Predige das Wort

2.Timotheus 4,1 – 22
Leitvers 4,2

„Predige das Wort, steh dazu, es sei zur Zeit oder zur Unzeit; weise zurecht, drohe, ermahne mit aller Geduld und Lehre.“

Wir danken Gott für die zur Zeit in den USA stattfindende internationale Sommerbibelkonferenz. Möge Gott allen Predigern bis zum Ende sein lebendiges Wort schenken und in den Herzen aller Teilnehmenden das Reich Gottes einpflanzen und sie als Mitarbeitende für das Reich Gottes gewinnen. Wir danken Gott auch für das vergangene Global Leaders Empowerment Forum (GLEF) in New Jersey, vor allem dafür, dass sich neun Mitarbeiter bereiterklärt haben, um mit ihren Vorträgen den Teilnehmenden zu dienen, das geistliche Erbe von Dr. Samuel Lee zu vermitteln.

In der letzten Lektion haben wir das siegreiche Leben in Christus kennengelernt. In dieser letzten Zeit sollen wir insbesondere bei dem bleiben, was wir von unseren Glaubensvorfahren gelernt haben und was uns von Gott anvertraut ist. Wir haben von Gott sein Wort, vor allem sein lebengebendes Evangelium bekommen. Daran sollen wir festhalten bzw. immer wieder zu ihm zurückkehren und es auch anderen verkündigen. Durch das Bibelstudium werden wir zu allem guten Werk geschickt und wachsen im Bild unseres guten Hirten Jesus Schritt für Schritt heran, sodass wir das Kreuz der Jüngererziehung bis zum Ende tragen und Gott die Ehre geben.

Wenn wir den zweiten Timotheusbrief aufmerksam lesen, finden wir zwei große Themen. Das eine Thema heißt „Mitleiden“. Paulus ermutigte Timotheus als ein guter Streiter Christi Jesu mitzuleiden und gegenüber dem Evangelium treu zu sein. Das zweite Thema ist „Gottes Wort predigen bzw. recht austeilen“. Timotheus sollte sich darum bemühen, als ein einflussreicher Diener des Wortes Gottes zu wachsen. Im heutigen Text zieht Paulus den Schluss und ermahnte Timotheus, die Aufgabe eines Evangeliumsarbeiters treu zu erfüllen. Er offenbarte ihm auch das herrliche Ziel des Glaubenskampfes. Am Ende des Briefes erfahren wir etwas über Paulus‘ Mitarbeiter, über den Beistand des Herrn bei Paulus‘ erstem Verhör und letzte Grüße und Segenswünsche. Möge Gott uns in dieser Stunde helfen, die Bedeutung der Predigt des Wortes und der Treue bis zum Ende für unser praktisches Hirten- und Missionsleben kennenzulernen.

1. Sei ein Prediger des Wortes (1-5)

Betrachten wir Vers 1: „So ermahne ich dich inständig vor Gott und Christus Jesus, der da kommen wird zu richten die Lebenden und die Toten, und bei seiner Erscheinung und seinem Reich.“ Hier drückte Paulus seine letzte Ermahnung an Timotheus mit allem Ernst aus. Er ermahnte ihn vor Gott und vor Jesus, der als der Richter über Lebende und Tote wiederkommen wird. In Anbetracht dieser geistlichen Realität ermahnte Paulus Timotheus inständig, d. h., er sollte seine Ermahnung mit gottesfürchtigem Herzen annehmen. Wozu ermahnte Paulus ihn dann so ernsthaft vor Gott und Christus? Lesen wir dazu den Vers 2: „Predige das Wort, steh dazu, es sei zur Zeit oder zur Unzeit; weise zurecht, drohe, ermahne mit aller Geduld und Lehre.“ Hier ermahnte Paulus Timotheus, dass dieser das Wort Gottes treu predigen sollte. Die Aufgabe eines Evangeliumsarbeiters besteht darin, dass er Gottes Wort verkündigt. Dies ist eigentlich nichts Neues. Jesus selbst gab seinen Jüngern diesen Befehl als er in Markus 16,15 sprach: „Gehet hin in alle Welt und predigt das Evangelium aller Kreatur.“ Die Kernbotschaft des Wortes Gottes ist das Evangelium, das den Menschen das wahre und ewige Leben bringt. Darum ist es die grundlegende Aufgabe aller Christen, Gottes Wort in aller Dringlichkeit weiterzugeben. Diese Aufgabe sollen wir dankbar vor Gott und Jesus Christus annehmen. Denn wir selbst wurden allein durch die Leute Gottes, die uns Gottes Wort weitergaben, zur Errettung geführt. So wie Hesekiel einst im Gehorsam des Glaubens zu toten Gebeinen das Wort Gottes predigte und für ihre Wiedererweckung durch den Geist Gottes betete, so ist unsere Aufgabe dieselbe, dass durch unsere Predigt und durch unser Gebet die geistlich toten Studenten wiedererweckt werden.

Aber Vers 2 lehrt uns auch, mit welcher Haltung wir das Wort Gottes predigen sollen: „Predige das Wort, steh dazu, es sei zur Zeit oder zur Unzeit.“ Hier beziehen sich die Worte „zur Zeit“ auf Zeiten, in denen das Predigen günstig erscheint und die Worte „zur Unzeit“ auf Zeiten, in denen die Verkündigung des Wortes ungünstig erscheint. „Zur Zeit“ bedeutet, dass die Menschen das Wort Gottes gern hören, und „zur Unzeit“, dass sie es nicht hören wollen. Zusammengefasst bedeutet es, dass jede Zeit die Zeit ist, Gottes Wort zu predigen. Anders gesagt, gibt es keine „passende“ oder „unpassende“ Zeit. Vielmehr sollen wir immer bereit sein, Gottes Wort zu predigen. Ein guter Arbeiter des Evangeliums soll nicht nur in einer friedlichen oder gläubigen Umgebung, sondern auch in einer kritischen und ungläubigen Umgebung bereit sein, das Wort Gottes zu predigen. Wir freuen uns, wenn ein Student zum Gemeindezentrum kommt, um die Bibel zu studieren, weil es hier eine gute geistliche Umgebung gibt. Aber wir müssen auch in den Pionierungswerken auf dem Campus in Rheinbach, Koblenz oder St. Augustin oder im Studentenwohnheim, wo die Umgebung bei weitem nicht immer so geistlich ist, bereit sein, Gottes Wort klar weiterzugeben. Paulus hatte sogar im Gefängnis große Zuversicht und gab den Wächtern oder den Angestellten im Palast des römischen Kaisers das Wort Gottes weiter. Er glaubte fest daran, dass Gottes Wort nicht gebunden ist, obwohl er selbst sich in einem dunklen und kalten Gefängnis in Ketten befand (2,9).

Einmal kamen 5000 Menschen mit den verschiedensten Problemen zu Jesus. Dazu heißt es in Markus 6,34: „Und Jesus stieg aus und sah die große Menge; und sie jammerten ihn, denn sie waren wie Schafe, die keinen Hirten haben. Und er fing eine lange Predigt an.“ Aus seinem Hirtenherzen heraus lehrte Jesus sie das Wort Gottes vom frühen Morgen bis zum Abend. Als dann der Tag fast vorüber war und seine Jünger müde waren und die Menge nach Hause schicken wollten, sprach Jesus zu ihnen: „Gebt ihr ihnen zu essen!“ Zur Zeit und zur Unzeit Gottes Wort zu predigen heißt, dass wir wie Jesus, unabhängig von unserer Lage und unserem Zustand, Gottes Wort weitergeben sollen.

Es musste viele Dinge gegeben haben, die Timotheus als Gemeindeleiter zu erledigen hatte. Vielleicht musste er das Gemeindehaus erweitern und hatte deswegen viele Dinge im Kopf. Vielleicht gab es einige Gemeindemitarbeiter, die ihn stets drängten, Gemeinschaft mit ihm zu haben. Aber Timotheus sollte sich vor allem mit dem Studium und dem Predigen des Wortes Gottes beschäftigen. Wir erfahren auch in unserem täglichen Leben, dass es nicht einfach ist, das Wort Gottes regelmäßig zu studieren und es jemandem weiterzugeben. Wenn wir einen Hoffnungsträger besuchen und mit ihm die Bibel studieren wollen, tauchen plötzlich viele Probleme auf, die unseren Plan behindern. Dann erinnern wir uns daran, dass wir noch dieses und jenes einkaufen müssen, dass da noch die Einkommensteuererklärung zu machen ist, dass wir noch waschen, aufräumen und diverse andere Dinge vorbereiten müssen. Wenn wir aber alle unsere persönlichen Angelegenheiten zuerst lösen und erst danach die Studenten besuchen oder mit ihnen das Bibelstudium führen wollen, dann vergeht die Zeit sehr schnell und wir verbringen dann manchmal eine ganze Woche, ohne dass wir auf dem Campus waren oder jemanden mit dem Bibelstudium gedient haben. Darum ermahnt uns Paulus hier, dass wir immer bereit sein sollen, zuerst das Wort Gottes zu verkündigen – und zwar zur Zeit und zur Unzeit.

Sehen wir uns Vers 2b an: „Weise zurecht, drohe, ermahne mit aller Geduld und Lehre.“ Hier lehrte Paulus Timotheus, in welcher Art er das Wort Gottes predigen sollte. Timotheus sollte die Hoffnungsträger mit aller Geduld und Lehre zurechtweisen, ihnen drohen und sie ermahnen. Dies deutet an, dass ein Hirte mit dem Sündenproblem der Hoffnungsträger geistlich kämpfen und sie mit Gottes Hilfe zur Buße führen soll. Beim Bibelstudium dürfen wir nicht nur schöne Worte sagen und Gottes Gnade offenbaren. Wir müssen für unsere Hoffnungsträger auch mit dem Problembewusstsein beten und sie nötigenfalls auch tadeln, damit sie über ihre Sünde ernsthaft nachdenken und Buße tun. Zu drohen bedeutet, dass wir jemandem die Folgen seines gottlosen Weges aufzeigen. Wenn wir zum Beispiel Gottes Wort aus Johannes 3,16 weitergeben und Gottes Liebe zur Welt bezeugen, dann sollen wir nicht vergessen, auch von Gottes Gericht zu sprechen, so wie es zwei Verse weiter in Johannes 3,18 steht: „Wer an ihn glaubt, der wird nicht gerichtet; wer aber nicht glaubt, der ist schon gerichtet, denn er glaubt nicht an den Namen des eingeborenen Sohnes Gottes.“ Ferner sollen wir die Hoffnungsträger auch ermahnen, mit gottesfürchtigem Herzen die Bibel zu studieren. Als Bibellehrer gehört es zu unserer Aufgabe, ihre Haltung gegenüber dem Wort Gottes zu prüfen, – dies alles jedoch mit aller Geduld und Lehre. Kurzum müssen wir ein brennendes und jammerndes Hirtenherz für unsere Hoffnungsträger haben. Ein Hoffnungsträger war sehr stolz und selbstgerecht. Aber seine Hirtin hatte ein zerbrochenes Herz für ihn und kämpfte geistlich die ganze Nacht hindurch, um sein Sündenproblem zu behandeln. Sie überwand die Unzeit ihrer Müdigkeit und sie überwand die Unzeit seiner Halsstarrigkeit. Schließlich wirkte Gott durch sein Wort im Herzen des Hoffnungsträgers, sodass er in Buße zum Kreuz Jesu kam und das Blut des Bundes für sich im Glauben annahm und selig wurde.

Paulus hatte drei Jahre lang als Hirte und Bibellehrer in Ephesus gearbeitet. Bei seiner Abschiedsrede bezeugte er den Ältesten der Gemeinde, dass er drei Jahre lang, Tag und Nacht, einen jeden von ihnen unter Tränen ermahnt habe (Apostelgeschichte 20,31). Wir sollen von Paulus sein Hirtenherz, seine Geduld und Tränen lernen. Ein siegreiches und fruchtbares Hirtenleben hängt weder von der Fähigkeit eines Menschen noch von seiner akademischen Laufbahn noch von seinen menschlichen Bedingungen ab, sondern allein davon, ob er wirklich ein großes Hirtenherz für andere hat oder nicht.

Betrachten wir nun die Verse 3 und 4: „Denn es wird eine Zeit kommen, da sie die heilsame Lehre nicht ertragen werden; sondern nach ihren eigenen Gelüsten werden sie sich selbst Lehrer aufladen, nach denen ihnen die Ohren jucken, und werden die Ohren von der Wahrheit abwenden und sich den Fabeln zukehren.“ Hier sieht Paulus in weiser Voraussicht, welche Zeiten kommen werden, Zeiten, in denen die Menschen die heilsame Lehre nicht mehr ertragen werden. „Die heilsame Lehre“ bezieht sich auf das Evangelium, welches die Menschen zur Buße über ihre Sünden und zum rettenden Glauben an Jesus führt. Viele Menschen hören nur das, was sie hören wollen. Sie suchen sich Lehrer, die ihnen eine angenehme Botschaft verkündigen – eine Botschaft ohne Buße und ohne Kreuz. Aus diesem Grunde ist auch der ein oder andere Hoffnungsträger, nachdem er ein paarmal zum Wort Gottes gekommen ist, wieder weggegangen. Sie lehnen es ab, sich tiefer mit der Wahrheit, mit den Fragen des Lebens und des Todes auseinanderzusetzen und wenden ihre Ohren von der Wahrheit ab und kehren sich den Fabeln zu. Moderne Menschen flüchten vor den Fernseher, machen Computerspiele oder suchen sich irgendein Hobby. Dies zeigt uns, dass die Predigt des Wortes Gottes umso dringlicher ist. Morgen schon kann es zu spät sein. Wir lernen hier, dass wir unsere Zeit mit geistlicher Einsicht betrachten sollen.

Wie sollte sich Timotheus in einer solch ungeistlichen Umgebung verhalten? Lesen wir dazu den Vers 5: „Du aber sei nüchtern in allen Dingen, leide willig, tu das Werk eines Predigers des Evangeliums, richte dein Amt redlich aus.“ Hier lehrte Paulus, mit welcher Haltung Timo-theus seine Aufgabe praktisch erfüllen konnte. Timotheus sollte vor allem in allen Dingen nüchtern sein. Statt den Menschen nach dem Mund zu reden, sollte er die Welt stets mit den Augen Gottes betrachten und sie mit der Kraft, die er durch das Bibelstudium und Gebet bekam, überwinden. Dazu sollte er für das Evangeliumswerk willig leiden. Timotheus sollte als ein guter Streiter Christi Jesu willig am übrigen Leiden Jesu teilnehmen. Für einen Streiter Christi Jesu ist solch ein Wille zum Leiden sehr wichtig. Wir müssen in unserem Leben gewollt oder ungewollt leiden. Entweder wir leiden wegen unserer Sünde oder wir leiden um Jesu willen. Wer aber um Jesu willen leidet, der erfährt kein sinnloses Leiden, sondern lebt ein sinnerfülltes und glückliches Leben, weil Gott durch sein Leiden andere zum seligen Leben führt. Darum sagte Paulus: „Leide willig!“ Jesus hat auch zu denjenigen, die ihm gerne nachfolgen wollten, gesagt: „Wer mir nachfolgen will, der verleugne sich selbst und nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach.“ (Markus 8,34). Schließlich sollte Timotheus als ein Evangeliumsarbeiter sein Amt redlich ausrichten. Seine Aufgabe als Prediger des Evangeliums sollte er von ganzem Herzen erfüllen. Gott helfe uns, in unserer Zeit, in der es viele Irrlehren gibt, nüchtern zu bleiben, indem wir fest auf dem Boden der Wahrheit des Evangeliums stehen, und durch das Bibelstudium Gottes Wort zur Zeit und zur Unzeit den Studenten predigen.

2. Das gute Vorbild des Apostels (6-22)

In diesem Abschnitt hören wir Paulus‘ Glaubenszeugnis kurz vor seinem Heimgang zu seinem himmlischen Vater. In Vers 6 sagte er: „Denn ich werde schon geopfert, und die Zeit meines Hinscheidens ist gekommen.“ Paulus hatte sein Leben für das Evangelium hingegeben. Er wusste, dass sein Tod nahe war und wollte nun als letztes sein Leben Gott als Opfer darbringen. Er war bereit, zu Gott zu gehen und als Märtyrer zu sterben.

Was für ein Glaubenszeugnis legte Paulus ab, als er auf sein vergangenes Leben zurückblickte? Lesen wir dazu die Verse 7 und 8: „Ich habe den guten Kampf gekämpft, ich habe den Lauf vollendet, ich habe Glauben gehalten; hinfort liegt für mich bereit die Krone der Gerechtigkeit, die mir der Herr, der gerechte Richter, an jenem Tag geben wird, nicht aber mir allein, sondern auch allen, die seine Erscheinung liebhaben.“ Als erstes sagte Paulus, dass er den guten Kampf gekämpft habe. Paulus hatte wirklich einen guten Glaubenskampf geführt. Obwohl er manchmal äußerlich niedergeschlagen zu sein schien, war er doch immer durch den Glauben an Gott voller Siegeszuversicht. Bei seiner zweiten Missionsreise beispielsweise, wurden er und sein Mitarbeiter Silas in Philippi von bösen Menschen gefangengenommen. Dann wurden ihnen in aller Öffentlichkeit die Kleider vom Leib gerissen und sie wurden mit Stöcken hart geschlagen. Schließlich warf man sie in ein dunkles Gefängnis und legte ihre Füße in den Block. Es schien, als ob sie völlig niedergeschlagen worden wären. Aber sie kämpften durch den Glauben und beteten zusammen und lobten Gott laut, sodass es alle anderen Gefangenen hören konnten. Gott erhörte ihr Gebet und belohnte ihren mutigen und dankenden Glauben, indem er einen Engel sandte und sie aus dem Gefängnis befreite. Bei dieser Gelegenheit gaben Paulus und Silas dem zitternden Aufseher des Gefängnisses Gottes Wort weiter und sprachen: „Glaube an den Herrn Jesus, so wirst du und dein Haus selig!“ (Apostelgeschichte 16,22-31).

Paulus sagte auch, dass er seinen Lauf vollendet habe. Wie ein Marathonläufer mit Geduld und Ausdauer bis zum Ziel läuft, hatte Paulus den ihm von Gott bestimmten Lauf vollendet. Er hatte seine von Gott gegebene Aufgabe vollbracht. Sein Lauf glich einem Hindernislauf. Dabei hatte er seinen eigenen Glauben gehalten. Es gibt immer Situationen im Leben, in denen wir in Zweifel an die Liebe Gottes geraten können. Auch für Paulus war es nicht immer einfach. Aber er hielt seinen Glauben bis zum Ende. In Römer 8,38.39 sagt er: „Denn ich bin gewiss, dass weder Tod noch Leben, weder Engel noch Mächte noch Gewalten, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, weder Hohes noch Tiefes noch eine andere Kreatur uns scheiden kann von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserm Herrn.“ Damit auch wir unseren Lauf des Glaubens gut und bis zum Ende laufen können, müssen wir in unserem Leben darauf achten, dass wir unseren eigenen Glauben an Gottes Liebe und an Jesus immer wieder erneuern und daran festhalten.

Betrachten wir nochmal Vers 8: „Hinfort liegt für mich bereit die Krone der Gerechtigkeit, die mir der Herr, der gerechte Richter, an jenem Tag geben wird, nicht aber mir allein, sondern auch allen, die seine Erscheinung liebhaben.“ Dies ist wahrhaft die Krönung des Glaubenslaufes von Paulus. Nachdem er sein Glaubensleben vollendet hatte, schaute er auf die Belohnung Gottes, auf die Krone der Gerechtigkeit. Welch eine herrliche Siegeszuversicht ist dies! Es ist wahrlich das schönste Lebensende. Die meisten Menschen werden im Angesicht des Todes traurig und von Unsicherheit und vager Furcht ergriffen. Sie sind wegen der Macht des Todes fatalistisch. Ihr ganzes Leben scheint auf einmal völlig bedeutungslos. In der Welt erfolgreiche und anerkannte Menschen schreien in der Stunde ihres Todes: „Ach, wenn ich doch noch einmal leben könnte…“ Wie herrlich aber ist im Gegensatz dazu die Siegeszuversicht, die Paulus vor seinem Tod hatte! Er wartete nun auf die Krone der Gerechtigkeit, die ihm der gerechte Richter, unser auferstandene Herr Jesus, geben würde. Die „Krone der Gerechtigkeit“ bedeutet „die Krone des Lebens“, von der in Jakobus 1,12 geschrieben steht: „Selig ist der Mann, der die Anfechtung erduldet; denn nachdem er bewährt ist, wird er die Krone des Lebens empfangen, die Gott verheißen hat denen, die ihn liebhaben.“ Die „Krone der Gerechtigkeit“ ist ein „unvergänglicher Kranz“, den wir nach der Vollendung unseres Glaubenslaufes bekommen werden (1.Korinther 9,25).

In Vers 8b sagte Paulus: „…nicht aber mir allein, sondern auch allen, die seine Erscheinung liebhaben.“ Paulus, Timotheus und alle Christen, die in Anbetracht der Wiederkunft Jesu Christi und vor seinem gerechten Gericht leben, werden dieselbe Krone des Lebens bekommen. Darum freute sich Paulus mit uns. Habt ihr die Erscheinung Jesu lieb? Wenn ja, dann werdet auch ihr die Krone der Gerechtigkeit empfangen. Wir lernen hier, dass wir unser Leben mit einem klaren Ziel führen sollen. Vor allem müssen wir von Gott eine klare Lebensaufgabe bzw. eine klare göttliche Berufung bekommen.

Ich war ein Mensch ohne klare Lebensaufgabe. Mein Lebensmotto war: „Lasst uns essen und trinken, denn morgen sind wir tot!“ So führte ich ein ausschweifendes und selbstzentriertes Leben. Durch das Biologiestudium beschäftigte ich mich tiefgehend mit dem Leben. Aber so vielfältig und wunderbar das Leben auch war, im Angesicht der Vergänglichkeit alles Lebendigen fühlte ich wegen der Todesmacht in meinem Herzen eine große Hilflosigkeit, Leere und Bedeutungslosigkeit. Ich danke Gott, der meine innere Qual und Hoffnungslosigkeit gesehen und mich in Jesus besucht hat. Jesu Blut ver-gab mir alle meine Sünden der Begierde, der Spaß- und Anerkennungssucht ein für alle Mal. Seine Auferstehung von den Toten zerbrach die Todesmacht in meinem Herzen, schenkte mir den Frieden Gottes und die lebendige Hoffnung auf sein ewiges Reich. Dazu hat er mir die klare Lebensaufgabe gegeben, sein Werkzeug, nämlich ein Hirte und Bibellehrer für die Jugendlichen und Studenten in Deutschland und der ganzen Welt zu sein, um sie zur Errettung und zum Heil in Jesus zu führen. Ich danke Gott, dass er mich durch Paulus ermahnt hat, den guten, geistlichen Kampf zu kämpfen und den Lauf des Glaubens bis zum Ende zu laufen, mich als Prediger seines Wortes zu erweisen, der Gottes Wort zur Zeit und zur Unzeit den jungen Menschen und Studenten weitergibt. Ich danke Gott, der mich ermahnt hat, über mein kaltes Herz, meine Selbstliebe und Bequemlichkeit Buße zu tun, nicht länger dem Leiden Jesu auszuweichen, sondern den Hoffnungsträgern bis zum Ende mit dem Wort Gottes, auch unter Tränen und mit Geduld und Hirtenherzen zu helfen, damit sie durch Buße und Glauben an sein Wort zu den Jüngern Jesu heranwachsen. Als ich selbst einmal in die Anfechtung Satans geriet und dabei sogar ein Verfolger der Gemeinde wurde, kontaktierte Missionar Peter meine Hirtin, die sich zu jener Zeit wieder in Korea befand. Als sie von meiner Lage hörte, scheute sie weder Mühe noch Kosten, kam mehrmals von Korea nach Deutschland geflogen, um mir mit dem Wort Gottes zu dienen. Gott segnete ihr brennendes Hirtenherz, führte mich zur Buße über meine Sünde und erneuerte Gottes Gnade und Berufung an meinem Leben. Gott segne jeden von uns mit einer klaren Lebensaufgabe. Als ein Hirte von Gott berufen zu werden heißt nicht, Gelegenheitsarbeiter zu sein, der hier und da in seiner Freizeit mal Gottes Wort weitergibt. Lasst uns viel mehr mit aller Entschlossenheit mit der Berufung als hingebungsvolle Hirten und Bibellehrer leben, indem wir an den übrigen Leiden Jesu teilnehmen und am Ende wie Paulus die Siegeskrone empfangen.

Sehen wir uns Vers 9 an: „Beeile dich, dass du bald zu mir kommst.“ Nachdem Paulus ein herrliches Glaubensbekenntnis abgelegt hatte, bat er Timotheus darum, bald zu ihm zu kommen. Danach erwähnte er seine Mitarbeiter. Es gab unter ihnen einige, die Paulus verlassen hatten. Da war Demas, der Paulus verließ, weil er die Welt liebgewonnen hatte. Er verließ nicht nur seinen Hirten, sondern auch seine Aufgabe und seinen Glauben und ging in die sündhafte Welt. Kreszens ging nach Galatien, Titus nach Dalmatien. Den Grund ihres Weggangs kennen wir nicht, aber sie waren gute Mitarbeiter des Paulus. Allein Lukas, der Arzt, blieb bei Paulus. Timotheus sollte Markus mitbringen. Der hatte einst Paulus und Barnabas verlassen, war aber inzwischen zur Weltmissionsfront zurückgekehrt. Er hatte Gottes erziehende Liebe angenommen und war nun Paulus zum Dienst sehr nützlich. Tychikus hatte Paulus nach Ephesus gesandt. Diese Männer liebten Jesus von Herzen und identifizierten sich mit Paulus bis zum Ende und konnten so mit aller Entschlossenheit mitarbeiten.

Betrachten wir Vers 13: „Den Mantel, den ich in Troas ließ bei Karpus, bringe mit, wenn du kommst, und die Bücher, besonders die Pergamente.“ Timotheus sollte auf dem Weg nach Rom in Troas Paulus‘ einzigen Mantel mitnehmen. Dies deutet an, wie einfach Paulus gelebt hatte. Dazu bat er Timotheus darum, dass dieser seine Bücher, besonders die Pergamente, nämlich die Heiligen Schriften, mitbringen sollte. Paulus wollte die Bibel und sein Bibelstudiumsmaterial haben. Obwohl er schon alt war, und obwohl er wusste, dass er bald hingerichtet werden würde, vernachlässigte er nicht das Bibelstudium. Er war ein eifriger Bibellehrer, weil er Gottes Wort liebte, weil er auf Gott vertraute und seinen Lauf entschlossen bis zum Ende laufen wollte. Versetzt euch einmal in die Lage von Paulus! Stellt euch vor, ihr wüsstet, dass man euch gegen Ende diesen Jahres hinrichten wird. Wie würdet ihr dann euer Leben von heute an weiter führen? Lasst uns jetzt und heute entschlossen den Lauf des Glaubens laufen, der für uns bestimmt ist, indem wir Tag für Tag als Bibellehrer und Prediger des Wortes leben.

Betrachten wir noch die Verse 14-22. Es gab jemanden, vor dem Paulus Timotheus warnte: Alexander, der Schmied. Der widersetzte sich dem Evangelium sehr. Vor solch einem widerspenstigen Menschen sollte sich auch Timo-theus hüten. Einmal wurde Paulus von gottlosen Leuten verhört. Alle seine Mitarbeiter waren weggelaufen und er musste sich irgendwie selbst verteidigen. Aber der Herr stärkte ihn, und Paulus konnte sogar guten Einfluss auf die Heiden ausüben, indem er Jesus mutig bezeugte. Paulus war dabei nicht abhängig von Mitarbeitern. Er wusste, auf wen er grundlegend vertraute, nämlich auf den Herrn, seinen Erlöser. Schließlich gab Paulus noch einige Grüße und Segenswünsche weiter, vor allem an Priska, Aquila und an Onesiphorus. Paulus trug sie stets in seinem Herzen und betete allezeit für sie.

Durch den heutigen Text sind wir von Paulus ermahnt worden, dass wir unsere Aufgabe als Prediger des Evangeliums von ganzem Herzen erfüllen sollen. Ganz gleich, ob es die Zeit oder die Unzeit ist, sollen wir stets nüchtern in allen Dingen sein und unabhängig von den Strömungen des Zeitgeistes das Werk des Predigens des Evangeliums durch das Zweierbibelstudium und die Jüngererziehung treu und bis zum Ende tun. Möge Gott unseren Glaubenskampf in diesen Semesterferien segnen, dass wir im Vertrauen auf Gottes Hilfe und Beistand, willig an den Leiden Jesu teilnehmen, indem wir zu den Übriggebliebenen gehen und ihnen das Wort Gottes weitergeben. Möge Gott unseren Glaubenslauf segnen und dadurch an jeder Fakultät zwölf Jünger und Jüngerinnen Jesu aufstellen. Möge er durch unser Bibelstudium 10.000 Bibellehrer sowie fünf Millionen Gebetsmitarbeiter aufstellen.

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