Vater, vergib ihnen! (Lukas 23,26-49)

VATER, VERGIB IHNEN!

Lukas 23, 26 – 49

Leitvers 23, 34a

Jesus aber sprach: Vater, vergib ihnen; denn sie wissen nicht, was sie tun!“

In der letzten Woche haben wir die Botschaft aus Lukas 19 studiert. Dank sei Gott für Jesus, der sich selbst entäußert hat und in die Welt gekommen ist, um uns, die wir in der Sünde verloren waren, zu suchen und selig zu machen. Dank sei Gott, der in den vergangenen über 45 Jahren durch die Hingabe seiner Knechte und Mägde zahlreiche Studenten gesucht und als verantwortliche geistliche Leiter aufgestellt hat. Möge Gott uns helfen, diese Liebe anzunehmen und sie in unserem Hirtenleben zu praktizieren und jeder 12 Jünger Jesu aufzustellen.

Zur Vorbereitung der bevorstehenden Purdue Sommerbibelkonferenz möchten wir Jesu Gebet am Kreuz aus Lukas 23 studieren. Inmitten der unerträglichen Qualen am Kreuz offenbarte Jesus die rettende Liebe Gottes, indem er betete: „Vater, vergib ihnen; denn sie wissen nicht, was sie tun!“ Möge Gott uns helfen, Jesu vergebendes Gebet anzunehmen und zu Männern und Frauen der vergebenden Liebe verändert zu werden. Möge Gott jedem der mehr als 3.000 Teilnehmer der Purdue Konferenz seine Liebe schenken und die Konferenz zu einem Meilenstein für sein Werk der Weltcampusmission machen.

1. Weint nicht über mich, sondern weint über euch selbst (26-31)

Jesus war von den jüdischen Oberen ungerecht angeklagt und den Heiden überantwortet worden. Nachdem er gegeißelt, von Pilatus verurteilt und den Soldaten zur Kreuzigung übergeben worden war, legten sie ein schweres Kreuz auf seine Schultern. Unter dem Gewicht des Kreuzes brach Jesus wiederholt zusammen. Wegen des Blutverlusts durch die Geißelung war Jesus zu sehr geschwächt, als dass er sein Kreuz noch selbst hätte tragen können. Als die Soldaten dies merkten, zwangen sie einen Passanten dazu, das Kreuz Jesu zu tragen. Lesen wir Vers 26: „Und als sie ihn abführten, ergriffen sie einen Mann, Simon von Kyrene, der vom Feld kam und legten das Kreuz auf ihn, dass er’s Jesus nachtrüge.“ Simon von Kyrene war vermutlich wegen des Passafestes nach Jerusalem gekommen. Als die Soldaten ihn zwangen, Jesu Kreuz zu tragen, musste er zuerst ärgerlich reagiert haben. Was hatte er mit diesem Verurteilten zu schaffen? Warum gerade er? Nachdem Simon aber erkannt hatte, dass Jesus das Kreuz für die Sünde der Welt und auch für seine Sünde trug, war er über alle Maßen dankbar, dass er dieses große Privileg empfangen hatte, das Kreuz seines Herrn Jesus nach Golgatha zu tragen. Später wurde seine ganze Familie gläubig, und seine beiden Söhne wurden tüchtige Mitarbeiter für das Reich Gottes. Hier lernen wir, dass ein kreuztragendes Leben immer ein gesegnetes Leben ist. Wir nehmen das Kreuz nie wirklich gerne oder willig auf. Wenn wir uns aber selbst verleugnen und das Kreuz tragen, werden wir es genießen, das Kreuz zu tragen und Gott wird uns segnen, dass wir Jesus erkennen, unser ganzes Haus gerettet wird und auch unsere Kinder zu den Mitarbeitern für das Werk Gottes wachsen.

Lange Zeit sahen die europäischen Direktoren sehr mühselig aus, wenn sie das Kreuz des selbständigen Lebens, des Einladens, der Jüngererziehung, des Predigens und der Kindererziehung trugen. Als aber anläßlich der Regionalkonferenzen M. Dr. Peter Chang ihnen zeigte, wie er das Kreuz der Mission mit Freude und ohne müde zu werden trug, begannen sie auch, es zu genießen, die Kreuze der Mission zu tragen. Nun sehen sie sehr glücklich und kräftig aus und viele Hoffnungsträger wachsen als Jünger Jesu heran.

Sehen wir uns Vers 27 an. Eine große Menschenmenge folgte Jesus. Unter ihnen waren auch viele Frauen, die klagten und beweinten ihn. Als diese Frauen sahen, wie Jesus blutete und unter dem schweren Kreuz zusammenbrach, waren sie voller Mitleid und vergossen seinetwillen viele Tränen. Da wandte sich Jesus inmitten seines Leidens zu ihnen um und sprach: „Ihr Töchter von Jerusalem, weint nicht über mich, sondern weint über euch selbst und über eure Kinder.“ Jesus konnte ihre Lage verstehen, weil er der gute Hirte ist. Diese Frauen sollten jedoch nicht über Jesus weinen, sondern über sich selbst und ihre Kinder. Anders gesagt sollten sie Tränen der Buße für ihre Sünde und für die Sünde derer vergießen, die das Gericht Gottes erfahren würden. Lesen wir die Verse 29-31: „Denn siehe, es wird die Zeit kommen, in der man sagen wird: Selig sind die Unfruchtbaren und die Leiber, die nicht geboren haben, und die Brüste, die nicht genährt haben! Dann werden sie anfangen zu sagen zu den Bergen: Fallt über uns!, und zu den Hügeln: Bedeckt uns! Denn wenn man das tut am grünen Holz, was wird am dürren werden?“ Das Gericht Gottes wäre so schrecklich, dass es für die Menschen besser wäre, keine Kinder zu haben und selber unter den Hügeln begraben zu werden. Was wir brauchen, ist nicht Mitleid mit dem leidenden Jesus – denn Jesus trug das Kreuz, um eine ewige Erlösung zu erwirken – sondern was wir brauchen, ist Buße für unsere Sünde und tränende Fürbitte für die jungen Menschen, die ohne Einsicht dem Gericht Gottes entgegengehen.

2. Jesus am Kreuz schenkt uns Vergebung der Sünden (32-34)

Lesen wir Vers 33: „Und als sie kamen an die Stätte, die da heißt Schädelstätte, kreuzigten sie ihn dort und die Übeltäter mit ihm, einen zur Rechten und einen zur Linken.“ Lukas beschreibt den Vorgang der Kreuzigung sehr nüchtern. Doch allein das Wort „Kreuzigung“ deutet schon den ganzen Schrecken dieser Hinrichtungsart an. Jesus wurde auf ein Holzkreuz gelegt. Dann trieben sie lange Eisennägel durch seine Hände und Füße, so dass das Blut daraus hervorquoll. Anschließend wurde das Kreuz hoch aufgerichtet. Die Kreuzigung rief unsägliche Schmerzen hervor. Die Gekreuzigten litten unter schlimmstem Durst und rasenden Kopfschmerzen. Wegen der Hängelage waren sie ständig dem Erstickungstod nahe und mussten ihren Körper immer wieder anheben, wobei sie sich auf die Nägel in ihrem Händen und Füßen stützten. Der Todeskampf dauerte manchmal sechs Tage lang an. Weil die Kreuzigung so schmerzhaft und schmachvoll war, durfte sie nur bei Schwerstverbrechern und Sklaven, nicht aber bei römischen Bürgern angewandt werden. Um die Scham der Kreuzigung noch zu vertiefen, kreuzigte man Jesus in der Mitte zwischen zwei Übeltätern. Grundlegend wünschen sich alle Menschen, geachtet und respektiert zu werden. Warum aber erfuhr Jesus, dem eigentlich alle Ehre und alle Hochachtung gebührt, solche Schande und Schmach? Psalm 22,15-19 sagt: „Ich bin ausgeschüttet wie Wasser, alle meine Knochen haben sich voneinander gelöst; mein Herz ist in meinem Leibe wie zerschmolzenes Wachs. Meine Kräfte sind vertrocknet wie eine Scherbe, und meine Zunge klebt mir am Gaumen, und du legst mich in des Todes Staub. Denn Hunde haben mich umgeben, und der Bösen Rotte hat mich umringt; sie haben meine Hände und Füße durchgraben. Ich kann alle meine Knochen zählen; sie aber schauen zu und sehen auf mich herab. Sie teilen meine Kleider unter sich und werfen das Los um mein Gewand.“ Warum musste Jesus so viel leiden? Jesus litt so viel um unsrer Sünde willen. Jesaja 53,5 sagt: „Aber er ist um unsrer Missetat willen verwundet und um unsrer Sünde willen zerschlagen. Die Strafe liegt auf ihm, auf dass wir Frieden hätten, und durch seine Wunden sind wir geheilt.“ Jesus wurde wegen meiner Sünde der Rebellion gegen Gottes souveräne Führung verwundet und ans Kreuz genagelt. Jesus wurde wegen meiner schändlichen Sünde der Selbstsucht und Verantwortungslosigkeit verachtet und zwischen zwei Übeltätern schmachvoll gekreuzigt. Die Strafe liegt auf ihm, auf dass ich Frieden hätte, und durch seine Wunden bin ich geheilt.

Durch Jesu Leiden am Kreuz sehen wir, wie ernsthaft unsere Sünden sind. Wir leben in einer Zeit, in der Sünde sehr stark relativiert wird. Aber auch diejenigen, die sich einreden, die Sünde sei nicht so schlimm, können die Ernsthaftigkeit der Sünde nicht leugnen. Wegen der Sünde müssen sich die Menschen unter der Schuld, der Scham und der Todesfurcht endlos quälen. Der Sünde Sold ist immer der Tod (Röm 6,23a). Nach diesem Tod folgt das unausweichliche Gericht Gottes über die Sünder und die ewige Verdammnis. Der heilige Gott betrachtet Sünde niemals leichtfertig. Der heilige Gott kann Sünde nicht ungestraft lassen. Statt uns aber wegen unserer Sünde zu bestrafen, legte Gott die Strafe für unsere Sünde auf Jesus Christus am Kreuz. Als Jesus am Kreuz von Gott verlassen wurde und starb, wurden wir, die wir an ihn glauben dürfen, frei von der Sünde, von der Todesfurcht und von der ewigen Verdammnis. 1. Petrus 2,24 sagt: „Der unsere Sünde selbst hinaufgetragen hat an seinem Leibe auf das Holz, damit wir, der Sünde abgestorben, der Gerechtigkeit leben. Durch seine Wunden seid ihr heil geworden.“ Wenn wir mit unserer Sünde zu Jesus kommen, der an unserer Stelle am Kreuz bestraft und verdammt worden ist, können wir geheilt werden und in seiner Gnade ein neues und freies Leben für Gott und für seinen Willen führen.

Sehen wir uns Vers 34 an: „Jesus aber sprach: Vater, vergib ihnen; denn sie wissen nicht, was sie tun! Und sie verteilten seine Kleider und warfen das Los darum.“ Am Kreuz hätte Jesus vieles beten können: „Vater, lass es schnell vorbei gehen!“ oder auch nur „Vater, warum?“ Stattdessen aber bat Jesus um die Vergebung der Sünden derer, die ihn ans Kreuz geschlagen hatten. Selbst inmitten der größten Schmerzen am Kreuz murrte oder haderte Jesus nicht, sondern dachte an die Rettung der Sünder: „Vater, vergib ihnen; denn sie wissen nicht, was sie tun.“

Es fällt auf, dass Jesus im Blick auf die Menschen, die ihn kreuzigten, sagte: „… denn sie wissen nicht, was sie tun!“ Eigentlich wussten sie genau, was sie taten. Die religiösen Oberen wussten, dass sie Jesus illegal verhörten, ihn mit falschen Zeugnissen konfrontierten und ihn dann unschuldig den Heiden überantworteten. Die römischen Soldaten wussten, dass sie einen unschuldigen Menschen schlugen, quälten und kreuzigten und, während er den Todeskampf führte, seine Kleider unter sich teilten und das Los darum warfen. Selbst die Jünger Jesu wussten, dass sie ihren geliebten Meister, der nur Gutes getan hatte, im Stich ließen, indem sie in alle Winde davonliefen.

In der Tat aber wussten sie nicht, was sie taten. Sie wussten insbesondere nicht, dass sie durch ihre Sünde den Heiland der Welt ans Kreuz nagelten. Jesus sah nicht ihre Sünde, sondern er sah ihre geistliche Unwissenheit und bat Gott für sie um Vergebung. Alle Menschen begehen Sünde aus geistlicher Unwissenheit. Einige werfen ihr Vertrauen auf Gott weg, indem sie berechnen und nach einem Vorteil in der Welt suchen. Einige betrüben den Geist, indem sie ein wenig ihr Vergnügen genießen wollen. Andere machen einen anderen Menschen zu ihrem Anbetungsgegenstand und sündigen in ihren Gedanken und in der Tat. Wieder andere schließen aus Furcht vor den Menschen Kompromisse oder relativieren die Berufung Gottes. Aus geistlicher Unwissenheit sündigen wir ständig. Doch wir brauchen deswegen nicht zu verzagen. Wir müssen Jesu Gebet am Kreuz für uns persönlich hören: „Vater, vergib ihm; denn er weiß nicht, was er tut.“ Jesu Gebet am Kreuz gibt uns Gewissheit, dass Gott unsere Sünden im Blut Jesu ein für alle Mal vergeben hat.

Wenn wir darüber nachdenken, warum es so viele zwischenmenschliche Probleme und Konflikte gibt, so finden wir die Hauptursache darin, dass die Menschen einander nicht vergeben können. Anstatt einander zu vergeben, tendieren die gefallenen Menschen dazu, sich doppelt und dreifach zu rächen. Wenn uns jemand auf die rechte Wange schlägt, wollen wir am liebsten mit einer Links-Rechts-Faustkombination zurückschlagen. Insbesondere gibt es im Leben eines jeden Menschen jemanden, dem oder der man nur sehr schwer vergeben kann. Man sagt: „Ich kann allen Menschen vergeben, aber diesem da… Tut mir leid.“ Wenn aber Jesu vergebende Liebe unser Herz bewegt, dann können wir allen Menschen vergeben, auch diesem da. Wenn wir Jesu vergebende Liebe am Kreuz empfangen, dann können wir auch die, die ungerecht an uns gehandelt haben oder unsere Feinde sind, mit der Liebe Gottes umarmen und für sie beten.

Als Stephanus zu Tode gesteinigt wurde, sah er nicht mehr die zornigen Gesichter seiner Feinde, sondern er sah auf zum Himmel und sah Jesus. Da hatte er die vergebende Liebe Jesu im Herzen und konnte für diejenigen beten, die ihn steinigten: „Herr, rechne ihnen diese Sünde nicht an!“ Stephanus’ Gebet wirkte im Herzen eines wütenden jungen Pharisäers, bis dieser von Jesu vergebender Liebe überwältigt wurde und zum Apostel der Heiden verändert wurde.

M. Oyor Moses wuchs im Südsudan auf. Weil die muslimische Regierung viele Menschen seiner Heimat umbringen ließ, hasste er alle Moslems. Als er aber aber durch 1. Korinther 6,9-10 Jesus und seine vergebende Liebe empfing, wurde sein Herz verändert und er konnte anfangen, sogar Moslems zu lieben. Er ging als Missionar nach Ägypten. Die Einheimischen dort nannten ihn wegen seiner schwarzen Hautfarbe einen „Affen“. Aber er hatte immer ein Lächeln für sie und umarmte sie mit der vergebenden Liebe Jesu, indem er für ihr Heil betete und ihnen das Wort Gottes weitergab. Nun hat die vergebende Liebe Jesu angefangen, inmitten der islamischen Gesellschaft zu wirken und hat dieses Werk zur Quelle des Segens für den Nahen Osten, Afrika und die Moslemmission gemacht.

In der vergangenen Woche durften wir das Zeugnis von M. Joo-Eun hören, die aus Nordkorea geflohen war und in China zum Glauben kam. Obwohl ihre Arbeit ständiger Schikanen und Bedrohungen ausgesetzt war, konnte sie, als sie Mt 15,31 annahm, alle Arten von Menschen mit der Liebe Jesu umarmen. Einmal wurde sie zu einer berüchtigten Polizeistation gebracht und geschlagen. Da dankte sie Gott, der sie dorthin führte, damit sie auch für diese Leute beten konnte. Ihr Zeugnis gibt uns Zuversicht, dass die vergebende Liebe Jesu sowohl in China als auch in Nordkorea das Klima der Furcht, des Misstrauens und des Egoismus überwindet und die Tür für das Evangelium zu den Herzen der Menschen weit aufgehen lässt.

Als M. Mary Shin in Korea hörte, dass ihr ehemaliger Bibelschüler in die Anfechtung geraten sei, da betete sie mit Jesu vergebender Liebe für sein Heil und flog mehrfach nach Deutschland, um sein Herz wieder zu gewinnen. Die vergebende Liebe wirkte ein Wunder, stellte diesen jungen Mann als Jünger Jesu wieder her und verwendet ihn nun als einen guten Hirten und einflussreichen Diener Gottes. H. Happy Maria Park war eine Trouble Makerin, die andere mit Fäusten terrorisierte und ihren Eltern und Bibellerhrern viele Sorgen machte. Doch durch die vergebende Liebe Jesu durch sein Gebet am Kreuz wurde sie zu einer Frau der vergebenden Liebe verändert, die am Leiden Jesu für das Heil der jungen Menschen teilnimmt. Preiset Jesus, der am Kreuz für die Sünder gebetet hat. Preiset Jesus, der uns von den Menschen der Unbarmherzigkeit zu den Menschen der vergebenden Liebe verändert. Laßt uns unser Herz für Jesu vergebende Liebe weit öffnen und alle Arten der jungen Menschen, an uns sündigen, annehmen und sie zu Jesus führen – in Deutschland, Europa, sogar in China und den moslemischen Ländern.


3. Jesu Tod am Kreuz öffnet den Weg ins Paradies (35-49)

Während Jesus am Kreuz hing, wurde er von den Menschen verhöhnt und verspottet. Die Oberen spotteten und sprachen: „Er hat andern geholfen; er helfe sich selber, ist er der Christus, der Auserwählte Gottes.“ Auch die Soldaten verspotteten ihn, brachten ihm Essig und sprachen: „Bist du der Juden König, so hilf dir selber!“ Selbst einer der Übeltäter, die am Kreuz hingen, lästerte ihn und sprach: „Bist du nicht der Christus? Hilf dir selbst und uns!“ Für Jesus war dies die härteste Versuchung, vom Kreuz herabzusteigen und sich an allen seinen Feinden zu rächen. Jesus aber widerstand dieser Versuchung. Er rettete sich nicht selbst, weil er uns, die Sünder, retten wollte.

Wie reagierte der zweite Verbrecher, der neben Jesus am Kreuz hing? Lesen wir die Verse 40-42: „Da wies ihn der andere zurecht und sprach: Und du fürchtest dich auch nicht vor Gott, der du doch in gleicher Verdammnis bist? Wir sind es zwar mit Recht, denn wir empfangen, was unsre Taten verdienen; dieser aber hat nichts Unrechtes getan. Und er sprach: Jesus, gedenke an mich, wenn du in dein Reich kommst!“ Menschlich gesehen konnte dieser Mann nichts vorweisen als seine Verbrechen. Er konnte zu Jesus gar nichts bringen als sein blutbeflecktes sündiges Wesen. Als er aber Jesu Gebet am Kreuz hörte: „Vater, vergib ihnen; denn sie wissen nicht, was sie tun!“, da erkannte er, dass Jesus der Gott der Gnade ist. Durch den Glauben wandte er sich Jesus zu und bat: „Jesus, gedenke an mich, wenn du in dein Reich kommst!“ Jesus sprach zu ihm: „Wahrlich, ich sage dir: Heute wirst du mit mir im Paradies sein.“

Hier lernen wir, was Glaube ist. Glaube heißt, nicht auf sich selbst und auf seine Sünden zu schauen, auch wenn sie sich noch so hoch auftürmen oder noch so blutrot sind, sondern auf Jesus zu schauen und auf seine vergebende Liebe absolut zu vertrauen. Jesus ignoriert ein solches Gebet niemals. Jesus sprach zu ihm: „Wahrlich, ich sage dir: Heute wirst du mit mir im Paradies sein.“ Als Jesus sich schon im Todeskampf befand, rettete er noch eine verlorene Seele. Durch Jesu vergebende Liebe konnte dieser Verbrecher in das himmlische Jerusalem eintreten und vom Baum des Lebens essen, mit Mose und Elia an einem Tisch sitzen und mit Abraham spazierengehen. Jesus schenkt denen, die um seine Gnade flehentlich bitten, die Verheißung des ewigen Lebens: „Wahrlich, ich sage dir: Heute wirst du mit mir im Paradies sein.“

Sehen wir uns die Verse 44-45 an. Es war um die sechste Stunde. Nun kam eine Finsternis über das ganze Land bis zur neunten Stunde. Der Vorhang des Tempels, der das Heilige vom Allerheiligsten trennte, riss mitten entzwei. Jesu Kreuzestod öffnete für alle Menschen einen Zugang zu Gott. Nun können alle Sünder durch den Glauben an das Blut Jesu zum Thron Gottes hinzutreten und Gnade empfangen (Hebr 4,16).

Sehen wir uns Vers 46 an. Zur neunten Stunde rief Jesus laut: „Vater, ich befehle meinen Geist in deine Hände!“ Danach verschied er. Jesus starb nicht jammervoll, sondern im Vertrauen auf Gottes absolute Liebe und mit einem Siegesruf auf den Lippen. Lesen wir Vers 47: „Als aber der Hauptmann sah, was da geschah, pries er Gott und sprach: Fürwahr, dieser ist ein frommer Mensch gewesen!“ Auch dieser abgehärtete Hauptmann blieb bei Jesu Kreuzestod nicht unbewegt. Er kannte eigentlich nur Befehl und Gehorsam, Blut, Verzweiflung und Tod. Doch in Jesus sah er den lebendigen Gott und seine vergebende Liebe. Er wurde der erste Heide, der ein Bekenntnis des Glaubens ablegte: „Fürwahr, dieser ist ein frommer Mensch gewesen!“ Er wurde ein Vorbote dessen, dass sich das Evangelium von Jesu Kreuzestod bis an das Ende der Erde ausbreiten würde.

Heute haben wir gelernt, dass Jesus am Kreuz für die Sünder betete: „Vater, vergib ihnen; denn sie wissen nicht, was sie tun!“ Wenn wir zu Jesus mit unserer Sünde kommen, schenkt er uns seine Gnade der Vergebung und verheißt uns das ewige Leben mit ihm im Paradies. Wenn Jesu vergebende Liebe unser Herz erfüllt, können wir alle Arten von Menschen mit der vergebenden Liebe Jesu umarmen und ein Segen für sie sein.

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