Sucht, was droben ist (Kol 3,1) – Lektion 5

Sucht, was droben ist (PDF-Datei)

SUCHT, WAS DROBEN IST

Kolosser 3,1-17
Leitvers 3,1

„Seid ihr nun mit Christus auferstanden, so sucht, was droben ist, wo Christus ist, sitzend zur Rechten Gottes.“

In der vergangenen Woche haben wir Paulus Orientierung und Ermahnung gehört, nicht nur an Jesus zu glauben, sondern in ihm verwurzelt und gegründet zu sein. Wenn wir in Jesus und in seinem Wort verwurzelt sind, ihn täglich zum Mittelpunkt unseres Lebens machen, können wir die verschiedenen falschen Lehren dieser Zeit klar zurückweisen und als Zeugen Jesu gebraucht werden. Aber es nicht einfach, praktisch in Christus zu leben, weil die Sünde in unserer Natur und unserem Charakter tief verwurzelt ist. Es gibt äußere Feinde, wie Verfolgungen, Versuchungen und Bedrängnisse. Aber vor allem gibt es starke innere Feinde, wie Selbstsucht, Hochmut, Begierde und Habsucht, die tief in unserer Persönlichkeit verwurzelt sind, sie überschatten und zerstören. Sollen wir einfach Frieden mit diesen inneren Feinden schließen, weil es bequemer ist oder weil wir auch die Sünde etwas genießen wollen? Manche Menschen entschuldigen sich, dass es einfach ein Teil ihrer Natur wäre. Der heutige Abschnitt lehrt uns aber, dass wir diesen inneren Feind töten und uns stattdessen mit der göttlichen Natur kleiden müssen. Wir müssen unser Lebensziel auf die oberen Dinge setzen, statt auf diese Welt. Wenn wir von ganzem Herzen nach Christus – nach den oberen Dingen – streben, können wir starkes und reifes Wachstum erlangen und zu den geistlichen Menschen wachsen, die Gott gefallen. Lasst uns unser Lebensziel auf die oberen Dinge setzen und von ganzem Herzen danach streben.

1. Das neue Lebensziel in Christus (1-4)

Lesen wir Vers 1: „Seid ihr nun mit Christus auferstanden, so sucht, was droben ist, wo Christus ist, sitzend zur Rechten Gottes.“ Die Worte „Seid ihr nun mit Christus auferstanden“ erinnern uns an die Tatsache, dass wir mit Christus gestorben und mit Christus auferstanden sind. Wenn wir Christus als unseren Erretter und Herrn angenommen haben, sind wir mit Christus in seinem Tod und seiner Auferstehung verbunden. Jesus starb für unsere Sünden am Kreuz und wurde von den Toten auferweckt. Dieses geschichtliche Ereignis geschah vor ca. 2000 Jahren. Viele Menschen fragen sich, wie dies auf ihr heutiges Leben irgendeinen Einfluss ausüben könnte. Die Bibel lehrt uns, dass Christus ein für allemal gestorben ist. Der Tod Christi war kein gewöhnlicher Tod, sondern es war der Tod des unschuldigen Sohnes Gottes und ein vollkommenes Opfer. Seine Sühne für unsere Sünden war vollkommen. Dann besiegte er den Tod durch seine Auferstehung. Er lebt für immer und ewig, gestern, heute und in Ewigkeit (Hebräer 13,8). Weil Christus ewig ist, ist auch die Auswirkung seines Sühneopfers ewig. Wenn wir daran glauben, dass Christus für unsere Sünden gestorben und von den Toten auferstanden ist, sind wir mit Christus in seinem Tod und seiner Auferstehung eins geworden. Nun ist das Kreuz Christi mein Kreuz, und die Auferstehung Christi ist meine Auferstehung. Darum bedeuten die Worte „seid ihr nun mit Christus auferstanden“, dass wir ein neues Leben haben. Unsere Sünden sind uns vergeben. Unser altes Ich ist vergangen, und das Neue ist geworden. Nun sind wir eine neue Kreatur in Christus Jesus geworden. Wir brauchen nicht zu versuchen, eine neue Kreatur zu werden, indem wir irgendetwas dafür tun. Wir sind schon zu einer neuen Kreatur geworden. Nun dürfen wir ein wunderbares neues Leben als Bürger des Reiches Gottes führen.

Was ist dann unser Lebensziel als neue Menschen? Vers 1b sagt: „so sucht, was droben ist, wo Christus ist, sitzend zur Rechten Gottes.“ Hier bedeutet das Wort suchen (auf griechisch „zeteho“) soviel wie streben oder unser Herz darauf richten. Es ist ein starkes suchen und forschen, das unbedingt etwas erreichen will. Wir sollen so von ganzem Herzen die oberen Dinge suchen. Unser neues Lebensziel ist in den Dingen, die droben sind, nämlich in dem Bild unseres Herrn Jesus zu wachsen. Anstatt die niedrigen Dinge der Welt zu suchen, die uns höchstens eine kurzfristige Freude geben können, sollen wir die oberen Dinge suchen, die bei unserem Herrn Jesus im Reich Gottes sind. Dies bedeutet, dass wir nach den geistlichen Dingen trachten sollen, besonders nach dem ewigen Leben in dem Reich Gottes.

Aber die meisten Menschen scheinen die oberen Dinge für nicht so wichtig zu halten. Viele Studenten sorgen sich um ihr Studium und darum, ob sie später eine gute Arbeitsstelle finden. Geld, zukünftige Sicherheit und Spaß in der Welt sind ihnen sehr wichtig. Aber die oberen Dinge werden oft vernachlässigt oder als „Privatsache“ abgetan. Gottes Hoffnung für uns ist aber nicht finanzielle Sicherheit und Wohlstand bis an unser Lebensende oder uneingeschränkten persönlichen Spaß zu genießen. Gottes Hoffnung ist, dass die jungen Menschen geistlich erweckt werden. Gottes Hoffnung ist, dass sie wieder nach den oberen Dingen trachten, so dass unser Land als eine Hirtennation für die Weltmission wiederhergestellt wird und als Segen für die Welt gebraucht werden darf.

Sehen wir uns Vers 2 an: „Trachtet nach dem, was droben ist, nicht nach dem, was auf Erden ist.“ Hier steht das, was auf Erden ist, im Kontrast zu dem, was droben ist. Mit „trachten“ ist hier gemeint, dass wir an das, was droben ist, denken sollen. Wir lernen hier die Wichtigkeit des Denkens kennen. Diejenigen, die an irdische Dinge denken, befinden sich unter der Macht des Todes. Diejenigen, die an himmlische Dinge denken, können Leben und Frieden genießen (Römer 8,6). Jesus sagte, dass die Menschen zur Zeit von Noah nur an Essen, Trinken und Heiraten dachten. Diese Dinge sind an sich nicht schlecht. Aber die Menschen dachten nur an irdische Dinge und machten sie zu ihrem Lebensziel. Sie verwarfen Gott und wurden Fleisch. Weder bedachten sie die Heiligkeit des Lebens, noch hatten sie Hochachtung vor geistlichen Dingen. Als Menschen müssen wir über die wertvollen Dinge nachdenken, wie Wahrheit, Ehre, Gerechtigkeit, Reinheit, Schönheit, Größe und Tugendhaftigkeit. (Phil 4,8) Vor allem anderen sollen wir über Gott nachdenken und darüber, was er getan hat. Wenn wir nur an irdische Dinge denken, bleiben wir an diese vergängliche irdische Welt gebunden. Aber wenn wir über geistliche Dinge nachdenken, können wir zu den geistlichen Menschen wachsen und das Reich Gottes erben.

Unsere Herzen und Sinne auf die Dinge, die droben sind, zu richten, bedeutet nicht, dass wir unsere grundlegenden menschlichen Pflichten ignorieren sollen. Aber es bedeutet, dass wir nicht durch das irdische Leben gebunden sind. Wir jagen einem höheren Ziel nach, einer höheren Lebensqualität als neue Kreaturen in Christus Jesus. Gott schuf die Menschen dazu, nach dem zu suchen, was droben ist. Darum sind wir anders als die Tiere. Dumme Menschen versuchen, sowohl die Welt als auch Gott zu gewinnen. Doch sie werden beides verlieren. C.S. Lewis sagte: „Wenn du den Himmel suchst, wirst du die Erde dazugewinnen. Wenn du aber die Erde suchst, wirst du beides verlieren.“ Jesus sagte: „Trachtet zuerst nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit, so wird euch das alles zufallen.“ (Mt 6,33)

Die Verse 3 und 4 erklären uns, warum wir Christus suchen sollen. Darin steht: „Denn ihr seid gestorben, und euer Leben ist verborgen mit Christus in Gott. Wenn aber Christus, euer Leben, sich offenbaren wird, dann werdet ihr auch offenbar werden mit ihm in Herrlichkeit.“ Dass wir gestorben sind, bedeutet, dass unser alter Mensch gestorben ist. In der frühen koreanischen Kirche war ein bekannter Pastor mit Namen Ik-du Kim. In seinem früheren Leben war er ein berüchtigter Gangster. Das Erste, was er tat, als er zum Glauben an Jesus kam, war, dass er einen Brief verschickte, dass er tot sei. Einmal reizte ihn ein Mann, indem er ihm einen Eimer Wasser über den Kopf goss. Doch Pastor Kim sagte zu ihm: „Wie gut, dass der alte Ik-du Kim tot ist. Er hätte dir wahrscheinlich alle Knochen am Leib zerbrochen.“ Wir sind unserem alten Leben mit aller seiner Verdorbenheit und seinen schlechten Gewohnheiten gestorben. Nun ist unser Leben mit Christus in Gott verborgen. Hiermit ist das ewige Leben als eine neue Kreatur gemeint. Dieses neue Leben begann wie ein Samenkorn, das langsam wächst. Eine Zeitlang leiden wir unter einem Konflikt. Unsere natürlichen Leiber sind anfällig für die Macht der Sünde und die Schwachheiten des Fleisches. Aber das Leben Christi ist in uns und es wächst. Was wird das Ergebnis sein? Wenn Christus sich offenbaren wird, wird unser natürlicher Leib in einen herrlichen geistlichen Leib verwandelt werden. Wir werden frei von unserer sündigen Natur und der Begrenztheit des natürlichen Leibes sein. Wir werden das ewige Leben in seiner ganzen Fülle genießen. Wenn Christus sich offenbaren wird, werden wir auch mit ihm in Herrlichkeit offenbart werden.

Die Einschulung ist auch wie der Beginn eines neues Lebens, darum habt ihr jetzt ein neues Lebensziel. Im Kindergarten war das Ziel, gut zu spielen. Aber in der Schule ist das Ziel, gut zu lernen und zu reifen Menschen heranzuwachsen. Genauso ist auch im neuen Leben unser neues Ziel nicht mehr die irdischen Dinge, sondern das, was droben ist.

Herrnhut war im 18. Jahrhundert eine kleiner Ort, wo viele Flüchtlinge wohnten. Aber ihr Hauptanliegen war nicht ihre materielle Sicherheit. Sie suchten durch Bibelstudium und Gebet von ganzem Herzen nach dem, was droben ist. Sie gehorchten Gott und Gott machte sie zu einer vorbildlichen Missionsgemeinde, deren Einfluss noch heute überall in der Welt zu spüren ist. Möge Gott unser Bibelstudium, unsere Frühgebet und unsere Jüngererziehung gebrauchen, dass die jungen Studenten wieder nach den oberen Dingen trachten und so das neue Leben in ihnen klar offenbart wird und auch in die ganze Welt ausgebreitet werden darf.

2. Tötet die Glieder, die auf Erden sind (5-11)

Solange wir in dieser Welt leben, müssen wir gegen unsere sündige Natur kämpfen. Vers 5 sagt: „So tötet nun die Glieder, die auf Erden sind, Unzucht, Unreinheit, schändliche Leidenschaft, böse Begierde und die Habsucht, die Götzendienst ist.“ Dieser Kampf ist eine Sache auf Leben und Tod. Wir dürfen gegenüber der Sünde nicht tolerant sein oder Kompromisse mit der Sünde schließen. Heutzutage sehen wir viele, die – von der Evolutionstheorie verleitet – ihre Unzucht als Teil ihres natürlichen Wesens rechtfertigen. Unter dem Deckmantel der individuellen Freiheit scheint in unserer Zeit fast alles erlaubt zu sein. Seine eigenen Triebe in Zucht zu nehmen und zu kontrollieren, wird als altmodisch oder verklemmt abgestempelt. Aber es ist klar, dass die Unzüchtigen das Reich Gottes nicht sehen werden. Wir müssen alle Glieder, die auf Erden sind, töten. In seinem Werk „Die große Scheidung“, die sich auf die völlige Trennung zwischen Himmel und Hölle bezieht, beschreibt C. S. Lewis diese Wahrheit sehr gut. Ein entstellter Mann kommt zu einem heiligen Engel Gottes und trägt eine rote Eidechse auf seiner Schulter. Diese Eidechse stellt seine Begierden dar, die ihn gefangen gehalten und seine Existenz entwürdigt hatten. Der Engel bietet ihm an, ihn von der Eidechse zu befreien. Aber die Eidechse flüstert dem Mann ins Ohr und versucht ihn davon zu überzeugen, dass das Leben ohne sie nicht lebenswert sei. Nach einem qualvollen Kampf willigt der Mann in den Vorschlag des Engels ein, der die Eidechse sofort mit einem schnellen Schlag seines Schwertes von seiner Schulter entfernt und zerstört. Plötzlich verändert sich das Aussehen des Mannes. Sein gesamtes hässliches und entstelltes Wesen verschwindet und er wird schön und stark. Gleichzeitig erhebt sich aus den Überresten der Eidechse ein großer weißer Hengst, den der Mann besteigt, und beide springen höher und höher, sie steigen in größere, neue Höhen hinauf. Wir müssen die Glieder unserer sündigen Natur töten, auch wenn es schmerzhaft sein mag. Wenn wir dies tun, können wir das herrliche neue Leben erfahren.

Die Glieder, die auf Erden sind, die in Vers 5 genannt werden, beziehen sich auf Unzucht und Habsucht. Habsucht wird hier als Götzendienst bezeichnet. Einige Kapitalisten denken, dass Habsucht gut sei, weil sie ein motivierender Faktor ist, um wirtschaftliche Stärke zu entwickeln. Aber die Habsucht ist nichts anderes als Egoismus, der viele andere leiden lässt. Die unkontrollierte Habsucht einiger wird als der Hauptgrund der gegenwärtigen Finanz- und Wirtschaftskrise angesehen. Warum sollen wir die Glieder, die auf Erden sind, töten? Vers 6 sagt: „Um solcher Dinge willen kommt der Zorn Gottes über die Kinder des Ungehorsams.“ Die meisten Menschen nehmen den Zorn Gottes nicht ernst. Aber wenn wir an die Sintflut zu Noahs Zeit und an das Feuer- und Schwefelgericht über Sodom und Gomorrah denken, ist klar, dass niemand den Zorn Gottes ertragen kann. Gott ist gerecht, und er straft Sünde und Ungerechtigkeit. Viele Menschen denken, dass sie später genug Zeit haben würden, um sich auf das Gericht Gottes vorzubereiten. Aber Gottes Gericht wird schneller kommen, als wir es erwarten. Darum müssen wir unsere irdische Natur jetzt töten, nicht später. Die Gläubigen in Kolossä waren einst in all dem gewandelt. Aber nachdem sie das neue Leben in Christus empfangen hatten, sollten sie alle diese Dinge ablegen, einschließlich Zorn, Grimm, Bosheit, Lästerung und schandbarer Worte aus ihrem Munde (8). Zorn ist die Wurzel vieler Sünden. Manche Menschen hegen jahrelang Bitterkeit in ihren Herzen, die plötzlich in Wutanfällen hervorbricht. Deswegen sind viele Morde begangen worden. Bosheit bedeutet, jemand bis zu dem Punkt zu hassen, dass man ihm schadet. Lästerung heißt, den Ruf eines anderen durch Lügen und Gerüchte zu zerstören. Wenn es gegen Gott getan wird, ist es Gotteslästerung.

Paulus betont vor allem, dass wir uns gegenseitig nicht belügen sollen (9). Das allgemeine Phänomen der ungläubigen Gesellschaft ist, dass die Menschen sich gegenseitig belügen. Lüge kommt von dem Vater der Lüge, dem Satan. Wenn wir lügen und uns gegenseitig ausnutzen, kann unsere Gemeinschaft nicht bestehen. Sie wird zum Spielplatz des Satans. Gemäß Offenbarung 21,8 werden alle Lügner in den feurigen Pfuhl geworfen, der mit Schwefel brennt. Deswegen sagt die Bibel uns, dass wir wahrhaftig in der Liebe sprechen sollen (Epheser 4,15). Wenn wir das tun, können wir das Reich Gottes in unserer Gemeinschaft erfahren. Wir können in Christus reif heranwachsen, sowohl als Individuen als auch als ein Leib. Vers 10 sagt: „..und den neuen Menschen angezogen, der erneuert wird zur Erkenntnis nach dem Ebenbild dessen, der ihn geschaffen hat.“ Erneuert zu werden ist ein fortwährender Prozess. Wir befinden uns alle in dem Prozess, im Ebenbild Gottes erneuert zu werden. Da ist nicht mehr Grieche oder Jude, Beschnittener oder Unbeschnittener, Nichtgrieche, Skythe, Sklave, Freier, sondern alles und in allen Christus (11). Christus beseitigt alle Arten von Barrieren. In Christus sind wir alle Brüder und Schwestern. In Christus sind wir trotz menschlicher Unterschiede eine neue Gemeinschaft nach seinem Bild.

III. Zieht das Wesen Gottes an (12-17)

Bisher haben wir kennengelernt, wogegen wir kämpfen müssen, nämlich gegen die sündige Natur, die gegen die Seele streitet (1. Petrus 2,11b). In diesem Teil geht es um den positiven Kampf, wofür wir kämpfen sollen, nämlich Gottes Wesen anzuziehen und in dem Ebenbild Gottes erneuert zu werden. Sehen wir uns Vers 12 an: „So zieht nun an als die Auserwählten Gottes, als die Heiligen und Geliebten, herzliches Erbarmen, Freundlichkeit, Demut, Sanftmut, Geduld.“ Wir sind Gottes Auserwählte, Heilige und Geliebte. In der Vergangenheit waren wir hässliche, schreckliche und elende Sünder und Feinde Gottes. Aber Gott hat in seiner großen Barmherzigkeit alle unsere Sünden vergeben und uns zu seinen kostbaren, heiligen und geliebten Kindern gemacht. Weil wir nun Gottes Kinder geworden sind, sollen wir demgemäß leben. Unser innerer Mensch sollte das Wesen Gottes reflektieren. Gottes Wesen ist gekennzeichnet von Erbarmen, Freundlichkeit, Demut, Sanftmut und Geduld. Herzliches Erbarmen bedeutet, an dem inneren Kampf und den Qualen der anderen teilzunehmen. Freundlichkeit meint, Gutes für den Nächsten zu tun, ohne etwas dafür zu erwarten. Demut bedeutet, Gott als Gott anzuerkennen und die anderen höher als sich selbst zu achten. Sanftmut ist nicht mit Unterwürfigkeit zu verwechseln. Sanftmut ist Kraft, die in Milde ausgedrückt wird, so wie der Herr aller Herren als ein kleines Kind in einer Krippe lag. Geduld bedeutet, still zu warten, ohne ärgerlich zu werden. Als Kinder Gottes müssen wir in diesen Tugenden wachsen.

Während Vers 12 den christlichen Charakter beschreibt, geht es in den Versen 13 und 14 um die Beziehungen in der christlichen Gemeinschaft. Vers 13 sagt: „Und ertrage einer den andern und vergebt euch untereinander, wenn jemand Klage hat gegen den andern; wie der Herr euch vergeben hat, so vergebt auch ihr!“ Jeder Mensch hat starke Seiten und gleichzeitig schwache Seiten. Wir sollen andere ermutigen, ihre starken Seiten weiter zu entwickeln, und dabei ihre Schwächen tragen. Wir haben die Neigung, die Schwächen anderer zu betonen und sie korrigieren zu wollen. Aber wir sollen wissen, dass es Gottes Werk ist, den Charakter eines Menschen zu verändern. Unsere Aufgabe besteht darin, andere zu ertragen und ihnen zu vergeben. Ein Herz, das nicht vergibt, macht den Menschen hässlich und krank. Aber Vergebung bringt Frieden, Harmonie und Schönheit. Anderen zu vergeben ist nicht einfach. Darum sagte Paulus: „… wie der Herr euch vergeben hat.“ Wenn wir uns an Jesus erinnern, der alle unsere Sünden vom Kreuz aus vergeben hat, können wir die Kraft und Gnade empfangen, anderen zu vergeben.

Vers 14 sagt: „Über alles aber zieht an die Liebe, die da ist das Band der Vollkommenheit.“ Alle christlichen Tugenden werden in einem Wort zusammengefasst: Liebe. Selbst wenn wir großen Glauben hätten, wären wir ohne die Liebe nichts. Gott ist die Liebe. Gottes Kinder müssen in der Liebe Gottes wachsen, bis sie zu reifen Menschen werden. Die Liebe erträgt alles, sie glaubt alles, sie hofft alles, die duldet alles (1.Korinther 13,4-8). Wenn wir die Liebe Gottes anziehen, verbindet sie uns alle zu einer vollkommenen Einheit. In jeder Gemeinschaft gibt es Probleme zwischen den Mitarbeitern. Wie können wir diese Probleme lösen? Zieht die Liebe an, die das Band der Vollkommenheit ist. Jesu neues Gebot an seine Jünger war: „Liebt euch untereinander, wie ich euch geliebt habe, damit auch ihr einander liebhabt.“ (Johannes 13,34)

Die Verse 15 und 16 beschreiben die christliche Gemeinschaft. Die erste charakteristische Eigenschaft besteht darin, dass der Friede Christi das Herz jedes einzelnen regiert, weil wir als Glieder eines Leibes zum Frieden berufen sind. Wir dürfen weltlichen Sorgen keinen Raum in unserem Herzen geben, sondern sollen den Frieden Christi in unseren Herzen regieren lassen. Der Friede Christi unterscheidet sich von dem Frieden, den die Welt gibt (Johannes 14,27). Dieser Friede kommt von der Versöhnung mit Gott. Diesen ewigen Frieden kann niemand uns wegnehmen.

Vers 16 sagt: „Lasst das Wort Christi reichlich unter euch wohnen: Lehrt und ermahnt einander in aller Weisheit; mit Psalmen, Lobgesängen und geistlichen Liedern singt Gott dankbar in euren Herzen.“ Das Zentrum der christlichen Gemeinschaft ist das Wort Christi. Darum sollen wir sowohl in der Gemeinde, als auch in der Familie eine Umgebung vorbereiten, bei der Gottes Wort im Mittelpunkt steht. Wir können einander unsere gnädigen Stellungnahmen vortragen. Wir können uns mit unserem Leitvers ermahnen und ermutigen. Wir dürfen viele geistliche Lieder miteinander singen. Wenn unsere Herzen voll von Gottes Wort und voller Lobgesänge sind, wird das neue Leben in uns und in unserer Gemeinschaft sichtbar. Lassen wir darum vom Frühgebet an das Wort Gottes unter uns reichlich wohnen, so dass wir geistlich gestärkt werden und den guten geistlichen Einfluss in dieser Generation ausüben können.

Vers 17 sagt: „Und alles, was ihr tut mit Worten oder mit Werken, das tut alles im Namen des Herrn Jesus und dankt Gott, dem Vater, durch ihn.“ Jesus Christus ist unser Herr. Darum sollen wir alles in ihm und durch ihn und für ihn tun. Johann Sebastian Bach signierte seine Kompositionen nicht mit seinem Namenszug, sondern mit den Buchstaben „INDNJC“, d.h. „Im Namen unseres Herrn Jesus Christus“ (lat. „in nominee domini nostri Jesu Christi“). Egal, ob wir eine Botschaft schreiben, eine wissenschaftliche Arbeit abfassen oder ein Musikstück vorspielen; es soll alles zur Ehre Jesu Christi geschehen.

Wenn wir die Verse 15-17 betrachten, finden wir die Worte „seid dankbar“, „dankbar“ und „dankt Gott“. Paulus betont ständig, dass wir Gott dankbar sein sollen. Wir haben immer einen Grund zur Dankbarkeit, wenn wir uns an die Gnade Gottes erinnern. Gott hasst das Murren, darum wurde das murrende Volk in der Wüste von Schlangen gebissen. Das Merkmal eines reifen Christen ist, dass er oder sie immer dankbar ist. Diese Dankbarkeit ist auch ein Schutzschild unseres Glaubens.

In der heutigen Lektion haben wir unser neues Lebensziel kennengelernt. Wenn wir ein neues Leben haben, liegt unser Lebensziel nicht mehr in den irdischen Dingen, sondern in dem, was droben ist. Darum sollen wir von ganzem Herzen und mit aller Kraft nach den oberen Dingen suchen. Dies bedeutet, dass wir auf Leben und Tod gegen die Sünde in uns kämpfen. Es bedeutet, dass wir in den Eigenschaften Gottes, besonders in der Liebe wachsen. Es bedeutet, dass wir uns untereinander mit dem Wort Gottes und mit geistlichen Liedern ermutigen. Lasst uns über unser Trachten nach den irdischen Dingen Buße tun und von ganzem Herzen nach den oberen Dingen trachten, so dass wir als geistliche Menschen wachsen, die Gott gefallen.

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