitten vieler Anfechtungen und Bedrängnisse mobilisierte er die Mitarbeiter der nächsten Generation, in Jesus getauft zu werden und Gottes Berufung als Campushirten zu ergreifen. Durch seine Jüngererziehung wurden viele geistliche Leiter aufgestellt, die in Deutschland, Europa und für die Weltmission von Gott kostbar gebraucht werden. Aber anstatt sich darauf auszuruhen, jagt er weiterhin fleißig dem vorgesteckten Ziel nach. Während er sich treu für die Aufstellung globaler geistlicher Leiter unter den nächsten Generationen einsetzt, kämpft er mit der noch größeren Vision Gottes, 120 Stützpunkte für die M-Mission zu errichten, angefangen in Istanbul, Kairo und Riad.
Ein ehemaliger Geschäftsmann weidet unter uns entschlossen und hingebungsvoll die Schafe Jesu. Aber anstatt Pause zu machen oder sich auszuruhen, jagt er weiter dem Siegespreis der himmlischen Berufung Gottes in Jesus nach. Gott wird seine treue Dienerschaft und sein Zweierbibelstudium für die Aufstellung von 120 geistlichen Leitern an der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg segnen und sie zum Missionare sendenden Campus machen.
Dank sei dem Herrn, dass er uns in diesem Abschnitt durch Paulus‘ klares Lebensziel ermutigt: „Ich vergesse, was dahinten ist, und strecke mich aus nach dem, was da vorne ist, und jage nach dem vorgesteckten Ziel, dem Siegespreis der himmlischen Berufung Gottes in Christus Jesus.“ (13b.14) Lasst uns wie Paulus mit dem klaren Lebensziel den Siegespreis der himmlischen Berufung Gottes in Christus ergreifen und als Campushirten, Bibellehrer und geistliche Leiter an 1700 Hochschulen Europas sehr kostbar und einflussreich gebraucht werden. Gott wird durch unser klares Lebensziel wie das des Paulus unser Missionswerk als einflussreiches Hauptquartier für die Weltmission gebrauchen und das geistliche Wiedererweckungswerk in Deutschland und Europa sicher bewirken.
Heute haben wir Paulus‘ Glaubenszeugnis und Lebensziel kennengelernt. Er ermutigte die Gemeinde in Philippi, ihr Leben nicht auf ihre eigene Gerechtigkeit zu bauen, sondern allein Christus zu gewinnen. In der Kraft seiner Auferstehung und der Gemeinschaft seiner Leiden durften sie, wie Paulus, Jesus erkennen. Lasst uns unser altes Leben als Verlust und Schaden erachten im Vergleich zur überschwänglichen Erkenntnis Christi Jesu. Gott segne uns, wie Paulus mit Freude an der Gemeinschaft der Leiden Christi teilzunehmen und die Kraft seiner Auferstehung an jedem Campus mächtig zu erfahren.